Studentinnenverbindung

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Damenverbindungen, auch Mädchenschaften, sind Studentenverbindungen, die im Gegensatz zu den traditionellen, die nur Männer zulassen, ausschließlich Frauen aufnehmen. Sie haben vielfach die äußerlichen Merkmale (Couleur) bestehender Verbindungen übernommen - mit Ausnahme des akademischen Fechtens. In keiner Damenverbindung werden Mensuren geschlagen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte der Damenverbindungen

Die ersten Damenverbindungen

Chargierte einer Damenverbindung 1928 in Berlin

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurden die ersten Frauen zum Studium an deutschen Universitäten zugelassen. In Baden geschah dies im Jahr 1900, in Preußen acht Jahre später im Jahr 1908. Von Beginn an bestand auch bei ihnen, wie auch zuvor bei ihren männlichen Kommilitonen, der Bedarf, sich in studentischen Gruppen zusammenzuschließen.

Noch bevor die ersten Frauen in Deutschland und Österreich promovieren durften, hatten sich bereits an mehreren Hochschulorten so genannte Damenverbindungen gegründet. Die Erste war der 1899 in Bonn gegründete Club der Namenlosen. Dieser wandelte sich schließlich zum Verein Studierender Frauen Deutschlands Hilaritas im Verband der Studentinnenvereine Deutschlands. Diesem folgten weitere Neugründungen, wie z.B. der Christliche Studentinnenverein Freiburg im Verband der Studentinnenvereine Deutschlands im Jahre 1903, die Alt-Heidelbergerinnen 1904) oder der Katholische Studentinnenverein Herrad Freiburg im Breisgau kurz vor Kriegsbeginn 1914.[1]

Chargierte einer Studentinnenverbindung 1932 in Berlin

Diese neuen Frauenverbindungen übernahmen zum Teil das Regelwerk (Comment) der bestehenden Männerverbindungen und adaptierten deren Riten und Liedtexte. Bis zum Jahr 1933 existierten etwa 100 Verbindungen von Studentinnen. Mit der steigenden Anzahl kam es, wie auch zuvor auf männlicher Seite, zur Gründung von eigenen Dachverbänden und Verbindungsabkommen. Auf evangelischer Basis wurde 1904 die Deutsche Christliche Vereinigung Studierender Frauen gegründet (20 Vereine). Es folgten 1906 der Verband der Studentinnenvereine Deutschlands (7 Vereine), 1913 der Verband katholischer deutscher Studentinnenvereinigungen (VKDSt) (27 Vereine) und 1914 der Verband Deutscher Akademischer Frauen (VDAF) (9 Vereine). Ferner gab es auch sogenannte Katholische deutsche Studentinnenkorporationen.

Mit der steigenden Zahl von Studentinnen stiegen auch die Mitgliederzahlen der weiblichen Korporierten schnell an. So gab es während der Weimarer Republik sowie in der Ersten Republik in Österreich weitaus mehr korporierte Frauen und in Verbindungen integrierte Studentinnen als heutzutage.

Den Geschlechterforscherinnen Diana Auth und Alexandra Kurth zufolge fühlten sich aber nur wenige Hochschülerinnen „von den Studentinnenvereinen in der Weimarer Republik angesprochen“. Ursächlich dafür waren die in tradierten Rollenverständnis verhafteten Damenverbindungen, während viele Studenten gerade neue Freiräume erkämpften. Ein Großteil von ihnen schloss sich „Freistudentenschaften“ oder politischen Studentenorganisationen an.[2]

In Flandern wurden weibliche Studenten an der Katholieke Universiteit Leuven erst ab 1920 zugelassen. Damenverbindungen waren in den Anfangsjahren verboten.

