Telemarkbindung

Telemarkbindung
Telemarker

Das Telemarken ist ein Skistil aus Norwegen. Der Fahrer kniet beim Fahren auf dem bergseitigen Ski, indem er die Ferse des hinteren Fußes hochhebt und den Talski nach vorne schiebt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Telemarken wurde im 19. Jahrhundert von dem Norweger Sondre Norheim eingeführt. Der Name kommt von der Konkurrenz zwischen der Parallelschwungtechnik und der Telemarktechnik, weil Norheim aus dem Fylke Telemark kam. Das biomechanische Schwungprinzip entspricht – zumindest mit dem heutigen Material – dem Parallelschwung. Die Parallelschwungtechnik ist in Norwegen nach dem früheren Namen der Hauptstadt als Kristianiatechnik bekannt.

Material

Ski

Früher wurden zum Telemarken spezielle Fjellski benutzt, das sind breite Langlaufski mit Stahlkante. Diese waren meist über 2 Meter lang und weicher in der Spitze im Vergleich zu Skiern für Parallelschwünge. Durch die weiche Front fand der Ski auch noch Führung, wenn die weichen Lederschuhe keinen so großen Druck auf die vordere Partie des Skis ausüben konnten.

Heute werden wie beim Alpinskifahren taillierte Pistenski, Tourenski oder Freerideski benutzt. Es gibt spezielle Telemark-Ski von den meisten Skifirmen, aber der Großteil hat ein Pendant in der Alpin-Abteilung der Firma, das sich oft nur durch das Design unterscheidet.

Manche dieser Modelle haben aber angepasste Durchbiegung (Flex) und Inserts, um Telemarkbindungen leicht montieren zu können.

Schuhe

Beim Telemarken haben sich Hartschalenschuhe durchgesetzt. Ein weicherer (und durch eine Falte flexibler) Kunststoff im Zehenbereich ermöglicht das Abknicken des Schuhes. Die (im Vergleich zu den früher gebräuchlichen Lederschuhen) stabileren, höheren und härteren Schuhe haben es möglich gemacht, auf die klassischen Telemark-Ski (siehe oben) zu verzichten, da aufgrund der besseren Kraftübertragung und Kontrolle so gut wie alle Alpin-Ski telemarktauglich sind.

Bindung

Eine Telemarkbindung fixiert nur die Front des Telemarkschuhs in der Bindung, die Ferse ist dabei frei und kann um den Flex des Telemarkschuhs rotieren. Man unterscheidet die Dreipinbindung und moderne Kabelzugbindungen.

Dreipinbindungen werden immer seltener verwendet, da hier nur die Spitze des Schuhs fixiert wird. Damit muss der Fahrer viel aktiver fahren als mit Kabelzugbindungen. Vorteilhaft ist das minimale Gewicht.

Bei der Kabelzugbindung führt ein metallenes Kabel um die Ferse und erlaubt es somit, mehr Druck auf den Ski auszuüben. Es gibt Modelle, die massive Metallstangen um die Ferse führen. Dadurch wird die Bindung schwerer, bietet aber mehr Kontrolle. Bei der bislang üblichen Nordic Norm (NN) wird der "Schnabel" des Telemarkschuhs in den 75mm breiten Käfig der Bindung eingeführt und die Ferse mit dem Kabelzug fixiert.

Im Jahr 2007 brachte die Firma Rottefella ein neues Bindungssystem namens NTN (New Telemark Norm) auf den Markt, dabei gleichen die Stiefel eher herkömmlichen Tourenskistiefeln ohne den sonst üblichen "Schnabel" der bisher am weitesten verbreiteten Nordic Norm. Ob sich diese neue Norm durchsetzen wird ist zurzeit noch offen.

