Taborkirche (Berlin-Hohenschönhausen)

Taborkirche (Berlin-Hohenschönhausen)
Hauptstraße von Westen aus gesehen

Die Hauptstraße ist die älteste Straße des Berliner Ortsteils Alt-Hohenschönhausen im Bezirk Lichtenberg. Sie spiegelt die Geschichte des Ortsteils vom Mittelalter bis zur Gegenwart wider und bietet somit einen Überblick über die Veränderung im Laufe der Jahrhunderte. Damals wie heute zählt die Hauptstraße zu den am meisten genutzten Straßen Alt-Hohenschönhausens.

Inhaltsverzeichnis

Verlauf

Verlauf der Hauptstraße mit den angrenzenden Gebäuden (rot markiert)

Die Hauptstraße befindet sich im Norden des Ortsteils. Sie beginnt an der Kreuzung mit der Seefelder Straße und Konrad-Wolf-Straße aus der Suermondtstraße hervorgehend und verläuft gen Osten. In ihrem Verlauf passiert sie den Dorfkern von Hohenschönhausen. Nach der Kreuzung mit der Rhinstraße und der Wartenberger Straße verläuft sie nach einer Rechtskurve ein kurzes Stück südwärts und endet schließlich als Sackgasse an der Kreuzung Rhinstraße /Ecke Gärtner- und Marzahner Straße.

Geschichte

Die östliche Fortführung der Hauptstraße ist heute kaum mehr bekannt

Die Entstehung der Hauptstraße, damals noch Dorfstraße genannt, vollzog sich zeitgleich mit der von Hohenschönhausen, also um das Jahr 1230. Bis heute änderte sich kaum etwas an ihrem Verlauf, lediglich die Bebauung änderte sich im Laufe der Jahrhunderte. Das älteste Gebäude nach der Dorfkirche ist das sogenannte Schloss, dessen Entstehungszeit auf das Jahr 1792 datiert wird. Um das Jahr 1900 herum erhielt die Straße ihren heutigen Namen. Grund dafür war die rasante Entwicklung im ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert, die die Gemeindebediensteten dazu veranlasste, sich von dem dörflichen Charakter – und somit auch der Dorfstraße – loszusagen.

Bis 1983 erweckte die Straße mit ihren zahlreichen Häusern, von denen die meisten aus dem 19. Jahrhundert stammten, den Eindruck eines kleinen märkischen Dorfes. Infolge des Wohnungsbauprogramms der SED allerdings wichen die ersten Gebäude. Der Grund war weniger, dass Plattenbauten an ihrer Stelle entstehen sollten, sondern vielmehr der Ausbau der Haupt-, Rhin- und Wartenberger Straße auf vier bis sechs Spuren. Für die Straßenbahn, die seit 1899 Hohenschönhausen mit Berlin verbindet, entstand etwa auf mittlerer Höhe eine großzügig angelegte Haltestelle. Frühere Pläne sahen vor, die Strecke in eine parallel liegende Straße zu führen. Der Ausbau hatte allerdings auch zur Folge, dass schmalere beziehungsweise an einigen Stellen gar keine Fußwege vorhanden waren. Der östliche Teil der Hauptstraße hinter der Ecke Rhinstraße wurde vom Durchgangsverkehr abgehängt und findet heute kaum noch Beachtung.

Alt (Taborkirche links unten im Bild) und Neu (Hochhäuser) prägen das Bild der Hauptstraße

In den 1990er Jahren gab es von verschiedenen Seiten her die Idee, die Hauptstraße in eine Fußgängerzone umzuwandeln. Die Straßenbahn sollte weiterhin ihre angestammte Trasse nutzen, während der Individualverkehr auf die Gärtnerstraße ausweichen sollte. Da diese jedoch auf mehr als die doppelte der vorhandenen Breite hätte erweitert werden müssen, wurden die Pläne unter anderem deswegen fallen gelassen.

Bebauung

Die Bebauung entlang der Hauptstraße ist etwa annähernd identisch mit der des Hohenschönhauser Dorfkerns an sich. So befinden sich hier unter anderem die Dorfkirche oder das ehemalige Gutshaus Hohenschönhausen. Daneben existierten bis in die 1970er Jahre hinein verschiedene Kleinbetriebe wie Schmiede oder Schlachter. Auch Bauernhöfe gehörten bis dato zum Erscheinungsbild der Straße. Seit den 1970er und 1980er Jahren prägen allerdings auch einige Neubauten das Bild, so befinden sich heutzutage in unmittelbarer Nähe der Kirche zwei Punkthochhäuser, gegenüber vom Gutshaus befindet sich zudem ein Einkaufszentrum.