Der Niedergang 1933-38 und die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg

Obwohl nach der nationalsozialistischen Ideologie die Berufstätigkeit von Frauen auch in akademischen Berufen nicht gewünscht war, waren in der Zeit des Nationalsozialismus im Deutschen Reich und in Österreich Frauen weiterhin an den Universitäten vertreten. Später, vor allem im Zweiten Weltkrieg, nahm ihre Zahl sogar zu, denn es wurde Ersatz für die im Krieg eingesetzten Männer gebraucht. Studentische Verbindungen für Frauen wurden aber aufgrund der Gleichschaltung nicht zugelassen. NS-Kameradschaften im Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbund (NSDStB) gab es für Frauen nicht. Ihnen wurde aber die Mitgliedschaft in Organisationen wie der NS-Studentenkampfhilfe oder der Arbeitsgemeinschaft Nationalsozialistischer Studentinnen (ANSt) nahegelegt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg waren durch die alliierten Militärregierungen zunächst alle studentischen Gemeinschaften verboten. Sehr viele hatten der Gleichschaltung nicht genügend Widerstand entgegengesetzt, die alten Rituale und die an Uniformen erinnernden Chargiertenwichse lösten bei den Alliierten Skepsis aus. Diese wich jedoch nach und nach, die Korporationen wurden wieder zugelassen und begannen neu aufzuleben.

In Deutschland wurde im Jahr 1952 lediglich der VKDSt als Frauenverband wiederbegründet - später in Bund katholischer deutscher Akademikerinnen (BkdA) umbenannt. Nur wenige der etlichen vormals bestehenden Damenverbindungen konnten nach 1945 reaktiviert werden, aber auch diese hatten nur wenige Jahre Bestand. Beispielsweise reaktivierte im Wintersemester 1948/49 der Katholische Studentinnenverein Herrad zu Freiburg im Breisgau, der 1958 im 1956 gegründeten KDStV Heiland aufging und bis 1967 bestand. Auch in Österreich konnten nur sehr vereinzelt Damenverbindungen wieder den Aktivenbetrieb aufnehmen. Erst 1987 gab es eine erfolgreiche Reaktivierung.

In Flandern wurde weiblichen Studenten während des Interbellums nur gestattet, in der Sozialpflege aktiv zu sein. Allerdings wurde am 12. April 1941 in Leuven eine katholische farbentragende Studentenverbindung für Damen, der Vlaams Studenteninnenverbond voor Groot-Brussel, gegründet. Sie wurde bald umbenannt zu Sint-Goedeleconvent. Diese Verbindung existiert ohne Unterbrechung bis heute und gehört zum Katholiek Studentencorps Brussel (1925), das dem Katholiek Vlaams Hoogstudentenverbond angehört. Sie ist damit die älteste Damenverbindung Belgiens.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden 1949 in Gent und 1950 in Leuven Studentenvereine für Studentinnen gegründet, der Sint-Veerlekring und die Vereniging der Vlaamse Meisjesstudenten (VMS). Die VMS wurde 1952 umgenannt in Vlaamse Katholieke Meisjesstudenten (VKM). Diese Vereine organisierten religiöse, kulturelle, soziale und Sportveranstaltungen für Studentinnen.

Das Jahr 1968

Ein Großteil der 68er-Studentinnen und Studenten sahen in den Korporationen ein Relikt vergangener Zeiten und forderten die Umwandlung in gemischte Bünde und die Aufgabe des als rückwärtsgewandt betrachteten Brauchtums. Die meisten Korporationen lehnten das ab, da es das Ende jenes Vereinszwecks bedeutet hätte, dem sie sich verpflichtet fühlten, und zogen es vor, ihre teils Jahrhunderte alte Tradition beizubehalten und sich gegebenenfalls wegen Mitgliedermangels zu vertagen, sprich temporär aufzulösen.

Einige Korporationen kamen diesen Forderungen jedoch nach. So gibt es heute gemischte Korporationen, die ehemals als reine Männerbünde gegründet worden waren. Oftmals handelte es sich dabei um die Akademisch-Musikalischen Verbindungen oder die Akademischen Turnvereine, bei denen ein gemeinsames weiteres Hobby neben dem Comment im Vordergrund stand und steht. Diese Verbindungen begannen meist Ende der 1960er-Jahre, Anfang der 1970er-Jahre auch Studentinnen aufzunehmen, mussten dies aber meist in langwierigen Debatten gegen die anfänglichen Bedenken des jeweiligen Dachverbandes durchsetzten.

