Sylvesterabend

Sylvesterabend

Das Neujahrsfest wird in verschiedenen Kulturen auf jeweils spezifische Art begangen, die von der örtlichen Tradition, der Religion und der gesellschaftlichen Stellung abhängt. Der Artikel bringt einen Überblick der religiös geprägten Feste und behandelt die wichtigsten Elemente dieser Feiern sowie ihrer privaten Pendants. Anschließend werden die Hintergründe und Motive beleuchtet, die dem Feiern des Neujahrstages zugrunde liegen.

Das Datum des Neujahrsfestes - das oft mehrere Tage gefeiert wird - beruht auf der jeweiligen Kalenderrechnung: entweder nach dem Sonnenlauf (z. B. Gregorianischer Kalender oder wie in Ostasien nach dem Lunisolarjahr. Hier fällt das traditionelle Fest immer auf einen Neumond, sodass es bezüglich des westlichen Kalenders um bis zu 1 Monat variieren kann (siehe Mondneujahr). Im Islam wird ein reiner Mondkalender verwendet, sodass sich Neujahr (und andere Feste) alljährlich um etwa 11 Tage rückwärts verschieben.

Inhaltsverzeichnis

Neujahr in den großen Weltreligionen

Unter Neujahr, dem Beginn eines neuen Kalenderjahres, versteht der westliche Kulturkreis meist den 1. Januar im gregorianischen Kalender. Doch muss sich das Neujahrsfest keineswegs auf einen einzigen Tag beschränken. Im Orient oder in den Ländern Süd- und Ostasiens erstreckt es sich oft über mehrere Tage, und auch bei uns wird es meist als Einheit mit dem Silvester- oder Altjahrestag empfunden, an dem es neben kirchlichen Jahresschlussfeiern besonders viele private Feiern und Partys gibt.

In vielen Ländern weicht das Datum des Neujahrsfestes von unserem ab, insbesondere wenn in die traditionelle, meist religiös geprägte Kalenderrechnung neben dem Sonnenlauf auch das sog. Mondjahr eingeht. In Arabien dauert es 354–355 Tage, also etwa 11 Tage kürzer. Juden und Chinesen gleichen dies alle 3 Jahre mit einem 13. Monat aus (Schaltjahr zu 385 Tagen). Daher wird das Neujahrsfest zu sehr unterschiedlichen Terminen gefeiert:

Aus alten Traditionen stammen u. a. folgende Neujahrstermine:

Obwohl schon in der Antike die unterschiedlichen und teilweise beweglichen Termine als störend empfunden wurden, hat dies die Hochschätzung der Neujahrsfeste nicht beeinträchtigt. Trotz der sogar verschiedenen Jahreslänge behielt jeder Übergang einer alten zu einer neuen Zeitperiode seine Symbolik, je nach zugrunde liegender Weltanschauung: für die Einbindung in den Kosmos und seine vermutete Ewigkeit, als Sinnbild der wiederkehrenden Sonne, für Fruchtbarkeit und gute Ernten, für Tod und die Folge der Generationen, für die Sehnsucht nach künftigem Glück, für Geborgenheit in Gott, für religiöse Neuschöpfung oder periodische Wiedergeburt, und allgemein für die Verlässlichkeit der Jahreszeiten und ihrer Besonderheiten.

In früheren Zeiten wurde in Europa der Jahreswechsel nicht Anfang Januar, sondern am Dreikönigstag oder am 1. April begangen, also kurz nach dem Frühlingsbeginn. Möglicherweise hat der Aprilscherz hierin seinen Ursprung. Wer bei der Kalenderreform nicht mitmachen und das alte Neujahrsfest feiern wollte, wurde mit ironischen Gaben und Spott an das neue Datum erinnert.

Gemeinsame Elemente in verschiedenen Kulturen

Auch wenn die Neujahrsfeier in jeder Region eine andere Charakteristik hat, gibt es doch eine Reihe gemeinsamer Elemente (bei uns haben sich manche auf den 31. Dezember verschoben). Dazu gehören vor allem:

Die Mehrzahl dieser Gebräuche haben einen religiösen Bezug und wurden dementsprechend in priesterliche Handlungen oder kirchliche Feiern integriert, aber auch in okkulte Praktiken und Beschwörungen. Andere weit verbreitete Traditionen betreffen spezielle Aspekte der Vergangenheit oder der Zukunft, z. B. die Initiation von Jugendlichen, oder das Verbrennen symbolischer Gegenstände.

