Tapeloop

Tapeloop

Der Begriff Loop (englisch: Schleife) bezeichnet ursprünglich ein an beiden Enden zusammengeklebtes Stück eines Tonbandes. Heute wird er von Musikern synonym für ein Sample benutzt, das so geschnitten ist, dass man es ohne Brüche mehrfach hintereinander abspielen kann. Das sind insbesondere Schlagzeugsamples und Begleitrhythmen, aber auch Basslinien oder kurze Melodiephrasen. Musikalisch handelt es sich beim Loop um eine Art Ostinato. Die Verwendung von Loops kann als Grundlage für Repetitives Arrangement eingesetzt werden.

Inhaltsverzeichnis

Definitionen

Im Rahmen dieser Diskussion bezeichnet „loop“ ein zeitlich begrenztes Klangereignis, das mit technischen Mitteln wiederholt wiedergegeben wird. Die Vorgehensweise, ähnliche Effekte durch das Arrangement der von Musikern gespielten Parts zu erreichen, wird hier nicht behandelt.

Sinnvoll ist eine Unterscheidung in Loops, die aus vorab aufgenommenem Material bestehen (hierzu zählt vor allem die Arbeit mit Schallplatten z. B. in den Richtungen Hip-Hop, Techno , Drum’n’Bass, Trip Hop und Avantgarde Jazz), sowie Loops, deren Material während der Darbietung selbst aufgezeichnet wird (eigenes Instrumentalspiel, Umgebungsgeräusche u. Ä.). Für letzteres hat sich der Begriff Live looping etabliert (Quelle: Rick Walker).

Geschichte

Frühe Formen von Loop-Musik hatten ihre Wurzeln in der zeitgenössischen ernsten Musik. John Cage und Conlon Nancarrow verwendeten früh Spieluhren und Pianolas sowie Automaten für Kirchenglocken. Der von den Möglichkeiten flexiblere Einsatz von elektroakustischen Aufzeichnungsmedien (wie Tonband), der auch Realtime Looping (Live Looping) ermöglichte, sah Pionierarbeiten durch Bebe Barron, Edgar Varese z. B. auf dem Philips-Stand der Weltausstellung und Karlheinz Stockhausen im Studio des WDR in Köln. Parallel dazu experimentierten Künstler aus dem Umfeld der Minimal Music wie Terry Riley und Pauline Oliveros sowie dadurch inspiriert Musiker der Pop/Rock-Musik (Brian Eno, Robert Fripp) mit der Möglichkeit des Realtime Loopings. Herausragendes Werkzeug war dabei der Riley zugeschriebene Time Lag Accumulator, der auch von Eno und – unter dem Namen Frippertronics – von Fripp eingesetzt wurde: zwei Tonbandmaschinen nutzten ein gemeinsames Tonband; der zweite Ausgang der rechten (wiedergebenden) Bandmaschine war mit dem zweiten Eingang der linken (aufzeichnenden) Bandmaschine verbunden. Durch den räumlichen Abstand zwischen der Aufzeichnung und Wiedergabe auf dem Band sowie die Bandgeschwindigkeit ergab sich die Looplänge.

Ende der 70er Jahre fand sich erstmals durch die Arbeit von Grandmaster Flash der Einsatz von Loops in der aufkeimenden Rap/Hiphop-Kultur. Grandmaster Flash nutzte neuartige Bedientechniken für Plattenspieler, um wiederkehrende Schlagzeug/Rhytmussequenzen als Basis für die Arbeit der MCs zu verwenden.

Die stetige Funktionserweiterung von Samplern sowie die weitere Integration der Computertechnik ermöglichte in den 90er Jahren die Arbeit mit Loops komplett in digitalen Systemen. Das schuf die technische Grundlage für stark loop-basierte Musikstile wie Techno (Robert Hood),Trip Hop, Drum’n’Bass und Big Beat. Dabei wurde die Auswahl des Loop-Basismaterials zu einer ganz integralen Tätigkeit für die Musiker; viele Musiker verwendeten klar genrefremde Quellen als Basis für ihre Titel (so z. B. „Safe From Harm“ von Massive Attack auf Basis von Spectrum von Billy Cobham oder der Einsatz von klassischen Samples in der Musik von Amon Tobin).

