Türkei-Türkisch

Türkei-Türkisch
Türkisch (Türkçe)

Gesprochen in

Türkei, Zypern, Balkan, Aserbaidschan, Iran, Irak, außerdem unter türkischen Migranten in den EU-Staaten, in Nordamerika sowie Australien
Sprecher 80 Millionen[1]
Linguistische
Klassifikation
Offizieller Status
Amtssprache von  TurkeiTürkei Türkei
Türkische Republik Nordzypern

Mazedonien Mazedonien (regional)
Rumänien Rumänien (regional)

Sprachcodes
ISO 639-1:

tr

ISO 639-2:

tur

ISO 639-3:

tur

Die türkische Sprache – kurz Türkisch oder Türkei-Türkisch – ist eine oghusische Sprache und die Amtssprache in der Türkei, Nordzypern und neben Griechisch auch im Südteil Zyperns. Eigenbezeichnungen sind Türk dili, Türkçe [t̪yɾktʃe?/IPA und Türkiye Türkçesi.

Die türkische Sprache unterteilt sich in zahlreiche Dialekte, wobei heute die Istanbuler Mundart die türkische Hochsprache bildet. Weitere Mundarten innerhalb der Türkei werden in der Schwarzmeerregion sowie in Ostanatolien und an der Ägäis gesprochen.

Die Alternativbenennung Türkei-Türkisch umfasst nicht nur die Türkei sondern alle Gebiete des ehemaligen osmanischen Reichs – d.h. beispielsweise, dass auch die Balkantürken oder Zyperntürken „Türkei-Türkisch“ sprechen.[2]

Inhaltsverzeichnis

Verbreitung

Das heutige Türkisch ist die Muttersprache von rund 58 Millionen Menschen in der Türkei oder von gut 80 % der dortigen Bevölkerung (1987). 845.550 Menschen benutzen Türkei-Türkisch in Bulgarien (1986), 37.000 in Usbekistan, Kasachstan, Kirgisistan, Tadschikistan und Aserbaidschan (Schätzungen 1979). Türkisch ist zudem die Muttersprache für 180.000 Menschen auf Zypern und für 128.380 in Griechenland (1976).

63.600 Sprecher leben 1984 in Belgien, etwa 170.000 in Österreich (2000) und rund 2 Millionen in Deutschland (2003). Ferner sprachen 1982 in Rumänien noch 14.000 und auf dem Gebiet von Ex-Jugoslawien, insbesondere Mazedonien 250.000 türkisch.

1990 war Türkisch im Irak noch für rund 3.000 und im Iran für 700.000 Menschen die Muttersprache. In den USA lebten 1970 24.123 Sprecher des Türkischen, und für Kanada wurden 1974 8.863 türkische Muttersprachler angegeben. In Frankreich gaben 1984 rund 135.000 und in den Niederlanden knapp 150.000 Menschen Türkisch als Muttersprache an. 1988 wurden in Schweden rund 5.000 Türkischsprachige registriert.

Zurzeit (2007) sprechen insgesamt ungefähr 80 Millionen Menschen Türkei-Türkisch.



Die Länder mit bedeutender Anzahl Türkei-Türkisch sprechender Bevölkerungsanteile


Die Länder mit bedeutender Anzahl Türkei-Türkisch sprechender Bevölkerungsanteile
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Geschichte

Das Türkei-Türkische geht direkt auf das Oghusische zurück, die Sprache der östlichen Turk-Stämme, die einst in Zentralasien siedelten und ab dem 8./10. Jahrhundert von den anderen konkurrierenden uyghurisch-türkischen Stämmen in den Westen verdrängt wurden. Daher zählte einst auch die Sprache der Göktürken, Seldschuken und der späteren Osmanen zu den westlichen Turksprachen.

Die Osmanische Sprache war stark vom Arabischen und Persischen beeinflusst. Im Jahre 1928 ergriff der laizistische Umsturz auch die Sprache. Die Einführung der lateinischen Schrift für die türkische Sprache in Staaten der Sowjetunion erleichterte auch die Verwendung des lateinischen Alphabets in der Türkei. Die Kontakte zu anderen Turkvölkern jenseits der Grenze sollte gewahrt werden. Die Abschaffung der arabischen Schriftzeichen führt zu einer Profanisierung der Schrift. Dieser Schritt vergrößerte die Distanz zur osmanischen und mehr noch zur islamischen Vergangenheit der Türken. Die Säkularisierung der modernen Türkei setzte sich fort.

