Sun-Yat-sen-Universität (Moskau)

Sun-Yat-sen-Universität (Moskau)

Die Sun-Yat-sen-Universität Moskau (chinesisch 莫斯科中山大学) war ein Trainingslager für chinesische Revolutionäre, die zum Teil der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) und zum Teil der Kuomintang (KMT) angehörten.

Inhaltsverzeichnis

Ursprung

1923 begann der Begründer der KMT, Sun Yat-sen, eine vorsichtige Annäherung an die KP und die Sowjetunion. Sun hatte erkannt, dass die KMT die chinesische Republik nicht allein mit Geheimgesellschaften und Warlords aufbauen konnte, sondern mehr überzeugte Revolutionäre benötigte. Sowjetische Führung und KP gingen auf das Angebot einer Zusammenarbeit ein und beschlossen 1925 die Einrichtung der Universität, die zu Ehren der Verdienste Sun Yat-sens um die chinesische Revolution seinen Namen tragen sollte.

Michail Borodin, der von der sowjetischen Seite entsandte Berater, entschied über die Aufnahme der ersten Studenten, die aus den Parteieliten von KP und KMT stammten. Hauptauftrag der Universität war es, die Studenten im Marxismus und Leninismus zu unterrichten sowie zukünftige Kader für Massenorganisationen im bolschewistischen Sinne auszubilden. Die Universität wurde im Oktober 1925 eröffnet.

Unterricht

Die meisten Ausbilder kamen aus der Sowjetunion, darunter alte Bolschewiki wie Karl Radek, der erste Präsident der Universität. Die Studenten entstammten unterschiedlichen sozialen und familiären Hintergründen: einige waren anerkannte Akademiker, während andere nur geringe Bildung, dafür aber viel Erfahrung im kommunistischen Untergrund besaßen. Die Einteilung in Klassen erfolgte sowohl nach fachlichen als auch „gesellschaftlichen“ Gesichtspunkten.

In erster Linie wurden die Grundlagen des Marxismus und Leninismus unterrichtet. Außerdem lernten die Studenten Methoden der Mobilisierung und Propaganda und durchliefen eine theoretische und praktische militärische Ausbildung.

Zusätzlich zu den normalen Veranstaltungen fanden regelmäßige Vorträge von prominenten Mitgliedern der Komintern, der sowjetischen Führung und der chinesischen KP zu Themen der internationalen kommunistischen Bewegung und der chinesischen Revolution statt. Zu den Referenten zählten Josef Stalin, Leo Trotzki, Zhang Guotao und Xiang Zhongfa.

Obwohl das Curriculum nur zwei Jahre umfasste, hatte die Universität einen großen Einfluss auf ihre Absolventen, darunter die Gruppe der 28 Bolschewiki, Chiang Ching-kuo, Zuo Quan, Deng Xiaoping, He Zhonghan und Deng Wenyi. Viele von ihnen kamen im Nachkriegschina zu einer einflussreichen Position.

August Thalheimer hielt an der Universität im Frühjahr 1927 eine Vortragsreihe unter dem Titel „Die moderne Weltanschauung“.[1]

Politischer Wandel und Schließung

Mit dem Bruch der Allianz zwischen KP und KMT im Jahre 1927 wurden die Studenten der Sun-Yat-sen-Universität zurück nach China geschickt. Auf der Höhe des Machtkampfes zwischen Stalin und Trotzki wurde Radek abgesetzt und durch seinen Stellvertreter Pawel Mif ersetzt, der zu ehrgeizig war, um sich ausschließlich um die Belange der Universität zu kümmern. Mif wurde wenig später stellvertretender Direktor der Fernost-Abteilung der Komintern und spielte eine wichtige Rolle in den Entscheidungen der KPCh. Der Einfluss von Mif und der Universität setzte sich durch die 28 Bolschewiken noch lange nach der Machtübernahme der Kommunisten 1949 fort.

Nach dem Scheitern der Allianz mit der KMT wurde die Universität Mitte der 1930er Jahre geschlossen.

Quellen

  1. August Thalheimer: Einführung in den dialektischen Materialismus: Vorträge an der Sun-Yat-Sen-Universität Moskau. Verlag für Literatur und Politik, Wien/Berlin 1928.

Literatur

  • Sheng Zhongliang, Moscow Sun Yat-sen University and Chinese Revolution

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