- Barnum-Effekt
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Der Barnum-Effekt, auch Forer-Effekt oder Täuschung durch persönliche Validierung (engl. personal validation fallacy[1]) genannt, stammt aus der Psychologie und bezeichnet die Neigung von Menschen, vage und allgemeingültige Aussagen über die eigene Person als zutreffende Beschreibung zu akzeptieren.
Der Begriff wurde von Paul Meehl eingeführt und ist nach dem Zirkusgründer Phineas Taylor Barnum benannt. P. T. Barnum unterhielt ein riesiges Kuriositätenkabinett (American Museum), das jedem Geschmack etwas bieten konnte („a little something for everybody“).
Barnum-Aussagen sind beispielsweise in Zeitungshoroskopen zu finden – die Testreihen des US-amerikanischen Psychologen Bertram R. Forer beziehen sich auf solche Zeitungshoroskope. Sie finden auch Verwendung beim Cold Reading und beim Wahrsagen.
Inhaltsverzeichnis
Forers Testreihe
In seinem klassischen Experiment gab Forer 1948 vor, einen Persönlichkeitstest mit seinen Studenten zu absolvieren. Im Anschluss händigte er ihnen vorgeblich die Auswertungen aus und forderte sie auf, den Wahrheitsgehalt mit Werten von 0 (= trifft gar nicht zu) bis 5 (= trifft sehr gut zu) zu bewerten. Das Ergebnis war, dass der durchschnittliche Student der Auswertung 4,26 Punkte gab.
Tatsächlich hatten jedoch alle Studenten den exakt gleichen Text zu bewerten, und diesen hatte Forer aus einem am Kiosk erhältlichen Horoskop zusammengestellt. Seither wurde der Test – mit dem gleichen Text – unzählige Male wiederholt. Der Durchschnittswert pendelte dabei immer um den Wert 4.
Der vorgelegte Text im Original
“You have a need for other people to like and admire you, and yet you tend to be critical of yourself. While you have some personality weaknesses you are generally able to compensate for them. You have considerable unused capacity that you have not turned to your advantage. Disciplined and self-controlled on the outside, you tend to be worrisome and insecure on the inside. At times you have serious doubts as to whether you have made the right decision or done the right thing. You prefer a certain amount of change and variety and become dissatisfied when hemmed in by restrictions and limitations. You also pride yourself as an independent thinker; and do not accept others’ statements without satisfactory proof. But you have found it unwise to be too frank in revealing yourself to others. At times you are extroverted, affable, and sociable, while at other times you are introverted, wary, and reserved. Some of your aspirations tend to be rather unrealistic.”
Übersetzung
„Sie brauchen die Zuneigung und Bewunderung anderer, dabei neigen Sie zu Selbstkritik. Zwar hat Ihre Persönlichkeit einige Schwächen, doch können Sie diese im allgemeinen ausgleichen. Sie haben beträchtliche Fähigkeiten, die brachliegen, statt dass Sie sie zu Ihrem Vorteil nutzen. Äußerlich diszipliniert und kontrolliert, fühlen Sie sich ängstlich und unsicher. Mitunter zweifeln Sie ernstlich an der Richtigkeit Ihres Tuns und Ihrer Entscheidungen. Sie bevorzugen ein gewisses Maß an Abwechslung und Veränderung, und Sie sind unzufrieden, wenn Sie von Verboten und Beschränkungen eingeengt werden. Sie sind stolz auf Ihr unabhängiges Denken und nehmen anderer Leute Aussagen nicht unbewiesen hin. Doch erachten Sie es als unklug, sich anderen zu freimütig zu öffnen. Manchmal verhalten Sie sich extrovertiert, leutselig und aufgeschlossen, manchmal auch introvertiert, skeptisch und zurückhaltend. Ihre Wünsche scheinen mitunter eher unrealistisch.“
Barnum-Aussagen
Allen Barnum-Aussagen ist gemeinsam, dass es immer an Objektivität und an Falsifizierbarkeit mangelt.
Typische Inhalte
- Jeder Mensch sehnt sich nach einer sicheren Umwelt. Deshalb darf die Erwähnung von Ängsten nicht fehlen.
- Wünsche wie eine sichere Arbeitsstelle oder ein gutes Beziehungsleben.
- Sowohl-als-auch-Aussagen wie etwa „Sie sind meistens entschlossen, doch Sie ringen immer wieder um angepasstes Verhalten“.
- Unklare Formulierungen wie „Sie neigen zur Faulheit“ (anstelle „Sie sind heute faul“, was entweder stimmt oder nicht stimmt).
- Suggerierte Dinge: „Heute könnten Sie jemanden verletzen“, was eine Verletzung suggeriert; der Leser sucht – und findet manchmal – eine entsprechende Handlung. Dem Leser wird aber nicht gesagt, er solle nach Hinweisen suchen, die das Gegenteil demonstrieren würden.
Beispiele
- „Sie sind ein bodenständiger Mensch.“
- „Mit Leidenschaft, Zähigkeit und Ehrgeiz nehmen Sie jeden Kampf auf.“
- „Oft sind Sie gut gelaunt und fröhlich, manchmal aber auch geladen und zornig.“
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Forer BR.:The fallacy of personal validation; a classroom demonstration of gullibility. J Abnorm Psychol. 1949 Jan;44(1):118-23. PMID 18110193
Kategorien:- Experiment in der Psychologie
- Psychologisches Testverfahren
- Kognitive Verzerrung
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