- Tempora mutantur
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Tempora mutantur, nos et mutamur in illis, lateinisch für „Die Zeiten ändern sich und wir ändern uns in ihnen". Dieser Hexameter ist seit der Reformation als geflügeltes Wort belegt. Er wird zunächst von evangelisch gesinnten Autoren verwendet.
Vor 1554 ergänzt Caspar Huberinus den Vers Ovids:
- Tempora labuntur, tacitisque senescimus annis;
Tempora mutantur, nosque mutamur in illis.[1]
Eine deutsche Übersetzung fügt 1565 Johannes Nas bei:
- Tempora mutantur et nos mutamur in ipsis;
Die zeit wirdt verendert / vnd wir in der zeit.[2]
Matthias Borbonius widmet 1595 dem Schicksal Kaiser Lothars I. den Zweizeiler:
Die häufig vorkommende Zitierweise Tempora mutantur et nos mutamur in illis ist prosodisch nicht korrekt: Der Längenstruktur des Verses nach muss die erste Hälfte des dritten Versfußes (hier das -ntur von mutantur) lang sein; da -ntur von Natur aber nicht lang ist, ist eine Längung mittels Positionslänge nötig. Eine Positionslänge liegt vor, wenn auf einen Vokal mindestens zwei Konsonanten folgen: In diesem Fall muss also nos auf mutantur folgen, so dass sich an das -u die Konsonanten r und n anschließen. Wenn hingegen mit et angeschlossen wird, ist die Positionslänge von -ntur nicht gewährleistet, weshalb der Vers in diesem Fall nicht den Regeln der Prosodie entspricht.
Siehe auch
- Die Sinfonie Nr. 64 von Joseph Haydn (Beiname: „Tempora Mutantur“)
Einzelnachweise
- ↑ Caspar Huberinus: Postilla Deudsch, Frankfurt an der Oder 1554, fol. 354. Google
- ↑ Johannes Nas: Das Antipapistisch eins vnd hundert, [Ingolstadt] 1565, fol. 83. Google
- ↑ Matthias Borbonius: Caesares, Leipzig 1595, unpaginiert, Lotharius Primus CLIII. Google
- ↑ Matthias Borbonius: [Auswahl aus: Caesares, Leipzig 1595]. In: Delitiae Poetarum Germanorum huius superiorisque aevi illustrium. A.F.G.G. (Hrsg., nicht identifiziert), Bd. 1, Frankfurt am Main 1612, S. 685. Digitalisat
- Tempora labuntur, tacitisque senescimus annis;
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