Nach der Gründung der Türkischen Republik 1923 begann man in den 1930er Jahren, fremde Lehnwörter durch teils bereits vorhandene, teils neugebildete türkische Wörter zu ersetzen. Dieser Prozess ist bis heute nicht abgeschlossen, so dass sich immer noch viele Wörter arabischen und persischen Ursprungs finden. Aus osmanischer Zeit stammen auch viele italienische und griechische Lehnwörter, seit dem 19. Jahrhundert kam vor allem Vokabular französischer, im 20. Jahrhundert auch englischer Herkunft hinzu.

Die Türk Dil Kurumu, die Gesellschaft der türkischen Sprache, ist eine staatliche Einrichtung, die 1932 zur Returkisierung bzw. Modernisierung der türkischen Sprache gegründet wurde.

Als die engsten Verwandten des Türkei-Türkischen gelten heute das Aserbaidschanische und das Turkmenische. Im weitesten Sinne zählt auch der balkantürkische Dialekt der Gagausen im heutigen Moldawien zu den engeren Verwandten des Türkei-Türkischen.

Mahmud al-Kaschghari verfasste im 11. Jahrhundert seine monumentale «Sammlung der Dialekte der Türken» (dīwān lughāt at-turk). Dieses türkisch-arabische Wörterbuch enthält neben der Übertragung von Wortmaterial eine Fülle von historischen, geographischen und folkloristischen Einzelheiten.

Phonologie

Konsonanten

Konsonanten des Standardtürkischen
Bilabial Labiodental Dental Alveolar Postalveolar Palatal Velar Glottal
Plosive p b c ɟ k ɡ
Nasal m n
Frikativ f v s z ʃ ʒ ɣ h
Affrikate
Flap ɾ
Approximant j
Lateral ɫ l

Das Phonem /ɣ/ (normalerweise yumuşak g genannt („weiches g“)), ğ erscheint niemals am Wortanfang, sondern folgt stets einem Vokal. Am Wortende oder vor anderen Vokalen zeigt es die lange Aussprache des vorhergehenden Vokals an.

In Wörtern türkischen Ursprungs stellen die Laute /c/, /ɟ/, und /l/ Allophone von /k/, /g/, und /ɫ/ dar; die ersteren erscheinen vor Vorderzungenvokalen, die letzteren vor Hinterzungenvokalen. Die Verteilung dieser Phoneme ist jedoch in Wörtern und Eigennamen fremdsprachlichen Ursprungs oft unvorhersehbar. In solchen Wörtern erscheinen /c/, /ɟ/, und /l/ oft vor Hinterzungenvokalen[3]

Das Türkische ist (ähnlich wie das Deutsche) auslautverhärtend, d. h. stimmhafte Laute werden am Ende eines Wortes stimmlos, so lautet der eigentliche Stamm von kebap kebab-.

Vokale

Vokaltrapez für die türkischen Vokale
Türkische Vokale
Vorne Hinten
Ungerundet Gerundet Ungerundet Gerundet
Hoch i ü ı u
Tief e ö a o

Die Vokale der türkischen Sprache sind, in ihrer alphabetischen Reihenfolge, a, e, ı, i, o, ö, u, und ü. Das <ı> ohne Punkt ist der geschlossene ungerundete Hinterzungenvokal [ɯ]. Im Türkischen gibt es keine Diphthonge; wenn zwei Vokale aufeinandertreffen, was selten und nur ihn Lehnwörtern geschieht, wird jeder Vokal einzeln ausgesprochen. Jedoch kann eine Art Diphthong auftreten, wenn das yumuşak g zwischen zwei Vokalen steht. So kann das Wort soğuk („kalt“) von manchen Sprechern /soʊk/ ausgesprochen werden.

Alphabete

Hauptartikel: Türkische Lateinalphabete

Die älteste türkische Schrift ist die türkischen Runenschrift mit 38 Zeichen.

