Goldrausch (1925)

Goldrausch (1925)
Filmdaten
Deutscher Titel Goldrausch
Originaltitel The Gold Rush
Produktionsland USA
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 1925
Länge 72 Minuten
Altersfreigabe FSK 6
Stab
Regie Charles Chaplin
Drehbuch Charles Chaplin
Produktion Charles Chaplin
Kamera Jack Wilson
Roland Totheroh
Besetzung

Goldrausch ist eine Stummfilm-Komödie von Charles Chaplin aus dem Jahre 1925. Der Film thematisiert den Klondike-Goldrausch.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Alaska, Ende des 19. Jahrhunderts: Ein Treck von Glücksrittern zieht in die Wildnis, um Gold zu suchen. Darunter der Tramp, der in einem eisigen Schneesturm Schutz in einer Hütte sucht, die jedoch schon von dem Schurken Black Larsen bewohnt wird. Dazu gesellt sich der grobschlächtige, aber im Grunde gutmütige Abenteurer Big Jim, der kurz zuvor Gold gefunden hat. Black Larsen wird ausgelost, sich auf die Suche nach Nahrung zu begeben, doch er kommt nicht zurück. Der Tramp kocht daraufhin einen seiner Schuhe und verspeist ihn genüsslich in einer der bekanntesten Szenen des Films: die Schuhbänder wickelt er dabei wie Spaghetti auf und nagt die Schuhnägel wie Hühnerknöchelchen ab.[1] Vor Hunger fast verrückt, sieht Big Jim in dem Tramp ein übergroßes Huhn, das er versucht, zu fangen und zu schlachten. Die Situation entspannt sich, als es dem Tramp gelingt, einen Bären zu schießen.

Ihre Wege trennen sich. Big Jim geht zurück zu seinem Goldschatz, wo ihn Black Larsen erwartet, der ihn niederschlägt, auf der Flucht jedoch einen Abhang hinunter in die Tiefe stürzt. Der Tramp ist derweil in einer Goldgräberstadt angekommen und verliebt sich dort in die Bardame Georgine. Sie besucht ihn zufällig mit einigen Freundinnen in einer Hütte, auf die er während der Abwesenheit zweier Goldsucher aufpassen soll. Sie entdecken zufällig eine Fotografie von Georgine, die der Tramp aufbewahrt, und erfahren so, dass er sich in das Mädchen verliebt hat. Daraufhin beschließen sie, ihm einen Streich zu spielen, und nehmen zum Schein seine Einladung zum Sylvesteressen an. Der Tramp verdient sich das Geld für seine Party mit Schneeschaufeln. Am Sylvesterabend hat er eine festliche Tafel gedeckt. Während er auf Georgine und ihre Freundinnen wartet, schläft er ein. In seinem Traum sind seine Gäste angekommen und er unterhält sie mit dem „Brötchentanz“, einer weiteren Szene, die in die Filmgeschichte eingegangen ist[2]: Zwei auf Gabeln aufgespießte Brötchen bewegt er im Takt der Musik wie die Füße einer Tänzerin. Als der Tramp erwacht, hört er schon die Sylvesterglocken und ist immer noch allein. Enttäuscht geht er in die Stadt, um Georgine zu suchen. Er trifft dort Big Jim, der sich wegen des Schlages, den ihm Black Larsen versetzt hat, nicht mehr an den genauen Ort seines Goldfundes erinnern kann. Er weiß nur noch, dass er sich in der Nähe der Hütte befunden hat. Der Tramp soll ihn nun dort hinführen, dann will er mit ihm teilen und sie beiden zu Millionären machen.

Tatsächlich gelingt es dem Tramp, die Hütte wieder zu finden. Die beiden feiern mit viel Alkohol und legen sich schlafen. In der Nacht wird die Hütte von einem Schneesturm halb über einen Abgrund geweht. Als die beiden Goldsucher am nächsten Morgen aufwachen, glauben sie zunächst, dass das Schwanken des Fußbodens von ihrem verkaterten Zustand herrührt. Gerade noch können sie sich auf festen Boden retten, bevor die Hütte in den Abgrund kracht. Gleich in der Nähe finden sie das Gold und kehren als Millionäre zurück, wie Big Jim es vorhergesagt hat.

Mit einem Dampfer verlassen sie Alaska. Für einen Journalisten soll der mittlerweile edel gewandete Tramp ein letztes Mal seine abgerissene Goldgräber-Montur anziehen. Bei Fotoaufnahmen fällt er auf das Zwischendeck, wo sich die weniger betuchten Passagiere aufhalten. Dort begegnet ihm Georgine, die sich zufällig ebenfalls auf dem Dampfer befindet. Sie hält ihn für einen blinden Passagier und versucht, ihn zu verstecken. Als dies nicht gelingt, bietet sie an, ihm die Überfahrt zu bezahlen. Mittlerweile sind jedoch Journalisten und Schiffsoffiziere angekommen, die das Missverständnis aufklären. Der Tramp flüstert dem Journalisten etwas in Ohr, offensichtlich hat er vor, Georgine zu heiraten.[3]

Entstehung

Chaplin dürfte sich ein Bild wie dieses angesehen haben. Der Film beginnt mit einer Szene, die dieser hier sehr ähnlich sieht.

