USTRAB Wien

USTRAB Wien
U-Straßenbahn Wien (Gürtel)
Spurweite: 1435 mm (Normalspur)
Stromsystem: 650 V =
Legende
Strecke – geradeaus
6, 18: von Westbahnhof
Abzweig – in Gegenrichtung: nach links
62, WLB: von Meidling
Tunnel – Anfang
Eichenstraße
Matzleinsdorfer Platz
Abzw. Matzleinsdorfer Platz
1, 6: nach Knöllgasse
Kliebergasse
Abzw. Kliebergasse
Laurenzgasse
1, 62, WLB: nach Oper
Blechturmgasse
O: von Quellenplatz
Südtiroler Platz
O, 18: nach Südbahnhof

Als U-Straßenbahn (kurz USTRABA, Abkürzung für Unterpflasterstraßenbahn oder umgangssprachlich USTRAB) werden bestehende oder ehemalige Abschnitte der Wiener Straßenbahn bezeichnet, die als Unterpflaster-Straßenbahn geführt wurden bzw. werden.

Heute ist damit vor allem der Abschnitt im Bereich des südlichen Gürtels gemeint, der in den 1960er-Jahren in den Untergrund verlegt und am 11. Jänner 1969 in Betrieb genommen wurde.

Inhaltsverzeichnis

Zweierlinie

Die erste längere USTRABA-Strecke entstand in den 1960er-Jahren nach Abkehr der Stadtregierung von den Wiener Alwegbahnplänen aber vor der Grundsatzentscheidung zum U-Bahnbau. Die Tieflegung der Straßenbahn entlang der so genannten Zweierlinie zwischen Secessionsgebäude und Friedrich-Schmidt-Platz wurde am 8. Oktober 1966 in Betrieb genommen. Seit 1980 wird diese Strecke von der U-Bahnlinie U2 genutzt.

In der Zeit der Monarchie gab es in Wien neben den mit Buchstaben bezeichneten Ring-Linien der Straßenbahn auch noch die ebenfalls mit Buchstaben, aber zusätzlich mit dem Index 2 bezeichneten Straßenbahnlinien der parallel zum Ring geführten Lastenstraße. Bis in die späten 1970er-Jahre verkehrten auf diesem Streckenabschnitt die drei Straßenbahnlinien E2 (Praterstern–Herbeckstraße), G2 (Radetzkystraße–Hohe Warte) und H2 (Prater Hauptallee–Hernals). Diese wurden wegen des stark überhand nehmenden Autoverkehrs auf der Zweierlinie in den Untergrund verlegt. Man versprach sich von der Verlegung der Straßenbahn knapp unter das Straßenniveau in den für den Verkehr neuralgischen Zonen eine raschere und billigere Lösung der Verkehrsprobleme als durch den Bau eines gesamten U-Bahn-Netzes. Die Straßenbahn konnte an den Endpunkten der USTRABA-Strecke wieder aus dem Tunnel auftauchen, auf die Strecken in die Außenbezirke verzweigen und dort die üblichen Umkehrschleifen benutzen.

Dieser Tunnel der USTRABA hatte eine Länge von 1,8 Kilometern und vier unterirdische Stationen:[1]

  • Mariahilfer Straße, heute als U-Bahn-Station Museumsquartier, von 1991 bis 2000 Babenbergerstraße genannt
  • Burggasse, heute U-Bahn-Station Volkstheater und Knotenpunkt mit der U-Bahn-Linie U3
  • Lerchenfelder Straße, aufgelassen am 27. September 2003 und mit der U-Bahn-Station Volkstheater zusammengelegt, um eine größere Station für die U-Bahngarnituren und eine längere Strecke zwischen den ehemaligen Straßenbahnhaltestellen zu erreichen
  • Friedrich-Schmidt-Platz, heute: Rathaus, nach dieser Station befand sich in der Landesgerichtsstraße die Ein- bzw. Ausfahrt des Tunnels und die Straßenbahnlinien verzweigten in die Außenbezirke

1980 konnte die bestehende USTRABA relativ rasch zur U-Bahnstrecke umgebaut werden.[2] Die Strecke wurde dazu von der Sezession bis zum U-Bahn-Knotenpunkt Karlsplatz in der einen Richtung und vom Friedrich-Schmidt-Platz über das Schottentor zum Schottenring in der anderen Richtung verlängert. Die Bahnsteige wurden erhöht, die Architektur der USTRABA-Stationen wurde größtenteils beibehalten. Seit der Eröffnung der U2 am 30. August 1980 wird die Strecke also nicht mehr von Straßenbahngarnituren, sondern von den „Silberpfeilen“ der U-Bahn befahren.

Gürtel

Netz der USTRAB
Linie 18 in der USTRAB am Südtiroler Platz
Ausfahrt aus dem Tunnel bei der Eichenstraße

In den 60er-Jahren wurde das Verkehrskonzept der USTRABA auch auf der vom Personenauto- und Lastenverkehr stark befahrenen Gürtelstraße verwirklicht. Die Tunnel und Stationen der Straßenbahn sind auf dieser Strecke bis heute in Betrieb. Sie haben den Vorteil, dass Abzweigungen und Kreuzungen der verschiedenen Linien unterirdisch auf gleichem Niveau durchgeführt werden können, was für die U-Bahnen in Wien aus Sicherheitsgründen nicht üblich ist.