In Flandern wurde auf Grund dieser Entwicklung der Leuvener Damendachverband Vlaamse Katholieke Meisjesstudenten (VKM) 1961 sistiert.

Die Neugründungen ab 1975

In Folge der 68er-Bewegung musste das Korporationswesen in Deutschland einen weitgehenden Bedeutungsverlust und Verlust seines allgemeinen Ansehens innerhalb der Studierendenschaft hinnehmen. Verbindungsstudenten waren vielerorts ungern gesehen und wurden gemieden oder sogar beim Auftreten in Couleur von einigen Kommilitonen attackiert. Auch der Anteil der Frauen, die an dem Verbindungsleben nahe standen, ging schlagartig zurück, und viele Damenzirkel (Zusammenschlüsse der Couleurdamen) mussten mangels Mitglieder schließen.

Erst ab Mitte der 1970er-Jahre kam es zu Neugründungen von Damenverbindungen. Teilweise entstammten diese Studentinnen den verbliebenen Couleurdamen und Freundinnen von Korporierten, oftmals wurden sie jedoch regulär an den Unis „gekeilt“.

Die älteste Damenverbindung aus dieser Zeit, war die textile und technische Damenverbindung Ferra Floris zu Münchberg & Hof, die am 25. Mai 1976 in Münchberg publiziert wurde. Erst ab Mitte der 1980er-Jahre stieg die Zahl weiblicher Korporierter, wenn auch langsam, wieder an. Dies geschah zum Teil in gemischten Verbindungen und teils in reinen Frauenverbindungen.

Die älteste heute noch aktive Damenverbindung ist die textile und technische Damenverbindung Ferra Floris, gefolgt von Merzhausia zu Freiburg im Breisgau, gegründet am 14. Dezember 1982. Ihr folgten die Rot-Weiß-Rosé Tübingen, 1984 die inzwischen vertagte Astra Badensia Freiburg im Breisgau, 1985 die Lysistrata Berlin, 1986 die Amazonia Nova Marburg, die Laetitia Tübingen und die Concordia Feminarum Kiel. 1987 wurden die Nausikaa Heidelberg und die Badenia Palatina Mannheim gegründet, 1988 die Helenia Monasteria Münster, die Fla Bella Karlsruhe, die Stella Orienta Marburg und einige weitere.

Parallel zu dieser Entwicklung gründeten sich seit Anfang der 1990er-Jahre Damenverbindungen, die bestehenden Dachverbänden reiner Männerverbindungen nahe standen bzw. stehen und teilweise das gleiche Haus bewohnen. Ein Beispiel hierfür sind die Vereine deutscher Studentinnen (VDSti), die dem Verband der Vereine Deutscher Studenten (VVDSt) nahestehen. Auch kam es zur Entwicklung reiner Damenverbindungen innerhalb eines Dachverbandes wie im katholischen Unitasverband (UV), oder zur Umwandlung einiger Männerbünde in gemischte Korporationen, unter anderem im Sondershäuser Verband oder im Schwarzburgbund. Auch einige verbandsfreie Korporationen in Deutschland begannen sich in gemischte Bünde umzuwandeln.

In den etablierten nicht-schlagenden katholischen Verbindungen in Österreich entstand ein langer Diskussionsprozess. Einige Korporationen öffneten sich für Frauen und wandelten sich zu gemischten Bünde. Darunter gab es auch solche, die auch ohne Aufnahme von Frauen über viele Aktive, zum Beispiel A.V. Austria Innsbruck (Beginn 1978, Versuch eingestellt 1982) oder Norica Wien (um 1985), verfügten, sodass das Argument des Mitgliedermangels nicht ausschlaggebend sein konnte. Jedoch kehrten nach Problemen viele wieder zum ursprünglich reinen Männerbund zurück.

