Succinea putris

Succinea putris
Bernsteinschnecke
Succinea putris

Succinea putris

Systematik
Ordnung: Lungenschnecken (Pulmonata)
Unterordnung: Landlungenschnecken (Stylommatophora)
Überfamilie: Succineoidea
Familie: Succineidae
Gattung: Succinea
Art: Bernsteinschnecke
Wissenschaftlicher Name
Succinea putris
(Linnaeus, 1758)

Die Gemeine Bernsteinschnecke (Succinea putris) ist eine Schneckenart der Familie der Bernsteinschnecken (Succineidae) aus der Unterordnung der Landlungenschnecken (Stylommatophora. Ihren deutschen Namen hat sie von ihrem durchscheinenden, bernsteingelben Gehäuse

Inhaltsverzeichnis

Merkmale

Das Gehäuse misst im Adultstadium 10 bis 15 mm, sehr selten auch bis 24 mm in der Höhe. Es besitzt drei bis vier Windungen, die sehr rasch zunehmen. Die Umgänge sind nur leicht konvex gewölbt und durch eine flache Naht getrennt. Die Mündung ist breit und rundlich; sie nimmt etwa zwei Drittel der Gesamthöhe ein. Die durchscheinende Schale ist verhältnismäßig dünn und leicht zerbrechlich. Die Farbe des Gehäuses variiert von bernsteingelb (Name!) bis zu leicht grünlich-gelb. Die Oberfläche ist abgesehen von feinen, unregelmäßigen Anwachsstreifen fast glatt und matt glänzend. Der Körper des Tieres ist meist hellgelblich-grau gefärbt, wobei der vordere Oberteil des Tieres meist dunkler ist. Die Körperfarbe schwankt jedoch sehr stark von einer Population zur anderen und auch innerhalb einer Population. So kommen auch sehr helle, milchigweiße bis hellgelbliche Exemplare vor, aber auch tiefdunkelbraune bis schwarzgraue Tiere.

Lebensweise, Vorkommen und Verbreitung

Die Gemeine Bernsteinschnecke ist vor allem in feuchten Hochstaudenfluren, feuchten Wiesen, in der Nähe sumpfiger Ufer, Mooren oder verlandeter Flussarme zu finden. Sie lebt häufig auf feuchtem Laub oder an Pflanzenstängeln (z.B. an im Wasser stehenden Schilf), wo sie oft vergesellschaftet mit der dunkleren und etwas kleineren Succinea elegans vorkommt. Sie ist sehr empfindlich gegen Austrocknung. Sie frisst, im Gegensatz zu anderen Arten der Bernsteinschnecken neben vermodernden Pflanzenmaterial auch frische Pflanzenteile. Den Winter verbringen sie versteckt unter Laub, modernden Pflanzenteilen oder in lockerer Erde. Die Gemeine Bernsteinschnecke kann sich auch längere Zeit unter Wasser aufhalten, ohne dass sie ertrinkt, z.B. wenn sie versehentlich ins Wasser gefallen ist. Sie versuchen dann aber möglichst rasch an einem Stängel wieder aus dem Wasser zu kriechen. Vor allem Jungetiere können Tage unter Wasser verbringen, bevor sie das Wasser wieder verlassen. Die Gemeine Bernsteinschnecke ist in Europa, sowie West- und Nordasien weitverbreitet. Sie fehlt lediglich in den höheren Lagen von Nordenglands und Nordskandinaviens sowie in Nordrussland.

Fortpflanzung

Die Gemeine Bernsteinschnecke ist wie alle Landlungenschnecken ein Zwitter. Bei der Paarung erfolgt die Partnerwahl zufällig, was die Größe des Gehäuses des Partners betrifft. Bei Größenunterschieden wurde beobachtet, dass die kleineren und aktiveren Tiere sich meist oben auf den größeren inaktiveren Partnern befanden.[1] Nach der Befruchtung legt die Gemeine Bernsteinschnecke mehrmals bis etwa 100 Eier in einem Laichballen ab. Der Durchmesser der einzelnen Eier beträgt zwischen 1 und 1,8 mm. Die Eiablage erfolgt in faulendes Laub, Moos oder an die Stängel der Nahrungspflanzen. Die eigentliche Eizelle schwimmt in einer fast durchsichtigen, erheblich größeren Eiweißmasse, die wiederum von einer glasklaren, meist konzentrisch geschichteten gallertig-festen Eihaut umschlossen wird. Die Jungtiere schlüpfen in Abhängigkeit von der Temperatur nach ca. 11 bis 21 Tagen. Die Tiere können ein Alter von bis zu zwei Jahren erreichen.

Parasitismus bei Bernsteinschnecken

Viele Arten der Bernsteinschnecken, darunter auch die Gemeine Bernsteinschnecke werden von einem spezialisierten Parasiten, dem Saugwurm Leucochloridium paradoxum befallen. Die Gemeine Bernsteinschnecke ist ein Zwischenwirt im Lebenszyklus von L. paradoxum, den Endwirt stellen Vögel dar. Besonders auffällig ist dabei die Veränderung der Fühler der Schnecke. Der über Vogelkot aufgenommene Erreger vermehrt sich ungeschlechtlich in der Schnecke und verursacht bei ihr die sog. Fühlermaden. Durch die bis in die Fühler reichenden Sporocystenschläuche schwellen die Fühler stark an, werden markant bunt und beginnen zu pulsieren. Die Vögel, welche die Fühler der Schnecke, durch ihre Ähnlichkeit mit Würmern oder Maden, für Beute erachten, fressen die Schnecke oder auch nur die Fühler und nehmen damit die Sporocysten auf. Da die Schnecke die geschwollenen Fühler nicht mehr zum Schutz zurückziehen kann, ist sie ein leicht auszumachendes Ziel für die Vögel. Im Körper des Vogels pflanzen sich die Parasiten fort und vermehren sich geschlechtlich. Die von einer harten Schale umgebenen Eier werden über den Kot ausgeschieden und können nun von Schnecken aufgenommen werden.[2]

Einzelnachweise

  1. Jordaens K et.al., Mate choice in the hermaphroditic land snail Succinea putris (Stylommatophora: Succineidae), in Animal Behaviour , 70/2005, S.329–37.
  2. Rietschel G, Vorkommen larvaler Trematoden in Bernsteinschnecken (Succineidae) Hessens, in Parasitology Research, 58/1979, S.265–74.

Literatur

  • Kuhl W, Die Entwicklung der Bernsteinschnecke Succinea putris L., Zoologisches Institut der Universitat Frankfurt am Main
  • C. R. Boettger: Zur Lebensweise der Schnecken Succinea und Semilimax. Zeitschrift für Morphologie und Ökologie der Tiere, 29: 229-230, Göttingen 1934.
  • Ewald Frömming: Biologie der mitteleuropäischen Landgastropoden. 404 S., Duncker & Humblot, Berlin 1954.
  • Michael P. Kerney, R. A. D. Cameron & Jürgen H. Jungbluth: Die Landschnecken Nord- und Mitteleuropas. 384 S., Paul Parey, Hamburg & Berlin 1983 ISBN 3-490-17918-8

Weblinks


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