Christlich geprägte Neujahrfeiern

Viele der angeführten Elemente finden sich in christlichen Gottesdiensten vor oder nach dem Jahreswechsel. Andere hängen mit dem vorangehenden Weihnachtsfest zusammen, z. B. die Feier der Beschneidung des Herrn am Morgen des Neujahrstages, bzw. der Namensgebung Jesu. Das Lukasevangelium 2,21 schreibt: „Am achten Tag … ward ihm der Name Jesus gegeben“. In vielen Gottesdiensten wurde jedoch die Predigt zum Thema Neujahr gehalten. Heute feiern die Katholiken den Neujahrsmorgen auch als Hochfest der Gottesmutter Maria.

Im Laufe der Geschichte gab es auch manche, aus heutiger Sicht unverständliche Erscheinungen und den Rücktransport liturgischer Elemente in die bürgerliche Festeskultur. Dazu gehören z. B. Prozessionen mit Masken, oder „Narrenfeste“ mit parodierten Messen.

Martin Luther ließ das Jahr der reformatorischen Kirche mit dem 25. Dezember beginnen und wollte den 1. Januar nur (w.o.e.) als „Tag der Beschneidung und Namensgebung des Herrn“ gefeiert haben. Nach 1550 machten ihn andere Reformatoren (Melanchthon, Brenz) zum christlichen Neujahr: Rückblick und Ausblick gaben dem Tag in der Evangelischen Kirche den Charakter eines Gottesdienstes für Dank und Bitte: man begann das Neue Jahr ausdrücklich in Jesu Namen (EG 58–65). Die kirchliche Feier am vorangehenden „Altjahrsabend“ hatte eine ähnliche Ausrichtung, ging aber nachher oft in einen geselligen Abend über. Heute geht die Tendenz – ähnlich wie bei den Katholiken – wieder in eine ähnliche Richtung.

Während der ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts wurde hingegen bei den Gottesdiensten kaum auf den Jahreswechsel Bezug genommen. Das Kirchenjahr begann nämlich mit dem ersten Adventsonntag, also um den Monatswechsel November/Dezember. Genau ist es der Sonntag nach dem 26. November, also zwischen 27. November und 3. Dezember.

Im 16. Jahrhundert entstanden – vor allem durch den musikalischen Impetus vieler Evangelischer – zahlreiche Neujahrslieder. Auch im Barock und seiner ausgeprägten Kirchenmusik sind einige entstanden, unter anderem von Bach und seinen Söhnen. Manche dieser damaligen Lieder werden bis heute gesungen, z. B. „Das Alte ist vergangen, das Neu’ hat angefangen …“. Mehrere dieser Lieder gehören zum Repertoire der heutigen Sternsinger – einem katholischen, in den 1950ern von der Jungschar wiederbelebten Brauch. Die Kinder oder Jugendlichen der Pfarre läuten in den ersten Januartagen an die Wohnungs- und Haustüren, bitten um Spenden für Entwicklungsprojekte und singen Lieder zu Neujahr und zum Dreikönigsstern.

Einige Bräuche bei privaten Feiern

Neujahr 1957

Zu Neujahr – aber noch mehr zum Silvesterabend – ist es fast überall auf der Welt üblich, zu Feiern mit Freunden zusammen zu kommen. In Europa und Nordamerika liegt der Schwerpunkt dabei – im Gegensatz zu südlicheren Ländern – auf häuslichen Feiern, die freilich auch den Umfang einer Party für größere Gruppen annehmen. Zunehmend stellen sich aber auch Hotels und Gesundheits- bzw. Kurhäuser auf solche Feiern ein.

Gutes Essen ist auch bei häuslichen Festen ein Fixpunkt, erlesene Getränke ein zweiter – doch wurde auch in Notzeiten durchaus gefeiert. Anlässlich der 60-Jahr-Feiern zum Kriegsende wurden zahlreiche Geschichten bekannt, wo Verarmte oder Ausgebombte ihre aufgesparten Reste an Ess- und Trinkbarem mit einigen Schicksalsgenossen teilten und nachher auf der Straße ihrer Freude freien Lauf ließen.

Heute gehört zu Essen und Sekt natürlich gepflegte Musik, und mittags am Neujahrstag vielfach das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker. Beim Essen gibt es aber viele lokale Ausprägungen, die vom Fischgericht sogar bis „herab“ zu einfachen Frankfurtern oder Bratwürsten reichen – wohl eine traditionelle Erinnerung, dass auch mal schlechtere Zeiten kommen könnten.

