- Tin Whistle
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Die Tin Whistle (zum Teil auch Penny Whistle oder Pocket Whistle genannt) ist eine einfache, seit 1825 unter diesem Namen bekannte, von den britischen Inseln stammende und vor allem dort gebräuchliche Flöte (whistle bedeutet wörtlich übersetzt „Pfeife“ und grenzt die Tin Whistle damit von der flute ab, die der deutschen Querflöte entspricht) mit sechs Löchern, die vor allem in der traditionellen irischen Folkmusik eingesetzt wird. Das Flötenrohr war ursprünglich aus einfachem Blech (engl. tin) gerollt, das Mundstück besteht heute in der Regel aus Kunststoff. Die Tin Whistle hat einen hohen, hellen und klaren Klang, wobei die höchsten Töne je nach Fabrikat schrill klingen können. In der Instrumentenkunde wird die Tin Whistle in die Familie der Schnabelflöten eingereiht. Sie entwickelte sich Ende des 18., Anfang des 19. Jahrhunderts aus dem (englischen) Flageolett. Traditionell ist die Tin Whistle in D-Dur gestimmt. Es gibt sie aber auch in vielen anderen Tonarten.
Formen und Modelle
Viele Tin Whistles bestehen heute aus einem Messingrohr und einem Kunststoffmundstück. Bekannte Hersteller solcher Modelle sind Generation, Feadog, Soodlum's (heute Walton's), Oak und Acorn. Daneben gibt es nach wie vor die klassischen Modelle von Clarke in konischer Bauweise aus gerolltem Weißblech (tin). Robert Clarke (1840–1882) aus Manchester ist der erste industrielle Hersteller der Tin Whistle. Diese Clarke Whistles werden seit 1843 nahezu unverändert gebaut und stellen den Urtyp aller Tin Whistles dar. Sie haben, ähnlich wie bei einer Blockflöte, einen Holzpflock im Mundstück. Heute gebräuchliche Flöten werden aus unterschiedlichen Materialien hergestellt (unter anderem aus Eisenblech, Messing, Kupfer, besonders edle Ausführungen in Silber, Neusilber oder Gold). Auch Kunststoff (beispielsweise von Susato oder Tony Dixon) und Holz (z. B. Bleazey, Busman, Abell) wird mittlerweile gerne verwendet, besonders letzteres ist oft ein Zeichen für sehr hohe Qualität.
Eine besondere Form der Tin Whistle ist die Low Whistle. Darunter versteht man eine besonders große und tief gestimmte Variante der traditionellen Tin Whistle. Die Low Whistle ist eine relativ junge Weiterentwicklung der Tin Whistle. Low Whistles werden gewöhnlich aus Metall – meist Aluminium – gefertigt, z. B. von Overton, Chieftain, TWZ und Alba. Ebenso sind aber auch teilweise oder vollständig aus Holz oder Kunststoff gefertigte Instrumente erhältlich.
Spieltechnik
Die Tin Whistle wird mit den mittleren drei Fingern beider Hände gespielt. Dabei deckt die linke Hand die oberen Löcher ab, die rechte Hand die unteren. Sind alle Löcher geschlossen, erhält man die Tonika. Mit dem offenen untersten Loch ergibt sich die große Sekunde. Mit jedem weiteren geöffneten Loch ergibt sich das nächste Intervall.
Weil es (im Gegensatz zur Blockflöte) kein Daumenloch gibt, müssen oktavierte Lagen (ähnlich wie bei der Querflöte) durch „Überblasen“ (overblowing) angespielt werden. Die Tin Whistle ist eigentlich ein diatonisches Instrument. Dennoch lassen sich auch leiterfremde Halbtonschritte erzeugen, indem das unterste bedeckte Tonloch nur halb geschlossen wird. Für manche dieser Zwischentöne existieren auch Gabelgriffe (cross fingering), die in der Regel einfacher zu spielen sind als halb abgedeckte Tonlöcher.
Der Standardtonumfang einer Tin Whistle beträgt zwei Oktaven. Je nach Instrument und Können sind aber auch bis zu zweieinhalb und mehr Oktaven möglich.
Eine Besonderheit beim irischen Whistlespiel ist, dass die Töne nur selten mit der Zunge angestoßen werden. Stattdessen benutzt der Spieler verschiedene Ornamente, um gleiche Töne voneinander zu trennen. Die wichtigsten Ornamente sind der Cut (ein höheres Griffloch wird sehr kurz geöffnet), der Strike (manchmal auch Pad oder Tap genannt; das nächsttiefere Griffloch wird sehr kurz geschlossen) und der Roll, wobei letzterer besonders typisch für die irische Musik ist. Hier wird, um beispielsweise drei G's voneinander zu trennen, sehr schnell die Tonfolge G-A-G-F#-G gegriffen, indem man einen Cut und einen Strike direkt nacheinander ausführt. Ornamentierte Noten besitzen keinen Zeitwert und werden in den Melodieverlauf eingebettet. Dies schnell und sicher auszuführen, erfordert einige Übung und zeichnet den guten Tin-Whistle-Spieler aus.
Die Grundlagen des Tin-Whistle-Spiels sind leicht zu erlernen. Deswegen galt sie lange Zeit als Kinderinstrument. Erst im Zuge des Irish-Folk-Revivals der 1960er Jahre setzte sie sich auch als Bühneninstrument im größeren Maßstab durch. Heute ist die Tin Whistle eines der beliebtesten Volksinstrumente in Irland. Sie wird vor allem in den Genres Irish Folk, Folk im Allgemeinen, Kwela sowie gelegentlich in der Musik der Mittelalterszene verwendet.
Weblinks
- Größtes deutschsprachiges Tin Whistle Forum mit über 3000 Artikeln
- Infosammlung zur Tin Whistle
- Tin Whistle Fingering Research Center (englisch)
- The Whistle Workshop (englisch)
- Chiff and Fipple, sehr großes Whistle-Portal mit Forum und Artikeln (englisch)
- TinWhistler.com, Tunesammlung und Whistle-Testberichte (englisch)
Kategorien:- Flöte (Luftblattinstrument)
- Musik (Irland)
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