Vor allem der Österreichischer Cartellverband (ÖCV) versuchte ab diesem Zeitpunkt die Strategie, die Gründung von neuen gemischten und reinen Damenverbindungen unter dem Patronant alteingesessener ÖCV-Verbindungen zu fördern. In der Folge entstanden dadurch beispielsweise die AV Claudiana Innsbruck, die Universitas Wien und weitere Korporationen, die sowohl Männern als auch Frauen offen standen und stehen. So wurden gemischte Verbindung ermöglicht, ohne die eigenen Verbindungen verändern zu müssen. In den 1990er-Jahren wurde eine Diskussion über eine Vollintegration von Frauen in den ÖCV geführt, die auch eine Mehrheit innerhalb der Altherrenschaft fand, jedoch scheiterte der Versuch an den Stimmen der im ÖCV vertretenen Verbindungen, wie auch der Frauen, die lieber einen eigenen, unabhängigen Dachverband gründen wollten, der zwar kleiner ist, dafür aber protokollarisch auf einer Augenhöhe mit dem ÖCV steht.

In Flandern kam es zur vorsichtigen Gründung einzelner Damenverbindungen. In Leuven wurden Status Nascendi Leuven (1981-1984), Aphrodite Leuven (1986), Ad Libitum Leuven (1986-2001) und Vader Brugse Leuven (1989-2001) gegründet. Sie gehörten keinem Dachverband an.

Heutige Situation

Deutschland

Mittlerweile haben sich die Damenverbindungen in Deutschland, wenn auch in geringerer Zahl als in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, wieder weitestgehend etabliert. Gut die Hälfte der deutschen Frauenverbindungen wurde nach dem Jahr 2000 gegründet. Insgesamt gibt es heute wieder mehr als 40 aktive Damenverbindungen in Deutschland.

Von Seiten der Männerverbindungen werden sie allerdings bis heute oft nicht als vollwertige Korporationen angesehen. Auch mangels Organisation der Damenkorporationen in Dachverbänden kam es bislang noch nicht zu Gesprächen und Abkommen mit den Männerverbindungen.

Österreich

Zur Zeit gibt es auch in Österreich wieder etwa 30 Damenverbindungen. Von den Vorkriegsverbindungen wurde eine reaktiviert, der freiheitlich-liberal eingestellte Verein Grazer Hochschülerinnen (1912 gegründet, 1989 wiedergegründet). Es existieren seit Ende der 1980er-Jahre, bzw. Anfang der 1990er-Jahre, wieder christlich-orientierte Dachverbände für Damenverbindungen. Der Verband farbentragender Mädchen (VFM) für Mittelschülerinnen (10 Vereine) sowie die Vereinigung christlicher Studentinnenverbindungen Österreichs (VCS) für Studentinnen (6 Vereine). Wie auch in Deutschland entstanden daneben so genannte „Mädelschaften“.

Während die deutschen Frauenverbindungen eher konfessionsungebunden sind, dominieren in Österreich römisch-katholische Damenbünde. Es gibt auch einige Damenverbindung im national-liberalen Bereich, die z.B. die Wiener akademische Mädelschaft Freya. Daneben gibt es unabhängige Damenverbindungen, sowie Maturantinnenverbindungen, d.h. Verbindungen, die ab der letzten Klasse des Gymnasiums rezipieren, die Vollmitgliedschaft aber an die Matura knüpfen und sich dadurch auch auf Schülerinnen und Nichtakademikerinnen ausweiten, ohne den Hochschulcharakter zu verlieren.