Ab dem 10. Jahrhundert galten die Oghusen als islamisiert, und sie übernahmen die arabische Schrift, die um persische Zusatzzeichen ergänzt war. Allerdings war dieses Alphabet für die vokalreiche türkische Sprache ungeeignet.

Anfang 1926 nahm Mustafa Kemal Atatürk im aserbaidschanischen Baku an einem Kongress der Turkologen teil, bei dem unter anderem die Schaffung einer Lateinschrift für die Turkvölker gefordert wurde. (Aserbaidschan hatte schon seit 1922 eine lateinisch-basierte Schrift: das einheitliche türkische Alphabet.)

Seit 1928 wird das Türkei-Türkische durch eine von Kemal Atatürk mitentwickelte Variante der lateinischen Schrift wiedergegeben. Atatürk nannte dieses neue Schriftsytem Neues türkisches Alphabet. Grundlage für die Neuschreibung der Wörter (wie für die allgemeine Sprachreform) war die Istanbuler Mundart. Bei den Schreib- und Ausspracheregeln existieren deshalb keine Ausnahmen.

Das heutige Alphabet des Türkei-Türkischen umfasst 29 Buchstaben, wobei jedem Laut ein Buchstabe zugeordnet ist:

a b c ç d e f g ğ h ı i j k l m n o ö p r s ş t u ü v y z

Besonderheiten bei der Aussprache

Schriftzeichen Lautzeichen Beschreibung
c [] Affrikate wie dt. dsch in Dschungel
ç [] Affrikate wie dt. tsch in Kutsche
e [ɛ] Ungerundeter halboffener Vorderzungenvokal wie dt. ä in hätte
ğ [ː], [j] yumuşak/weiches g: dient am Silbenende zur Dehnung des davor stehenden Vokals (etwa wie das Dehnungs-h), kann auch einen fließenden Übergang von einem Vokal zum nächsten bewirken; nach hellen Vokalen (e, i, ö, ü) oft wie ein leichtes (deutsches) j gesprochen
h [h] Stimmloser glottaler Frikativ wie dt. h in Haus
ı [ɯ] Ungerundeter geschlossener Hinterzungenvokal, auch: ungerundetes u
j [ʒ] Stimmhafter postalveolarer Frikativ wie dt. j in Journal
o [ɔ] Gerundeter halboffener Hinterzungenvokal wie dt. o in Gott
ö [œ] Gerundeter halboffener Vorderzungenvokal wie dt. ö in möchte
r [r] Stimmhaftes Zungenspitzen-R mit deutlichem Reibegeräusch
s [s] Stimmloser alveolarer Frikativ wie dt. s in Sex oder ß in außen
ş [ʃ] Stimmloser postalveolarer Frikativ wie dt. sch in Schule
v [v] Stimmhafter labiodentaler Frikativ wie dt. v in Vase
y [j] Stimmhafter palataler Approximant wie dt. j in Jacke
z [z] Stimmhafter alveolarer Frikativ wie dt. s in Sage

Die übrigen Laute werden wie im Deutschen ausgesprochen.

Die Buchstaben ä, q, w, x und ß werden nicht verwendet; j erscheint in einigen Fremdwörtern.

Stimmhafte und Stimmlose Konsonanten

Bei der Bildung von Begriffen aus Wörtern, welche auf Konsonanten enden und Suffixen muss stets die Stimmhaftigkeit des Endkonsonants beachtet werden. Es wird unterschieden zwischen stimmhaften und stimmlosen Konsonanten. Die stimmlosen Konsonanten sind f, p, ş, ç, k, h, s und t und lassen sich mit dem folgenden Merksatz einprägen: Fe Paşa çok hasta (Fe Pascha ist sehr krank). Wird nun ein Suffix an einen stimmlosen Konsonanten angehängt, so muss dieser angepasst werden.

Konsonant wird angepasst zu
f -
p b
ş s
ç c
k ğ
h -
s -
t d

Vor allem bei der Bildung von Lokativ- und Possesivverbindungen sowie Deklinationen spielt dies eine Rolle.