Einige Stunden vorher – zum nächtlichen Jahreswechsel – begibt man sich auf die Straße, um unter dem Läuten der Glocken Freunden, Bekannten oder auch Wildfremden um den Hals zu fallen. Auch das Böllerschießen gehört zur Tradition. In der Stadt trifft man sich auf öffentlichen Plätzen, um den zahllosen Feuerwerken zuzusehen oder selbst ein kleines zu veranstalten. Leider haben die Rettungsdienste in dieser Nacht Hochbetrieb.

Zu Hause werden diverse Gesellschaftsspiele oder das Bleigießen gepflegt, andere gestalten kreative Collagen zum Alten Jahr oder zu den Wünschen für das Neue. Besinnliche Rück- und Ausblicke, gemeinsames Musizieren, nächtliche Wanderungen oder ausgelassene Partys – für alles gibt es Bedarf.

Glück- und Gesundheitswünsche auszusprechen, ist noch einige Tage lang üblich. Der „gute Rutsch“ ist allerdings keine modern-flapsige Formel, sondern geht wie so manches auf das Jiddische zurück. Aus dem Hebräischen Rosch (Kopf, Anfang) wurde tov rosch (guter Anfang), was schließlich zum heutigen Rutsch wurde.

Für viele Menschen spielen die sog. Glücksbringer eine große Rolle. Zwar betont fast jede(r), nicht abergläubisch zu sein, dennoch sind um den Jahreswechsel allerorten eine Reihe alter Symbole zu sehen: Glücksschweine und Rauchfangkehrer, Vierblättriger Klee usw. Auch das Geschenkpapier ist mit diesen Symbolen bedruckt.

Andere Jahreszeit – andere Bräuche

Auf der Südhalbkugel fällt Neujahr auf die Zeit nach der Sommersonnenwende, ist also ein hochsommerliches Fest. Während das Weihnachtsfest auch hier als „winterliches“ Fest mit – wenn auch künstlichem – Schnee verbunden ist, wird Neujahr nicht vorrangig mit der Jahreszeit verbunden.

Völlig anders sind natürlich die Bräuche, wenn Neujahr nicht zur Wintersonnenwende, sondern zu anderen Terminen gefeiert wird. Bei den Kelten war es teilweise der 31. Oktober, dem Fest der Totengöttin. Von daher kommen einige makabre Bräuche zu Halloween, dessen Name sich vom christlichen Allerheiligen ableitet.

Die iranischen Völker und die Bahai feiern Neujahr seit dem Perserreich zu Frühlingsbeginn (20. März). Dementsprechend unterschieden sich die Traditionen deutlich von den unseren. Die Stunde des Jahresbeginns wurde mit großen, traditionellen Blasinstrumenten verkündet. Der Tisch des Festessens macht den Frühling und die Hoffnung auf ein Gutes Jahr mit 7 Symbolen sichtbar, die alle mit dem Buchstaben Sin beginnen: Senjed (Mehlbeere), Samanu (Süßgebäck), Sekeh (Münze), Sabzeh (grüne Weizentriebe), Siib oder Sif (Apfel), Serkeh (Essig) und Sir (Knoblauch). Sie bedeuten Glück, Gesundheit, Fruchtbarkeit und Wohlergehen. In islamischer Zeit kamen zu diesen „Haft-Sin“ (sieben S) noch gefärbte Eier, das Gewürz Somagh, Weihrauch (Sipand) und ein Koran auf das Tischtuch. Persische Zoroaster nehmen die Awesta, Christen die Bibel.

Die altpersische Neujahrfeier dauerte nicht nur 3–4 Tage (wie z. B. bei den Juden oder in Japan), sondern volle 13 Tage. Am letzten Tag fuhr man aus der Stadt ins Grüne und nahm eines der 7 Symbole mit: das zu Festbeginn gepflanzte Weizengras. Es wurde in den nächsten Fluss geworfen – als Symbol, dass nun alle bösen Geister aus dem Haus vertrieben waren.

