Tandy TRS 80

Tandy TRS 80
Tandy TRS-80 Model 1

Der TRS-80 Modell 1 von Tandy Radio Shack gehörte neben dem Apple II und dem Commodore PET 2001 zu den ersten Heimcomputern, die in nennenswerten Stückzahlen als Fertigexemplare produziert wurden. Er kam 1977 auf den Markt und war mit einer Z80-CPU von Zilog ausgestattet, die mit 1,77 MHz Taktfrequenz lief. Der TRS-80 hatte besonders in den USA gute Verkaufserfolge. Der Neupreis betrug in Deutschland 3000 DM.

Zunächst wurde er nur mit 4 KB RAM (der innerhalb der Tastatur auf 16 KB aufgerüstet werden konnte) ausgeliefert. Typisch für die damalige Zeit war das im ROM gespeicherte Betriebssystem in Form des BIOS und das integrierte BASIC. Mit Hilfe einer "Expansion Box" ließ er sich um weitere 32 KB RAM, einen Diskettencontroller für bis zu vier 5,25"-Laufwerke sowie eine serielle und eine parallele Schnittstelle erweitern.

Inhaltsverzeichnis

Grafik und Ausstattung

Der TRS-80 Model 1 besaß eine "Grafikauflösung" von 128 mal 48 Pixeln. Erzeugt wurde diese Auflösung durch die Zeichenzellen des Bildschirms, die in 6 kleine Blöcke aufgeteilt waren. In Wirklichkeit handelte es sich also um Sonderzeichen des 64*16 Zeilen Textmodus, die geschickt eingesetzt werden mussten, s. a. Blockgrafik. Als Bildschirm konnte über einen zuzukaufenden HF-Modulator jedes handelsübliche Fernsehgerät benutzt werden, sofern man keinen Wert auf hohe Bildqualität legte; ursprünglich wurde ein Monitor mitgeliefert, der mit schwarz-weißer oder schwarz-grüner Anzeige erhältlich war.

Es gab vom Model 1 einen Level I mit 4 KB ROM und einem simplifizierten BASIC, und einen Level II mit 16 KB ROM und einem BASIC, das bereits dem damals populären Microsoft-Standard entsprach (und auch von dort lizenziert war) und sich mittels der "Expansion Box" um Diskettenbefehle erweitern ließ.

Eines der Kultprogramme der damaligen Zeit war trotz der Klötzchengrafik das Spiel "Dancing Demon", in dem ein kleiner niedlicher Teufel auf dem Bildschirm tanzte und der Monosound der Cassettenrecorderschnittstelle den Benutzer unterhalten sollte.

In der Originalausstattung wurde aus Kostengründen am Bildschirmspeicher pro Byte ein Bit gespart. Dadurch war der TRS-80 nicht in der Lage, Kleinbuchstaben darzustellen. Wollte man dies erreichen, musste man einen Speicherbaustein nachträglich einbauen, der dann das Bit Nummer 6 in jedem Byte des Bildschirmspeichers zur Verfügung stellte. Bei einigen Bauserien führte die Nachrüstung dieses Bausteins bei dem ab Werk eingebauten Zeichengenerator-ROM allerdings zur Darstellung von japanischen Zeichen.

Compact-Cassette und Diskette

Anfangs wurden die Daten noch auf Compact-Cassette gespeichert, doch sehr bald kamen auch diverse Disk Operating Systeme (DOS) hinzu. Am bekanntesten waren das TRSDOS von Tandy und das sehr fortschrittliche NewDos 80 von Apparat. TRSDOS und NewDos 80 unterstützten zunächst 35 Track Single Sided Single Density 156 KB Disketten im 5,25" Format, später mit neueren Laufwerken und Controller auch 40 und 80 Track Double Sided / Double Density, so dass 720 KB speicherbar waren. Eine derartige Disk war mit einer heutigen Wechselfestplatte vergleichbar, da hier 20 bis 30 "große" Programme Platz fanden.