Seitens der christlichen Verbände (Österreichischer Cartellverband/ÖCV, Mittelschüler-Kartell-Verband/MKV, Akademischer Bund Katholisch-Österreichischer Landsmannschaften/KÖL) besteht seit Verbändeabkommen im Jahr 1998 eine vollständige Anerkennung der christlichen Damenverbindungen als vollwertige Korporationen. VFM und VCS gehören beide dem Europäischen Kartellverband (EKV) an und sind darin protokollarisch gleichgestellt. Weiters bestehen Abkommen zwischen ÖCV und VCS, KÖL und VCS, und auch die Schülerverbindungen MKV und VFM haben sich gegenseitig anerkannt. Vertreterinnen der VCS sind bei der Cartellversammlung des ÖCV eingeschränkt zugelassen, die Bildungsakademien wurden de facto zusammengelegt. Gemeinsame Chargierfahrten, Kneipen und andere Veranstaltungen sind üblich.

Schweiz

In der Schweiz existieren einzelne Damensektionen (Mittelschul- und Hochschulebene) innerhalb des Schweizerischen Studentenvereins. Seit dem 17. April 1999 gibt es in St. Gallen zudem die erste reine Frauenverbindung auf universitärer Ebene, welche dem schweizerischen Studentenverein angeschlossen ist, die AV Kybelia. In Bern existiert die AV Auroria als reine Damenverbindung.

Belgien

In Flandern vereinten sich 1996 einige Damenverbindungen in einem örtlichen Seniorenkonvent, dem Meisjesseniorenkonvent (MSK) (Fortuna Leuven, Aphrodite Leuven, Vader Mandel Leuven, Vader Canard Leuven, Verboden Vrucht Leuven, Vader Brugse Leuven, Ad Libitum Leuven, die Damensektionen der Hollandia Lovaniensis und des Katholiek Studentencorps Leuven, das Goedeleconvent). Am 9. November 1998 wurde den MSK vom Katholiek Vlaams Hoogstudentenverbond anerkannt.

Anerkennung und Ansehen der Damenverbindung

Anerkennung/Ablehnung durch Frauen

Viele Frauen halten Studentenverbindungen für eine interessante Möglichkeit, sofern sie sich auch an ihren Bedürfnissen orientieren und wissen nichts oder zu wenig von der Existenz von Damenverbindungen. Viele Frauen reagieren deshalb bei Entdecken von Damenkorporationen überrascht. Aus Sicht weiblicher Korporierter ist eine Korporation für eine Frau sehr wohl lebens- und liebenswert, wenn kleinere Anpassungen vorgenommen würden. Obendrein würden die Kritikerinnen keinen Einblick in Geschichte und Differenzierungen der Verbindungen haben und hier Dinge durcheinanderbringen. Die Damenverbindungen sehen sich als souverän an und dulden keine Einmischung seitens etablierter männlicher Verbindungen, Hilfe wird jedoch gerne angenommen.

Damenverbindungen haben in letzter Zeit ein erstaunliches Eigenleben an den Tag gelegt, v.a. in Österreich gelang es Prominente (darunter sogar Bundesministerinnen) als Ehrenmitglieder zu gewinnen. Offenbar unterstützen - trotz aller althergebrachten Vorurteile gegenüber Verbindungen - etliche Frauen (darunter Politikerinnen, Managerinnen, etc.) junge Frauen in deren Bestreben, sich in eigenen Zusammenschlüssen zu organisieren und sich eigene Korporationen und Clubs zu schaffen. Oftmals treten Prominente Befürworter als Ehrendamen bei der Gründung bei. Auch akzeptieren viele korporierte Männer die weiblichen Verbindungen und unterstützen die Frauen bei ihren Bemühungen. So können heute gegründete Damenverbindungen von Anfang an auf breitgefächerte Unterstützung und Hilfe hoffen.

Insgesamt dürften Damenverbindungen in der Öffentlichkeit einen ähnlichen Stellenwert wie die männlichen Korporationen haben, da das Verbindungswesen nach jahrzehntelanger einseitiger Kritik von teils linken Organisationen, oft immer noch automatisch mit Trunkenheitsritualen und Körperverletzungen in Verbindung gebracht wird.

