- Theresienstadt
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Terezín Basisdaten Staat: Tschechien Region: Ústecký kraj Bezirk: Litoměřice Fläche: 398 ha Geographische Lage: 50° 31′ N, 14° 9′ O50.51111111111114.150555555556150Koordinaten: 50° 30′ 40″ N, 14° 9′ 2″ O Höhe: 150 m n.m. Einwohner: 2.993 (2004) Postleitzahl: 411 55 Kfz-Kennzeichen: U Struktur Status: Stadt Ortsteile: 4 Verwaltung (Stand: 2007) Bürgermeister: Růžena Čechová (amtierend) Adresse: Náměstí ČSA 179
411 55 TerezínWebsite: www.terezin.cz Terezín (deutsch Theresienstadt) ist eine im 18. Jahrhundert als Festung errichtete Stadt mit 2.993 Einwohnern (Stand 1. Januar 2004) im Bezirk Litoměřice (Leitmeritz) in der Ústecký kraj in Tschechien. Die ehemalige Garnisonsstadt wurde durch das Konzentrationslager Theresienstadt bekannt.
Inhaltsverzeichnis
Geografische Lage
Die Stadt liegt 150 m ü.M. in Nordböhmen, am Ufer der Ohře (Eger), die wenige Kilometer entfernt in die Labe (Elbe) mündet.
Ortsteile
Zur Stadt Terezín gehören die Ortschaften České Kopisty (Böhmisch Kopist), Nové Kopisty (Deutsch Kopist) und Počaply (Potschapl).
Verkehr
Terezín liegt ca. 10 km von der Autobahn D8 entfernt, die an der Stadt im Westen vorbeiführt. Sie ist über die Abfahrten 45 Lovosice und 35 Doksany erreichbar.
Eine direkte Bahnanbindung gibt es nicht. Die nächstgelegenen Bahnhöfe sind Bohušovice nad Ohří bzw. Litoměřice an der Strecke Děčín (Tetschen)–Litoměřice (Leitmeritz)–Mělník (Melnik). Die Strecke von Bohušovice nad Ohří bis nach Terezín beträgt etwa 3 km, von Litoměřice 5 km.
Der Elberadweg führt durch die Stadt.
Geschichte
Während der Regierungszeit Kaiser Josephs II. wurde Theresienstadt ab 1780 als eine Festungsanlage erbaut. Sie sollte die nordwestlichen Zugänge von Böhmen vor militärischen Angriffen der Preußen schützen. Die Stadt wurde nach Maria Theresia benannt, der Mutter von Joseph II.
Entstehung
Der amtliche Erlass zum Bau der Festung erfolgte am 10. Januar 1780. Zehn Monate später wurde am 10. Oktober 1780 der Grundstein bei Kavalier 4 gelegt. Das erste Gebäude, das entstand, war die „Geniekaserne“, in dem die Bauleitung untergebracht war. Sie organisierte in den folgenden Jahren den Bau der Festungsanlage und der Stadt, die streng symmetrisch angelegt ist, mit geraden Straßen, die einander im rechten Winkel schneiden. Dem Bau der neuen Stadt mussten die Dörfer Drabschitz und Deutsch Kopist weichen, sie wurden in den folgenden Monaten umgesiedelt.
Zwischen 1781 und 1785 erfolgte der Ausbau des inneren Festungswalls. In den nächsten fünf Jahren wurden die Kasernen, das Zeughaus, das Krankenhaus und das Proviantlager fertiggestellt. Am 9. Dezember 1782 erhielt Theresienstadt das Stadtrecht als „freie Königsstadt“. Der Ausbau weiterer militärischer Bestandteile des Walles erfolgte in den folgenden Jahren, Kavalier 4 wurde im Jahr 1784 fertiggestellt, der Äußere Festungswall 1786, das Bewässerungssystem der Festung 1790. Neben militärischen Gebäuden entstanden die erste Zivilhäuser 1783 am südlichen Ende der Langen Straße.
Im Juni 1790, nicht ganze zehn Jahre nach der Grundsteinlegung, wurde die Festung in Anwesenheit von General Graf Klement Pellegrini für „kriegsfähig“ erklärt. Den Kern des Festungssystems bildet seitdem die Hauptfestung mit der Stadt in der Mitte („Garnisonsstadt“) und dem vorgeschobenen „Fort B“ („Mala Pevnost“/„Kleine Festung“). Dazwischen befindet sich eine befestigte Fläche, die sich zwischen der Alten und der Neuen Eger erstreckt. Die Gesamtfläche der Verschanzung beträgt 67 ha. Dazu kommen noch einmal mehr als 158 ha als Fläche von vier künstlichen, überflutbaren Becken.