Beispiele für Wortverbindungen mit stimmhaften und stimmlosen Konsonanten
Stimmhaft Verbindung Stimmlos Verbindnung
İstanbul (Istanbul) İstanbul'da (in Istanbul) Münih (München) Münih'te (in München)
ev (Haus) evim (mein Haus) çocuk (Kind) çocuğum (mein kind)
altın (Gold) altını (das Gold Akk.) kitap (Buch) kitabı (das Buch Akk.)

Zirkumflex als Hilfszeichen

In einigen Wörtern wird der Zirkumflex (^, türkisch uzatma işareti) verwendet. Dieses Zeichen gibt die Länge des Vokals an und dient oft zur Unterscheidung zweier ansonsten gleich geschriebener Wörter (beispielsweise adet [Anzahl] gegenüber âdet [Gewohnheit]), ist jedoch heute in den meisten Fällen außer Gebrauch geraten. Der Zirkumflex kann auch die Palatalisierung eines Konsonanten anzeigen (beispielsweise kâğıt [Papier]) und findet sich dann häufiger.

Vokalharmonie

Eine Besonderheit der türkischen Sprache ist die Vokalharmonie, welche zwischen hellen und dunklen Vokalen unterscheidet. Das Gesetz der Vokalharmonie zieht sich durch die gesamte türkische Formenlehre. Ein rein türkisches Wort (bis auf wenige Ausnahmen) enthält nur Vokale aus der Reihe der hellen (e, i, ö, ü) oder der dunklen (a, ı, o, u) Vokale. Wird ein Suffix an ein Wort angehängt, muss es sich dem Vokal des Grundwortes angleichen.

Kleine Vokalharmonie

Sie unterscheidet nur zwischen hellen und dunklen Vokalen. Die Vokale der Suffixe nach der kleinen Vokalharmonie sind zweifach und lauten e/a.

Vokale Beispiel (sing.) Beispiel (pl.) Beispiel Lokativ
e, i, ö, ü ev (Haus) evler (Häuser) evlerde (in den Häusern)
köy (Dorf) köyler (Dörfer) köylerde (in den Dörfern)
a, ı, o, u oda (Zimmer) odalar (Zimmer) odalarda (in den Zimmern)
yol (Weg) yollar (Wege) yollarda (auf den Wegen)

Die Kleine Vokalharmonie tritt u.a. bei den Pluralsuffixen und bei einigen Kasussuffixen auf.

Große Vokalharmonie

Bei der großen Vokalharmonie haben die Suffixe vier (statt zwei) mögliche Formen. Sie werden mit einem der Vokale i/ı/ü/u gebildet, der sich jeweils nach dem Vokal im Grundwort richtet. Es gilt folgendes Schema:

Vokal im Grundwort führt zu Beispiel (Nom.) Beispiel (Akk.)
e, i i ev (Haus) evi (das Haus Akk.)
a, ı ı oda (Zimmer) odaları (die Zimmer Akk.)
ö, ü ü göl (See) gölü (den See Akk.)
o, u u yol (Weg) yolu (den Weg Akk.)

Die große Vokalharmonie erfolgt bei allen Personal- und Possesivsuffixen, beim Fragesuffix mi und bei den Kasussuffixen des Genitivs und des Akkusativs.

Als weiteres Beispiel für die große Vokalharmonie dient die Endung -li/-lı/-lu/-lü; („aus … stammend“):

Berlinli (der Berliner/die Berlinerin), aber: Ankaralı, Bonnlu, Kölnlü.

Es kommt vor, dass infolge der Vokalharmonie mehrere Endungen mit dem gleichen Vokal aufeinander folgen (zum Beispiel huzursuzsunuz: ihr seid unruhig). Da dies auch beim für deutsche Ohren offenbar lustig anmutenden ü der Fall ist (zum Beispiel üzgünsünüz: „ihr seid traurig, es tut euch leid“), wird das Türkische in Deutschland manchmal als „ü-Sprache“ bezeichnet.

Grammatik

Die türkischen Sprachen sind agglutinierend und unterscheiden sich somit wesentlich von den indogermanischen Sprachen. Agglutination bedeutet, dass grammatische Formen durch eine (eindeutige) Endung angezeigt werden. Dabei können mehrere Endungen aufeinander folgen, wobei die Reihenfolge festgelegt ist.