Aus diesem Grund müssen Damenverbindungen auch bei ihren Geschlechtsgenossinnen meistens Aufklärungsarbeit leisten.

Couleurdamen

Es gibt einen grundsätzlichen Unterschied zwischen sog. Couleurdamen und weiblichen Korporierten.

Sehr viele Damen in Österreich ziehen es vor, nicht in eine Mädchenkorporation einzutreten. Als Argument gilt der geringe Mehrgewinn gegenüber zusätzlicher Verpflichtungen und dem ohnehin fast uneingeschränkten Zugang zu Veranstaltungen.

Eine Rivalität zwischen Freundinnen, die auf Buden mitkommen und mit der Zeit zu Couleurdamen werden, die Bude also immer wieder beehren, und weiblichen Korporierten ist nicht festzustellen. Beide Gruppen haben einen anderen Zugang zum Ganzen, treten aber nicht in Konflikt, teilweise treten nach einiger Zeit Couleurdamen den Damenverbindungen bei (da sie mit dem Komplex "Verbindung" nun vertraut gemacht wurden und nun einen Einblick erhielten).

Auch existieren mittlerweile manchmal "Freundeskreise" der Damenverbindungen, die so genannte Couleurherren darstellen.

Zusammenkünfte

In Deutschland existieren heute - im Gegensatz zur Weimarer Republik - keine weiblichen Dachverbände mehr. Die heutigen Damenverbindungen tauschen sich beim internationalen Damenverbindungstreffen (DVT) aus, das alljährlich an einem anderen Hochschulort stattfindet.

Bisherige DVT:

  • 1989 Ludwigshafen
  • 1991 Freiburg im Breisgau
  • 1992 Berlin
  • 1993 Göttingen
  • 1994 Kiel
  • 1995 Heidelberg
  • 1996 Graz
  • 1997 Marburg
  • 1998 Wien
  • 1999 Berlin
  • 2000 Mannheim
  • 2001 Freiburg
  • 2002 Münster
  • 2003 Würzburg
  • 2004 Braunschweig
  • 2005 Mainz
  • 2006 Jena
  • 2007 Mannheim
  • 2008 Clausthal

In Österreich wird die Trennung zwischen christlich-katholischem und national-liberalen Lager wie bei den männlichen Korporationen sehr streng gehandhabt, Kontakte zwischen den beiden Lagern bestehen hier nicht. Die christlich orientierten Damenverbindungen treffen sich informell im Rahmen des Pennälertages (Pennäler=Mitelschüler) des MKV mit diesem und den beiden anderen großen Männerbünden KÖL und ÖCV. Traditionell chargieren sie auch auf diesem Treffen aller Kooperationen des MKV. Offizielle Treffen sind die VCS- und VFM-Tage, wo sie unter sich sind.

Entgegen der weitverbreitenden Meinung, Korporierte würden fast ausschließlich Männer aufnehmen und 99 % Frauen ausschließen gibt es in Österreich und Deutschland bereits dutzende gemischte und rein weibliche Verbindungen, jährlich kommen Neugründungen hinzu. Der Anteil von aktiven Mädchen dürfte derzeit bei 2-3 % liegen, jedoch steigt er durch Neugründungen derzeit rapide an. Bis zum Jahr 2018 dürften mehr als 10 % der Korporierten weiblich sein.

Das jahrzehntelange Fehlen der Damenkorporationen begründet sich lediglich in ihrem Niedergang 1933 bzw. 1938 und der Unlust junger Frauen nach dem Krieg diese wiederzuerrichten, vor allem nach den gesellschaftlichen Umwälzungen im 68er Jahr. Auch zogen es viel zu viele Frauen vor, einfach nur Couleurdame zu sein, wo keine Verpflichtungen bestanden.