Das Genre des Live Loopings ist im Vergleich dazu stärker vom musikalischen Massenmarkt entfernt. Da Realtime Looping einem einzelnen Musiker die Möglichkeit zum Aufbau sehr vielschichtiger und komplexer Klangstrukturen bietet, sind sehr viele der Künstler Solomusiker. Nachdem frühe Werke auf Basis des Time Lag Accumulators stattfanden, verwenden heutige Künstler entweder lange digitale Delay-Effekte oder spezielle Loop-Geräte. Manche ermöglichen dabei neben dem Aufzeichnen, Wiedergeben sowie Overdubben von Loops auch weiterführende Wiedergabe- und Bearbeitungsschritte wie Rückwärtswiedergabe, Half/Doublespeed, Einfügen, Teilen, Verdoppeln und geben so die Möglichkeit zur Erstellung komplexer musikalischer Strukturen.

In den letzten Jahren kommen vermehrt Laptops zum Einsatz.

Stilrichtungen

Grundsätzlich besteht kein direkter Bezug zwischen musikalischen Stilrichtungen und der Verwendung von Loops; Looping ist insbesondere keine eigenständige Stilrichtung.

Die Mehrzahl der Werke ist dem Umfeld des Hip-Hop sowie der Electronica zuzuordnen. Live Looping werden eher klassische Instrumente, Stimme oder "found sounds" (Geräusche, Stimmen, Werkzeuge...) Avantgarde sowie experimentelle Electronik verwendet. Oft setzen Musiker Loop-Konzepte auch für die Arbeit als Solo-Singer-Songwriter ein, um z. B. ein Solo mit einem vorher eingespielten Begleitloop unterlegen zu können.

Arbeitsweisen und Kompositions-/Interpretationstechniken

Die Arbeit mit Loops ermöglicht verschiedene Vorgehensweisen sowie Einsatzmöglichkeiten für die entsprechenden Werkzeuge. Nachfolgend seien beispielhaft einige der Möglichkeiten aufgeführt.

Looper als Echtzeit-Overdubber

Ein Looper ermöglicht es dem Künstler, mehrere nicht oder nur schwierig gleichzeitig spielbare Parts gleichzeitig erklingen zu lassen. Hierbei ist auch der Einsatz gänzlich unterschiedlicher Instrumente in einer Darbietung eines Solokünstlers möglich, die dann gleichzeitig erklingen können. Von der Arbeitsweise entspricht das dem Overdubbing aus der Studiotechnik, das hier mit geringem technischen Aufwand sowie in Echtzeit in einer flüssigen Darbietung möglich wird.

Beispiel: der Künstler beginnt einen Song mit der gesungenen Strophe, die er auf der Gitarre begleitet. Anschließend kann er z. B. einen Gitarren-Solopart zur vorher gespielten Begleitung spielen, und damit den Effekt erlangen, als würden zwei Gitarristen spielen.

Looper als Werkzeug zur Klanggestaltung

Da Loops nicht auf der Ebene der musikalischen Parameter wie Tondauer und -länge arbeiten, sondern Audioinformationen aufzeichnen, können Loops als Sounddesign-Werkzeuge verwendet werden. Durch Veränderung der Abspielgeschwindigkeit (Pitching und Timestretching), Tonhöhe (Pitch-Shifting), und Abspielrichtung kann aufgezeichnetem Audiomaterial ein gänzlich neuer Klangcharakter gegeben werden – eine Arbeitsweise, die insbesondere bei sehr kurzen Loops (< 1 s) Wirkung zeigt. Diese Möglichkeiten werden noch erweitert durch Einsatz in Kombination mit anderen elektronischen Audio-Effekten, deren Klangweise sich dadurch teilweise stark verändern kann (z. B. Nachhall setzt bei Rückwärtswiedergabe vor dem Originalsignal ein).