Befestigungsanlage am Ortseingang von Terezin aus Richtung Litoměřice
Innerer Ausbau
Einen militärischen Angriff auf Theresienstadt hat es nie gegeben. So konnten in den folgenden Jahrzehnten auch zivile Einrichtungen entstehen. Zwischen 1805 und 1810 wurde die Garnisonskirche erbaut, das einzige Gebäude, das die Bastion überragt und dessen Turmspitze von außerhalb des Walles zu sehen ist. Eine eigenständige kirchliche Verwaltung entstand allerdings erst seit 1842. Schon dreißig Jahre früher, 1812 hatte die Stadt das Recht auf vier Jahrmärkte und des Wochenmarktrechtes erhalten. 1830 löste der erste eigene Magistrat die Verwaltung durch Leitmeritz ab. Das neue Rathaus am Marktplatz wurde acht Jahre später errichtet. Am 5. Dezember 1846 erhielt Theresienstadt Wappen und Siegel einer Königsstadt.
Einen obligatorischen Tschechisch-Unterricht an der deutschen Allgemeinschule forderte zum ersten Mal 1861 der Stadtrat. Zwischen 1877 und 1879 entstand die neue Schule. 1895 begann der Unterrichts in einer tschechischen Einklassenschule – Ausdruck der Bevölkerungsentwicklung der Stadt – erstmals stellten die Tschechen eine Mehrheit.
Aufhebung des Festungsstatus
1882 erfolgte der Erlass über die Aufhebung des Festungsstatus der Stadt, der sechs Jahre später wirksam wurde. In der Stadt verblieb eine kleine Garnison, für die elf Kasernen zur Verfügung standen.
In den folgenden Jahren wurden die beiden Stadttore – das Leitmeritzer und das Bohusovicer Tor – geschleift. Weitere zivile Bauten entstanden: das Vereinshaus (heute Kulturhaus) zwischen 1889 und 1890 und das neue Postgebäude 1910.
„Festungs-Stockhaus“
Die Kleine Festung war von der Anlage her als Wachtposten für die Brücke über die Eger und das Stauwehr des Festungsflutungssystems vorgesehen. Schon kurze Zeit nach ihrer Fertigstellung diente sie als „Festungs-Stockhaus“, als Militärzuchthaus, und schon bald wurden dort auch politische Gefangene eingesperrt. Im Zusammenhang mit dem griechischen Freiheitskampf kam Alexander Ypsilantis, einer der Führer der Griechen, in den Theresienstädter Kerker. Im Jahre 1865 starb in der Kleinen Festung Anna Rosicka, die Vorkämpferin für das Recht des polnischen Volkes in Galizien und von 1878 bis 1883 wurde Hadji Loja gefangen gehalten, einer der Führer des bosnischen Aufstandes aus dem Jahr 1878.
Die berühmtesten Gefangenen in der Kleinen Festung nach dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges waren die Attentäter von Sarajevo: Gavrilo Princip, Nedeljko Čabrinović und Trifun „Trifko“ Grabež. Während des Krieges waren in der Kleinen Festung neben den prominenten Häftlingen rund 2.500 Gefangene in Gewahrsam. Von 1914 bis 1915 wurden dort „vorsorglich“ mehr als „1000 sog. Rusofile interniert – Ruthenen aus Galizien, der Bukowina und aus Karpato/Russland verdächtigt der Sympathie für das feindliche Rußland“. [1] Ebenfalls in Theresienstadt eingesperrt wurden gegen Ende des Krieges ca. 560 Teilnehmer der Soldaten-Meuterei des 7. Schützenregiments von Rumburk.
Tschechoslowakische Garnisonsstadt
Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges wurde Terezín, wie Theresienstadt nun offiziell hieß, Garnisonsstadt für die tschechoslowakische Armee.
1920 bis 1930 entstand der Bau des Wasserwerkes, der Sokol-Turnhalle und eines neuen Krankenhauses außerhalb der Festungsmauern. Im Oktober 1938 kamen erste Flüchtlinge in die Stadt, die aus dem nach dem Münchner Abkommen ins Deutsche Reich eingegliederten Sudetenland geflohen waren.