Beispiel: Uçurtmayı vurmasınlar. – „Sie sollen den Drachen nicht runterschießen.“ (Filmtitel)

Man könnte den Satz wie folgt zerlegen:  Uçurtma-yı vur-ma-sın-lar.Drachen-den runterschießen-nicht-sollen-sie.
Die Endung -yı zeigt den bestimmten Akkusativ an; -ma steht für die Verneinung; -sın steht für den Imperativ, -lar für die 3. Person Mehrzahl.

Weiterhin kennt das Türkische keinen bestimmten Artikel und kein grammatisches Geschlecht.

Fälle

Das Türkische kennt sechs Fälle: Nominativ, Genitiv, Dativ, Akkusativ (bestimmt: eigene Endung; unbestimmt: formengleich mit dem Nominativ), Lokativ und Ablativ. Die entsprechenden Endungen sind

  • Nominativ (und unbestimmter Akkusativ): endungslos (göl – der See, ein See; araba – Auto)
  • Genitiv: ein Vokal nach der großen Vokalharmonie und ein n (gölün – des Sees; arabanın – des Autos, das n vor der Endung ist Hiatustilger)
  • Dativ: ein Vokal nach der kleinen Vokalharmonie (göle – dem See; arabaya – dem Auto, y ist Hiatustilger)
  • bestimmter Akkusativ: ein Vokal nach der großen Vokalharmonie (gölü – den See; arabayı – das Auto, y ist Hiatustilger)
  • Lokativ: ein d (nach stimmlosen Konsonanten: ein t) und ein Vokal nach der kleinen Vokalharmonie (gölde – im See; arabada – im Auto; Münih'te – in München; hayatta – am Leben)
  • Ablativ: An den Lokativ wird ein n angehängt (gölden – vom See her; arabadan – aus dem Auto heraus)

Zeitformen

Als Zeitformen sind im Wesentlichen zu nennen: (bestimmtes) Präsens, Aorist, Optativ, (bestimmtes) Präteritum, Narrativ, Dubitativ sowie zusammengesetzte Zeitformen, hinzu kommen Passiv und Konditional. Nebensätze werden meist durch sogenannte Konverben ausgedrückt.

Die Konjugation türkischer Verben erfolgt nach sehr festen Gesetzmäßigkeiten. In der nachfolgenden Tabelle sind am Beispiel von gelmek (kommen) die wichtigsten Verbstämme der wichtgste grammatischen Zeiten dargestellt.

Die Konjugation türkischer Verben (Beispiel gelmek)
Zeitform Türkischer Verbstamm Deutsche Entsprechung
Präsens geliyor er kommt
Aorist gelir er kommt (für gewöhnlich)
Futur gelecek er wird kommen
Perfekt gelmiş er ist (angeblich) gekommen
Präteritum geldi er kam
Plusquamperfekt gelmişti er war gekommen
Potentialis gelse wenn er käme
Irrealis gelseydi wenn er gekommen wäre
Konditionalis geliyorsa wenn er kommt
Konjunktiv gelebiliyor er kann kommen
Notwendigkeitsform gelmeli er soll/muss kommen
Optativ gele er möchte kommen

Neben diesen Formen existieren weitere Zeiten, auf die hier aber nicht näher eingegangen werden kann. Zudem besteht die Möglichkeit, einzelne Zeitformen mit einander zu kombinieren..

Zum Beispiel lassen sich Präsens und Präteritum zur "-iyordu"-Vergangenheit kombinieren: geliyordu (er ist gerade gekommen) oder der Aorist mit dem Perfekt: gelirmiş (sinngemäß angeblich pflegte er zu kommen)

Grammatikbeispiele

türkisch deutsch
ev Haus
evde im Haus, zu Hause
eviniz Euer Haus
evinizde in Eurem Haus
evinizdeyiz Wir sind in Eurem Haus

Personalsuffixe

Im Türkischen werden die Personalsuffixe direkt an das betreffende wort angehängt. Dabei spielt es keine Rolle, ob dieses Wort ein Nomen oder ein Adjektiv ist. Bei der Wahl der Suffixe ist auf die große Vokalharmonie zu achten.