Das NewDos 80 ermöglichte schon damals im Heimcomputer-Bereich ungewöhnliche Projekte wie das Fernsteuern eines Tandys via Akustikkoppler und grauem Standardtelefon (Deutschland) über das öffentliche Telefonnetz von einem anderen Rechner aus. Die ersten Mailboxen bzw. BBS' entstanden, in denen Benutzer Beiträge in virtuellen schwarzen Brettern veröffentlichen konnten.

Weitere TRS 80 Modelle und Nachbauten

TRS 80 Modell II

Basierend auf dem TRS-80 Model 1 gab es auch die Modelle II, III und 4 (in dieser Schreibweise; das erste und das vierte Modell wurden im Katalog mit einer arabischen Ziffer versehen), die mindestens schon Diskettenlaufwerke integriert hatten und aufgrund der Preislage und Ausstattung bereits zu den Bürocomputern zählten. Modell II lief im Unterschied zu allen anderen ohne notwendige Veränderungen an Soft- oder Hardware mit CP/M und verfügte über 8"-Laufwerke, was auch so beworben wurde. Alle Modelle außer dem Model 1 hatten auch den Monitor fest in das Gesamtgehäuse integriert.

Der TRS-80 erfuhr einen Nachbau durch eine Firma namens EACA, der in Deutschland und Westeuropa unter dem Namen "Video Genie" (durch Trommeschläger Computer GmbH), in Australien als "System 80", in den USA als "PMC-80", in Ungarn als "HT-1080Z" und in Südafrika als "TRZ-80" vertrieben wurde. Der Nachbau war zu praktisch 100% kompatibel und wies nur einige Unterschiede bei der Hardwareansteuerung auf. Im Gegensatz zum TRS-80 Model 1 wurde das Video Genie niemals mit einem Monitor ausgeliefert, hatte dafür aber einen Videomodulator und einen Kassettenrekorder integriert. Es gab weniger erfolgreiche Nachfolgemodelle, die zum Teil weit über die Vorgaben von Tandy/Radio Shack hinausgingen, aber weiterhin versuchten, Kompatibilität zu wahren.

Ein weiterer Nachbau des TRS-80 Model 1 wurde unter dem Namen KOMTEC in Deutschland verkauft, verschiedentlich existieren private Nachbauten auf der Basis von modifizierten Z80-Einplatinenrechnern.

Ein Nachfolger mit Farbgrafik war der Tandy TRS-80 Color Computer (CoCo).

Die polnische Firma Mera-Elzab baute Anfang der 1980er die Computerserie Meritum (zuerst Meritum I und seit 1985 Meritum II), die auf dem TRS-80 basierte. Der Unterschied zum TRS-80 lag hauptsächlich darin, dass bei der Produktion nur im Ostblock gefertigte Bauteile (einschließlich U880D - der ostdeutschen Version des Z80) verwendet wurden. Dieser Klon eines TRS-80 wurde in Polen schnell sehr populär und hatte einen entscheidenden Einfluss auf die Computerisierung in Schulen, verlor jedoch später gegen die westlichen Mitbewerber Atari, Commodore und ZX Spectrum.

Kritik

Fragwürdig war die damalige Marketingpolitik von Radio Shack, die zum Beispiel in ihrem Katalog diese recht teuren Bürocomputer (Modell II über 10.000 DM) neben Plüschtieren mit eingebautem Radio platzierten. Auf diese Art disqualifizierte sich Tandy/Radio Shack gegenüber professionellen Kaufinteressenten.

Zu einem kleinen Skandal führte die Entdeckung, dass der Diskettencontroller-Baustein in der Expansion Box falsch beschaltet war, so dass er nach wenigen Monaten durch Überhitzung zerstört wurde. Tandy/Radio Shack hat die Beschaltung jedoch nie korrigiert.

Community

Bereits damals schlossen sich Benutzergruppen intensiv zusammen, auch als noch keine preiswerten (bzw. in Deutschland, erlaubte) Modems bzw. Akustikkoppler erhältlich waren. Es gab eine größere bekannte Benutzerzeitschrift namens 80 NW, die später in der überregionalen 80 US aufging.

In der Szene ist der TRS-80 als "TRaSh 80" (dt. "Müll 80") oder auch "TuRdShit 80" (dt. "Taubenscheiße 80") bekannt.

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