Transamazônica

Transamazônica
Die Haupttrasse der Transamazônica, BR-230, mit den wichtigsten Städten
Autobahn Transamazônica in der Stadt Pombal .
Beginn der Transamazônica in der Stadt Cabedelo, Paraíba, Brasilien

Die Transamazônica ist ein in verschiedenen Ausprägungen seit der Mitte des 20. Jahrhunderts bestehendes Straßenbauprojekt, das bei seiner Fertigstellung die Atlantik- und die Pazifikküste Südamerikas etwa auf der Höhe des Äquators miteinander verbinden soll.

Mittlerweile sind zwar weite Teile der Straße fertiggestellt, eine durchgehende Verbindung in Ost-West-Richtung von Brasilien nach Peru fehlt jedoch weiterhin. Ein wichtiges Teilstück der im weiteren Sinne zur Transamazônica gerechneten Straße BR-319 von Porto Velho (Bundesstaat Rondônia) an der bolivianisch-brasilianischen Grenze entlang nach Manaus (Bundesstaat Amazonas) im Herzen Amazoniens wurde bereits in den 1980er Jahren fertiggestellt, ist inzwischen jedoch schon wieder weitgehend überwuchert und verfallen. Offiziell gilt der Name Rodovia Transamazônica nur für die Strecke BR-230 (siehe Karte).

Zahlreiche Widerstände haben bislang die Fertigstellung einer echten Transamazônica verhindert. Zum Einen ist da die schwierige Natur des Geländes; die Straße muss immer wieder über die süd-nördlich verlaufenden Täler der großen Amazonaszuflüsse führen, die in den Regenzeiten auf unübersehbare Breiten von manchmal mehr als 50 Kilometer Sumpfland anschwellen und jede Straße im Jahr ein bis zweimal wieder zerstören. Zum Anderen gibt es politische Widerstände, da die Anrainerstaaten im Westen, hauptsächlich Peru und Bolivien, eine brasilianische Hegemonie fürchten, der durch den Bau eines Straßennetzes Vorschub geleistet werden könnte.

Harte Kritik gegenüber dem Projekt gibt es außerdem von Seiten der Indios und Naturschützer, die eine Übernutzung des Amazonasregenwaldes bzw. dessen Zerstörung entlang der Straßen befürchten.

Inhaltsverzeichnis

Völkermorde

Seit 1964 sind auch mehrere Völkermorde an verschiedenen Völkern der Indianer Brasiliens verübt worden, um das Projekt voranzutreiben. Diese wurden meist durch Siedler verübt. Die Regierung verzichtete in den meisten Fällen auf eine Aufklärung der Fälle.

  • Beicos de Pau, 1968 entdecktes Volk im brasilianischen Regenwald mit etwa 400 Menschen. Um Platz für Siedler entlang der Transamazônica zu machen, fallen sie bis 1972 komplett einem Genozid anheim. Die Beicos de Pau wurden durch Arsen und Ameisengift getötet, mit welchem man Nahrungsmittel vergiftete und diese dem Volk schenkte. Die Täter verbreiteten danach das Gerücht, die Menschen seien an einer Epidemie gestorben.
  • Bororos, Stamm im brasilianischen Regenwald. Um Platz für Siedler entlang der Transamazonica zu machen, fallen sie fast vollständig einem Genozid anheim.
  • Carajás, Volk des Amazonasgebiets von etwa 4.000 Menschen, von denen nur 400 Menschen den Genozid überleben, der an ihnen ab 1964 verübt wird, weil sie im Einzugsgebiet der Transamazônica leben.
  • Chavantes, Volk des Amazonasgebiets von mehreren tausend Menschen, von denen nur wenige hundert den Genozid überleben, der an ihnen ab 1964 verübt wird, weil sie im Einzugsgebiet der Transamazônica leben (dieselbe Motivation liegt auch bei den folgenden Fällen vor).
  • Cintas Largas, Volk des Amazonasgebiets von etwa 10.000 Menschen, gegen das ab 1964 genozidal u.a. aus der Luft mit Bomben aus Minendynamit vorgegangen wird, weil sie im Einzugsgebiet der Transamazônica leben.
  • Guaranis, Volk des Amazonasgebiets von knapp 5.000 Menschen, das ab 1964 einem fast totalen Genozid anheim fällt.
  • Munducurus, Volk des Amazonasgebiets von knapp 20.000 Menschen, von denen nur 1.200 Menschen den Genozid überleben, der an ihnen ab 1964 verübt wird.
  • Patchos, indigene Gemeinschaft des Amazonasgebiet: zwei Patchos-Völker werden durch Infizierung mit Windpocken in einem totalen Genozid beseitigt.
  • Tapaiunas, kleine Gemeinschaft des Amazonasgebiets, keiner überlebt den Genozid, der mit durch Arsen vergiftetem Zucker an ihnen begangen wird.

Literatur

  • FU Berlin/Lateinamerika-Institut (Hg.): Transamazonica. Pressedienst Wissenschaft, 3/1974
  • Hemming, J. (1978), Red Gold: The Conquest of the Brazilian Indians, Cambridge/Massachusetts: Harvard University Press
  • Horowitz, I. L. (1997), Taking Lives: Genocide and State Power (1979, 1982) New Brunswick/NJ: Transaction Books
  • Lennon, P. (1972), "How the 'Dying' Tribes Die", in: The Guardian, 4. Juni
  • Lewis, N. (1974), "Genocide" in: A Documentary Report on the Condition of Indian Peoples, Berkeley: Indigena and American Friends of Brazil, S. 9-11
  • Wavell, S. (1974), "Indian File", in: The Guardian, 21. Dezember

Weblinks

Siehe auch


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