Personalsuffixe
nach Konsonanten nach Vokalen Beispiel
Ben -im, -ım, -üm, -um -yim, -yım, -yüm, -yum İsviscreliyim (Ich bin Schweizer)
Sen -sin, -sın, -sün, -sun -sin, -sın, -sün, -sun Türksün (Du bist Türke/Türkin)
O - - Alman (Er/sie ist Deutsche/r)
Biz -iz- -ız, -üz, -uz -yiz, -yız, -yüz, -yuz yalnızız (wir sind allein)
Siz -siniz, -sınız, -sünüz, -sunuz -siniz, -sınız, -sünüz, -sunuz üzgünsünüz (ihr seid traurig)
Onlar - - büyük (sie sind groß)

Possesivsuffixe und Begriffbildung

Die Zugehörigkeitsverhältnisse (Possesivverbindungen) werden im Türkischen so gebildet, dass direkt am betreffenden Nomen die Possesivendung angehängt wird. Dabei wird die große Vokalharmonie berücksichtigt. Ist der letzte Buchstabe des Wortes ein Konsonant, wird zudem auf dessen Stimmhaftigkeit geachtet.

  • Beispiel araba (Auto) wird zu arabam (mein Auto).
  • Beispiel çocuk (Kind) wird zu çocuğum (mein Kind)


Possesivsuffixe
Nach Konsonant Nach Vokal Bedeutung
Benim -im, -ım, -üm, -um -m mein
Senin -in, -ın, -ün -un -n dein
Onun -i/-ı/-ü/-u -si/-sı/-sü/-su sein
Bizim -imiz, -ımız, -ümüz, -umuz -miz, -mız, -müz, -muz unser
Sizin -iniz, -ınız, -ünüz, -unuz -niz, -nız, -nüz, -nuz euer
Onların -i, -ı, -ü, -u -si, -sı, -sü, -su ihr

Bildung von Begriffen durch Substantivverbindungen

Das Possesivsuffix der 3. Person (-(s)i/ı/ü/u hat eine wichtige zusätzliche Funktion. Man kann damit zwei Substantive, die eine feste Einheit bilden, verknüpfen.

Bildungsregel: Substantiv 1 + Substantiv 2 mit Possesivsuffix der 3. Person sing.

Substantiv 1 Substantiv 2 Verbindung
iş (Arbeit) yer (Ort) iş yeri (Arbeitsplatz)
akşam (Abend) yemek (Essen) akşam yemeği (Abendessen)
metro (U-Bahn) bilet (Fahrkarte) metro bileti (U-Bahn-Fahrkarte)

Konjugation von Verben im Präsens

Das türkische Präsens hat dieselbe Bedeutung wie das deutsche Präsens. Das besondere daran ist aber, dass es bei jedem Verb exakt gleich konjugiert wird und keine Ausnahmen kennt.

Bildungsregel: Verbstamm (+Bindevokal entsprechend der großen Vokalharmonie) + -yor + Personalsuffix -um/-sun/-/-uz/-sunuz/-lar

Beispiel aramak (suchen):

  1. Verbstamm ara
  2. Aufgrund großer Vokalharmonie wir a zu ı: arı
  3. Anhängen -yor: arıyor (er/sie/es sucht)


Konjugation des -(i)yor-Präsens (Beispiele)
Verb Ben Sen O Biz Siz Onlar
Aramak (suchen) arıyorum arıyorsun arıyor arıyoruz arıyorsunuz arıyorlar
Olmak (sein, werden) oluyorum oluyorsun oluyor oluyoruz oluyorsunuz oluyorlar
Gitmek (gehen) gidiyorum gidiyorsun gidiyor gidiyoruz gidiyorsunuz gidiyorlar

Konjugation von Verben in der Vergangenheit

Die "di-Vergangenheit" hat die gleiche Funktion wie das Perfekt oder das Imperfekt im Deutschen und wird gebraucht bei abgeschlossenen Handlungen.

Bildungsregel: Verbstamm + -di/-dı/-dü/-du + Personalsuffix -m/-n/-/-k/-niz/-ler.

