Tönnies Fleisch

Tönnies Fleisch
B. & C. Tönnies Fleischwerk GmbH & Co. KG.
Unternehmensform Kommanditgesellschaft
Gründung 1971
Unternehmenssitz Rheda-Wiedenbrück, In der Mark 2
Unternehmensleitung

Clemens Tönnies, Josef Tillmann

Umsatz 3 Milliarden Euro
Branche Nahrungsmittel, Fleischverarbeitung
Website

toennies.de

Tönnies Fleischwerk ist die Kurzbezeichnung für die B. & C. Tönnies Fleischwerk GmbH & Co. KG in Rheda-Wiedenbrück. Das Unternehmen gehört zu den größten Schlachtbetrieben in Deutschland und ist auch in der Fleischverarbeitung tätig.

Inhaltsverzeichnis

Firmendaten

Tönnies Fleischwerk in Rheda-Wiedenbrück

Die Unternehmungen der Firma Tönnies sind auf verschiedene Standorte und Tochterfirmen verteilt. Es existieren Produktionsstandorte in Rheda-Wiedenbrück, Sögel, Herzebrock-Clarholz, Weißenfels (Sachsen-Anhalt) und Brandenburg an der Havel. Die Betriebe in Weißenfels und Rheda-Wiedenbrück besitzen Zulassungen für den EU-Raum und Japan. Der Betrieb in Rheda-Wiedenbrück erfüllt darüber hinaus die Hygienevorschriften für Exporte nach Europa, Asien, USA, Australien und Südafrika.

In den Betrieben der Tönnies-Firmen wurden im Jahr 2007 über 11 Millionen Schweine geschlachtet. Damit liegt der Konzern bei der Schweineschlachtung in Deutschland an der Spitze. Der Jahresumsatz im entsprechenden Zeitraum betrug rund 3 Milliarden Euro.[1] Bei Tönnies hergestellte Fleischprodukte werden unter anderem unter den Markennamen Tillman's und Landdiele in Discountläden von Aldi und Lidl, aber auch in Rewe-Geschäften vertrieben. Laut der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten gehört das Unternehmen zu den 22 größten Lieferanten des deutschen Lebensmittelhandels.

In den Betrieben der Firma Tönnies arbeiten nach Angaben der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten lediglich ca. 7% eigene Arbeitnehmer. Das Fremdpersonal besteht zu ca. 60% aus osteuropäischen Arbeitnehmern (Angaben: NGG).

Andere Quellen stellen hingegen dar, dass allein am Standort in Weißenfels zum Zeitpunkt August 2008 rund 1.750 Mitarbeiter (direkt oder indirekt beschäftigt) arbeiten, von denen rund 80 Prozent aus Weißenfels oder der Region stammen.[2] Der Standort in Weißenfels ist zudem laut der IHK Sachsen-Anhalt der größte Ausbildungsbetrieb im südlichen Sachsen-Anhalt, Tönnies ist darüber hinaus in Weißenfels auch größter Arbeitgeber.

Im November 2008 berichten zahlreiche Medien, darunter auch die Lebensmittel Zeitung, von dem Start einer Ausbildungsoffensive von TönniesFleisch. Das Unternehmen biete allen Mitarbeitern eine Ausbildungsplatzgarantie für deren Kinder. Die Lebensmittel Zeitung zitiert in diesem Zusammenhang zudem den Geschäftsführer Josef Tillmann, nach dem alle Mitarbeiter von TönniesFleisch aktuell bereits mehr verdienen als den von der NGG geforderten Mindestlohn.[3]

Beteiligungen (Auswahl)

  • Weidemark
  • Westfalen Krone
  • Tillman's
  • Wemhoff Transporte
  • Disselhof
  • Sachsenkrone
  • Fürstenstädter Fleischwaren
  • Reisinger Schlachthof GmbH
  • Schlachthof Gütersloh GmbH
  • Schlachthof Beckum GmbH
  • Union Protein GmbH
  • Tönnies Software Innovation GmbH
  • Slagteriet Brørup A/S
  • Einkaufsallianz Nord GmbH
  • FIRoWa Handels GmbH
  • B.& C. Tönnies Holding GmbH u. Co. KG
  • Rhedaer Geflügelfeinkost GmbH
  • Falkenhof Immobilien Verwaltungs GmbH
  • SB-Fleischwaren GmbH
  • Tönnies Außenhandels Beteiligungs GmbH
  • Future Achtundvierzigste Verwaltungs GmbH
  • Aero GmbH
  • Asset Immobilien GmbH & Co. KG
  • KUB Unternehmensbeteiligungsgesellschaft mbH
  • WestfalenGelatine GmbH
  • FC Schalke 04 Stadion-Beteiligungsges. mbH & Co. Immobilienverwaltungs-KG
  • Asset Immobilienverwaltungsgesellschaft mbH
  • Tönnies Foodservice GmbH
  • Alpenmetzgerei AG Zürich /Schweiz
  • Garant Fleischnebenprodukte GmbH Rheda-Wiedenbrück
  • B.& C. Tönnies Bauplanungs-GmbH
  • Brandenburger Feinkost GmbH

Entwicklung

Die Firma ging aus einem kleinen Fleischereibetrieb in dem traditionell von der Fleischindustrie geprägten ehemals selbständigen Rheda hervor. Im Jahre 1971 erfolgte durch Bernd Tönnies eine Neugründung des Betriebes als Großhandel für Fleisch und Wurst.