Wettbewerbe

Die internationalen Wettkämpfe im Telemarksport werden vom Internationalen Skiverband FIS reglementiert und veranstaltet. Bei Telemarkwettkämpfen gibt es auch Strafsekunden, sogenannte Penaltys, die zur Laufzeit addiert werden. Einen Penalty bekommt man für das Nichterreichen der Mindestsprungweite, für die Landung ohne Telemark und für jedes Tor, das man nicht mit sauberer Telemarktechnik passiert. Es gibt folgende Disziplinen:

Telemark Riesenslalom

Gleich wie der alpine Riesenslalom, aber mit einem Sprung über ca. 25 Meter, bei dem auch die Weite und die Landung bewertet werden.

Telemark Classic

Beim Telemark Classic handelt es sich um die strengste Disziplin des Telemark-Rennsports. Das Rennen wird in nur einem Lauf ausgetragen und ist wie folgt in verschiedene Pistenabschnitte gegliedert. Nach dem Start werden vorerst zwischen 10 und 15 Riesenslalomtore gefahren. Anschließend folgt üblicherweise die erste 360°-Steilwandkurve, um dem Rennfahrer die Geschwindigkeit zu nehmen für den nächsten Abschnitt, die Skating-Strecke. Im Telemarkrennsport wird die gleiche Skating-Technik wie beim Langlaufsport praktiziert. Der Telemark-Rennfahrer begibt sich nun auf die Skating-Strecke, welche gut bis zwei Minuten in Anspruch nehmen kann und meistens bergauf führt. Nach der Skating-Strecke werden wieder mehrere Riesenslalomtore gefahren bis zur Sprungschanze. Die Sprungweite wird beim Sprungtraining vor dem Rennstart festgelegt, an welchem alle Rennfahrer teilzunehmen haben. Der weiteste Sprung des besten Fahrers wird als minimale Sprungweite definiert und markiert. Nach dem Sprung folgen weitere Riesenslalomtore und eine weitere 360°-Steilwandkurve mit anschließender Skating-Strecke und Zieleinlauf. Ein Telemarkrennfahrer ist auf einer solchen Strecke zwischen drei bis fünf Minuten unterwegs. Dabei ist zu beachten, dass der Fahrer in den Toren immer im Telemarkschritt bleiben muss – ansonsten wird ihm von den Torrichtern, welche über die gesamte Rennstrecke verteilt sind, eine Strafsekunde auferlegt (zwei Strafsekunden gibt es für eine Unterschreitung der Minimalweite beim Sprung). Die Kombination der verschiedenen Elemente beim Telemark Classic kann variieren. Sie werden vom Rennveranstalter vorgegeben und den lokal gegebenen Pistenverhältnissen angepasst. Die hier aufgeführte Auflistung (2 × 360°-Steilwandkurve, 2 × Skating-Strecke, 1 × Sprung, mindestens 3 × Riesenslalom) entspricht der Standardkombination.

Telemark Sprint Classic

Wie Telemark Classic, jedoch mit einer kürzeren Laufzeit (ca. 1,5 Minuten), dafür aber zwei Läufen.

Andere Wettbewerbe

Neben den FIS-Veranstaltungen gibt es unzählige, meist lokal orientierte Wettbewerbe mit teilweise abweichenden Austragungsformen.„“

Hier gibt es starke Anlehnungen an die Newschool-Skiszene, die ihrerseits viele Wettbewerbsvarianten aus dem Freestyle-Bereich des Snowboardens übernommen hat.

Telecross

Hier startet eine bestimmte Anzahl von Telemarkern gleichzeitig und versucht, auf dem mit Sprüngen, Wellen und Steilwandkurven ausgestattenen Parcours als erster in Ziel zu kommen. Hier gibt es meist ein Lauf-System, d.h., dass die Besten der jeweiligen Rennen aufsteigen in diverse Final-Läufe, bis der Gewinner ermittelt wird.

Der Unterschied zum Skiercross oder Skicross besteht darin, dass die Steilwandkurven oft im Telemark-Stil gefahren werden müssen bzw. die Sprünge so gelandet werden müssen. Daneben gibt es meist eine Kurve bzw. Passage, an der die Teilnehmer bergauf oder im Flachen skaten müssen.

