Tervel

Tervel
Historisches Siegel mit dem Abbild Terwels

Khan Terwel (auch Tervel, Tarvel, Terval, Terbelis) gilt als der zweite Herrscher Bulgariens seit der Anerkennung des Landes 681 seitens Ostroms (Byzanz). Laut dem Namensbuch der bulgarischen Khane war er ein außerehelicher Sohn Khan Asparuchs und Neffe von Khan Kuver[1][2]. Seine Herrschaft dauerte von 700/701 bis 718–721. Er gehörte der bulgarischen Herrschaftsdynastie Dulo an.

Der Bund mit Justinian II. 705

Die Schlacht von Anchialos (708).

Im Jahre 705 floh der 695 abgesetzte und verbannte byzantinische Kaiser Justinian II. Rhinotmetos („mit der abgeschnittenen Nase“) aus seinem Exil in Chersones auf der Krim und suchte zuerst bei den Chasaren, später bei Khan Tervel in Bulgarien Schutz. Beide schlossen einen Vertrag und Justinian II. gelang es mit Hilfe einer Armee von 15 000 bulgarischen Soldaten seinen Thron in Konstantinopel zurückzuerobern. Weiter versprach Justinian eine seiner Töchter dem bulgarischen Khan als Frau, es ist jedoch nicht bekannt, ob es zur einer Eheschließung kam[3].

Als Dank erhielt Terwel das Gebiet Zagore[4] und den Titel Caesar. Dieser Titel war im damaligen byzantinischen Reich dem Thronfolger vorbehalten und machte Khan Terwel formell zum zweiten Mann im Staate. Einige Historiker (z.B. Bozhidar Dimitrov) betrachten dies als Indiz dafür, dass Terwel sich vermutlich zum Christentum bekannte, sonst wäre eine solche Erhebung nach dem damaligen Verständnis in Konstantinopel absolut untragbar. Nie zuvor im byzantinischen Reich und auch nie danach wurde dieser Titel einem fremden Herrscher vergeben. Damit erhielt Terwel das legitime Recht auf Ländereien, welche bis dato als Kernland Ostroms galten. In den Augen der Byzantiner sank dadurch der alles andere als gute Ruf des Kaisers auf den Nullpunkt. Wahrscheinlich war sich Justinian dieses Fehlers seiner Politik durchaus bewusst, denn sobald er sich sicher auf dem Thron fühlte, begann er einen Feldzug gegen die Bulgaren, welchen er nach der Schlacht von Anchialos 708 jedoch verlor.

Nach der Ermordung Justinians 711 versuchte Terwel weiterhin in der byzantinischen Politik mitzuspielen, immer unter dem Vorwand seinen ehemaligen Verbündeten rächen zu müssen. Im Jahre 716 schloss er endlich einen neuen Friedensvertrag mit Kaiser Theodosios III.

Zur Zeit Khan Terwels entstand wahrscheinlich das Monumentalrelief Reiter von Madara im Nordosten Bulgariens. Laut einigen Historikern soll es eine Würdigung der Taten seines Vaters Asparuch darstellen.

Krieg gegen die Araber 717–718

Am 25. März 717 bestieg Leo III. den Thron in Konstantinopel. Im Sommer des gleichen Jahres überschritt Maslama, der Bruder des Kalifen Sulayman die Dardanellen und umzingelte mit einer 180.000 Mann starken Armee die byzantinische Hauptstadt. Seine Flotte soll laut arabischen Quellen 2500 Schiffe stark gewesen sein. Mit Hilfe des griechischen Feuers konnten die Verteidiger diesem ersten Ansturm jedoch widerstehen. Im Jahre 718 schickte Khan Tervel seine Armee Leo III. zu Hilfe. Der schwere Winter, Hunger und Epidemien hatten die Belagerer bereits demoralisiert. Als nach dem bulgarischen Angriff 20.000 bis 50.000 Araber unter den Mauern der Hauptstadt gefallen waren, war die Belagerung Konstantinopels und der Krieg praktisch zu Ende. Die Seeblockade wurde am 15. August 718 aufgegeben. Arabische Geschichtsschreiber bezifferten die Kriegsverluste ihrer Seite auf 500.000 Mann.

Der Sieg der von Leo III. geleiteten Koalition von Byzantinern, Bulgaren, Chasaren, Armeniern und anderen kaukasischen Völkern über die Armeen des Kalifats stoppte die Ausbreitung des Islams an der Ostgrenze Kleinasiens für die nächsten 6 Jahrhunderte. Einige Historiker messen dieser letzten Schlacht unter den Toren Konstantinopels eine für das Schicksal Europas und des Christentums nicht mindere historische Bedeutung zu, als der Schlacht von Tours und Poitiers im Jahre 732.

Siehe auch: Liste der bulgarischen Zaren

Quellen und Einzelnachweise

  1. Vesselin Beschevliev, "Die protobulgarischen Inschriften", Verlag Bulgarische Akademie der Wissenschaften, Sofia, 1979, S. 94
  2. Die Inschrift: [...] den Bulgaren [...] und kamen zu Terwel. Meine Onkels in der Region um Thessaloniki glaubten nicht dem Kaiser mit der abgeschnittenen Nase und gingen zurück in Kisinas [...] ein von seiner [...] durch Vertrag der Herrscher Terwel gab dem Kaiser [...] 5 tausend [...] der Kaiser siegte mit mir gut.
  3. Friedhelm Winkelmann: Prosopographie der Mittelbyzantinischen Zeit, Walter de Gruyter Verlag, 2002, ISBN 3110151790, S.517
  4. Zagore umfasste das Gebiet von der südlich vom Balkangebirge gelegene Region um der heutigen Stadt Stara Sagora bis zur Bucht von Burgas am Schwarzen Meer. Weiter wurden die Hafenstädte Anchialos, Develtum und Mesambria Khan Terwel überlassen.

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