Wegen der raschen Expansion und der engen Standortsituation in Rheda wich die Firma 1975 in das benachbarte Herzebrock aus. Mit ca. 60 Mitarbeitern wurde seit 1977 an dem neuen Standort produziert, bis sich auch hier die Notwendigkeit zu baulichen Erweiterungen ergab. Das inzwischen von den Brüdern Bernd und Clemens Tönnies geführte Unternehmen sollte nach dem Willen der beiden Brüder in ihre Heimatstadt zurückkehren.

Im Laufe der 1980er Jahre konkretisierten sich die Pläne für einen großmaßstäblichen Neubau des Unternehmens auf der grünen Wiese. Die planerische Umsetzung erfolgte durch das österreichische Architekturbüro ATP Architekten und Ingenieure, Innsbruck. Im Jahr 1992 konnte der neue Zerlegebetrieb in Rheda-Wiedenbrück mit 400 Arbeitsplätzen am neuen Standort in Betrieb genommen werden.

Der Betrieb wurde durch den 1997 fertiggestellten Schlachtbetrieb ergänzt und bildet seitdem eine moderne Produktionseinheit mit 3200 Mitarbeiter(innen) (Stand 2007) und einer überdachten Produktionsfläche von 50.000 m² (Firmenangaben zum Stand 2000); (jetzt ist es noch viel größer). Die im Jahr 2001 fertiggestellte Verkaufsabteilung (Fleisch-Börse) soll kurze Wege und Informationen auf allen Produktlinien des Unternehmens gewährleisten.

Im Jahr 2007 nahm Tönnies ein neues Logistik-Zentrum in Rheda-Wiedenbrück in Betrieb, das nach Branchenmeinungen das modernste seiner Art in Europa ist. Das neue Logistik-Zentrum ist zentral auf die Anforderungen des sensiblen 0 bis 2 Grad Celsius-Bereich (Hackfleischprodukte etc.) konzipiert.[4] Im Jahr 1990 erwarb Tönnies den örtlichen Schlachthof in Weißenfels (Sachsen-Anhalt), der auf eine Tradition bis ins Jahr 1898 zurückblickt.

Die Expansion des Betriebes wird zur Zeit durch Schaffung weiterer Schlachtkapazitäten (Rinderschlachtung) vorbereitet.

Öffentliches Engagement

Seit 1994 engagierte sich Firmengründer Bernd Tönnies für den Bundesliga-Traditionsverein FC Schalke 04. In einer Hauptversammlung des Vereins wurde Bernd Tönnies am 7. Februar 1994 zum neuen Vorstandsvorsitzenden gewählt. Damit seine Wahl nach den Vereinsstatuten möglich war, wurde zuvor unter Leitung von Jürgen W. Möllemann die Satzung geändert. Nur kurze Zeit später verstarb Bernd Tönnies im Alter von 41 Jahren an den Folgen einer Nierentransplantation. Seit 2004 ist Clemens Tönnies als Aufsichtsratsvorsitzender für den FC Schalke 04 tätig.

Der 2004 gegründete Verein „Fleisch zur Freude der Kinder e.V.“ führt jährlich die „Deutsche Zerlegemeisterschaft“ durch und sammelt auch darüber hinaus Spendengelder für notleidende Kinder. Im Jahr 2007 wurde der Verein in "Aktion Kinderträume - Verein der deutschen Fleischwirtschaft e.V." umbenannt. 2007 überreichte Gründungsmitglied Clemens Tönnies der bekannten deutschen Schauspielerin Veronica Ferres als Schirmherrin der Initiative "Powerchild" einen Scheck über 40.000 Euro.[5]

Kritik

Der hohe Anteil von Niedriglohn-Beschäftigten hatte die Firma Tönnies in das Rampenlicht der politischen Diskussion gerückt. Darüber hinaus hatte die Beschäftigungspolitik des Unternehmens – nicht zuletzt wegen der Unterbringung der Arbeiter in Sammelunterkünften – am Standort Rheda-Wiedenbrück zu bundesweiter Kritik geführt. Nach eigenen Angaben beschäftigt das Unternehmen seit einiger Zeit einen externen Beauftragten, der den Zustand der Sammelunterkünfte überprüft.

