Suchtpotenzial

Suchtpotenzial

Die Fähigkeit einer psychotropen Substanz, die das Verhalten einer Person zum unbeabsichtigten erneuten Konsum herbeiführt, charakterisiert man als Abhängigkeitspotenzial oder Suchtpotenzial. Das Abhängigkeitspotenzial beruht unter anderem auf der Wirkung der Substanz auf den Stoffwechsel (körperliche Abhängigkeit) und auf der Stärke des durch die Substanz bewirkten Wohlgefühls (Belohnungsfaktor) bzw. der Stärke der erwünschten Wirkung (psychische Abhängigkeit).

Inhaltsverzeichnis

Unterschiedliche Abhängigkeitspotenziale

Psychotrope Substanzen besitzen unterschiedliche Abhängigkeitspotenziale. Viele Substanzen haben nur ein psychisches Abhängigkeitspotenzial andere hingegen haben zusätzlich auch ein großes physisches (z.B. Heroin, Alkohol).

Das Abhängigkeitspotenzial von suchterzeugenden Substanzen mit sehr kurzer und sehr langer Halbwertszeit soll, nach einer Theorie von Hollister (1978), niedriger sein. Es wird angenommen, dass bei schnell anflutenden Substanzen das Abhängigkeitspotenzial am höchsten ist.

Alkohol

Alkohol hat ein großes körperliches und psychisches Abhängigkeitspotenzial. Die körperliche Alkoholabhängigkeit entwickelt sich, im Unterschied zu Nikotin oder Heroin, erst nach einem langzeitig erhöhten Alkoholkonsum. [1]

Cannabis

Cannabis kann eine psychische Abhängigkeit erzeugen. Das psychische Abhängigkeitspotenzial kann stark von sozialen Faktoren und vom Alter der Konsumenten mitbestimmt werden (Cannabis/Suchtgefahr). Es gibt die Annahme, dass die körperlichen Entzugssymptome Anzeichen einer leichten körperlichen Abhängigkeit sind. [2] [3] [4] [5] Die meisten Quellen gehen von keiner körperlichen Abhängigkeit aus. [6][7]

Crack

Crack (rauchbares Kokain) besitzt ein hohes psychisches Suchtpotenzial. Bei dauerhaftem Gebrauch sind auch körperliche Abhängigkeitssymptomatiken zu beobachten, weil bio-chemische Prozesse im Körper verändert werden (z. B. körpereigene Dopamin-Produktion). [8]

Ecstasy

Ecstasy hat ein geringes körperliches Abhängigkeitspotenzial. Das psychische Abhängigkeitspotenzial ist dagegen als mittelgradig bis hoch einzustufen. [9]

Heroin

Heroin zählt zu den Substanzen mit dem höchsten körperlichen und psychischen Abhängigkeitspotenzial überhaupt. (Heroin/Abhängigkeit)

Medikamente

Etwa 4-5% der Medikamente besitzen ein Missbrauchs- oder Abhängigkeitspotenzial. [10]. Das trifft insbesondere für Hypnotika, Sedativa und Tranquillantien, sowie für Psychostimulantien zu. Des Weiteren sind opioid- und codeinhaltige Analgetika und Kombinationspräparate betroffen. Das Verschreibungsverhalten von Ärzten kann das Abhängigkeitspotenzial von Medikamenten erhöhen. [11] Patienten erwarten von Medikamenten meist eine positive Wirkung, daher kann es unter Umständen schwer sein, das Gefahrenpotenzial hinsichtlich eines Missbrauches oder einer Abhängigkeit bei der Einnahme richtig einzuschätzen, besonders wenn sie von einem Arzt verschrieben werden.

Nikotin

Tabakproduzenten wissen seit Jahrzehnten vom hohen Abhängigkeitspotenzial des im Tabak enthaltenen Nikotins, das Potenzial wurde sogar durch chemische Behandlung bewusst erhöht. [12] [13] Laut einer Veröffentlichung der Weltgesundheitsorganisation sind Tabakprodukte die einzigen frei verfügbaren Konsumgüter, die bei einem Großteil ihrer Konsumenten eine Abhängigkeit, Krankheit oder Tod erzeugen. [14]

Substanzen mit dem höchsten Abhängigkeitspotenzial

Die Substanzen mit dem höchsten körperlichen Abhängigkeitspotenzial sind Heroin und Nikotin [15], beide können bereits nach einmaligem Konsum bzw. nach sehr wenigen Konsumeinheiten Abhängigkeit erzeugen.[16] [17]. Mit das höchste psychische Abhängigkeitspotenzial besitzt Crack.

