- Tabakzusatzstoffe
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Tabakzusatzstoffe werden häufig bei der Herstellung von Tabakerzeugnissen eingesetzt, um Wirkung, Haltbarkeit und Abbrennverhalten zu verändern sowie das Abhängigkeitspotenzial zu erhöhen. Tabak kann bis zu 10% und mehr an Zusatzstoffen enthalten. Die Verordnung über Tabakerzeugnisse legt in Deutschland fest, welche Tabakzusatzstoffe für die einzelnen Darreichungsformen verwendet werden dürfen. Es gibt jedoch auch Tabakprodukte, die ohne Zusatzstoffe hergestellt werden. [1]
Inhaltsverzeichnis
Abhängigkeitsverstärker
Hauptartikel: Nikotinabhängigkeit
Dem Tabak werden häufig viele Stoffe zugesetzt, um das Suchtpotenzial zu erhöhen. Vor allem soll durch verstärkte Aufnahme des Nikotins eine starke Abhängigkeit erzeugt werden. [2][3] Auch werden durch Ammoniumverbindungen leichte Zigaretten, die in Maschinentests nur das ungebundene Nikotin freisetzen, zu "echten" Abhängigkeitserzeugern, da erst in der Lunge mehr Nikotin freigesetzt wird. Menthol fördert auch die Aufnahme des Nikotins in der Lunge, weil der Rauch milder wird und sich die Atemfrequenz erhöht. Es wird nahezu allen Zigaretten beigemengt, da es auch unterhalb der geschmacklich wahrnehmbaren Menge von 0,03% wirkt. [4]
Aus der Ärztewoche: Durch Zusatzstoffe wie Ammoniak, Harnstoff oder Soda kann der pH-Wert des Rauchs basischer gemacht werden, was das Nikotin aus seinen Salzen löst und die Bioverfügbarkeit dramatisch erhöht. „Freies Nikotin wird in der Mundhöhle und in den Atemwegen schneller resorbiert als das in Partikeln gebundene Nikotinsalz“, so Pötschke–Langer, „was zu dem erwünschten raschen Anfluten, dem Nikotinflash führt. Zwischen dem pH-Wert des Rauchs und dem Verkaufserfolg einer Zigarettenmarke bestehen eindeutige Zusammenhänge. Je schneller das Nikotin anflutet, desto besser verkauft sich das Produkt.“ [5]
Seitdem bei Marlboro Ammoniak zugesetzt wurde, stieg in den 60er Jahren der Verkauf massiv an, so dass andere Hersteller nachzogen und ihre Tabakprodukte ebenfalls manipulierten. Aus internen Papieren von R.J. Reynolds geht hervor, dass bereits in den 70er Jahren gezielt auf die abhängigkeitsverstärkende Wirkung von Zusatzstoffen und bestimmte Anbaumethoden gesetzt wurde. Auch dem Filter und dem Zigarettenpapier werden alkalische Stoffe beigemengt. [6]
Einige Stoffe wie Zucker machen den Rauch milder und haben die Eigenschaft, den Tabakrauch selbst für Kinder erträglich zu machen. [7]
Weitere Zusatzstoffe
Eine Vielzahl von Zusatzstoffen wird nach Angaben der Tabakhersteller zur Geschmacksverbesserung, zum Feuchthalten, zum Konservieren, für bessere Verbrennung und zum Binden der Bestandteile eingesetzt. [8] Gefriertrocknung von mit Halogenkohlenwasserstoff und Ammoniakverbindungen gesättigtem Tabak vergrößert das Volumen (puffed oder expanded tobacco, „Blähtabak“) und damit die Menge an Zigaretten, die sich aus einer Gewichtseinheit des Rohstoffs herstellen lässt.[9] Demselben Zweck dient die Verarbeitung sogenannten homogenized sheet tobaccos (Folientabake), die unter Verwertung von anderweitig nicht nutzbaren Resten und Pflanzenbestanteilen entstehen: Durch u. a. Wiederanreicherung von daraus hergestelltem Rohstoffbrei mit Nikotin wird die Quantität des aus einer begrenzten Tabakmenge gewonnenen Zigarettenfüllstoffs weiter maximiert.[10]
Eine Untersuchung im Jahr 2007, ergab, dass die meisten Amerikaner nicht wissen, was außer Nikotin und Teer in einer Zigarette enthalten ist. [11]
Zugelassene Stoffe und ihre Wirkung
- Harnstoff und Soda verstärken Freisetzung und Aufnahme von Nikotin in der Lunge, da der Tabak basischer wird
- Zucker und Glykol karamellisieren zusammen mit dem Ammoniak und erzeugen dadurch einen weichen Geschmack, Zucker wird gesundheitsgefährdend (kanzerogen) durch Veränderungen bei der Verbrennung
- Menthol und Gewürznelken vermindern das Reiz- und Schmerzempfinden der Lunge, so dass der Rauch tiefer und beschwerdefreier inhaliert werden kann.
- Diverse Glykolverbindungen
- Schellack als Klebemittel
- Lakritze
- Kaffee
- Guarkernmehl
- mit Säuren behandelte, dünnkochende Stärke
- Konservierungsstoffe: Sorbinsäure (E 200), Natriumsorbat, Kaliumsorbat (E 202) und Calciumsorbat (E 203), Benzoesäure (E 210) und Natriumbenzoat (E 211) para-Hydroxybenzoesäure-Äthylester (E 214), para-Hydroxybenzoesäure-Propylester (E 216) und deren Natriumverbindungen (E 215 und E 217).
Ammoniumverbindungen wie Ammoniumchlorid sind in Deutschland für Kautabake zugelassen, nicht für Tabak zum Rauchen.
Siehe auch
Quellenangaben
- ↑ [1]
- ↑ Kinderaerzte-Lippe.de Kinderärzte Lippe
- ↑ Lebensmittelüberwachung Baden-Württemberg
- ↑ tabakkontrolle.de
- ↑ http://www.aerztewoche.at/viewArticleDetails.do?articleId=5707 aerztewoche.de
- ↑ tabakkontrolle.de
- ↑ Deutsches Krebsforschungszentrum Heidelberg
- ↑ British American Tobacco
- ↑ NOVA: Anatomy of a Cigarette
- ↑ NOVA: Anatomy of a Cigarette
- ↑ New National Survey Finds Most Americans Don't Know What's In a Cigarette, Campaign for Tobacco-Free Kids, 28. März 2007
Weblinks
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