Tokubetsu Koto Keisatsu

Tokubetsu Koto Keisatsu
Tokkō-Einheit, 1938

Die Tokubetsu Kōtō Keisatsu (jap. 特別高等警察, dt. „Spezielle Höhere Polizei“), oft als Tokkō (特高) abgekürzt, war eine 1911 gegründete, japanische Polizeieinheit, deren Hauptaufgabe es war, politische Gruppen und Ideologien zu überwachen, die als Gefahr für die Öffentliche Sicherheit erachtet wurden. Auf Grund dieser Aufgabe war sie auch als Polizei für Öffentliche Sicherheit (治安警察, chian keisatsu) oder unter dem orwellschen Begriff Gedankenpolizei (思想警察, shisō keisatsu) bekannt, wobei mit Gedankenverbrechen gefährliche Ideologien gemeint waren.

Ihre Hauptaufgabe war es, als ziviler Gegenpart zum militärischen Kempeitai zu dienen. Grob kann sie in Bezug auf die Kombination von Verbrechensbekämpfung und Gegenspionage mit dem FBI der USA verglichen werden.

Die Hochverratsaffäre von 1910 war der Impuls zur Gründung der Tokkō unter der Aegide des Innenministeriums. Durch die Russische Revolution, die Reisunruhen von 1918 und dem Samil-Aufstand in Korea wurde die Tokkō unter der Regierung Hara Takashis und den folgenden Premierministern stark vergrößert. Sie war hauptsächlich für die durch Anarchismus, Kommunismus, Sozialismus und der zunehmenden ausländischen Bevölkerung entstehende Bedrohung des Systems zuständig, befasste sich aber auch mit religiösen Gruppen, Pazifisten, Liberalen und Ultrarechten.

Nach der Verabschiedung des Gesetzes zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit von 1925 wurde die Tokkō ungemein vergrößert. Es wurden Dienststellen in jeder Präfektur, größeren Stadt und Orten in Übersee mit größerer japanischer Bevölkerung, wie Shanghai, London und Berlin, eingerichtet.

In den späten 1920er und 1930er Jahren startete die Tokkō eine fortwährende Kampagne um die Kommunistische Partei Japans zu zerstören, mit Massenverhaftungen von Mitgliedern und bekannten wie vermeintlichen Sympathisanten.

Die Tokkō bestand aus sieben Abteilungen:

  • Spezielle Polizeiaufgaben I und II (特高一課, tokkō ikka und 特高二課, tokkō ni-ka)
  • Arbeiter (労働課, rōdō-ka)
  • Zensur (検閲課, ken’etsu-ka)
  • Auswärtige Angelegenheiten (外事課, gaiji-ka)
  • Koreaner in Japan (内鮮課, naisen-ka)
  • Schlichtung (調停課, chōtei-ka)

1927 wurde eine Unterabteilung eingerichtet, welche sich mit dem analysieren verschiedener Ideologien befasste um ein eventuelles Gefahrenpotential frühzeitig zu erkennen.

Es gab sowohl uniformierte als auch nicht uniformierte Offiziere sowie ein großes Netzwerk an Informanten. Diese Informanten waren oft verdeckte Ermittler, welche verdächtige Organisationen infiltrierten und als Agents Provocateurs dienten. Andere Informanten waren Mitglieder der Nachbarschaftsvereinigungen (Tonarigumi). Im Zuge der Gegenspionage wurden auch Telefone und der Funkverkehr innerhalb Japans und seiner nahen Umgebung überwacht.

Bis 1936 hatte die Tokkō 59.013 Personen verhaftet und über 5.000 vor Gericht gestellt. Ungefähr die Hälfte von diesen wurde zu Gefängnisstrafen verurteilt. Gefangene wurden dazu gezwungen, so lange wieder und wieder Berichte darüber zu verfassen, wie sie mit gefährlichen Ideologien in Berührung gekommen waren, bis ihre Aufseher mit diesen zufrieden waren. Die Berichte wurden anschließend dazu verwendet, um die Beteiligung des Beschuldigten an Verbrechen zu beweisen.

Im Oktober 1945 lösten die amerikanischen Besatzungsbehörden (Supreme Commander for the Allied Powers, abgekürzt „SCAP“) die Tokkō auf. Die „Freiheits-Direktive“ (自由の指令, jiyū no seirei) des SCAP, die auch andere Bürgerrechtseinschränkungen der Vorkriegs- und Kriegszeit aufhob, führte zum Rücktritt des Kabinetts von Premierminister Naruhiko Higashikuni.

Literatur

  • Daniel V. Botsman: Punishment and Power in die Making of Modern Japan. Princeton University Press, 2004
  • Peter J. Katzenstein: Cultural Norms and National Security. Police and Military in Postwar Japan. Cornell University Press, 1996
  • Elise Tipton: Japanese Police State Tokko. The Interwar Japan. Allen and Unwin, 2001

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