Telemarken

Telemarken
Telemarker
Beispiel für das Telemarkfahren

Das Telemarken ist eine ursprünglich aus Norwegen stammende Skitechnik. Der Fahrer kniet beim Fahren auf dem bergseitigen Ski, indem er die Ferse des hinteren Fußes hochhebt und den Talski nach vorne schiebt. Telemarken als Wettkampf-Technik wurde von dem Norweger Sondre Norheim aus Morgeddal (Region Telemarken, Norwegen) bei einem Skisprungwettbewerb eingeführt. Den Namen Telemark erhielt diese Technik im Jahre 1868 bei einem Alpin-Skiwettkampf, um eine Verwechslung mit der Technik des Parallelschwungs zu vermeiden.

Inhaltsverzeichnis

Technik

Bei jeder Kurvenfahrt schiebt sich wie bei einem Ausfallschritt wechselseitig der Fuß mit dem neuen Talski nach vorne. Das andere Bein - der Bergski - bleibt hinten, sein Knie wird nach unten in Richtung Ski oder Schnee gedrückt, die Ferse hebt sich von der Bindung ab. Die Ski werden während der gesamten Kurvenfahrt parallel geführt.

Ausrüstung

Zur Standardausrüstung beim Telemarken gehören ein Paar Ski mit Telemark-Bindung, sowie ein oder zwei Stöcke und ein Paar Schuhe.

Ski

Wie beim Alpin-Skifahren sind je nach Einsatzgebiet taillierte Pistenski, Tourenski oder Freerideski gebräuchlich. Die meisten Ski-Hersteller entwickeln keine speziellen Telemark-Ski mehr. Meist unterscheiden sich Telemark-Ski und Alpin-Ski eines Herstellers nur noch durch das Design. Manche Modelle haben aber angepasste Durchbiegung (Flex) und Inserts, um Telemarkbindungen leicht montieren zu können.

Bindung

Eine Telemark-Bindung fixiert nur die Front des Telemark-Schuhs in der Bindung, die Ferse ist frei. Man unterscheidet Drei-Pin-Bindungen, Kabelzugbindungen und Auslösebindungen.

  • Bei Drei-Pin-Bindungen ist nur die Spitze des Schuhs fixiert. Damit muss der Fahrer viel aktiver fahren als mit Kabelzugbindungen. Vorteilhaft ist das geringe Gewicht und deutlich weniger Druck im Schaufelbereich beim Tiefschneefahren.
  • Bei der Kabelzugbindung führt ein metallenes Kabel um die Ferse und erlaubt es somit, mehr Druck auf den Ski auszuüben. Diese Bindungen sind zwar schwerer als Drei-Pin-Bindungen, bieten aber mehr Kontrolle, u. a. durch eine höhere Seitenstabilität. Bei starker Beugung des Außenbeines verkürzt sich der Kabelzug jedoch sehr stark. Dadurch erfolgt größerer Druck auf den Schaufelbereich als bei der Drei-Pin-Bindung.
  • Sicherheitsbindungen lösen beim Sturz aus und reduzieren so das Verletzungsrisiko. Bei Wettkämpfen ist die Benutzung von Sicherheitsbindungen im Reglement vorgeschrieben.

Anmerkung: Im Jahr 2007 brachte die Firma Rottefella ein neues Bindungssystem namens NTN (New Telemark Norm) auf den Markt, dabei gleichen die Stiefel eher herkömmlichen Tourenskistiefeln ohne den sonst üblichen "Schnabel" der bisher am weitesten verbreiteten Nordic Norm.

Schuhe

Grundsätzlich kann zwischen Hartschalenschuhen und Lederschuhen unterschieden werden. Beim Hartschalenschuh ermöglicht ein weicher und durch eine Falte flexibler Kunststoff im Zehenbereich das Abknicken des Schuhes. Hartschalenschuhe ermöglichen gegenüber Lederschuhen eine bessere Kraftübertragung und Kontrolle; Lederschuhe hingegen erfordern eine präzise und gefühlvolle Fahrweise.

FIS-Wettbewerbe

Die internationalen Wettkämpfe im Telemarksport werden vom Internationalen Skiverband FIS reglementiert und veranstaltet. Bei Telemarkwettkämpfen gibt es auch Strafsekunden, sogenannte Penaltys, die zur Laufzeit addiert werden. Einen Penalty bekommt man für das Nichterreichen der Mindestsprungweite, für die Landung ohne Telemark und für jedes Tor, das man nicht mit sauberer Telemarktechnik passiert. Es gibt folgende Disziplinen:

Telemark Riesenslalom

Gleich wie der alpine Riesenslalom, aber mit einem Sprung über ca. 25 Meter, bei dem auch die Weite und die Landung bewertet werden.

