Taunusbahnhof (Wiesbaden)

Taunusbahnhof (Wiesbaden)
Das Empfangsgebäude des Taunusbahnhofs (um 1890)

Der 1840 errichtete Taunusbahnhof war der erste Bahnhof der damaligen nassauischen Hauptstadt Wiesbaden.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Lage des Taunusbahnhofs um 1895
Blick auf die alten Bahnhöfe mit Gleisanlagen (um 1890)

Der Kopfbahnhof an der Ecke Rheinstraße/Wilhelmstraße war Beginn- und Endpunkt der Taunus-Eisenbahn, die Wiesbaden mit Frankfurt am Main verband. Damit war er das Pendant zum Frankfurter Taunusbahnhof am anderen Ende der Strecke. Probefahrten fanden ab dem 23. Oktober 1839 zwischen Wiesbaden und Castel statt, die Eröffnung erfolgte am 10. März 1840 auf dieser Teilstrecke. Der Betrieb zwischen Wiesbaden und Frankfurt wurde dann am 13. April 1840 aufgenommen.[1] Mit seiner Eröffnung nur 4 1/2 Jahre nach der ersten deutschen Strecke von Nürnberg nach Fürth im Jahre 1835 zählte er somit zu den Eisenbahnpionieren.

In unmittelbarer Nachbarschaft entstanden später noch zwei weitere Kopfbahnhöfe: der Rheinbahnhof als Endpunkt der Nassauischen Rheinbahn über Rüdesheim am Rhein nach Oberlahnstein (1857; das Gebäude wurde jedoch erst am 1. Oktober 1866 in Betrieb genommen[2]) und der Ludwigsbahnhof als Endpunkt der Hessischen Ludwigsbahn über Niedernhausen (heute: Ländchesbahn) und weiter nach Limburg an der Lahn.

Der Taunusbahnhof sowie der Ludwigsbahnhof wurden nach der Inbetriebnahme des neuen repräsentativen Hauptbahnhofs im Jahre 1906 abgebrochen, welcher ca. 800 Meter weiter südlich außerhalb der Stadt seinen Standort bekam und als neues Tor in die damalige Weltkurstadt diente. Einzig das Gebäude des Rheinbahnhofes blieb stehen, ehe auch er im Jahre 1969 im Zuge der Erweiterung der Rhein-Main-Hallen der Abrißbirne zum Opfer fiel.

Als der neue Hauptbahnhof am 15. November 1906 eröffnet wurde, ließ man kein gutes Haar am alten Taunusbahnhof. So schrieb das Wiesbadener Tagblatt:

„Er war niemals eine Schönheit; er hatte von jeher auf jede weltkurstädtische Eleganz verzichtet; er war eine Enttäuschung für jeden, der von dieser Seite aus zum ersten Mal den Fuß in die berühmte und tausendmal in den Himmel gehobene Kurstadt setzte. […] Er wäre zuletzt einfach eine Blamage für Wiesbaden gewesen, wenn ihn sein Greisenalter nicht entschuldigt und wenn der hervorragende Umstand, daß man es hier mit einem Veteranen der ersten deutschen Eisenbahnzeit zu tun hatte, nicht doch ein wenig zu seinen und einer hochlöblichen Eisenbahnbehörde Gunsten gesprochen hätte…[3]

Auf den ehemaligen Gleisanlagen entstand nicht wie in Frankfurt ein dicht bebautes Wohnviertel (Bahnhofsviertel), sondern ab 1913 eine öffentliche Grünanlage (Reisinger Anlagen und Herbert-Anlagen).[4] Die Wilhelmstraße wurde 1910 nach Süden bis zur Ringstraße und zum neuen Hauptbahnhof in Form eine breiten Allee unter dem Namen "Kaiserstraße" verlängert (heute: "Friedrich-Ebert-Allee"). Auf deren östlicher Seite, an der Stelle des Ludwigsbahnhofs entstand bis zum Jahr 1915 das Museum, auf der westlichen Straßenseite, an der Stelle des Taunusbahnhofs und des benachbarten Rheinbahnhofs, wurden 1957 die Rhein-Main-Hallen eröffnet.[5]

Quellen

  1. Homepage der Odenwaldbahn
  2. Seite der ESWE Verkehrsgesellschaft
  3. Bericht im Wiesbadener Kurier vom 15. November 2006
  4. Gottfried Kiesow: Architekturführer Wiesbaden - Die Stadt des Historismus, Deutsche Stiftung Denkmalschutz, Bonn 2006, ISBN 3-936942-71-4, S. 194 f
  5. ebd. S. 84

Sonstige Literatur

  • Eisenbahn in Hessen. Kulturdenkmäler in Hessen. Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, hrsg. vom Landesamt für Denkmalpflege Hessen, Theiss Verlag, Stuttgart 2005, 3 Bände im Schuber, Bd. 2.1, S. 19ff (Strecke 001). ISBN 3-8062-1917-6

Siehe auch

Weblinks

50.07758.24487Koordinaten: 50° 4′ 39″ N, 8° 14′ 41″ O


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