Big Air

Wie auch beim Newschool-Skifahren gibt es hier Punkte für die möglichst kreative, sauber ausgeführte und sicher gelandete Ausführung eines Sprunges.

Wie auch bei Slopestyle- und Halfpipe-Wettbewerben wird der Sieger in meist drei Durchgängen ermittelt, von denen der beste Durchgang oder die besten beiden Durchgänge in die Wertung kommen.

Punkte gibt es für:

Rotationen (engl. spins, in der Szene meist mit der englischen Bezeichnung der Gradzahl benannt), z. B.: 1fache Rotation um die Achse, die vom Kopf durch die Füße führt, 360° → „threesixty“, „three“ oder auch deutsch „Dreier“, „Dreisechziger“ etc.

Salti (engl. flips, ebenfalls meist mit der englischen Bezeichnung ausgedrückt), z. B.: einfache Vorwärts-Rotation um den Körperschwerpunkt → „Frontflip“, auch nur „Front“

Grabs (engl. für Griffe mit der Hand an eine beliebige Stelle der Kante eines Skis, auch hier haben sich anglisierte Versionen in der Terminologie durchgesetzt), z. B.: „Nose Grab“, Griff an das vorderste Viertel des Skis, oder „Tail Grab“, Griff an das hinterste Viertel des Skis

Hier gibt es hunderte verschiedener Varianten, je nachdem, welche Hand (oder beide) zu welchem Ski und zu welcher Seite des Skis geführt werden muss, ob die Ski dabei gekreuzt sind oder welche Position die Beine einnehmen.

Anfahrt und Landung Wird der Sprung rückwärts angefahren (engl. switch oder faky), so erhöht das den Schwierigkeitsgrad. Selbiges gilt für die Landung, wobei hier noch die Sicherheit mit einfließt.

Gesamteindruck (engl. overall impression) Die Gesamtheit aus Rotationen, Salti und Grabs (oder anderen Drehrichtungen und Grabs) ergibt einen Trick. Anders als bei anderen Sportarten ist die Bewertung meist nicht rational nachzuvollziehen, sondern hängt mehr oder weniger von der subjektiven Sicht der Jurymitglieder ab. Je nachdem, wie die Rotationen und Salti kombiniert wurden, spezielle Tricks ausgeführt wurden, bei denen um kreative Achsen gedreht wurde, wie sauber und lang die Grabs gehalten wurden, gibt sich ein Gesamtbild des Tricks, das nicht rein von der technischen Schwierigkeit und einer sauberen Landung abhängt.

Slopestyle

Ähnlich wie Big Air, nur gibt es hier nicht nur einen Sprung, sondern mehrere verschieden Typen von Sprüngen im Verlauf des Parcours. Daneben existieren sogenannte Rails (im Endeffekt meist um die 5–15 m lange, zwischen 5 und 40 cm breite Geländer (oder je nach Breite auch Kisten) aus Holz, PVC oder Metall, die quer zur Fahrtrichtung überfahren oder überrutscht (sliden, grinden) werden.

Der Gewinner des Slopestyle hat möglichst viele verschiedene Tricks über die Sprünge und Rails gezeigt, möglichst den ganzen Parcours möglichst kreativ ausgenutzt (also möglichst viele verschiedene Sprünge und Rails benutzt) und eine hohe Sicherheit bei allen Aktionen gezeigt.

Halfpipe

Ähnlich dem gleichnamigen Bewerb bei den Snowboardern oder Alpinfahrern zeigen die Fahrer hier Sprünge von den Rändern einer aus Schnee gebauten Halbröhre mit einem flachen Teil in der Mitte. Hier gilt es wiederum, möglichst verschiedene und kreative Tricks zu zeigen, dabei möglichst hoch aus der Pipe zu springen und dabei noch sicher zu landen.

Siehe auch


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