Theresienstadt um 1940
In einer Beschreibung erinnert sich ein Überlebender des KZ, wie sich Theresienstadt in den vierziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts darbot: „Die Häuserblocks sind alle von gleicher Größe, ebenso die Kasernen, und selbst die Grundrisse zeigen die gleiche Anzahl von Toren, Höfen, Rundgängen und Stiegenhäusern. Die Kasernen sind düstere alte Gebäude mit sehr primitiven sanitären Einrichtungen. Die große Mehrzahl der Wohnhäuser sind ebenfalls alte, einstöckige Bauten mit engen dunklen Hinterhöfen, ohne Gärten und Sonnenlicht.“[2]
Konzentrationslager der Nationalsozialisten
- Hauptartikel: KZ Theresienstadt
Tiefgreifende Folgen für die Geschichte der Stadt hatte die Besetzung der Tschechoslowakei durch Deutschland. Im Juni 1940 begannen die deutschen Besatzer damit, aus Theresienstadt ein Konzentrationslager zu machen.
In der Kleinen Festung richteten sie am 10. Juni 1940 ein Gefängnis der Gestapo ein, in dem bis 1945 etwa 32.000 tschechische Oppositionelle, Mitglieder des Widerstandes gegen die Besatzung und Kriegsgefangene eingesperrt wurden.
Ein Jahr später, im November 1941, entstand in der Garnisonsstadt ein Sammel- und Durchgangslager für die jüdische Bevölkerung Böhmens und Mährens. Am 16. Februar 1942 wurde die städtische Gemeinde aufgelöst, die einheimische Bevölkerung musste die Stadt verlassen und in den folgenden Jahren kamen neben einheimischen Juden, Juden aus Deutschland und anderen europäischen Ländern in das von den Nationalsozialisten sogenannte „Altersghetto“. Zeitweilig diente Theresienstadt der NS-Propaganda als „Vorzeigeghetto“, um die internationale Öffentlichkeit über die mit der „Endlösung der Judenfrage“ verbundenen Ziele zu täuschen.
Am 5. Mai 1945 zog die SS aus Theresienstadt ab. Drei Tage später befreite die Rote Armee die Gefangenen. Mehr als 140.000 Häftlinge lebten bis zum Mai 1945 im Theresienstädter Lager. 38.000 von ihnen starben dort, fast 90.000 wurden in Vernichtungslager in Osteuropa weitertransportiert.
Internierungslager für Deutsche
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde in der Kleinen Festung das „Internierungslager der Kleinen Festung Theresienstadt“ eingerichtet. In diesem Lager wurde bis 1948 mehr als 3.500 Personen, zumeist deutschsprachige Tschechen, inhaftiert, die aus der Tschechoslowakei vertrieben werden sollten. Über 500 Internierte überlebten das Lager nicht, sie starben an den Folgen mangelnder Ernährung und unhygienischer Zustände oder nach der Anwendung von Gewalt durch das Aufsichtspersonal.
Rückkehr tschechischer Bewohner
Vor den Toren der Kleinen Festung entstand im September 1945 der Nationalfriedhof, auf dem die sterblichen Überreste von ca. 10.000 Verstorbenen liegen. Die ersten Tschechen kehrten im Juni 1946 in ihre Stadt zurück.
Gedenkstätten und Museen
1947 wurde die „Gedenkstätte des Völkerleids“ – heute „Gedenkstätte Theresienstadt“ – in der Kleinen Festung gegründet. Eine erste denkmalpflegerische Bestandsaufnahme fand allerdings erst 1967 statt. 1972 wurde der jüdische und russische Friedhof fertiggestellt, 1974 ein Gedenkplatz an der Eger errichtet.
Die Stadt, in der das Lager eingerichtet worden war, diente in der gesamten Phase der kommunistischen Herrschaft - und auch noch darüber hinaus bis 1996 - wieder als Garnisonsstadt für die Armee. Erst mit dem Ende der kommunistischen Herrschaft und mit dem Abzug der Armee konnten Pläne entwickelt werden, die eine ausschließlich zivile Nutzung Theresienstadts bededeuten. Heute nun erinnern zahlreiche Gedenkstätten auch in der Stadt selbst an die Vergangenheit des Ortes.
In den vergangenen Jahren ist der Strom der Besucher aus der ganzen Welt ständig gestiegen. Die meisten von ihnen besuchen die Kleine Festung. Kamen 2003 dorthin 194.588 Menschen, so waren es 2005 schon 248.136. In der Garnisonsstadt stieg die Zahl von 115.022 im Jahr 2003 auf 172.484 im Jahr 2005.
