Todesbahn

Todesbahn
Müggelberge
Blick vom Müggelturm nach Osten in die Müggelberge

Blick vom Müggelturm nach Osten in die Müggelberge

Höhe 114,7 m ü. NHN
Lage Berlin (Deutschland)
Geographische Lage 52° 24′ 58″ N, 13° 38′ 0″ O52.41611111111113.633333333333114.7Koordinaten: 52° 24′ 58″ N, 13° 38′ 0″ O
Müggelberge (Berlin)
DEC
Müggelberge
Typ Stauchmoräne
Gestein Schmelzwassersand, vereinzelt Geschiebemergel
Alter des Gesteins Weichseleiszeit (ca. 20.000 Jahre)
Besonderheiten bewaldeter Hügelzug

Die Müggelberge sind ein bewaldeter Hügelzug mit Höhen bis zu 114,7 Meter über NHN [1] im Südosten Berlins im Bezirk Treptow-Köpenick. Sie werden durch den Kleinen Müggelberg (88 m) und den Großen Müggelberg (114,7 m) dominiert. Die „Müggelberge“ umfassen eine Fläche von ca. sieben Quadratkilometern. Entstanden ist der Höhenzug im Eiszeitalter.

Auf dem Kleinen Müggelberg befindet sich der Aussichtsturm Müggelturm (Rundblick bis zu 50 Kilometer). Weiter östlich davon, auf dem Großen Müggelberg, befinden sich der Stumpf des unvollendeten Fernsehturms Müggelberge sowie ein Mast für Sendezwecke. Im Bereich nördlich der Müggelberge in Richtung Müggelsee liegt der Köpenicker Teufelssee.

Inhaltsverzeichnis

Entstehung

Blick vom „Großen Müggelberg“ zum Müggelsee

Die Müggelberge sind, wie ganz Berlin und Brandenburg, von den aus Skandinavien vorstoßenden Gletschern während des Eiszeitalters geformt worden. Sie bestehen daher meist aus Schmelzwassersand und vereinzelt Geschiebemergel. Dabei sind die Müggelberge sowohl aus Ablagerungen der vorletzten Saale- als auch der jüngsten Weichseleiszeit aufgebaut. Die Ablagerungen, aus denen die Müggelberge bestehen, wurden durch den Eisdruck zum Teil intensiv gestört (gestaucht). Dennoch kann man die Müggelberge nicht als Endmoräne bezeichnen, da sie völlig isoliert wie eine Insel im Berliner Urstromtal liegen und keinen Sander besitzen. Wahrscheinlich entstanden die Müggelberge in ihrer heutigen Form beim Vorstoß des jüngsten Inlandeises und nicht beim Zurückschmelzen desselben.

Kanonenberge

Die Sandschurre in den Kanonenbergen

Als Kanonenberge wird ein maximal 70 Meter hoher Bereich in den nord-westlichen Ausläufern der Müggelberge bezeichnet. Im Jahr 1884 erhielt ein Bauunternehmer die Erlaubnis, dort Sand für Bauprojekte in Berlin zu schürfen. Aufgrund von Protesten aus der Bevölkerung wurde ihm diese Erlaubnis aber nach einiger Zeit entzogen. In der ungefähr 250 m langen und knapp 80 m breiten Sandgrube, Sandschurre genannt, führte die preußische Armee dann ab 1911 in Vorbereitung zum Ersten Weltkrieg Schießübungen mit neuen Kanonen durch, um diese einzuschießen. Aufgrund des großen Lärms, der bis nach Köpenick zu hören war, wurde die Gegend fortan als Kanonenberge bezeichnet. Auch in der Zeit nach 1933 wurde die Sandschurre wieder als Artillerie-Erprobungsplatz genutzt. Nach 1945 wurde in den Kanonenbergen nicht mehr mit Kanonen geschossen, der Name blieb jedoch erhalten.

Die Sandschurre ist auch heute noch vorhanden und befindet sich keine 300 Meter von der Straße zum Müggelturm entfernt. Die Hänge sind inzwischen dicht mit Bäumen bewachsen, auf der Grundfläche ist sie weitgehend baumfrei. Ein paar Lagerfeuerstellen sind dort sichtbar und an den Hängen fahren Downhill-Mountainbiker über Sprungschanzen.

