Tagebau Turów

Tagebau Turów
Großkraftwerk Turów, 2006

Das Braunkohle-Großkraftwerk Turów befindet sich in Südwest-Polen auf dem Gebiet der Gemeinde Bogatynia (Reichenau), nahe dem Ortsteil Turoszów (Türchau) an der deutsch-polnischen Grenze.

Geschichte

Das 1962 in Betrieb genommenen Elektrizitätswerk ist das drittgrößte Polens mit einer Leistung von 2000 Megawatt (MW), das entspricht sieben Prozent der Landesleistung.

Die Braunkohle zur Versorgung des Kraftwerks kommt aus dem nahe gelegenen gleichnamigen Tagebau. Dieser wurde zu Beginn des 20. Jh. zur Versorgung des Kraftwerkes in Hirschfelde eröffnet. 1945 erfolgte die Übergabe der Braunkohlengrube Hirschfelde an die polnische Regierung. Im Ergebnis von Verhandlungen einer russisch-polnischen Kommission konnte sie jedoch von deutscher Seite zur Versorgung des Kraftwerkes Hirschfelde unter Einhaltung besonderer Bestimmungen weiter betrieben und die Kraftwerksasche auf polnischem Gebiet verkippt werden. Am 16. August 1947 wurde der Tagebau durch die polnische Grubenverwaltung übernommen und die 300 deutschen Bergleute entlassen und durch polnisches Personal ersetzt. Seit dieser Zeit kam es wiederholt zu Kohlenmangel im Kraftwerk Hirschfelde durch unregelmäßige Lieferungen. Aus diesem Grunde erfolgte 1946 die Wiederaufnahme des 1927 stillgelegten Tagebaus Berzdorf, 1947 folgte die seit 1938 eingestellte Grube in Olbersdorf. Jedoch bezog das deutsche Kraftwerk Hirschfelde den überwiegenden Teil seiner Kohle auch weiterhin aus Turów.

Auf Grund der politischen Ereignisse von 1980 in Polen kam es zu einer Einstellung der Kohlenlieferungen in die DDR, ebenso wurde die Abnahme der deutschen Kraftwerksasche verweigert.

Bereits vor dem 2. Weltkrieg war mit dem Abriss von Teilen des Dorfes Türchau begonnen worden. Die Kohlenvorräte des Tagebaus Turów, der im Jahre 2003 5.800 Arbeitnehmer beschäftigte, werden etwa im Jahre 2040 abgebaut sein. Bis dahin sollte die Grube, die im Jahre 2003 eine Teufe von 225 m erreicht hatte, noch bis auf 300 m Tiefe und 55 km² erweitert werden. Die Fördermenge des Tagebaus Turów stellt mit 16,3 Mt 23% der polnischen Braunkohlenförderung dar.

In dem jetzt 45 km² großen Tagebaugelände einschließlich seiner Abraum- und Aschenhalden sind die Ortschaften Dornhennersdorf, Friedersdorf, Gießmannsdorf, Reibersdorf, Seitendorf und Zittel vollständig verschwunden. Der Ort Türchau wurde ebenfalls fast gänzlich devastiert. Auch Teile von Kleinschönau, Reichenau, Wald und Weigsdorf fielen dem Tagebau zum Opfer. In der Grube gingen das Schloss Gießmannsdorf und beide Schlösser in Reibersdorf sowie die alte Trasse der Schmalspurbahn von Zittau über Reichenau nach Markersdorf verloren. Die Gegend ist im Luftbild als schmaler Streifen polnischen Hoheitsgebietes zwischen deutscher und tschechischer Grenze auszumachen; kennzeichnend ist dabei, dass weite Teile des Territoriums überhaupt als Grubengelände erkennbar sind. Im unmittelbar an der Lausitzer Neiße gelegenen Zittauer Ortsteil Drausendorf traten Gebäudeschäden auf, deren Ursache in dem Tagebau zu sehen sind, da dieser bis auf einen Schutzpfeiler an der Neiße in die unmittelbare Nähe der Stadt vorgerückt ist.

Unweit des Kraftwerkes wurde das Betriebsmuseum Tagebau Turów eingerichtet.

Während die deutschen Kraftwerke Hirschfelde und Hagenwerder nach 1990 stillgelegt und abgerissen worden sind, erfolgte im Kraftwerk Turów seit 1996 eine Modernisierung, die u.a. auch die für den Weiterbetrieb erforderliche Nachrüstung mit Rauchgasentschwefelungsanlagen umfasste. Der Abschluss dieser Arbeiten, die durch die im Dezember 1998 erfolgte Explosion des 5. Blockes erheblich verzögert wurden, war zum Ende des Jahre 2004. Für 2010 ist die Abschaltung der ersten Blöcke in Turów vorgesehen.

Siehe auch: Liste der Kraftwerke

Weblinks

50.94777777777814.9116666666677Koordinaten: 50° 56′ 52″ N, 14° 54′ 42″ O


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