Nach dem großen Erfolg von The Kid war Chaplin lange vergeblich auf der Suche nach einer neuen Idee. Dann wurde er im Herbst 1923 von Douglas Fairbanks und Mary Pickford eingeladen. Sie zeigten Chaplin verschiedene stereoskopische Fotografien. Ein Bild fiel ihm besonders ins Auge: Es zeigte einen langen Zug von Goldgräbern, die den Chilkoot Pass im Norden Kanadas hinaufstiegen. Chaplin besorgte sich sofort Literatur zum Thema Goldrausch. Sehr inspirierend für ihn war ein Buch über die sogenannte Donner-Tragödie: Ein Goldsuchertreck unter der Leitung von George Donner war in der Sierra Nevada vom Schnee eingeschlossen worden. In dieser verzweifelten Lage gab es Kannibalismus, einige aßen ihre Schuhe samt Schnürsenkeln auf.

Die Probeaufnahmen begannen am 8. Februar 1924. Zunächst ließ Chaplin die Kulissen für die Eröffnungsszenen in Kalifornien bauen. Doch dann entschied er sich dafür, die Außenaufnahmen bei Truckee in den Bergen der Sierra Nevada zu machen. Dort wurde unter großem Mühsal ein Goldgräberdorf errichtet. Die Kosten waren von Anfang an enorm, und Chaplin ließ dann auch noch die meisten bei Truckee gefilmten Szenen im kalifornischen Studio nachdrehen.

Wie immer arbeitete Chaplin ohne Drehbuch und improvisierte gegebenenfalls. Manchmal wurde wochenlang gar nichts gedreht, wenn er über den Fortgang der Story nachdenken musste. Die riesige Filmcrew – Schauspieler, Kameraleute, Kulissenschieber, Beleuchter etc. – musste aber jederzeit bereit sein.

Im Mai 1925 waren die Dreharbeiten abgeschlossen. Mehr als sieben Kilometer Filmmaterial waren belichtet worden, von dem nur ein Bruchteil für die endgültige Fassung verwendet wurde, die Chaplin selbst im Schneideraum zusammenstellte.

Fast eine Million Dollar kostete die Produktion von Goldrausch. United Artists war der Filmverleih. Der Film spielte in den nächsten Jahren etwa sechs Millionen Dollar ein.

1942 hat Chaplin seinen Film für eine Wiederveröffentlichung nachträglich mit Erzähltext (Dialogen) und Musik versehen. Dabei wurde unter anderem auch das Ende gekürzt. Diese Tonfilmfassung wurde von Chaplin Alexander Woollcott gewidmet.[4]

Hintergründe

  • Da Chaplin ein Perfektionist war (er war der erste, der von allen Szenen Retakes drehte, die er dann selbst am Schneidetisch montierte), wurde auch die Szene mit dem Schuh aus Lakritze solange wiederholt, bis Swain sich über Verstopfungsprobleme zu beklagen begann. Der gequälte Gesichtsausdruck, mit dem Swain in dieser Szene die Zubereitung, das Servieren und das Verzehren des Lakritzschuhes begleitet, ist tatsächlich nicht gespielt.[5]
  • In der Szene mit der Thanksgivingsfeier im Saloon gibt es eine Stelle, an der zwei alte, bärtige, weiß- und langhaarige Männer einen kurzen Volkstanz aufführen. Chaplin berichtete später,[5] dass das zwei echte, alte Goldgräber waren, die von den Dreharbeiten angelockt vorbeigekommen waren und ganz spontan diesen Tanz aufgeführt hatten, der dann ebenso spontan aufgezeichnet und in den Film eingebaut worden war.
  • Geradezu legendär ist der "Brötchentanz", den Chaplin am Silvesterabend im Traum seinen weiblichen Gästen vorführt. Er steckt jeweils eine Gabel in zwei Brötchen und tanzt am Tisch die Beine eines fiktiven Tänzers nach. Johnny Depp spielte den Tanz in seinem Film Benny und Joon nach. Dies war die für ihn schwierigste Szene des Films.[6]
  • Die Rechte an diesem Film liegen jetzt bei der Roy Export Company Establishment.

Kritiken

  • Chaplin selbst hielt Goldrausch für den besten seiner Filme, „... mit diesem Film möchte ich in Erinnerung bleiben.“ (Chaplin)
  • Lexikon des Internationalen Films: Realität und Traum, Action und Poesie in einem Stummfilm, den Chaplin selbst für seinen besten hielt und der seinen Weltruhm begründete. Unvergeßlich die Szene, in der der hungernde Charlie seinen Schuh genießerisch verzehrt.
  • Evangelischer Filmbeobachter (Kritik Nr. 45/1954): Eine tragikomische Groteske vom Fluch des Goldfiebers, in der die künstlerische Vitalität der Komik Chaplins voll zum Tragen kommt. Als ein Meisterwerk der Stummfilmzeit empfehlenswert.

Auszeichnungen

Einzelnachweise

  1. http://www.wissen.de/wde/generator/wissen/ressorts/geschichte/Jahrhundertrevue/1921~20-~201930/index,page=1142600.html
  2. http://www.arte.tv/de/film/Charlie-Chaplin/2972608.html
  3. http://www.dieterwunderlich.de/Chaplin_goldrausch.htm#cont
  4. siehe u. a. Filmvorspann der Tonfilmfassung von 1942
  5. a b David Robinson: Chaplin. Sein Leben. Seine Kunst. 2. Auflage. Diogenes Verlag. Zürich 2002. ISBN 3-257-22571-7
  6. http://www.deppimpact.com/benny.php
  7. Liste der besten 100 US-amerikanischen Filme

Weblinks

 Commons: Goldrausch – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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