Auch Japans Tradition bzw. der Shintō kennt sieben Glücksbringer (Shichi Fukujin): spezielle Gottheiten, die nach dem Mythen am Neujahrstag auf ihrem Schiff Takarabune in den Hafen einlaufen. Das Schiff bringt fünf Schätze: Den unerschöpflichen Geldbeutel, einen Hut der unsichtbar macht, den Glücksmantel, den hölzernen Hammer des Reichtums und die geisterjagende Ratte. Ein gemaltes Bild von ihnen ist ein beliebtes Motiv, das sich viele Japaner am Neujahrstag unter das Kopfkissen legen. In den Tagen nach Neujahr ist es Brauch, die Schreine der Sieben aufzusuchen und ein Gutes Jahr zu erbitten.

Motivation zur Feier von Neujahrfesten

Der Jahreswechsel wurde und wird überall und in allen Kulturkreisen gefeiert. So unterschiedlich das Datum dieser Feste auch (gewesen) sein mag, die Gründe, zu Jahresbeginn ein Fest zu feiern, sind allen Menschen auf ähnliche Art eigen. Sie können in drei Aspekten zusammengefasst werden: den jahreszeitlichen Zyklen, der stärkeren Nachdenklichkeit in Zeiten vermehrter häuslicher Tätigkeit, und der Religion.

Jahreszeitlicher Rhythmus

Allen Lebewesen ist ein gewisses Bedürfnis nach zeitlicher Gliederung eigen, das sich beim Menschen mit der Reflexion über die nahe Vergangenheit und Zukunft trifft:

  • Der Zyklus der Jahreszeiten ist fast allen geographischen Regionen so unverkennbar – ob im Wechsel von Feucht- und Trockenzeiten oder von Stürmen, ob in 4 Jahreszeiten der gemäßigten Zonen, oder als Erscheinung von Polarnacht und -Tag – dass von jeher auch das Arbeitsjahr davon beeinflusst wird.
  • Gliederung der Zeit: sie ist einerseits durch die Vegetationszeiten vorgegeben, andererseits entspricht sie einem Grundbedürfnis des Menschen, der zur seelischen Gesundheit ein Gleichgewicht zwischen Stabilität (Dauer) und Wechsel benötigt. In die winterlichen Riten spielt auch die Erfahrung der Sonnenwende, das körperliche Bedürfnis nach Winterruhe und früher auch die Freigabe der Ernte hinein, deren Benützung bei vielen Naturvölkern mit einem Tabu belegt war.

Besinnlichkeit und Traditionen der Gemeinschaft

Die jahreszeitlichen Zyklen werden uns in Zeiten der Kälte und längerer Nächte (siehe unten, Astronomische Gegebenheiten) bzw. reduzierter Tätigkeit stärker bewusst. Dies kann sich beim Individuum wie in der Gesellschaft auswirken: - Persönliche Besinnung, Überdenken des vergangenen Jahres (Erfolge und Misserfolge, getroffene Entscheidungen, soziale Interaktionen usw.), Fragen der Gesundheit, Themen wie Un/Zufriedenheit und Ängste, Vorsätze und Wünsche für die Zukunft - sozialer Austausch von Erfahrungen und gemeinsame Reflexion (worin oft auch religiöse Aspekte oder Feste eine Rolle spielen), das Gedenken an die Verstorbenen, die Kultur des Dankes (in verschiedene Richtungen hin) und die Unsicherheit bzw. Neugier über Bevorstehendes (siehe diverse Spiele, Bleigießen usw.). - Zyklen und Rituale, Vorsichtsmaßnahmen und Ängste beim Gebrauch der Nahrung, beim Themenkreis Sexualität, Geburt und Sterben oder zum Fortbestand der ganzen Gemeinschaft; Bewusstwerden von speziell winterlichen Gefahren (z. B. Unfall, Kälte, Brandgefahr und Hunger) und stärkeres Erleben der Dunkelheit

Religiöse Aspekte

An allen Wendepunkten des Lebens sind neben den materiellen und gesellschaftlichen Aspekten auch Religion und Weltanschauung von Bedeutung. Beim jahreszeitlichen Wechsel spielen – je nach Kultur, Klima und religiöser bzw. nationaler Geschichte – so viele Aspekte hinein, dass eine vollständige Aufzählung kaum möglich erscheint. Einige auch im westlichen Kulturkreis einleuchtende Aspekte sind:

  • Traditionelle Riten im Umgang mit der Ernte und dem Dank an Höhere Wesen, verschiedene Erntedankfeste) und religiöse Tänze bzw. Spiele
  • Allgemeine Tendenz zu Gebet, Nachdenken oder Meditieren in Zeiten der Stille, der landwirtschaftlichen Ruhe oder vorwiegend häuslichen Arbeiten, oder unterm Sternhimmel der viel längeren Nächte
  • mehr Zeit und Offenheit für gemeinsame Freizeit in Gruppen, im Paar und in der Familie, mehr Gelegenheit zur gegenseitigen Anregung usw., was auch – je nach Gottesbild – starken religiösen Konnex hat.