Brauchtum und Experimentation bei Damenverbindungen

Weibliche Liedtexte

Eine der ersten Anpassungen des korporierten Brauchtums an weibliche Bedürfnisse betraf die alten Studentenlieder, da diese auf den Gebrauch durch männliche Studenten abgestimmt waren. Aus Strophen wie „hört ich sing das Lied der Lieder, hört es meine Bundesbrüder“ wurde etwa „hört ich sing das Lied der Lieder, hört, ich sing es immer wieder“, alten Studentenliedern wie „Gaudeamus Igitur“ wurden neue, feminine Strophen hinzugefügt wie die Strophe 5b „Vivant omnes iuvenes, fortiter, celeriter“ (anstelle „Vivant omnes virgines, faciles, formosae“), etc.

Allerdings blieb ein Großteil der Liedtexte unangetastet, teilweise ist bis heute eine Adaptation nicht gelungen. Viele Lieder werden demnach auch in der männlichen Version von den Damenverbindungen gesungen, z.B. „O alte Burschenherrlichkeit“

Geschlechtergerechter Comment

Die Studentinnenverbindungen standen und stehen vor dem Problem, dass viele der Traditionen mit dem Ausbringen von Toasts und Dankesreden zu tun hatten. Dies wurde teilweise auf weibliche Art gelöst, indem eben mit Sekt oder Wein zugeprostet wird (was den Damenverbindungen seitens linker Organisationen den Vorwurf einbrachte, alte Geschlechterklischees zu bedienen). Andere Damenverbindungen (vor allem die österreichischen) stoßen hingegen mit Bier, bzw. Almdudler-Radler, an (was diesen Verbindungen den Vorwurf einbrachte, den Männern gedankenlos alles nachzumachen und keine eigenen Formen zu entwickeln). Damenverbindungen stehen in der Tat vor dem Problem, wie viel Brauchtum übernommen werden soll. Einerseits müssen grundlegende Dinge wie Mütze, Band, Liedgut, Comment übernommen werden, da sie ja sonst keine Korporationen wären, andererseits würde sie bei totaler Übernahme nichts von den männlichen Korporationen unterscheiden, sie wären somit gar keine „Damen“verbindungen, sondern bloße Abziehbilder männlicher Korporationen.

Viele Damenverbindungen haben dies dadurch gelöst, dass die grundlegenden Dinge übernommen wurden, die Feinheiten jedoch abgeändert wurden. So werden Zusammenkünfte meist formloser gestaltet, Receptionen teilweise im weniger förmlichen Rahmen vollzogen. Aufnahmezeremonien werden teilweise lockerer und nicht ganz bierernst durchgeführt, Commentverstösse nicht geahndet, das Stärken als Unsitte abgelehnt.

Feminines Chargieren

Nur wenige Damenverbindungen verwenden Chargierfläuse, nur wenige Schläger zum Chargieren. Meist werden schwarze Damensakkos oder Abendkleider mit Farbenschärpe getragen, einige wenige chargieren jedoch tatsächlich in voller Wichs mit Fahne. Meist wird als Salut und beim Zuprosten freundlich genickt. Statt mit Schlägern wird teilweise mit Rosen oder Schlüsseln chargiert.

Bei Kommersen etablierter männlicher christlicher Verbindungen in Österreich werden sie bei Einzug und Auszug der Chargierten wie die anderen Korporationen behandelt: Nach Datum der Gründung und nach Nähe ihres Dachverbandes bzw. ihrer Prinzipien (bei verbandsfreien) zu denen der gastgebenden Verbindung. Studentinnenverbindungen werden protokollarisch wie Studentenverbindungen gehandhabt, weder benachteiligt, noch bevorzugt.

Abgesehen davon war es in Österreich bei den katholischen Verbindungen schon sehr früh üblich, Frauen uneingeschränkt mitkneipen zu lassen, "Sine fem"-Kneipen sind bei christlichen Verbindungen in Österreich ausgesprochen ungewöhnlich.

