Barbier von Sevilla

Barbier von Sevilla
Werkdaten
Titel: Der Barbier von Sevilla oder Die nutzlose Vorsicht
Originaltitel: Il barbiere di Siviglia ossia L’inutile precauzione
Originalsprache: italienisch
Musik: Gioachino Rossini
Libretto: Cesare Sterbini
Literarische Vorlage: Le Barbier de Seville von Beaumarchais
Uraufführung: 20. Februar 1816
Ort der Uraufführung: Rom, Teatro Argentina
Spieldauer: ca. 2 ½ Stunden
Ort und Zeit der Handlung: Sevilla, 18. Jahrhundert
Personen


Der Barbier von Sevilla (Originaltitel: Il barbiere di Siviglia) ist eine komische Oper in zwei Aufzügen von Gioachino Rossini. Das Libretto stammt von Cesare Sterbini und ist eine Bearbeitung des Schauspiels Le Barbier de Seville von Pierre Augustin Caron de Beaumarchais. Im deutschsprachigen Raum ist sie auch unter dem Titel Die nutzlose Vorsicht (L’inutile precauzione) bekannt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte und Uraufführung

Uraufgeführt wurde die Oper am 20. Februar 1816 unter der Leitung des Komponisten im Teatro Argentina am Largo di Torre Argentina in Rom unter dem Titel Almaviva o sia L’inutile precauzione. Am 10. August 1816 wurde sie in Bologna erstmals unter dem Titel Il barbiere di Siviglia aufgeführt. Die deutsche Premiere war am 1. Januar 1819 in München, die Erstaufführung in deutscher Sprache fand am 27. Mai 1819 in Graz statt. Die Uraufführung der Oper war ein Fiasko; ein Saiteninstrumentenspieler fiel der Länge nach hin als eine Saite riss, eine Katze lief über die Bühne. Unter Gelächter, Geschrei und Buh-Rufen musste der Vorhang fallen.

Die Oper war eine Auftragsarbeit des Teatro Argentina, für deren Ausarbeitung Rossini weniger als 26 Tage blieben. Um die Oper in so kurzer Zeit fertigstellen zu können, arbeitete der Komponist zahlreiche Nummern aus seinen früheren Werken ein. Die berühmte Ouvertüre etwa war vorher bereits bei zwei anderen Opern Rossinis zum Einsatz gekommen, bei Aureliano in Palmira sowie bei Elisabetta, regina d'Inghilterra.

Neben Rossinis Oper gibt es eine weitere, ältere Vertonung des Stoffs von Giovanni Paisiello. Seine Oper Il barbiere di Siviglia wurde 1782 in Sankt Petersburg uraufgeführt und danach bis etwa 1800 in ganz Europa gespielt. Auch wenn Paisiellos Oper immer wieder als Rarität auf dem Spielplan von Opernhäusern und Festspielen auftaucht, genießt Rossinis Werk heute weitaus größere Popularität und ist als Standardwerk des internationalen Opernrepertoires eine der meistaufgeführten Opern der Welt.

Weitere Vertonungen des Stoffes stammen von Friedrich Ludwig Benda (1776), Johann Abraham Peter Schulz (1786) und von Niccolò Isouard (1797).

Die Hauptpersonen des Barbiere sind auch Hauptfiguren der später in deren Leben angesiedelten Handlung der Oper Le nozze di Figaro von Wolfgang Amadeus Mozart und Lorenzo da Ponte nach Beaumarchais' La folle journée ou Le mariage de Figaro.