Taborkirche

Taborkirche; deutlich erkennbar ist der ehemalige Turmaufsatz

Die Taborkirche ist mit Abstand das älteste Gebäude des Ortsteils. Verschiedene Quellen nennen als Baujahr 1230; die Fachliteratur (Pomplun, Cante und Friske) setzt sie jedoch übereinstimmend in das späte 13. Jahrhundert. Ihre Bauzeit liegt damit fast 100 Jahre vor der ersten urkundlichen Erwähnung Hohenschönhausens in den Jahren 1352 beziehungsweise 1356. Das Dorf wurde vermutlich um 1230 gegründet, hatte aber mit großer Wahrscheinlichkeit – wie in den märkischen Dörfern generell üblich – zunächst eine Holzkirche.

Die Taborkirche ist eine Feldsteinkirche, ihr ursprünglicher Name lautete lediglich Dorfkirche, erst später bekam sie ihren heutigen Namen. Der Bau bekam um 1450 ein Langhaus sowie um 1470 einen Fachwerkturm, der mindestens einmal pro Jahrhundert umgebaut wurde. Der erste Umbau fand bereits 1615, in Form eines kompletten Neubaus; rund 100 Jahre später wurde das ursprüngliche Spitzdach entfernt und dafür eine sogenannte Barockhaube aufgesetzt. 1714 erhält dieser Turm zudem eine Wetterfahne. An der Ostseite des Langhauses befinden sich vier Putztafeln, auf denen die Jahre 1738, 1801, 1905 und 1924 vermerkt sind, in diesen Jahren fanden weitere Umbaumaßnahmen statt. 1953 verlor die Kirche schließlich ihren Turm. Dieser musste entfernt werden, da das Fachwerk im Inneren vollkommen vermodert war. Finanziell wäre ein Neubau zu damaliger Zeit nicht problematisch gewesen, es fehlte jedoch am nötigen Material. An einen späteren Wiederaufbau ist heute jedoch auch nicht zu denken, da heute umgekehrterweise die finanziellen Mittel nicht zur Verfügung stehen.

Im Inneren der Kirche befindet sich ein Marienaltar. Dieser wurde 1924 aus der Wartenberger Dorfkirche hierher verlegt, er stammt aus der Zeit um 1450. Die originale Altargruppe, ebenfalls mit dem Bild der Jungfrau Maria befand sich seitdem in der Berliner Nikolaikirche, heute kann sie im Märkischen Museum betrachtet werden.

Dorfschule

Ehemalige Dorfschule

Die ehemalige Dorfschule befindet sich an der Hauptstraße 43, genau zwischen Taborkirche und Schloss. Bereits 1810 gab es eine Dorfschule im Ort, wie in den meisten Fällen befand sie sich auch hier in unmittelbarer Nähe zur Dorfkirche, in diesem Fall lag die erste südöstlich der Kirche am Kirchhof. 1825 wurde diese durch einen Lehmbau an der Dorfstraße (die heutige Hauptstraße) ersetzt. Der Neubau besaß neben den nötigen Unterrichtsräumen auch eine Wohnung für den Lehrer und Küster. Der Bau wurde 1848 nochmals erweitert und schließlich 1889 wegen Baufälligkeit abgerissen.

Noch im gleichen Jahr begann die Schulgemeinde mit dem Neubau der Dorfschule. Dieser Bau beherbergte neben vier Klassenräumen auch je zwei Wohnungen für verheiratete und ledige Lehrer sowie ein Abort- und Stallgebäude. Das Haus an sich ist ein unverputzter Backsteinbau. Die Kosten für die Errichtung beliefen sich auf rund 34.000 Goldmark.

Da sich die Gemeinde in einem rasanten Wachstum befand, musste bereits kurz nach der Jahrhundertwende ein weiteres Gebäude her. In den Jahren 1905/06 entstand so ein weiteres Schulhaus an der Freienwalder Straße 6, das sich bald jedoch auch als vollkommen unzureichend herausstellte. Daraufhin veranlasste der damalige Gemeindevorsteher von Hohenschönhausen, Paul Koenig, den Bau eines neuen und vor allem größeren Schulgebäudes. Der Bau entstand an der Roedernstraße und umfasste eine Doppelschule für Knaben und Mädchen. Gleichzeitig mit der Eröffnung dieses neuen Schulgebäudes, das heute noch als solches genutzt wird, wurden die beiden anderen Schulen geschlossen.

