Synagoge Halensee

Synagoge Halensee
Relief der Synagoge „Friedenstempel“ Halensee

Die Synagoge „Friedenstempel“ Halensee war eine Synagoge für jüdische Gläubige im Bereich des heutigen Ortsteils Halensee. Sie befand sich auf dem Grundstück Markgraf-Albrecht-Straße 11–12 unweit des Kurfürstendamms. Von Nationalsozialisten gelegte Brände in der Reichspogromnacht führten zu leichten Beschädigungen der Synagoge. 1959 wurde sie abgerissen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der Besitzer des Lunaparks am Halensee, Salomon Goldberg, wollte seinen in der Provinz Posen als Kantor tätigen Vater Eduard Goldberg nach Berlin holen. Hierfür plante er die Errichtung eines Bethauses, in welchem der Vater als Vorbeter hätte tätig werden sollen. Als Bauland erwarb Goldberg 1922 ein Ackergelände an der Markgraf-Albrecht-Straße, einer Querstraße des Kurfürstendamms.

Gleichzeitig gab es innerhalb der jüdischen Bevölkerung von Halensee und Umgebung zu dieser Zeit die Bestrebung, eine Synagoge zu errichten, in der Gottesdienst nach liberalem Ritus abgehalten werden sollte.

Trotz des plötzlichen Todes von Eduard Goldberg unterstützte und finanzierte Salomon Goldberg nun die Pläne zur Errichtung einer neuen Synagoge. 1923 wurde der Synagogenverein „Friedenstempel“ gegründet, dessen Vorstandsvorsitzender Goldberg wurde. Der Synagogenverein ließ nun die Architekten Gustav und Carl Gause die neue Synagoge errichten. Im Zentrum des architektonisch schmucklosen Baus befand sich ein einfacher Saal mit einem hohen Mittelraum. Im Bereich des Deckenüberganges bildeten umlaufende spitzbogige Fenster einen oberen Raumabschluss. An der Ostseite des Raumes befanden sich Orgel und Toraschrein. Dieser Bereich war durch Lisenen feiner gegliedert.[1] Die Synagoge bot Platz für 1450 Gläubige, die, wie zu diesem Zeitpunkt noch üblich, nach Geschlechtern getrennt saßen. Es gab 864 Plätze für Männer und 586 für Frauen. Die Einweihung der Synagoge fand am 9. September 1923 zeitgleich mit der Einweihung der Synagoge Grunewald statt. Goldberg formulierte in seiner Rede zur Einweihung: „Der Tempel soll nicht allein religiösen Zwecken dienen, sondern auch eine Versammlungsstätte aller sein, die an der Herbeiführung eines wirklichen Friedens mitarbeiten wollen.“ An der Fassade wurde eine Gedenktafel angebracht: Der „Friedenstempel“ wurde erbaut im Andenken an unsere gottseligen Eltern Eduard und Sara Goldberg, Jakob und Marie Altmann. Berlin-Wilmersdorf den 9. September 1923. Familie Goldberg, Familie Altmann. Jakob und Marie Altmann waren die Schwiegereltern von Salomon Goldberg.

Der Ritus des Gottesdienstes soll letztendlich eine Art Mischung aus liberalem und orthodoxem Ritus, also ein orthodoxer Gottesdienst mit gemischtem Chor und Orgelbegleitung, gewesen sein.[2] Zusätzlich wurde wochentags und am Sabbat ein rein orthodoxer Gottesdienst in einem Nebengebäude angeboten.

Nachdem Goldberg 1928 in finanzielle Schwierigkeiten geriet und der Synagogenverein den Betrieb nicht alleine fortführen konnte, erwarb die Jüdische Gemeinde Berlin am 2. Mai 1929 die Synagoge und führte sie fortan als Gemeindesynagoge. Als Rabbiner wirkten hier unter anderem Benno Gottschalk und Joachim Prinz, Gemeinderabbiner war Ignaz Meybaum.

In der Reichspogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 legten Nationalsozialisten auch in der Synagoge „Friedenstempel“ Halensee Brände, die jedoch nur zu „leichten Beschädigungen“[3] führten.

1959 wurde die Synagoge abgebrochen und durch Wohnbauten ersetzt. An diesen wurde am 9. November 1988 eine Gedenktafel enthüllt. Auf dieser ist unter anderem die nicht ganz korrekte Aussage „angezündet und zerstört von den Nationalsozialisten am 9. November 1938“ zu lesen, da die Beschädigungen in der Reichspogromnacht in diesem Falle nur leicht waren.

Belege

  1. Harold Hammer-Schenk: Synagogen in Deutschland. Geschichte einer Baugattung im 19. Und 20. Jahrhundert (1780 - 1933). Hans Christians Verlag, Hamburg 1981, S. 513.
  2. Max Sinasohn: Die Berliner Privatsynagogen und ihre Rabbiner 1671-1971. Zur Erinnerung an das 300jährige Bestehen der Jüdischen Gemeinde zu Berlin. Selbstverlag, Jerusalem 1971, S. 81
  3. Synagogen in Berlin, S. 41

Literatur

  • Berlin Museum (Hrsg.): Synagogen in Berlin – Zur Geschichte einer zerstörten Architektur. Teil 2: Die Vereinssynagogen. Verlag Willmuth Arenhövel, Berlin 1983, S. 41–43.

Weblinks

52.49975517972213.2988455891677Koordinaten: 52° 29′ 59″ N, 13° 17′ 56″ O


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