Handlung

Ort: Sevilla. Zeit: Ende 18. Jh. Graf Almaviva nähert sich seiner Angebeteten Rosina inkognito, einmal als betrunkener Soldat und ein anderes Mal als Musiklehrer. Die Maskerade hat zwei Gründe: zum einen will er ausschließen, dass sich Rosina nur wegen seines Titels in ihn verliebt, zum anderen um den geldgierigen Dr. Bartolo zu täuschen, der selbst überlegt, die reiche Rosina, sein Mündel, zu heiraten. Im ersten Akt (als Soldat verkleidet) gelingt es dem Grafen tatsächlich Rosina einen Liebesbrief zuzustecken, im zweiten Akt (als Musiklehrer getarnt) kommt er ihr beim Gesangsunterricht näher und beide gestehen sich ihre Liebe. Almaviva plant daraufhin Rosina nächtens aus dem Hause Bartolos, ihres Vormundes, zu befreien. Dr. Bartolo bekommt jedoch von den Fluchtplänen Wind und eilt fort, 1.) einen Notar zu bestellen, um Rosina schnellstens zu heiraten, und 2.) die Wachen zu informieren, um den „nächtlichen Entführer“ auf frischer Tat festnehmen zu lassen. Als der Notar eintrifft, wird er von Almaviva unter Einsatz von Waffengewalt und viel Geld dazu gebracht, ihn und Rosina zu verheiraten. Als Dr. Bartolo mit den Wachen zurückkehrt, gibt sich der Graf zu erkennen. Bartolo wird schließlich großzügig entschädigt (der Graf verzichtet auf die Mitgift, die Bartolo als Rosinas Vormund eigentlich zahlen müsste; allerdings muss er den Betrag dafür mit dem Figaro teilen). Die Rolle des Figaro: Der örtliche Friseur Figaro ist es, der dem Grafen zu seinen Verkleidungen rät; auch ist er es, der seinem Kunden Dr. Bartolo den Balkonschlüssel für die nächtliche Flucht entwendet.

Instrumentierung der Rossini-Vertonung

in Kurzschrift: 2,2,2,2-2,2,3,0 Tp. Sis. GC. Pf, Git. Str.

Im Autographen der ersten Ausgabe (Autograph edizione Lucca ISBN 88-7096-073-0) „in D“ (Die Ouvertüre, als „Sinfonia“ bezeichnet, steht allerdings in E) wird folgende Instrumentierung von Rossini angeführt (in Klammer die Anmerkungen gemäß Edition Dover 0-486-26019-4, erste Auflage):

  • 2 Flauti Fl. Ottavini Ot. (2 Flöten mit Piccoloflöten)
  • 2 Oboi; Ob. (2 Oboen, wobei die 2. Oboe nur in der Ouvertüre vorkommt)
  • 2 Clarinetti in Do, La, Sib; Cl. (2 Klarinetten in den Stimmlagen C,A und B notiert)
  • 2 Fagotti; Fg. (2 Fagotte)
  • 2 Corni in Mi, Sol, Do, Re, Mib, Fa; Cr. (2 Hörner in den Stimmlagen E, G, C, D, Es und F notiert)
  • 2 Trombe in La, Do, Re, Mib, Sib; Trb. (2 Trompeten in A,C,D,Es und B notiert)
  • Tp. (Becken - nur in der Ouvertüre verwendet)
  • Sis. (Triangel)
  • G. Cassa. G.C. (Große Baßtrommel)
  • Pf. (für Piano-Forte als Rezitativbegleitung im Generalbass notiert, in der Aufführungspraxis meist als Cembalo)
  • Chitarra, Ch. (Gitarre, nur zur Begleitung der ersten Kavatine des Almaviva, oft auch vom Sänger selbst gespielt)
  • Violini, Vni (erste und zweite Geigen, in manchen Stücken - z. B. „La Calunnia“ auch nochmals in 1.1, 1.2 und 2.1, 2.2 unterteilt)
  • Viole, Vle (Bratschen)
  • Violoncelli, Vc. (Violoncellos)
  • Contrabassi, Cb. (Kontrabässe)
die Aufführungspraxis zur Zeit der Uraufführung sah laut M.G.G. (erste Ausgabe) folgende Besetzung der Streicher vor:
  • Geigen I: 4
  • Geigen II: 3
  • Bratschen: 3
  • Celli: 2
  • Bässe: 1

Literatur

  • Kurt Pahlen: Gioacchino Rossini: Der Barbier von Sevilla. Textbuch (Italienisch-Deutsch). Einführung und Kommentar. 2. Auflage. Mainz 1993
  • G. Mondwurf: Der Barbier von Sevilla. Bericht über eine Unterrichtsreihe. Augsburg 2003
  • V. Scherliess: Rossini. 2. Auflage. Reinbek b. Hamburg 1993
  • M. Tartak: The two Barbieri. In: Music and Letters, vol.50, 4/1969, Seite 453–480
  • Gertrud Scheumann: Gioacchino Rossini: Der Barbier von Sevilla. (Textbuch Italienisch-Deutsch mit Fotos). Heuchelheim 2007. ISBN 978-3-938946-10-7

Siehe auch

Weblinks


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