Ein Jahr nach der Schließung begann die Nutzung der ehemaligen Dorfschule als Jugendheim. In den 1920er Jahren befanden sich hier die Diensträume der örtlichen Polizei. Anfang der 1930er Jahre wurde das Gebäude kurzfristig nochmals als Schule genutzt. Nach der ursprünglichen Wiederherstellung der Unterrichtsräume, wurde 1944 nur noch einer als solcher genutzt. In den anderen befanden sich eine Lebensmittelkartenstelle sowie Angehörige der Wehrmacht und der Hitler-Jugend.

Nach dem Zweiten Weltkrieg verblieb das Gebäude in seiner ursprünglichen Funktion als Schule bis in die 70er Jahre. Sie wurde bis dahin als 14. Grundschule von Weißensee betrieben. 1973, während der X. Weltfestspiele der Jugend in Berlin, diente das Haus zusätzlich noch als Unterkunft. Gegen Ende des Jahrzehnts befand sich hier außerdem der Sitz der Bauleitung für das Neubaugebiet Hohenschönhausen II. 1983 zogen ein Jugendklub und die Anne-Frank-Bibliothek in das Haus ein, ersterer blieb bis 1990 bestehen, die Bibliothek wurde 2002 geschlossen. Seitdem steht das denkmalgeschützte Gebäude leer.

Schloss Hohenschönhausen

Schloss Hohenschönhausen

Das sogenannte „Schloss Hohenschönhausen“ an der Hauptstraße 44 ist kein Schloss im eigentlichen Sinne, sondern die lokale Bezeichnung für das ehemalige Gutshaus. Der Bau stammt mit großer Wahrscheinlichkeit bereits aus dem 17. Jahrhundert, damals vermutlich noch eingeschossig. Spätestens seit 1792 ist das Haus zweigeschossig und besitzt seitdem im Erdgeschoss ein System durchgängiger Kreuzgratgewölbe.

Bis 1736 residierte hier die Adelsfamilie von Röbel, danach diente der Bau noch weiterhin als Wohnhaus für die jeweiligen Gutsherren. Nachdem Gut und Gemeinde im Jahr 1911 zusammengelegt wurden, wohnte in den 1920er Jahren Paul Schmidt, der unter anderem die Taschenlampe und die Trockenbatterie erfand, im Schloss. Schmidt verkaufte das Gebäude schließlich 1929 an die Stadt Berlin, die es daraufhin zunächst als Kinderhort, Kinderkrippe, Kindergarten und Haushaltsschule nutzte. Im Krieg war hier die örtliche Luftabwehrzentrale untergebracht. Nach der Kapitulation diente das Gebäude dann zunächst als Krankenhaus, zunächst für Tuberkulose, später für Geschlechtskrankheiten. Ab 1957 wurde das Schloss in eine Entbindungsklinik umfunktioniert. Anfang der 70er Jahre diente es nur noch als Frauenklinik.

Seit 1990 steht das Gebäude leer, die angekündigte Restaurierung sollte eigentlich 1993 beginnen. Ursprünglich war vorgesehen, hier das Heimatmuseum für den Bezirk Hohenschönhausen unterzubringen, was nach der Bezirksreform 2001 nicht mehr machbar war, da künftig ein Heimatmuseum für den gesamten Bezirk entstehen soll. Damit das Gebäude dennoch nicht dem Zahn der Zeit zum Opfer fällt, entstand der „Förderverein Schloss Hohenschönhausen“, der sich unter dem Motto „Steine für das Schloss – Ich bin dabei“ um eine Restaurierung bemüht. Die ersten Arbeiten hierfür konnten im Jahr 2005 aufgenommen werden. Die Pläne sehen unter anderem einen gastronomischen Bereich mit Biergarten im Erdgeschoss vor.

Storchenhof

Einkaufszentrum „Storchenhof“

Storchenhof ist seit Jahren her eine Umschreibung für die Gegend entlang der Hauptstraße. Heutzutage schmückt sich ein Einkaufszentrum mit diesem Namen, doch bereits bevor dieses gebaut wurde, existierte dieser Name.

