- Tiestätte
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Thie oder Tie waren in germanischer Zeit erhöhte Stellen, an der Versammlungen[1][2] und Gericht[3] abgehalten wurden. Viele Plätze, vor allem im norddeutschen Raum, tragen noch heute den Namen Thieplatz oder Thiestätte[4]. Der Thie (älter, das Thie) hatte lokalen Bezug und befand sich in der Regel innerhalb von Ortslagen auch kleiner Siedlungen, während eine Thingstätte eher regionale und überregionale Bedeutung hatte.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
In vorchristlicher Zeit sollen Thieplätze auch kultischen Spielen gedient haben. Der Platz war mit Bäumen bestanden, bei denen es sich meistens um Linden handelte („Thielinde“[5][6]). Auch markante Steine („Thiesteine“[7][8]) lassen sich an manchen dieser Plätze nachweisen. Oft tritt der Begriff Thie auch im Zusammenhang mit Berg auf (Thieberg[9][10][11]).
Die Schreibweise von „Thie“ kann dabei sehr unterschiedlich sein. Es kommen unter anderem auch „Tie, Ti, Tig, Ty“ und „Thee“ vor.[12][13] Auch Lautwandlungen von „T“ zu „D“ sind häufig festzustellen (Diestedde).
Unterschiedliche Schreibweisen des Thieberg bei Rheine auf alten Landkarten Namensherkunft
Es gibt Hinweise darauf, dass die Bezeichnungen Thieplatz (Tieplatz) und Thingplatz synonym gebraucht wurden oder zumindest einen ähnlichen Ursprung hatten. Der Volkskundler Brednich allerdings bestreitet einen Zusammenhang von Tie und Thing. Er hält den Begriff Tie für Jahrhunderte älter und gebraucht als Bezeichnung für einen Ort. Thing hingegen ist nach seiner Ansicht die Bezeichnung für eine Versammlung.[14] Die Herkunft des Begriffes Thie könnte auch mit dem germanischen Gott Tyr in Verbindung stehen.
Einzelnachweise
- ↑ LichtenbergIn Lichtenberg gibt es die Straße Thie und die Herkunft wird so erklärt: „Thie, Thing oder Dei hieß bis zum Mittelalter die Versammlungs- und Gerichtsstätte“
- ↑ EppendorfZu Eppendorf heißt es: „Das Dorf erstreckte sich als Haufendorf rund um das Thing (der Thie, heute am Thie), die alte Versammlungsstätte der Bauern.“
- ↑ Gogericht
- ↑ Elte Thiestätte„... Der Thiemannhof in Elte ist weit über tausend Jahre alt. In seiner Nähe, von mächtigen Eichen eingehegt, lag die Thiestätte, ein uralter Versammlungs- und Gerichtsplatz. ...“
- ↑ Thielinde Großgoltern
- ↑ Thielinde in Barskamp
- ↑ Hagenhufendorf„... Die Gerichtsstätte, der Thingplatz, lag vor der Marienkirche. Die beiden Thiesteine (zwei glatte Feldsteine) weisen heute noch auf die Hägegerichte hin, die die Hagenmeister bis 1907 dort unter freiem Himmel abhielten. ...“
- ↑ Wappen Barlissen„... Die drei grünen Lindenblätter weisen auf Barlissens altfreien Besitz (Allodium) und auf seine alt ehrwürdige, frühere Volksversammlungs- und Gerichtsstätte, den Thie, hin. Unter den ursprünglich sieben gewaltigen Linden ist noch heute der mächtige monolitische Thiestein aus hartem Quarzit zu besichtigen. ...“
- ↑ Bochum-Ehrenfeld, Dibergstraße
- ↑ Hamburg-Niendorf Tibarg
- ↑ Warringholz Wappen (Theeberg)
- ↑ Der Thieplatz in Bad Laer bei Osnabrück
- ↑ Ursprünge des Thing„... In Niedersachsen und Westfalen erinnern noch heute in vielen Orten Thing- Bezeichnungen an die aus dem Thing hervorgegangenen Versammlungs und Richtplätze. Auch Tie, Thie und Tigge, Begriffe, in denen Tyr, Tiu, Ziu, der Name des germanischen Kriegsgottes, anklingt, gehören in diesen Zusammenhang. ...“
- ↑ Tie und Anger: Unser kulturelles Erbe„... Der Tie, ein niederdeutsches Wort, schreibt sich ohne „Th“ und ist vor allem nicht zu verwechseln mit Thing – wie Brednich in seiner wissenschaftlichen Einführung betont: Thing nämlich ist die Bezeichnung nicht des Ortes sondern der Versammlung von Rechtsgenossen. Der Name Tie sei Jahrhunderte älter und völlig unabhängig davon. ...“
Weblinks
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