Beispiel gitmek (gehen)

  1. Verbstamm git
  2. Anhängen von di und Anpassung an den stimmlosen Konsonanten t: gitti (er/sie/es ging/ist gegangen)


Konjugation der -di-Vergangenheit (Beispiele)
Verb Ben Sen O Biz Siz Onlar
Aramak (suchen) aradım aradın aradı aradık aradınız aradılar
Olmak (sein, werden) oldum oldun oldu olduk oldunuz oldular
Gitmek (gehen) gittim gittin gitti gittik gittiniz gittiler
Düşürmek (fallen lassen) düşürdüm düşürdün düşürdü düşürdük düşürdünüz düşürdüler

Die Bildung von Begriffen aus Wortstämmen

türkisch deutsch
göz Auge
gözlük Brille
gözlükçü Augenoptiker, Brillenverkäufer
gözlükçülük das Geschäft des Brillenverkaufes,
der Beruf des Augenoptikers

Wortschatz

Der Stamm von ursprünglichen türkischen Wörtern war im elitären Osmanischen Reich zu Gunsten von Lehnwörtern aus dem Persischen (Kunst, Kultur und Lebensart) und dem Arabischen (Religion) möglichst klein gehalten worden und galt als bäuerlich. Nicht alle diese Lehnwörter konnten im modernen Türkisch durch alte türkische Wörter oder durch türkische Neuschöpfungen ersetzt werden.

Sprachen und Anzahl der Lehnwörter

Obwohl bei der kemalistischen Sprachreform viele arabische und persische Wörter durch türkische ersetzt worden sind, liefert die arabische Sprache neben dem Französischen besonders viele Lehnwörter. Die arabischen Wörter sind über das Persische entlehnt.

Die folgenden statistischen Angaben nach einem türkischen Wörterbuch von 2005 erfassen alle Wörter der Schriftsprache.

Insgesamt 14,18 % (14.816 von 104.481) der Wörter im Türkischen sind Lehnwörter. Lehnwörter stammen aus folgenden Sprachen (Rangfolge nach der Anzahl der Wörter):[4]

Ursprung des türkischen Wortschatzes

Im Jahre 1973 untersuchte die Wissenschaftlerin Kâmile İmer anhand fünf türkischer Tageszeitungen (Ulus, Akşam, Cumhuriyet, Milliyet und Hürriyet) den Wortgebrauch in der Presse:[5]

Jahr türkische Wörter arabische Wörter persische Wörter andere Wörter osmanische Wörter
1931 35,0 % 51,0 % 2,0 % 6,0 % 6,0 %
1933 44,0 % 45,0 % 2,0 % 4,0 % 5,0 %
1936 48,0 % 39,0 % 3,0 % 5,0 % 5,0 %
1941 48,0 % 40,0 % 3,0 % 4,0 % 5,0 %
1946 57,0 % 28,0 % 3,0 % 7,0 % 5,0 %
1951 51,0 % 35,0 % 3,0 % 6,0 % 5,0 %
1956 51,0 % 35,5 % 2,0 % 7,5 % 4,0 %
1961 56,0 % 30,5 % 3,0 % 6,0 % 4,5 %
1965 60,5 % 26,0 % 1,0 % 8,5 % 4,0 %
Kuaför – Friseur

Einige Beispiele für Lehnwörter aus anderen Sprachen:

  • aus dem Arabischen: fikir (Idee), hediye (Geschenk), resim (Bild), insan (Mensch), saat (Uhr, Stunde), asker (Soldat), vatan (Vaterland), ırk (Rasse), millet (Nation), memleket (Heimat), devlet (Staat), halk (Volk), hain (Verräter), kurban (Opfer), şehit (Gefallener)
  • aus dem Persischen: tahta (Holz), pazar (Markt), pencere (Fenster), şehir (Stadt), hafta (Woche), ateş (Feuer), rüzgâr (Wind), ayna (Spiegel), can (Seele), dert (Kummer), hoş (wohl/süß), düşman (Feind), kahraman (Held), köy (Dorf)
  • aus dem Französischen: lüks (Luxus), kuzen (Cousin), pantolon (Hose), kuaför (Friseur), hoparlör (Lautsprecher), kamyon (Lastwagen), sürpriz (Überraschung)
  • aus dem Griechischen: liman (Hafen), kutu (Schachtel)
  • aus dem Italienischen: stüdyo (Studio)
  • aus anderen Sprachen: pikap (Plattenspieler), şalter ([Licht-]Schalter), tişört (T-Shirt)

