Syncopatio

Syncopatio

Die syncopatio bezeichnet eine Form der Synkope (griech. synkopea – ‚das Verkürzen durch Anstoßen‘), welche eine rhythmische Verschiebung gegenüber der regulären Mensur- bzw. Taktordnung aufweist. Sie kam in der mehrstimmigen Musik der Ars nova (Epoche) auf und unterliegt im klassischen Kontrapunkt festen Satzregeln. Diese Figur beginnt konsonant auf der unbetonten Zeit, wird auf betonter Zeit dissonant und löst sich dann stufenweise abwärts in die nächste Konsonanz auf.

Dies ist ein wichtiges Mittel zur Verselbständigung der Stimmen des polyphonen Satzes, die durch das synkopische Dissonanz- und Auflösungsspiel harmonische Bewegungsimpulse erhalten. In der modernen metrisch freien Musik, beispielsweise im Jazz, spielen diese Phänomene eine wichtige Rolle (Off-Beat; Ragtime).

Die Bedeutung der syncopatio als musikalisch-rhetorische Figur bezeichnet das Zusammenschlagen oder auch, in entfernterem Sinn, Schlagen, Gemetzel, hämmern, schmieden oder verletzen. Häufig wird syncopatio auch mit zusammen oder zugleich definiert.

Bei den rhetorischen Stilfiguren in der deutschen Sprache bedeutet Synkope das Weglassen einer Silbe oder eines Buchstabens in der Mitte eines Wortes. Dies entspricht, musikalisch gesehen, dem Haltebogen.

Die syncopatio gehört zur Gruppe der figura principalis. „Diese Kompositionsweise (ratio) bringt einen kunstvollen, angenehmen und lieblichen Gesang hervor. Die syncopatio wird häufiger im Diskant (Sopran) als in den anderen Stimmen angewandt“ (Thuringus)

Bei Burmeister jedoch erscheint die syncopa noch als figura harmoniae, da er Nucius' Systematik der Satzfiguren, in welcher sie kategorisiert wird, noch nicht kannte.

„Was ist syncopatio? Wenn mehrere semibreves gegen den Takt verlängert werden, doch endlich in eine Kadenz (clausula) übergehen.“ (Diskantklausel) (Nucius)

Literatur

  • Dietrich Bartel: Handbuch der musikalischen Figurenlehre, Freiburg im Breisgau 1982.
  • Musik und Rhetorik, in: Musik in Geschichte und Gegenwart, Sachteil Bd.6, Sp. 831.
  • Rhetoric and music, in: The New Grove Dictionary of Music and Musicians, Bd.21, S. 266.
  • Hans Heinrich Eggebrecht: Meyers Taschenlexikon Musik Bd.3, Mannheim/Wien/Zürich 1984,ISBN 3-411-01995-6.

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