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Klootschießen ist eine in Norddeutschland, vor allem an der Küste und den Inseln bekannte Sportart. Sie ist schon viele Jahrhunderte alt, weitaus älter als das Boßeln. Es ist eine relativ schwierige Wurfart, die Schnelligkeit, Kraft und Konzentration voraussetzt.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Der Begriff Kloot kommt aus dem Niederdeutschen und heißt „Kluten“. Mit Kluten ist ein Erdklumpen gemeint. In der Weiterentwicklung dieses Sports benutzte man schwere Flintkugeln und zweipfündige Eisenkugeln. Später wurde Apfelbaumholz zu faustgroßen Kugeln verarbeitet, die man mit Blei ausgoss (versehen in einer kreuzweise ausgeführten Durchbohrung).
Wahrscheinlich ist das Klootschießen aus einer vorzeitlichen friesischen Waffe entstanden; die friesischen Kämpfer sollen gefürchtet für ihre Wurfgeschosse gewesen sein.
Mit dem Klootschiessen verbanden sich früher viele Begleiterscheinungen. So wurden oft Wettkämpfe ausgetragen, bei denen um Geld oder andere Wertgegenstände gespielt wurde. Da die Sportart im Winter ausgeübt wurde und in früheren Zeiten die Sportbekleidung aus Unterwäsche bestanden hat, soll es Todesfälle durch Lungenentzündungen gegeben haben. Oftmals wurde während des Wettkampfes viel Alkohol konsumiert. Da es dann zwangsläufig zu ungültigen Würfen kommen musste, wurde oftmals sogar blutig gestritten. Dementsprechend wurde die Sportart gelegentlich durch die Obrigkeit verboten, aber letztendlich setzte sich das Klootschießen wieder durch.
Der von Hinrich Dunkhase (1857 - 1905) in Butjadingen-Burhave angeregte Zusammenschluss der Oldenburgischen und Ostfriesischen Klootschießer zum Friesischen Klootschießerverband (FKV) erfolgte am 25. Mai 1902 und Dunkhase war dessen Vorsitzender bis zu seinem Tod. Der Verband ist heute Dachorganisation von über 40.000 Klootschießern und Boßlern.
Der Wettkampf
Ziel des Spieles ist es, mit kurzem Anlauf und Absprung von einer Rampe eine kleine Kugel so weit wie möglich zu werfen.
Man unterscheidet zwischen Feldkampf und Standkampf.
Traditioneller und gebräuchlicher ist der Feldkampf. Hierbei spielen zwei Mannschaften gegeneinander. Feldkämpfe werden bei Frostwetter ausgetragen. Hierbei wird eine bestimmte Strecke über Felder und Wiesen durchworfen. Im Gegensatz zum Standkampf wird beim Feldkampf der Trüll, der Auslauf der Kugel, mitgezählt. Die Strecke beträgt etwa sieben Kilometer. Jede Mannschaft besteht aus mehreren Werfern und wirft nacheinander gegeneinander. Der Punkt, an dem die Klootkugel nach dem Ausrollen liegenbleibt, markiert die nächste Abwurfstelle.
Beim Standkampf spielen alle Teilnehmer gegeneinander; Sieger ist der Werfer, der am weitesten wirft. Der Trüll wird hierbei nicht mitgezählt, es wird also nur die tatsächlich geworfene Weite angerechnet.
Der Standkampf wird häufig von Vereinen für Meisterschaften eingesetzt, da man die Klootschiesserbahn auf einem normalen Sportplatz oder einer Weide aufbauen (abmessen und abstecken) kann.
Der Wahlspruch der Klootschießer lautet „Lüch up un fleu herut“ (Hebe auf und fliege weit hinaus!).
Rekorde
Erstmalig wurde die Kugel im Jahre 1935 durch den Ostfriesen Gerd Gerdes über die 100-Meter-Marke geschleudert. Diese Rekordweite hatte Bestand bis 1985, als der Auricher Harm Henkel 102,00 Meter warf. Dieser Rekord wurde am gleichen Tag von dem "Bär von Ellens" Hans-Georg Bohlken mit 105,20 überworfen. Die aktuelle (Stand Januar 2006) Rekordweite mit 106,20 Meter hält Stefan Albarus aus Norden in Ostfriesland.
Siehe auch
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