Tollán

Tollán
Statuen toltekischer Krieger auf dem Tempel des Quetzalcóatl

Tula ist die moderne, hispanisierte Namensform des in der aztekischen Sprache Tollán (übersetzt: Ort der Binsen) genannten Ortes. Zur Unterscheidung von anderen Orten, die diesen namen ebenfalls trugen (wenngleich weniger als Eigenname sondern eher als Ehrenbezeichnung) sagte man auch präziser: Tollán Xicocotitlán. Der Ort war das kulturelle Zentrum der Tolteken. Die Ruinenstätte liegt 65 km nordwestlich des heutigen Mexiko-Stadt im Bundesstaat Hidalgo und war zwischen dem 10. und dem 12. Jahrhundert nach Christus bewohnt. Zweckmäßigerweise verwendet man für den Ort im historischen, vorspanischen Zusammenhang die Bezeichnung Tollan, für die Ruinenstätte und den modernen Ort Tula de Allende den Namen Tula.

Inhaltsverzeichnis

Die Stadt

Das Zentrum Tulas bildet eine große Zone, die vorwiegend zu zeremonialen Zwecken genutzt wurde. Sie wird beherrscht von einer großen freien Fläche, um die sich drei Säulenhallen gruppieren. Das wohl bekannteste erhaltene Gebäude dieser Zone ist die Morgenstern-Pyramide (auch Tempel des Quetzalcoatl, Tempel des Tlahuizcalpantecuhtli oder Tempel B), auf deren Plattform eine Gruppe von fünf Meter hohen steinernen Kriegern steht, die ursprünglich wohl das Dach des Tempels getragen haben. Am Eingang stehen große Schlangen-Statuen. Auch das große Fries, auf dem Jaguare und Adler Menschenherzen fressen, ist heute noch zu sehen; ebenso wie in den Säulenhallen des Palastbezirkes noch Original-Gemälde erhalten sind. Um das Zeremonialzentrum herum liegen große Wohngebiete, die heute noch nicht vollständig erforscht sind. Es besteht eine unzweifelhafte Ähnlichkeit mit den bauten, der Anlage und dem Skulpturenschmuck von Chichén Itzá, der spätklassischen Stadt der Maya in Yucatan. Manche der Ähnlichkeiten rühren auch daher, dass bei der Rekonstruktion der sehr stark zerstörten Gebäude Chichén Itzá zum Vorbild gewählt wurde [1].

Geschichte

Die Tolteken wanderten rund zweihundert Jahre nach dem Untergang Teotihuacáns in Zentralmexiko ein und fanden dort ein Machtvakuum vor. Im zehnten Jahrhundert stieg Tula zur vorherrschenden Macht in der Region auf, wahrscheinlich weil die Stadt die zuvor von Teotihuacán ausgebeuteten Obsidianlagerstätten unter Kontrolle bringen konnte. Andere wichtige Faktoren waren der Status als wichtiger Verkehrsknotenpunkt und hohe landwirtschaftliche Erträge. Auf dem Höhepunkt der Macht besaß Tula vermutlich rund 30.000 Einwohner und war das führende Zentrum der Obsidianverarbeitung. Ebenso zeigen Keramikfunde, dass kulturelle Verbindungen sowohl ins östliche Mesoamerika bestanden; sogar mehrfarbige Keramik aus dem heutigen Costa Rica wurde entdeckt. Jedoch währte die Blüte der Stadt nicht lange, denn die großen Wohnviertel wurden bereits Mitte des 11. Jahrhunderts zerstört. Wann das Zeremonialzentrum zerstört wurde, ist noch unklar, zumindest wurden Brandspuren entdeckt und auch Spuren absichtlich abgerissener Pyramiden.

Einzelnachweise

  1. Augusto F. Molina Montes: Archaeological buildings: Restoration or misrepresentation. In: Elizabeth H. Boone (Hrsg.): Falsifications and misreconstruction of pre-columbian art. Dumbarton Oaks, Washington 1982. ISBN 0 8840 2111 4. S. 125-41

Literatur

  • Hanns J. Prem: Geschichte Altamerikas. Oldenbourg, München 1989 (2. überarbeitete Auflage 2007). ISBN 3-486-53032-1.

20.055833333333-99.3433333333337Koordinaten: 20° 3′ 21″ N, 99° 20′ 36″ W


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