Telemark Classic

Beim Telemark Classic handelt es sich um die strengste Disziplin des Telemark-Rennsports. Das Rennen wird in nur einem Lauf ausgetragen und ist wie folgt in verschiedene Pistenabschnitte gegliedert. Nach dem Start werden vorerst zwischen 10 und 15 Riesenslalomtore gefahren. Anschließend folgt üblicherweise die erste 360°-Steilwandkurve, um dem Rennfahrer die Geschwindigkeit zu nehmen für den nächsten Abschnitt, die Skating-Strecke. Im Telemarkrennsport wird die gleiche Skating-Technik wie beim Langlaufsport praktiziert. Der Telemark-Rennfahrer begibt sich nun auf die Skating-Strecke, welche gut bis zwei Minuten in Anspruch nehmen kann und meistens bergauf führt. Nach der Skating-Strecke werden wieder mehrere Riesenslalomtore gefahren bis zur Sprungschanze. Die Sprungweite wird beim Sprungtraining vor dem Rennstart festgelegt, an welchem alle Rennfahrer teilzunehmen haben. Der weiteste Sprung des besten Fahrers wird als minimale Sprungweite definiert und markiert. Nach dem Sprung folgen weitere Riesenslalomtore und eine weitere 360°-Steilwandkurve mit anschließender Skating-Strecke und Zieleinlauf. Ein Telemarkrennfahrer ist auf einer solchen Strecke zwischen drei bis fünf Minuten unterwegs. Dabei ist zu beachten, dass der Fahrer in den Toren immer im Telemarkschritt bleiben muss – ansonsten wird ihm von den Torrichtern, welche über die gesamte Rennstrecke verteilt sind, eine Strafsekunde auferlegt (zwei Strafsekunden gibt es für eine Unterschreitung der Minimalweite beim Sprung). Die Kombination der verschiedenen Elemente beim Telemark Classic kann variieren. Sie werden vom Rennveranstalter vorgegeben und den lokal gegebenen Pistenverhältnissen angepasst. Die hier aufgeführte Auflistung (2 × 360°-Steilwandkurve, 2 × Skating-Strecke, 1 × Sprung, mindestens 3 × Riesenslalom) entspricht der Standardkombination.

Telemark Sprint Classic

Wie Telemark Classic, jedoch mit einer kürzeren Laufzeit (ca. 1,5 Minuten), dafür aber zwei Läufen.

Andere Wettbewerbe

Neben den FIS-Veranstaltungen gibt es unzählige, meist lokal orientierte Wettbewerbe mit teilweise abweichenden Austragungsformen.

Hier gibt es starke Anlehnungen an die Newschool-Skiszene, die ihrerseits viele Wettbewerbsvarianten aus dem Freestyle-Bereich des Snowboardens übernommen hat.

Telecross

Hier startet eine bestimmte Anzahl von Telemarkern gleichzeitig und versucht, auf dem mit Sprüngen, Wellen und Steilwandkurven ausgestatteten Parcours als erster in Ziel zu kommen. Hier gibt es meist ein Lauf-System, d.h., dass die Besten der jeweiligen Rennen aufsteigen in diverse Final-Läufe, bis der Gewinner ermittelt wird.

Der Unterschied zum Skicross besteht darin, dass die Steilwandkurven oft im Telemark-Stil gefahren werden müssen bzw. die Sprünge so gelandet werden müssen. Daneben gibt es meist eine Kurve bzw. Passage, an der die Teilnehmer bergauf oder im Flachen skaten müssen.

Big Air

Wie auch beim Newschool-Skifahren gibt es hier Punkte für die möglichst kreative, sauber ausgeführte und sicher gelandete Ausführung eines Sprunges.

Wie auch bei Slopestyle- und Halfpipe-Wettbewerben wird der Sieger in meist drei Durchgängen ermittelt, von denen der beste Durchgang oder die besten beiden Durchgänge in die Wertung kommen.

Punkte gibt es für:

Rotationen (engl. spins, in der Szene meist mit der englischen Bezeichnung der Gradzahl benannt), z. B.: 1fache Rotation um die Achse, die vom Kopf durch die Füße führt, 360° → „threesixty“, „three“ oder auch deutsch „Dreier“, „Dreisechziger“ etc.

Salti (engl. flips, ebenfalls meist mit der englischen Bezeichnung ausgedrückt), z. B.: einfache Vorwärts-Rotation um den Körperschwerpunkt → „Frontflip“, auch nur „Front“

Grabs (engl. für Griffe mit der Hand an eine beliebige Stelle der Kante eines Skis, auch hier haben sich anglisierte Versionen in der Terminologie durchgesetzt), z. B.: „Nose Grab“, Griff an das vorderste Viertel des Skis, oder „Tail Grab“, Griff an das hinterste Viertel des Skis

Hier gibt es hunderte verschiedener Varianten, je nachdem, welche Hand (oder beide) zu welchem Ski und zu welcher Seite des Skis geführt werden muss, ob die Ski dabei gekreuzt sind oder welche Position die Beine einnehmen.