Da Frauen sowieso an der Kneiptafel traditionell mitsitzen, stellt es dadurch kein Problem da, wenn einige der Mädchen Bänder und Mützen tragen und bei den Liedern auswendig mitsingen. Es fällt einfach nicht auf, lediglich bei der Eröffnung werden 1, 2 Verbindungen zusätzlich begrüßt und bei der Verabschiedung 1, 2 Farbenstrophen mehr gesungen. Weder haben Damenkorporationen den Ablauf dieser Kneipen in irgendeiner Form geändert, geschweige denn gestört.

In Deutschland ist die Anwesenheit an der Kneiptafel aber die Ausnahme.

Neuartige Couleurartikel

Damenverbindungen verwenden vor allem die bekannten Couleurartikel der etablierten Verbindungen wie Bänder/Schleifen, Mützen, Zipfel und Farbnadeln. Hinzu kommen Schmuckstücke wie Ohrringe, Kettenanhänger oder Ringe in den Verbindungsfarben. Teilweise werden als Ersatz für den Zipfelbund Schieber getauscht, die an Armbändern aus Sektband getragen werden.

Chargen-, Eigen-, Fremdbezeichnungen

Meist sind die althergebrachten Chargenbezeichnungen in weiblicher Version in Gebrauch: Seniora (x), Conseniora (xx), Schriftführerin (xxx), Kassiererin (xxxx), Fuxmajora (FM).

Manchmal heißt die für jeweils ein Semester gewählte Repräsentantin nicht Seniora sondern Präsidin oder Vorsitzende, ihre Stellvertreterin Vize-Präsidentin bzw. Stellvertretende Vorsitzende. Auch bei der Fuxmajora gibt es Abweichungen wie Fuxmajorin, Fuxmagistra oder nur Magistra.

Ebenso ist eine umgedrehte Chargenzeichenfolge möglich: xxx für die Seniora, xx für die Conseniora, x für die Schriftführerin.

Untereinander reden sich Angehörige der gleichen Damenkorporation normalerweise mit "Bundesschwester" an. Bei VFM und VCS, die als Kartellverbände konzipiert und konstituiert sind, ist die Anrede "Kartellschwester" für Mitglieder aus dem gleichen Verband üblich. Mitglieder des EKV werden als Kartellgeschwister (oder -brüder) bezeichnet, andere Korporierte je nach Situation als Farbenbrüder, Farbenschwestern oder Farbengeschwister.

Mittlerweile hat es sich auch bei etablierten Verbindungen durchgesetzt, nicht von "Kartellbrüdern" sondern korrekt von "Kartellgeschwistern" zu sprechen, da über den EKV sehr viele Kartellschwestern zur eigenen Verbandsfamilie dazugestoßen sind.


Kritik

Aus der traditionellen Korporationswelt wird Damenverbindungen oft unterstellt und vorgeworfen, sie spielten nur Studentenverbindung und Korporationsstudentin, ohne einen vernünftigen Begriff von Comment oder studentischem Brauchtum zu haben, und gäben damit alte Traditionen der Lächerlichkeit preis oder versuchten, die besseren Männer zu sein.

Aus dem politisch linken Lager wird Damenverbindungen dagegen vorgehalten, sie ließen reaktionäres Gedankengut wieder aufkeimen und ahmten als Frauen typisch männliche Rituale nach.

Literatur

  • Das Corps "Schlamponia" - Eine Studentin-Geschichte aus dem 20. Jahrhundert, In zierliche Reimlein gebracht und gezeichnet von Max Brinkmann, A. Hofmann & Comp., Berlin, 1899 - Nachdruck Edition Studentica, Hans O. Arnold Verlag, Göttingen, 1981, ISBN 3923414005

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. SCC2005, Verzeichnis aller studentischen Korporationen
  2. Diana Auth, Alexandra Kurth: Männerbündische Burschenherrlichkeit. Forschungslage und historischer Rückblick, in: Christoph Butterwegge / Gudrun Hentges (Hrsg.), Alte und Neue Rechte an den Hochschulen, Agenda-Verlag, Münster, 1999, S. 114-129, S. 125.

Weblinks


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