Computerspiele

Verschiedenen Computerspielen, insbesondere sogenannten MMORPGs, die "online" mit vielen Mitspielern in einer Gruppe gespielt werden, wird ein gewisses Suchtpotential nicht mehr abgesprochen, einerseits aufgrund des möglichen Gruppenzwangs sowie durch das grundlegende Spielprinzip: zwar wird die Spielfigur umso stärker, je mehr Zeit der Spieler investiert, allerdings ist ein echtes "Gewinnen" des Spiels durch das erreichen eines finalen Ziels nicht möglich, da ein solches eben nicht existiert. Ein prominentes Beispiel ist World of Warcraft.

Siehe auch

Literatur

  • G. Glaeske, Psychotrope und andere Arzneimittel mit Missbrauchs- und Abhängigkeitspotential, In: Deutsche Hauptstelle gegen die Suchtgefahren. Jahrbuch Sucht 2000 (Neuland, Geesthacht, 1999)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. http://www.optiserver.de/dhs/substanzen_alkohol.html
  2. sfa-ispa.ch
  3. http://www.drugcom.de/bot_faq_sub-2_idx-10.html Drugcom.de
  4. feelok.ch
  5. bzga.de
  6. partypack.de
  7. dhs.de Deutsche Hauptstelle f. Suchtgefahren
  8. Uni Bremen, Crack
  9. TI Dortmund, Ecstasy
  10. bundesaerztekammer.de
  11. bundesaerztekammer.de
  12. [1]
  13. nichtraucher-kids.de
  14. Tabakkontrolle.de - Webseite der WHO
  15. [2]
  16. [3]
  17. [Allen Carr: Endlich Nichtraucher ISBN 3-442-13664-4 Verlag: Goldmann]
Gesundheitshinweis
Bitte beachte den Hinweis zu Gesundheitsthemen!

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Suchtpotenzial — D✓Sụcht|po|ten|zi|al, Sụcht|po|ten|ti|al …   Die deutsche Rechtschreibung

  • Diacethylmorphin — Strukturformel Allgemeines Freiname Diacetylmorphin Andere …   Deutsch Wikipedia

  • Diacetylmorphin — Strukturformel Allgemeines Freiname Diacetylmorphin Andere …   Deutsch Wikipedia

  • Diamorphin — Strukturformel Allgemeines Freiname Diacetylmorphin Andere …   Deutsch Wikipedia

  • Heroinentzug — Strukturformel Allgemeines Freiname Diacetylmorphin Andere …   Deutsch Wikipedia

  • Nikotinersatz — Nikotinersatztherapie (NET, auch NRT für engl. nicotine replacement therapy „Nikotinersatztherapie“) ist die dosierte Zuführung von Nikotin mittels nikotinhaltiger Präparate als Ersatz für die wegfallende Nikotinzufuhr bei der Raucherentwöhnung.… …   Deutsch Wikipedia

  • Tabakzusatzstoffe — werden häufig bei der Herstellung von Tabakerzeugnissen eingesetzt, um Wirkung, Haltbarkeit und Abbrennverhalten zu verändern sowie das Abhängigkeitspotenzial zu erhöhen. Tabak kann bis zu 10% und mehr an Zusatzstoffen enthalten. Die Verordnung… …   Deutsch Wikipedia

  • Abhängigkeitspotential — Die Fähigkeit einer psychotropen Substanz, die das Verhalten einer Person zum unbeabsichtigten erneuten Konsum herbeiführt, charakterisiert man als Abhängigkeitspotenzial oder Suchtpotenzial. Das Abhängigkeitspotenzial beruht unter anderem auf… …   Deutsch Wikipedia

  • Abhängigkeitspotenzial — Die Eigenschaft einer psychotropen Substanz, eine Person zum unbedingten erneuten Konsum zu veranlassen, heißt Abhängigkeitspotenzial bzw. Suchtpotenzial. Das Abhängigkeitspotential ist somit per Definition substanzgebunden und lässt sich in… …   Deutsch Wikipedia

  • Anxiolitisch — Als die Anxiolyse (Kompositum aus lateinisch anxietas, „Angst“ und griechisch lýsis, „[Auf ]Lösung“) wird die medikamentelle Verminderung von Angstzuständen bezeichnet. Die hierfür eingesetzten Arzneimittel gehören somit zur Gruppe der… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”