Sura (Babylonien)

Sura (Babylonien)

Sura war zusammen mit Pumbedita vom 3. bis zum 11. Jahrhundert das wichtigste Zentrum jüdischer Gelehrsamkeit in Babylonien. [1] Hier entstand der größte Teil des Babylonischen Talmud. Die Stadt lag im südlichen Babylonien an der Stelle, wo sich der Euphrat in zwei Arme teilte. Die Umgebung war für ihre große Fruchtbarkeit bekannt. In der Region von Sura wurden Reben, Obst, Weizen und Roggen angebaut und Viehzucht betrieben; die Felder wurden aus dem Euphrat bewässert.

Das Wachstum von Sura beruhte auf dem Zentrum zum Torastudium, das von Abba Arikha errichtet wurde, als er im Jahre 219 von Palästina nach Babylonien auswanderte und in Sura den Grundstein für den Babylonischen Talmud legte. Bis zum Ende des 3. Jahrhunderts hatte die Akademie Sura eine führende Stellung inne und wurde dann von Pumbedita übertroffen. Zur Zeit von Rav Aschi (352–427) gewann wiederum Sura an Bedeutung. Nach dem Tode von Rav Aschi, einem der wichtigsten Autoren des Babylonischen Talmud, verminderte sich die religiöse Bedeutung von Sura. Durch die religiösen Verfolgungen unter den Perserkönigen Peroz I. und Yazdegerd II. nahm die Zahl der Gelehrten und Studenten ab.

Nach der islamischen Expansion gewann die Akademie Sura an Bedeutung zurück, als der Exilarch Salomo ben Chisdai den Leiter der Akademie von Pumbedita, Samuel, im Jahre 730 zum Gaon von Sura ernannte. [2] Ein Beiname Suras aus dieser Zeit lautet Jeschiwat Resch Galuta (aram.Jeschiwa des Exilarchen“). Zu Beginn des 10. Jahrhunderts zog die Akademie von Sura nach Bagdad um, erhielt aber unter Saadia Gaon, der 928 zu ihrem Leiter ernannt wurde, nochmals eine führende Rolle. Bis zum 10. Jahrhundert war Sura mehrheitlich von Juden bevölkert. Als jedoch Benjamin von Tudela die Gegend um 1170 bereiste, fand er hier keine jüdische Siedlung mehr und beschrieb die Stadt als ein Ruinenfeld.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Michael Krupp: Der Talmud. Eine Einführung in die Grundschrift des Judentums mit ausgewählten Texten. Gütersloher Verlags-Haus, Gütersloh 1995, ISBN 3-579-00772-6, S. 91.
  2. Haim Hillel Ben-Sasson (Hrsg.): Geschichte des jüdischen Volkes. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. 5. um ein Nachwort erweiterte Auflage des Gesamtwerkes, Sonderausgabe. C. H. Beck, München 2007, ISBN 978-3-406-55918-1, S. 524.

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