Looper als elektronisches Notizbuch

Neuere Looper sowie laptop-basierte Lösungen bieten häufig die Möglichkeit, die aufgezeichneten Loops in nichtflüchtigen Speichern festzuhalten. Durch die praktische Auslegung insbesondere von dedizierten Hardware-Loopern (z. B. kleines Effektpedal mit speziellem Gitarreneingang und Kopfhörerausgang sowie Option zu Batteriebetrieb) ergibt sich so die Möglichkeit, auf unkomplizierte Weise spontane Ideen zu skizzieren und für die spätere Verarbeitung festzuhalten.

Looper als strukturbildende Elemente

Insbesondere bei der Verwendung von Klangquellen mit statistischem oder ungeregeltem Charakter (Umgebungsgeräusche, elektromagnetische Einstreuungen und andere audiotechnische Artefakte und Störquellen, quasi-statistische Klangfolgen, insbesondere aus modularen Synthesizern – „Noodles“) können Loops verwendet werden, um diesen Klangereignissen eine geordnete Struktur zu verleihen.

Beispiel: als Klangquelle dient eine quasistatistische Geräusch- und Tonfolge aus einem modularen Analogsynthesizer oder virtuell-analogen Synthesizer. Dieses Klangereignis weist kein klares tonales Zentrum und keine erkennbare rhythmische Struktur auf. Durch Aufzeichnen eines Loops kurzer Dauer („ein halber bis ein Takt“ – 0,8–3 s) erhält das nun wiederholt wiedergegebene akustische Ereignis eine rhythmische Struktur – einen Puls. Das kann dadurch unterstützt werden, dass nach sieben Loopdurchgängen viermal das erste Viertel des Loops abgespielt wird (Stutter-Effekt), wodurch sich der Effekt einer kadenzierenden Wendung ergibt. In dieser neuen Metaloop (8 Loop„takte“ lang, davon der letzte Takt Stutter-Effekt) wird nun die Tonhöhe variiert, z. B. Takt 1,2: 0; Takt 3,4: +5; Takt 5,6: +7, Takt 7: 0, Takt 8: −2 (Angaben in Halbtönen). Dadurch entsteht der Effekt einer harmonischen Kadenz, der durch den Stutter-Effekt noch unterstützt wird.

Looper in Klanginstallationen

Insbesondere bei der Verwendung von Loops sehr langer Dauer (30 s und länger), ggf. in Kombination mit kürzeren Loops, eignen sich Loops auch hervorragend als Elemente in Klanginstallationen.

Beispiel: in einer auf zwei Räume verteilten Installation befindet sich in jedem Raum ein Mikrofon und ein Lautsprecher. Die Mikrofone und Lautsprecher sind gegenseitig vertauscht mit zwei Loopern (verschiedener oder gleicher Looplänge) verbunden, die sich im „Overdub“-Betrieb befinden. Eine solche Installation erzeugt ein zeitlich stark versetztes „Echo“ zwischen beiden Räumen, ebenso wie es „ältere“ Ereignisse für eine lange Zeit wiedergeben wird. Über die zahlreichen Loop-Durchläufe und die stete Wiedergabe und neuerliche Aufzeichnung über die Übertragungskette Lautsprecher -> Raum -> Mikrofon wird diese Übertragungskette zu einem wesentlichen klanggestaltenden Element der Installation.

Werkzeuge (Auswahl)

  • dedizierte Loop-Hardware: Realtime
    • Oberheim/Gibson Echoplex Digital Pro (EDP)
    • Electrix Repeater
    • Electro Hamonix 2880 Super Multitrack Looper
    • Boomerang Phrase Sampler
    • Line6 DL4 / JM4
    • Boss DD-7 / DD-20 / RC-20 / RC-20XL /RC-2 / RC-50
    • Digitech JamMan
    • Lexicon JamMan
    • Looperlative LP-1
    • Akai Headrush
  • dedizierte Loop-Hardware: nicht Realtime
  • Loop-Softwarelösungen: Realtime
    • Mobius
    • AugustusLoop
    • SooperLooper
    • AngstroLooper
    • LloopyLlama
    • lloopp
  • Loop-Softwarelösungen: nicht-realtime
    • FL Studio
    • Ableton Live!

Weblinks


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