Die Kleine Festung – „Gedenkstätte Theresienstadt“
In der „Gedenkstätte Theresienstadt“ blieben zahlreiche Einrichtungen aus der Zeit des Nationalsozialismus erhalten und können heute in der Kleinen Festung besichtigt werden. Dazu gehört der Verwaltungshof mit Geschäftszimmern, Wachstube, dem Büro des Gefängnisvorstehers und der Kleiderkammer. Ein Tor mit der Inschrift „Arbeit macht frei“ verbindet den Verwaltungshof mit Hof I. Er ist in die Blöcke A und B unterteilt, in denen sich 17 Gemeinschafts- und 20 Einzelzellen befinden. Ein Hinrichtungsplatz mit Galgen liegt vor der Festungsmauer, ebenfalls die Massengräber. Eine weitere Hinrichtungsstelle befindet sich im östlichen Teil der Kleinen Festung, im Bereich des erst 1943 angelegten Hofes IV. Zwei Gemeinschaftszellen, die zu diesem Hof gehörten, werden heute zu Ausstellungszwecken benutzt. Das gilt ebenfalls für das Gebäude, in dem die SS-Garnison untergebracht war. Besucher können darüber hinaus im Kinosaal die erhaltenen Szenen des Filmes Theresienstadt. Ein Dokumentarfilm aus dem jüdischen Siedlungsgebiet ansehen.
In einem Teil der Festungsmauer, die die Kleine Festung umschließt, ist ein separates Museum untergebracht. Darin ist die mehr als 200-jährige Geschichte Theresienstadts in Exponaten zu besichtigen.
Eine Ausstellung in einem Zellentrakt des Hofes IV erinnert an die Nutzung der Kleinen Festung als Internierungslager für Deutsche von 1945 bis 1948.
Ghetto-Museum
Das Ghetto-Museum befindet sich in der ehemaligen Schule der Stadt. Während der deutschen Besatzung diente das Gebäude als Knabenheim. Das Museum wurde am 17. Oktober 1991 eröffnet, 50 Jahre nachdem die ersten Häftlinge aus Prag nach Theresienstadt gebracht worden waren.
Die Ausstellungen erstrecken sich über zwei Etagen und dokumentieren das Leben der Häftlinge im Lager. Außerdem wird die Rolle von Theresienstadt im System des nationalsozialistischen Systems der „Endlösung der Judenfrage“ dargestellt. Im Erdgeschoss kann der Besucher in einer Galerie Bilder von Häftlingen, darunter vielen Kindern betrachten. In einem Kinosaal werden regelmäßig Filme vorgeführt.
Magdeburger Kaserne
Die Magdeburger Kaserne war Sitz des Ältestenrates und der „jüdischen Selbstverwaltung“. Heute ist dort eine Abteilung des „Ghetto-Museums“ untergebracht, die sich den künstlerischen Aktivitäten der Lagerbewohner widmet.
Ein Ausstellungsraum vermittelt den Besuchern die Vielfalt der musikalischen Aktivitäten im Ghetto. Zu sehen sind die Biografien von Musikern, Auszüge ihrer Arbeiten und Plakate, die Veranstaltungen in Theresienstadt ankündigen. Auf dem Dachboden der Kaserne befindet sich eine Rekonstruktion eines Theatersaales. Drei Säle stellen Bilder von Künstlern aus, die in Theresienstadt gefangen waren. Außerdem gibt es Exponate zum Thema „Dichtung und Literatur im Ghetto“.
Im Haus befinden sich des weiteren eine Internationale Begegnungsstätte und der Sitz der Gedenkstätte Theresienstadt.
Die Totenkammern
Im Lager konnten die Häftlinge zumeist die religiösen Rituale bei den Bestattungen einhalten. So wurden bis zum August 1942 die Toten in einzelnen Gräbern bestattet. Danach wurden Massengräber für jeweils 35 Verstorbene ausgehoben. Die Kammern, in denen die Toten aufgebahrt wurden, befinden sich innerhalb der Wälle am südöstlichen Stadtrand am Weg zum Friedhof. Zwei Kammern sind hier zu sehen. Der Transport zum Friedhof erfolgte mit einem Wagen, der heute in einer der Kammern ausgestellt ist. Neben den Totenkammern gibt es einen größeren Saal, in dem Gottesdienste stattfanden.