Anfahrt und Landung Wird der Sprung rückwärts angefahren (engl. switch oder faky), so erhöht das den Schwierigkeitsgrad. Selbiges gilt für die Landung, wobei hier noch die Sicherheit mit einfließt.

Gesamteindruck (engl. overall impression) Die Gesamtheit aus Rotationen, Salti und Grabs (oder anderen Drehrichtungen und Grabs) ergibt einen Trick. Anders als bei anderen Sportarten ist die Bewertung meist nicht rational nachzuvollziehen, sondern hängt mehr oder weniger von der subjektiven Sicht der Jurymitglieder ab. Je nachdem, wie die Rotationen und Salti kombiniert wurden, spezielle Tricks ausgeführt wurden, bei denen um kreative Achsen gedreht wurde, wie sauber und lang die Grabs gehalten wurden, gibt sich ein Gesamtbild des Tricks, das nicht rein von der technischen Schwierigkeit und einer sauberen Landung abhängt.

Slopestyle

Ähnlich wie Big Air, nur gibt es hier nicht nur einen Sprung, sondern mehrere verschieden Typen von Sprüngen im Verlauf des Parcours. Daneben existieren sogenannte Rails (im Endeffekt meist um die 5–15 m lange, zwischen 5 und 40 cm breite Geländer (oder je nach Breite auch Kisten) aus Holz, PVC oder Metall, die quer zur Fahrtrichtung überfahren oder überrutscht (sliden, grinden) werden.

Der Gewinner des Slopestyle hat möglichst viele verschiedene Tricks über die Sprünge und Rails gezeigt, möglichst den ganzen Parcours möglichst kreativ ausgenutzt (also möglichst viele verschiedene Sprünge und Rails benutzt) und eine hohe Sicherheit bei allen Aktionen gezeigt.

Halfpipe

Ähnlich dem gleichnamigen Bewerb bei den Snowboardern oder Freestyleski zeigen die Fahrer hier Tricks. Gefahren wird in einer Halbröhre aus Schnee. Hier gilt es wiederum, möglichst verschiedene und kreative Tricks zu zeigen, dabei möglichst hoch aus der Pipe zu springen und dabei noch sicher zu landen.

Literatur

Weblinks

 Commons: Telemarken – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Telemarken — (Thelemarken), Landschaft im norweg. Stifte Christiansand (Amt Bratsberg), westlich von Kongsberg, wird von einer Gebirgsmasse ausgefüllt, die im Gausta (1884 m) ihren höchsten Gipfel hat. Die Gegend ist reich an großen Seen, die ihr Wasser… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Telemarken — Telemarken, Landschaft des norweg. Amtes Bratsberg, bedeutende Wälder, 50.000 E …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Telemarken — er en provins i Norge. Befolkningstallet i 2002 var 165.038 indbyggere. Arealet er på 15.313 kvadratkilometer. Administrationen er placeret i Skien. Kommuner Skien Porsgrunn Bamble Notodden Kragerø Nome Tinn Bø Sauherad Drangedal Vinje Seljord… …   Danske encyklopædi

  • Sigrid Rykhus — Nation Norwegen  Norwegen Geburtstag …   Deutsch Wikipedia

  • Hedda Berntsen — Nation Norwegen …   Deutsch Wikipedia

  • Telemarkbindung — Telemarker Das Telemarken ist ein Skistil aus Norwegen. Der Fahrer kniet beim Fahren auf dem bergseitigen Ski, indem er die Ferse des hinteren Fußes hochhebt und den Talski nach vorne schiebt. Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte …   Deutsch Wikipedia

  • Schifahren — Skifahrerin im steilen Gelände Beim Skifahren (in Österreich oft auch Schifahren geschrieben), oder Skilaufen (Schilauf) gleitet ein Skifahrer entlang einer Skipiste oder im freien Gelände auf zwei Skiern über den Schnee. Bezeichnet der Begriff… …   Deutsch Wikipedia

  • Schilauf — Skifahrerin im steilen Gelände Beim Skifahren (in Österreich oft auch Schifahren geschrieben), oder Skilaufen (Schilauf) gleitet ein Skifahrer entlang einer Skipiste oder im freien Gelände auf zwei Skiern über den Schnee. Bezeichnet der Begriff… …   Deutsch Wikipedia

  • Schilaufen — Skifahrerin im steilen Gelände Beim Skifahren (in Österreich oft auch Schifahren geschrieben), oder Skilaufen (Schilauf) gleitet ein Skifahrer entlang einer Skipiste oder im freien Gelände auf zwei Skiern über den Schnee. Bezeichnet der Begriff… …   Deutsch Wikipedia

  • Skifahrer — Skifahrerin im steilen Gelände Beim Skifahren (in Österreich oft auch Schifahren geschrieben), oder Skilaufen (Schilauf) gleitet ein Skifahrer entlang einer Skipiste oder im freien Gelände auf zwei Skiern über den Schnee. Bezeichnet der Begriff… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”