Der Name geht zurück auf ein Lokal an der Hauptstraße 8/9, der ursprüngliche Name lautete zur Eröffnung 1891 noch „Gasthaus zum Alten Krug“ (der „Neue Krug“ befand sich an der „Weißen Taube“), später wurde es in „Zum Storchnest“ umbenannt. Der Grund war so einfach wie sein Name selbst: Jährlich nisteten auf dem Dach des Lokals Störche. Ferdinand Schultze, dem das Gasthaus gehörte, baute dieses in den Folgejahren weiter aus, so entstanden bis 1914 unter anderem eine Schankhalle, eine Musikhalle und eine Stehbierhalle. Für 1926 plante Schultze zudem den Umbau in ein Kinotheater, musste allerdings diese Pläne fallen lassen.

Neben der eigentlichen Funktion als Gasthaus und Tanzlokal für 237 Personen, konnte man auch die Halle für politische Veranstaltungen mit bis zu 350 geladenen Gästen umbauen. Insbesondere KPD-, aber auch NSDAP-Mitglieder trafen sich nach 1930 regelmäßig im Lokal, auch Joseph Goebbels hielt hier seine Reden. Neben den politischen Treffen tagte auch der Hohenschönhauser Männergesangsverein „Eintracht“ im Storchnest.

Das Lokal wurde ab 1941 zum Lagerraum für Flugzeugteile der Argus-Werke Reinickendorf umfunktioniert. Im weiteren Verlauf des Zweiten Weltkrieges wurde das Haus getroffen und brannte aus.

In der Nachkriegszeit entstanden auf dem ehemaligen Grundstück ein Neubau als Klubgaststätte, ebenfalls mit Namen „Zum Storchnest“, aber auch eine Schule. Nach der Wende begann zunächst Mitte der 90er der Abriss der Gaststätte und der Neubau eines Einkaufszentrum, das sich heute mit dem Namen „Storchenhof“ schmückt; im Lauf der Jahrzehnte fand diese phonetische Umwandlung statt. Die Schule auf dem Grundstück mit der Nummer 8 wurde erst 2005 abgerissen; das Gelände wird heute zu einen neuen Quartierspark umgebaut.

Altes Rathaus

Altes Rathaus

Das ehemalige Rathaus der Landgemeinde Hohenschönhausen befindet sich an der Hauptstraße 50, direkt gegenüber der Kreuzung mit der Konrad-Wolf-Straße. Das Gebäude wurde 1909 errichtet und diente neben der Funktion als Rathaus unter anderem auch als Wohnhaus.

Im Erdgeschoss befanden sich die Büros des Gemeindevorstands, der Sitzungssaal sowie die Polizeiwache. Eine Etage darüber befand sich die Wohnung des Gemeindevorstehers. In der zweiten Etage sowie im Dachgeschoss befanden und befinden sich heute noch Wohnungen.

Mit der Bildung des eigenständigen Stadtbezirks Hohenschönhausen zog die Verwaltung in einen schlichten Plattenbau in der Große-Leege-Straße 103 um.

Verkehr

Auf dem ausgebauten Abschnitt zwischen Konrad-Wolf-Straße und Rhinstraße wird die Hauptstraße von den Straßenbahnlinien M5 und 27 sowie von den Buslinien 256 und 294 befahren. Die Straßenbahnstrecke wurde 1899 bis zur Hauptstraße gebaut und 1913 weiter nach Nordosten verlängert.

Auf mittlerer Höhe der Straße befindet sich die einzige Haltestelle Hauptstraße /Rhinstraße. Diese wurde zusammen mit der gesamten Straßenbahnstrecke im Jahr 2003 umfangreich saniert. Die diskutierte Option, eine Kombihaltestelle für Bus und Straßenbahn zu errichten, wurde nicht ausgeführt, da die ohnehin schmalen Bahnsteige dadurch noch kleiner ausgefallen wären.

Literatur

  • Anke Huschner: Geschichte der Berliner Verwaltungsbezirke. Band 15: Hohenschönhausen. Stapp, Berlin 1995, ISBN 3-87776-070-8.
  • Bärbel Ruben: Hohenschönhausen wie es früher war. Wartberg Verlag, Gudensberg-Gleichen 1999, ISBN 3-86134-532-3.

Weblinks

52.54888888888913.5044444444447Koordinaten: 52° 32′ 56″ N, 13° 30′ 16″ O


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