Das Kolumbarium
In der Nähe der Totenkammern wurden 1942 Räume zur Aufbewahrung der Asche der Verstorbenen eingerichtet. Hier wurden Tausende von Büchsen gelagert. Nach der Einäscherung wurde die Asche eingesammelt und statt in den üblichen Aschenkrügen in einfachen Blechbüchsen verwahrt, die mit den Namen und den Registrationsnummern der Verstorbenen versehen waren.
Entwicklung der Einwohnerzahl
In der Stadt lebten bis 1941 etwa 3.500 Einwohner. Dazu kam noch einmal dieselbe Zahl von Soldaten. Gravierend änderte sich die Einwohnerzahl während der deutschen Besatzung. Die tschechischen Bewohner mussten die Stadt verlassen. Ebenfalls abgezogen wurden Soldaten der Reichswehr, die bis Ende 1941 in den Kasernen untergebracht worden waren. An ihrer Stelle kamen Lagerhäftlinge, wobei die Höchstzahl im September 1942 mit 58.500 erreicht wurde [3].
Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrten die meisten tschechischen Bewohner wieder zurück und im Jahr 1970 hatte Terezín 2797 Einwohner. Eine rückläufige Entwicklung begann 1990. Nachdem in den folgenden Jahren die Armee die Kasernen räumte, verließen auch Einwohner die Stadt, so dass Terezín 1994 unter 2000 Einwohner zählte [4]. Dieser Verlust konnte bis 2004 mehr als ausgeglichen werden: Die letzte Zählung im Jahr 2004 ergab eine Einwohnerzahl von 2.993.
Bildung und Kultur
1955 stellten die Bürger von Terezín in Eigenleistung eine neue Turnhalle und einen Sportplatz fertig. 1973 wurde eine neue Grundschule mit Turnhalle und Schwimmbad errichtet. Wenig später entstand in unmittelbarer Nachbarschaft ein neuer Kindergarten. Weiterführende Schulen gibt es im Ort nicht.
Zu den jährlich wiederkehrenden Festen in der Stadt gehört das Hus-Fest. Es gibt einen Sängerchor, der den Namen des tschechischen Komponisten Smetana trägt und im „Garnisonshaus“ finden das ganze Jahr über Kulturveranstaltungen statt.
Städtepartnerschaften
Städtepartnerschaften bestehen mit den Städten Dębno in Polen und Strausberg in Deutschland.
Politik
Nach den Kommunalwahlen im Jahr 1990 wurde das erste Mal nach mehr als 40 Jahren in einer demokratischen Wahl ein Nichtkommunist, Dr. Jan Horníèek, zum Bürgermeister gewählt. Unter der aus den freien Wahlen hervorgegangenen Stadtverwaltung waren 12 Nichtkommunisten und 3 Kommunisten.
Die zukünftige Entwicklung
Seit dem Beginn der zivilen Nutzung der Stadt in den 1990er-Jahren haben Bewohner der Stadt, Politiker, Stadtplaner und Historiker Ideen zur zukünftigen Entwicklung von Terezin entwickelt. Neue Möglichkeiten und Entwicklungswege für die Stadt deutete erstmals die Konferenz „Theresienstadt nach dem Jahr 2000“ an, die im November 1997 abgehalten wurde. Die Teilnehmer sahen die Zukunft der Stadt am besten aufgehoben, wenn sie sich auf den Touristenverkehr hin orientiert. Außerdem sollte sie sich zu einem Kultur- und Begegnungszentrum wandeln und anstreben, eine Universität einzurichten. Als vordringliche Aufgabe zur Erreichung dieser Ziele ging und geht es darum, die verlassenen Kasernen zu sanieren und sie zu Studentenwohnheimen und die ehemaligen Mannschaftsräume zu Hörsälen, einer Bibliothek und Mensa umzubauen. Dazu sind finanzielle Zuwendungen von 260 Millionen Euro nötig. Die Europäische Union, die in den vergangenen Jahren durchaus für dieses Projekt Unterstützung signalisiert hat, verlangt allerdings, dass ein Viertel des Gesamtbetrags von tschechischer Seite eingebracht wird.
Ein Rückschlag für dieses Projekt brachte das Elbehochwasser 2002. Zwischen dem 15. und 18. August überflutete das Wasser von Elbe und Eger auch Terezín. Über anderthalb Meter hoch standen die Fluten in den Straßen. Wohnungen, Geschäfte und Büros, die sich im Erdgeschoss befinden, wurden stark beschädigt. Unabsehbare Gefahr drohte den Festungsanlagen, bei denen erste Einbrüche zu verzeichnen waren.