Türkische Wörter in anderen Sprachen

  • cacık (Joghurtspeise); griechisch: Tsatsiki
  • çaprak (Satteldecke); deutsch Schabracke
  • dilmaç (Dolmetscher); polnisch: tłumacz, deutsch: Dolmetscher
  • duman (Rauch); russisch: tuman (Nebel)
  • havyar (Kaviar); deutsch: Kaviar
  • köşk (von Persisch kuşk) (Pavillon, Schlösschen); deutsch: Kiosk
  • ordu (Heer); englisch, französisch: horde, deutsch: Horde
  • yoğurt (Jogurt); englisch: yoghurt, französisch: yaourt, deutsch: Joghurt

Siehe auch

Literatur

  • Geoffrey Lewis: The Turkish Language Reform. A Catastrophic Success. Oxford University Press, Oxford 2002, ISBN 978-0199256693. 

Lehrbücher

  • Margarete Ersen-Rasch: Türkisch Lehrbuch für Anfänger und Fortgeschrittene. Harrassowitz, Wiesbaden 2007, ISBN 978-3-447-05507-9. 
  • Nuran Tezcan: Elementarwortschatz Türkisch-Deutsch. Harrassowitz, Wiesbaden 1988, ISBN 3-447-02782-7. 

Wörterbücher

  • Karl Steuerwald: Deutsch-Türkisches Wörterbuch. 2. Auflage. Harrassowitz, Wiesbaden 1987, ISBN 3-447-01584-5. 
  • Karl Steuerwald: Türkisch-Deutsches Wörterbuch. 2. Auflage. Harrassowitz, Wiesbaden 1988, ISBN 3-447-02804-1. 

Entlehnungen aus dem Türkischen in anderen Sprachen

  • Karl-Heinz Best: Turzismen im Deutschen. In: Glottometrics 11, 2005, S. 56-63

Entlehnungen im Türkischen

  • Ayfer Aktaş: Aus dem Deutschen ins Türkische übernommene Wörter in türkischen Wörterbüchern – eine Bestandsaufnahme. In: Muttersprache 118, 2008, S. 72-80 (Der Beitrag gibt eine Übersicht über Entlehnungen aus allen Sprachen, nicht nur aus dem Deutschen.)
  • Karl-Heinz Best: Diversifikation der Fremd- und Lehnwörter im Türkischen. In: Archiv Orientální 73, 2005, S. 291-298
  • Karl-Heinz Best: Das Fremdwortspektrum im Türkischen. In: Glottometrics 17, S. 8-11.
  • Musa Yaşar Sağlam: Lehnwörter im Türkischen. In: Muttersprache 114, 2004, S. 115-122.
  • Musa Yaşar Sağlam: Eine lexikologische Wortschatzuntersuchung des einsprachigen türkischen Wörterbuches TÜRKÇE SÖZLÜK aus dem Jahre 1945. In: Hacettepe Üniversitesi Edebiyat Fakültesi Dergisi, Bd. 20 Nr. 1, Ankara 2003. S. 85-94.

Quellen

  1. [1] (deutsch)
  2. Edith G. Ambros/P. A. Andrews/Çiğdem Balim/L. Bazin/J. Cler/Peter B. Golden/Altan Gökalp/Barbara Flemming/G. Hazai/A. T. Karamustafa/Sigrid Kleinmichel/P. Zieme/Erik Jan Zürcher, Artikel Turks, in Encyclopaedia of Islam, Brill, digitale Edition, Abschnitt II.i Languages – Introduction[…]The use of the term Turkic for the entire language family, while reserving the term Turkish for the idiom spoken in the area occupied by the Ottoman Empire […] and Turkey, is a contemporary development[…]
  3. Lewis (2001):3-4,6.
  4. Quelle zu der Anzahl der Lehnwörter im Türkei-Türkischen: http://www.tdk.gov.tr/sozluk.html) (Quelle zu den Sprachen und Anzahl der Lehnwörter: http://www.tdk.gov.tr/tdksozluk/sozdil.html)
  5. Lewis, Geoffrey: The Turkish Language Reform. A Catastrophic Success., Oxford University Press, 2002.

Weblinks

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