Auf dem Berg westlich über der Sandschurre legte man nach dem Ersten Weltkrieg eine Aussichtsplattform an, die von 1990 an von Pflanzen überwuchert wurde. Sie wurde im Jahr 2006 wieder freigelegt und hergerichtet. [2]

Rodelbahn

Holzbrücke über der ehemaligen Rodelbahn

Als Todesbahn wurde die künstlich angelegte Rodelbahn in den Müggelbergen bezeichnet. Sie führte vom Grat zwischen großen und kleinem Müggelberg bis zum Fuße des Teufelssees und wird in der Mitte von einer Holzbrücke überführt. Da sich im Berliner Umland nur wenige große Erhebungen befinden, stellte die Todesbahn einen beliebten Rodeltreffpunkt des Naherholungsgebietes Müggelberge dar. Die Bahn wurde 1992 geschlossen. Sie ist heute offizielles Fahrgelände eines Köpenicker Downhill-Vereins und beliebter Treffpunkt von Jugendlichen aus der Szene.

Bismarckwarte

Die Bismarckwarte 1905 kurz nach der Erbauung

Am 16. Oktober 1904 wurde auf dem Großen Müggelberg die 40 Meter hohe Bismarckwarte durch den 1899 gegründeten Verein „Bismarck-Warte zu Cöpenick e.V.“ eingeweiht. Der Architekt war Otto Rietz aus Schöneberg. Die Grundsteinlegung fand am 23. Mai 1903 statt und die Gesamtbaukosten betrugen 120.000 Goldmark. Der Turm und die Bildhauerarbeiten wurde vollständig aus Rüdersdorfer Kalkstein gefertigt.

Im Fuß des Turms befand sich eine Gedächtnishalle mit einer Bismarck-Statue darin. Über dem Eingang zur Gedächtnishalle thronte ein vier Meter hoher Löwe des Bildhauers August Gaul. Die Vorderseite des Turmes war durch einen brandenburgischen Adler des Bildhauers Max Meißner verziert.

Die Aussichtsplattform in 29 Metern Höhe konnte über zwei sich gegenüberliegende Eingänge an den Seiten des Turmes über zwei Treppen mit jeweils 166 Stufen erreicht werden. Eine nicht öffentlich zugängliche Wendeltreppe führte von der Aussichtsplattform zur Spitze der Warte auf der eine Feuerschale angebracht war. Über ein spezielles System konnte in ihr eine bis zu 18 Meter hohe Flamme erzeugt werden. Während der ganzen Olympischen Sommerspiele 1936 brannte in der Feuerschale ein von Berliner Schülern in die Müggelberge gebrachtes Feuer.

Kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges wurde die Bismarckwarte im April 1945 von deutschen Truppen gesprengt, um den anrückenden sowjetischen Armeen keine weithin sichtbaren Punkte zur Orientierung beim Marsch auf Berlin zu geben. Dabei fielen neben der Bismarckwarte auch einige Kirchtürme den Sprengungen zum Opfer. Heute finden sich keine Überreste des Turmes mehr.

Heute befindet sich an der Stelle der unvollendete Fernsehturm Müggelberge.

Die Müggelberge in der Literatur

In Wilhelm Grothes Version der Schildhornsage fand in den Müggelbergen im Gründungsjahr der Mark Brandenburg 1157 die Bekehrung des Slawenfürsten Jaxa von Köpenick statt, nachdem sich Jaxa auf der Flucht durch die Havel mit Gottes Hilfe hatte vor Albrecht dem Bären retten können.[3] Die gängigen Versionen der Volkssage nennen das Schildhorn als Ort Jaxas Bekehrung.

Literatur

  • Theodor Fontane: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Teil 4. Spreeland. Die Müggelsberge. [1] Zitiert nach der Ausgabe 1998, Frankfurt/M, Berlin.
  • Die Bismarck-Warte auf den Müggelbergen bei Berlin. In: Deutsche Bauzeitung. XXXIX. Jahrgang, Nr. 11, 8. Februar 1905, S. 69. 

Weblinks

Sagen:

Belege

  1. Rathaus Journal Ausgabe 11/2006
  2. http://www.koepenick.net/kanonenberge.htm
  3. Wilhelm Grothe: Schildhorn und Teufelssee. Märk. Sage. Berlin 1864.

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