Nach dem Ende der Flut wurde mit Geldern der Fluthilfe unverzüglich die Instandsetzung der umfangreichen Festungsanlagen in Gang gesetzt, vor allem die Schäden am Wasser-, Kanal- und Abflusssystem beseitigt. Unterstützung für die Ziele seitens des tschechischen Staates sind in einem Beschluss aus dem Jahr 2002 zu sehen, Terezín über die Einrichtung einer Universität zu einer Stadt der Wissenschaft und der Kunst zu machen. Im Februar 2006 hat die tschechische Regierung nun eine finanzielle Unterstützung für Terezin in Höhe von 7,5 Milliarden Kronen (rund 260 Millionen Euro) beschlossen, wobei die Mittel sowohl aus heimischen als auch aus europäischen Quellen kommen sollen.
Zur Unterstützung der projektierten Entwicklung von Terezin ist seit einigen Jahren in Vorbereitung, die Stadt zur Aufnahme in die Liste des Weltkulturerbes anzumelden.
Theresienstadt verbundene Personen
- Marquis Johann Gabriel von Chasteler, * 22. Januar 1763 auf dem Schloss Mulbais im Hennegau (Mons b.Ath); † 7. Mai 1825 in Venedig, österreichischer General, war Gouverneur und Kommandant in Theresienstadt
- Anton Ohorn, * 22. Juli 1846 in Theresienstadt; † 30. Juni 1924 in Chemnitz, Lehrer, Dichter und Schriftsteller
- Julius Fučík, * 8. Juli 1872 in Prag; † 15. September 1916 ebenda, tschechischer Komponist und Kapellmeister, einige Jahre in Theresienstadt tätig
- Maria Müller, * 29. Januar 1898 in Theresienstadt; † 15. März 1958 in Bayreuth, deutsch/tschechische Sopranistin
- Helmut Zborowski, * 21. August 1905 in Theresienstadt; † 16. November 1969, österreichischer Flugzeugkonstrukteur
Literatur
- Tána Kulisová: Kleine Festung Theresienstadt, 1966
- Rat der jüdischen Gemeinden in Böhmen und Mähren (Aus dem Englischen übertragen von Walter Hacker): Theresienstadt, Wien 1968
- Hana Drori/ Jehuda Huppert: Theresienstadt - Ein Wegweiser von Hana Drori - Jehuda Huppert, Prag 1999, ISBN 8072530003
- Vladimir Kupka: Festung Theresienstadt, in: Schriftenreihe Festungsforschung, Bd. 14, Frankfurt/M. 2000
- Uta Fischer: Theresienstadt/Terezin - Eine vergessene Stadt in Böhmen. Zum Stand der Konversion, in: Jahrbuch Stadterneuerung 2002, Uwe Altrock, Ronald Kunze, Ursula von Petz, Dirk Schubert (Hg.), Berlin 2002
- Gedenkstätte Theresienstadt: Theresienstadt - Stätten des Leidens und des Heldenmutes, Theresienstadt 2003, ISBN 8086758117
- Astrid Debold-Kritter: Forschung und Lehre zu Terezin - Theresienstadt in Tschechien; in: Jahrbuch Stadterneuerung 2002, Uwe Altrock, Ronald Kunze, Ursula von Petz, Dirk Schubert (Hg.), Berlin 2002
- Astrid Debold-Kritter/ Gabriele Fliesbach (Hrsg.): Theresienstadt - Terezin - Vergegenwärtigung von Stadtgeschichte, Berlin 2004
- Literatur über Theresienstadt zwischen 1940 und 1945
- Literatur über Theresienstadt zwischen 1945 und 1948.
Quellen
- ↑ Gedenkstätte Theresienstadt: Theresienstadt – Stätten des Leidens und des Heldenmutes, S. 6
- ↑ Josef Polak: Das Lager, in: Rat der jüdischen Gemeinden in Böhmen und Mähren. Aus dem Englischen übertragen von Walter Hacker: Theresienstadt, S. 25
- ↑ Rat der jüdischen Gemeinden in Böhmen und Mähren (Aus dem Englischen übertragen von Walter Hacker): „Theresienstadt“, S. 29
- ↑ Jan Horníček: Terezín heute von 1991 bis 1994
Weblinks
- Theresienstadt Bilddokumentation
- Denkmal Theresienstadt (tschechisch und englisch)
- Technische Universität Berlin: Projekt Terezín/Theresienstadt.
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