Astronomisch-klimatische Gegebenheiten

Im Winterhalbjahr ist der mittägliche Stand der Sonne merklich tiefer, was schon Kleinkindern ab etwa 3 Jahren bewusst wird. Wie stark und rasch hingegen ab Herbstbeginn die gesamte Sonnenstrahlung abnimmt, wird von Vielen nicht mehr so deutlich wahrgenommen. In mittleren Breitengraden Europas tragen vor allem folgende Fakten dazu bei:

  1. Die sinkende Deklination der Sonne (d. h. ihr Wechsel auf die Südhalbkugel für ein halbes Jahr – was an Sonnenenergie eine Verringerung von etwa 1000 auf 200 Watt/m² bedeutet
  2. die Verkürzung des Tagbogens um 50 bis 60 Prozent (in Norddeutschland bei 54° Breite von über 17 Stunden (Sommersonnenwende) auf nur 7 Stunden, in Österreich von 16 auf 8 Stunden)
  3. zusammen mit dem flachere Winkel (Sinus-Verhältnis wie 5:1) bewirkt die verkürzte Tagesdauer ein Absinken der theoretisch möglichen Einstrahlung auf etwa 10 Prozent.
  4. Dazu kommen im Winter mehr Bewölkung (größere Luftfeuchtigkeit, Islandtief etc.), eine höhere Zahl von Nebeltagen und die vermehrte Rückstrahlung durch Schnee.
  5. Etwas gemildert werden diese Umstände durch die Wärmespeicherung im Erdboden und vor allem in den Ozeanen, sowie in Westeuropa durch den Golfstrom. Die terrestrische Wärmespeicherung bewirkt, dass das Kältemaximum erst etwa 1 Monat nach der Wintersonnenwende eintritt.

Unser Neujahrstermin 1. Januar stellt somit eine Art Kompromiss zwischen den Gegebenheiten 2 (20. Dezember) und 5 (etwa 15. Januar) dar. Tatsächlich geht er aber auch die Römerzeit bzw. auf das Ausklingen von Weihnachten zurück.

Religionsgeschichtliche Wurzeln der Neujahrsfeste

Europa hat die Zeiteinheit des Sonnenjahres aus dem alten Ägypten übernommen. Im Land am Nil war eine genaue Kalenderrechnung sowohl wegen des hohen Stands der Verwaltung, der Voraussage der Nilüberschwemmung und des Sonnenkultes besonders wichtig. Doch schon die Babylonier hatten genaue Kenntnis der Jahreslänge, und in den Reichen der Azteken, Chinas und der Maya waren teilweise sogar die hundertstel Tage der Jahreslänge bekannt.

Einige Jahrzehnte vor der Zeitenwende übernahm also Julius Caesar den damals besten Näherungswert von 365,25 Tagen in den römischen Kalender (siehe Sosigenes und tropisches Jahr). Doch war längere Zeit der 1. März als Jahresbeginn in Gebrauch, woher die Monate September bis Dezember ihre Namen haben (7. bis 10. Monat).

Auch die Mondzyklen haben die Jahresrechnung beeinflusst, einerseits durch die hellen Nächte um den Vollmond, andererseits wegen diverser Mondgottheiten, und verstärkt durch die Übereinstimmung mit der Periode der weiblichen Menstruation. Wegen der genäherten 30-tägigen Monatslänge (synodischer Monat 29,53 Tage) gingen 12 Monate auf ein Jahr, doch muss das sogenannte Mondjahr zu meist 354 Tagen (6x 29 + 6x 30 Tage) noch um durchschnittlich 11 Schalttage verlängert werden.

In vielen Kulturkreisen erfolgte dies durch Schaltmonate alle etwa 3 Jahre – womit allerdings das Datum des Jahresbeginns um bis zu 3 Wochen variieren konnte. Die Festsetzung des Neujahrs erfolgte entweder durch eine Regel oder durch den Hohepriester bzw. den König. Bei letzterer Vorgangsweise war den führenden Personen eines Staatswesens gleichzeitig die angenehme Gelegenheit gegeben, das zugehörige Neujahrsfest auszurufen.

Siehe auch

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