Im Jahre 2000 befand sich die Firma Tönnies auf der Liste jener 180 Großunternehmen mit mehr als einer Milliarde DM Jahresumsatz, die sich trotz der Appelle der Stiftungsinitiative der deutschen Wirtschaft nicht am Entschädigungsfonds für die Zwangsarbeiter des NS-Regimes beteiligt hatten (Fernsehsendung Kontraste vom 7. Dezember 2000). Die Firma wurde jedoch erst im Jahre 1971 gegründet, eine Beschäftigung von Zwangsarbeitern während der NS-Zeit kann Tönnies daher nicht angelastet werden.

Im Jahr 2007 nannte der Staatssekretär im Bundesarbeitsministerium Gerd Andres auf einer Pressekonferenz die Firma Tönnies als Beispiel für unhaltbare Zustände in der Fleischindustrie. Andres betonte, das Unternehmen beschäftige in seinem Werk am Standort Rheda-Wiedenbrück 2000 osteuropäische und 250 deutsche Mitarbeiter. Anders folgte wenige Wochen nach seinen Äußerungen einer persönlichen Einladung von Tönnies, besuchte den Stammsitz in Rheda-Wiedenbrück und äußerte sich danach sehr positiv über das Unternehmen.[6]

Seit September 2007 steht das Unternehmen unter dem Verdacht des Betruges. Die Staatsanwaltschaft ermittelte.[7] Im Zuge des Verfahrens wurde deutlich, dass der Betrugsverdacht von Wettbewerbern in der Fleischbranche eingefädelt wurde. Gleichzeitig konnte Tönnies nachweisen, dass ein Mitarbeiter des Eichamtes vorsätzlich Waagen manipuliert hat, um den Vorwurf des Betruges zu festigen.[8] Das Nachrichtenmagazin Der Spiegel recherchierte in diesem Zusammenhang intensiv und warf die Frage auf, inwieweit die verschiedenen Vorwürfe nicht Teil einer Kampagne des größten Wettbewerbers Vion N.V. seien, der scheinbar mit einem Versuch einer Übernahme gescheitert war.[9]

Im April 2008 berichtete das ARD-Magazin "Report Mainz", dass bei Tönnies Mitarbeiter videoüberwacht wurden. Mit flächendeckenden Kameraüberwachungen sollen laut Zeugenaussagen Betriebsangehörige selbst in Umkleidekabinen und auf Toiletten gefilmt worden sein. Die Firma Tönnies räumte gegenüber Report Mainz die Videoüberwachung teilweise ein und begründete sie mit Hygienekontrollen. Die Reinigung der Hände und das Anziehen der Schutzkleidung werde überwacht. Gefilmt würden „Garderobenräume, (...) keinesfalls aber Dusch- oder Umkleidekabinen." In allen Fällen erfolgt die Überwachung durch sichtbare Kameras. (...) Die Arbeitnehmervertreter sind ebenfalls informiert und haben diesem System ausdrücklich zugestimmt.“ Allerdings gibt es bei Tönnies laut Gewerkschaft weder einen Betriebsrat noch eine andere gesetzlich legitimierte Arbeitnehmervertretung. Das Unternehmen beobachtete seine Mitarbeiter mit über 200 Kameras in allen betrieblichen Einrichtungen, auch in Dusch- und Umkleidebereich. Die Beweislage war so eindeutig, dass Tönnies einem Bußgeld von 80.000 € zustimmen musste.[10]

Literatur

  • Jochen Sänger und Peter Strüber: Die Arbeiterbewegung in Rheda und Wiedenbrück vom Rhedaer Kreis bis zur SPD heute, Ergänzung zur 125-Jahrfeier der Rhedaer SPD, 1995 ( Mit Portrait von Bernd Tönnies )
  • Carsten Volkery: DUMPING-PRAKTIKEN, Regierung droht Fleischbranche mit Mindestlohn, SpOn, 3. Mai 2007, online unter Spiegel Online

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Allgemeine Fleischer Zeitung: afz-Branchenranking: Top 150 der Fleischwirtschaft
  2. Mitteldeutsche Zeitung vom 17.06.2008
  3. Lebensmittel-Zeitung vom 14.11.2008
  4. LEBENSMITTEL-PRAXIS & Fleischwirtschaft vom 12.03.2008
  5. Welt am Sonntag vom 09.09.2007
  6. Westfalenblatt vom 04.09.2007
  7. Tagesspiegel: Betrugsverdacht bei Tönnies
  8. meat-n-more: Konkurrenzkampf mit Hilfe der Staatsanwaltschaft?
  9. Der Spiegel vom 01.10.2007
  10. Bußgeld für Fleischverarbeiter Tönnies – Kameras im Umkleideraum aus der Süddeutschen Zeitung vom 15. September 2008

51.8633333333338.32222222222227Koordinaten: 51° 51′ 48″ N, 8° 19′ 20″ O


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