Bargatzky

Bargatzky

Walter Bargatzky (* 13. April 1910 in Baden-Baden; † 4. November 1998 in Bonn) war ein Jurist, Staatssekretär und Präsident des Deutschen Roten Kreuzes.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges

Am 13. April 1910 in Baden-Baden als Sohn des Direktors der Mädchen-Realschule Eugen Bargatzky geboren, absolvierte Walter Bargatzky an den Universitäten Heidelberg und Berlin das Studium der Rechtswissenschaft. Vom 1. November 1933 bis zum 19. August 1937 war er Mitglied der SA, trat am 1. Mai 1937 der NSDAP bei (Mitgliedsnummer 4140825). Er betätigte sich als Blockleiter in Karlsruhe und erhielt die Beurteilung politisch zuverlässig.[1] Nach dem Zweiten Staatsexamen war er von 1935 bis 1938 als Assessor beim Oberlandesgericht Karlsruhe beschäftigt, von wo er Anfang 1939 für einige Monate an das Reichsministerium der Justiz abgeordnet wurde.

Mitarbeiter des Militärbefehlshabers in Frankreich

Zu Kriegsbeginn eingezogen, wurde Walter Bargatzky 1941 als Beamter zum deutschen Militärbefehlshaber in Frankreich nach Paris versetzt. Er war dort Angehöriger Abteilung „Justiz“ im Verwaltungsstab und zeitweise Persönlicher Referent von Jonathan Schmidt [2] Leiter des Verwaltungsstabes des Militärbefehlshabers. Dort, im berühmten Jugendstil-Hotel Majestic, traf Bargatzky auf eine bunt gemischte Truppe von Militärs und höheren Beamten, deren einigendes Band die gemeinsame Sympathie für Frankreich war. Ansonsten lebten sie in einem „merkwürdigen Vakuum zwischen politischen Zwängen und vollkommener Unabhängigkeit“. Lange Zeit kämpfte er mit Rechtsgutachten gegen die völkerrechtswidrige Verbringung von Kunst- und Kulturgütern aus Frankreich nach Deutschland, wenn auch ohne Erfolg. Sein widerständiges Handeln ließ ihn fast zwangsläufig in Kontakt treten mit dem Kreis der sich ab 1943/1944 in Paris bildenden militärischen Opposition. Obwohl nicht Mitglied des engsten Kreises des Widerstands, war er nach einem geglückten Attentat auf Hitler als Ankläger für das abzuhaltende Tribunal über die Spitzen des Pariser Sicherheitsdienstes und der Gestapo vorgesehen. Des Risikos, das er einging, war sich Bargatzky wohl bewusst. Da ihm keine direkten Verbindungen zum militärischen Widerstand nachgewiesen werden konnten, verblieb Bargatzky nach dem Scheitern des Aufstands vom 20. Juli 1944 in Paris, von wo er sich mit den restlichen deutschen Truppen im August 1944 zurückzog.

Nachkriegszeit

Im Nürnberger Wilhelmstraßen-Prozess war Bargatzky 1948 Entlastungszeuge für den dann wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit verurteilten Staatssekretär Ernst von Weizsäcker.

Der Baden-Badener Militärkommandanten Moutenet ernannte Bargatzky im Oktober 1945 zum Polizeidirektor seiner Heimatstadt. Im April 1948 wurde Walter Bargatzky zum ersten Vorsitzenden Richter (Direktor) des neu errichteten Verwaltungsgerichts Freiburg im Breisgau ernannt. Noch im selben Jahr amtierte er als Generalsekretär des Sekretariats der westdeutschen Landesregierungen in Frankfurt am Main.

Nach Gründung der Bundesrepublik Deutschland setzte Bargatzky seine Karriere im Bundesministerium des Innern zuletzt als Ministerialdirektor und Abteilungsleiter VI ÖS (Öffentliche Sicherheit) fort. Der Aufbau des Bundesgrenzschutzes ist maßgeblich sein Werk. Er wurde unter Bundeskanzler Ludwig Erhard (CDU)) 1963 auf Vorschlag von Bundesministerin Elisabeth Schwarzhaupt (CDU) zum beamteten Staatssekretär im Bundesministerium für Gesundheitswesen befördert. 1966 mit Beginn der Großen Koalition wurde Bargatzky wegen fehlender Vertrauensbasis von der neuen Bundesgesundheitsministerin Käte Strobel (SPD) auf eigene Anregung in den einstweiligen Ruhestand versetzt.

Schon seit 1950 war er Vizepräsident des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), dessen Präsident er nach seiner Pensionierung 1967 wurde und bis 1982 blieb. Die DDR-Presse titelte "Westdeutscher DRK-Präsident mit brauner Vergangenheit" (Sächsische Zeitung vom 4. August 1967).

Am 4. November 1998 verstarb Walter Bargatzky in Bonn.

Literatur

Literaturnachweis

Werke

  • Der Sinn der englischen Festlandspolitik. Reden und Schriften der britischen Staatsmänner aus zwei Jahrzehnten, München 1939
  • Schöpferischer Friede, Freiburg 1946 (2. Auflage 1947)
  • Smuts. Sieg eines Besiegten, München 1948
  • Mein Pudel Katja, Stuttgart 1952
  • Das Universum lebt - Die aufsehenerregende Hypothese vom organischen Aufbau des Weltalls, München 1980
  • Hotel Majestic, Freiburg 1987

Darstellungen

  • Bernhard Brunner: Der Frankreich-Komplex. Die nationalsozialistischen Verbrechen in Frankreich und die Justiz der Bundesrepublik Deutschland. Wallstein-Verlag, Göttingen 2004

Archivalien

Quellen und Anmerkungen

  1. PKakte im Bundesarchiv Bestand BDC zitiert nach Brunner
  2.  :http://bib1lp1.rz.tu-bs.de/docportal/servlets/MCRFileNodeServlet/DocPortal_derivate_00001699/Darstellung_nach_Kommunikatorengruppen.pdf;jsessionid=0000m5QqRw-Fg0CpSMLkQQ3t9S6?hosts=local,

Weblinks

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