Das erste Teilstück, eine kurze Unterführung des Südtiroler Platzes im Zuge des Gürtels beim Südbahnhof, wurde bereits am 7. Mai 1959 eröffnet. Die Haltestelle steht in Verbindung mit der ebenfalls unterirdischen S-Bahn-Station.

Bis zur Eröffnung am 11. Jänner 1969 wurden in Erweiterung der Anlage die Gleise entlang des Gürtels bis zur Eichenstraße sowie die Gleise vom Matzleinsdorfer Platz entlang der Kliebergasse zur Wiedner Hauptstraße in den Untergrund verlegt, insgesamt auf 3.4 km Länge. Im Zuge dieser Bauarbeiten wurde ab August 1965 die Florianikirche abgetragen. Es wurde sogar angedacht, die USTRABA in diesem Bereich als Linie U5 von der Station Gumpendorfer Straße bis St. Marx zu führen, was aber nie ernsthaft verfolgt wurde und heute kein Thema mehr ist. Dennoch fehlt die Linie U5 bis heute im Wiener U-Bahn-Netz, es gibt nur die Linien U1 bis U4 und die Linie U6.

Im Zuge des Baus der Station auf dem Matzleinsdorfer Platz im Bezirk Margareten wurde auch Wiens erster „rollender Teppich“, ein Fahrsteig zur Beschleunigung des unterirdischen Fußgängerverkehrs und zur Erleichterung der langen Fußwege für ältere Personen, eröffnet.

Die USTRABA-Strecke unter dem Gürtel umfasst insgesamt sechs unterirdische Stationen und wird von vier Straßenbahnlinien sowie der Lokalbahn Wien–Baden befahren. Die Linie 18 befährt den längsten Abschnitt des U-Straßenbahn-Tunnels, die Linie 6 den kürzesten.

Die noch aus den 1960er-Jahren stammenden USTRAB-Stationen sollen ab Herbst 2009 aus Mitteln des Konjunkturpaketes um insgesamt 11 Millionen Euro einer umfassenden Sanierung unterzogen werden.[3] Der für die Planung verantwortliche Architekt Gerhard Mossburger will ein ähnliches Design wie bei den Wiener U-Bahn-Stationen verwenden.[4]

Folgende Linien befahren den USTRABA-Tunnel am Gürtel:

Linie Verlauf Strecke im Tunnel
1
Stefan-Fadinger Platz – Prater Hauptallee Lauzrenzgasse – Matzleinsdorfer Platz
6
Burggasse-StadthalleZentralfriedhof, 3. Tor Eichenstraße – Matzleinsdorfer Platz
18
Burggasse-StadthalleSchlachthausgasse Eichenstraße – Südtiroler Platz
62
Kärntner Ring, OperLainz, Wolkersbergenstraße Eichenstraße – Laurenzgasse
WLB
Kärntner Ring, OperBaden, Josefsplatz Eichenstraße – Laurenzgasse

Weitere Abschnitte und Stationen

Jonasreindl
Unterirdische Station Erzherzog-Karl-Straße

1961 wurde das sogenannte Jonas-Reindl, eine unterirdische Schleifenanlage für die Linien 37, 38, 40, 41 und 42 bei der Station Schottentor in Betrieb genommen. Seit 1980 ist diese Endstation der Straßenbahn mit der U2-Station Schottentor-Universität verbunden. Die unterirdische Straßenbahnstation wurde wegen ihrer kreisrunden, eingetieften, aber in der Mitte offenen Form im Volksmund „Reindl“ genannt, nach dem österreichischen Ausdruck für Kasserolle.[5] Zusätzlich wurde sie umgangssprachlich nach dem damaligen Wiener Bürgermeister Franz Jonas benannt, unter dessen Amtszeit (1951-1965) die meisten USTRABA-Projekte geplant und errichtet wurden. Die Bezeichnung Jonas-Reindl wird bis heute verwendet.

Auch die Station Erzherzog-Karl-Straße in Donaustadt entlang der Linie 26 liegt unterirdisch.

Als Erweiterung des USTRABA-Konzepts ist auch die Schnellstraßenbahn 64 nach Siebenhirten anzusehen, die in den späten 70er-Jahren errichtet wurde.[6] Diese Straßenbahn, die anfangs vom Westbahnhof über den Margaretengürtel mit Anbindung an die Strecken unter dem Gürtel geführt wurde, besaß zwar keine Tunnels, aber einen eigenen Gleiskörper und teilweise Stationen in Hochlage. Sie führte in dem Abschnitt von der Philadelphiabrücke nach Siebenhirten größtenteils kreuzungsfrei zu den neu erbauten Siedlungen Am Schöpfwerk und in Alt-Erlaa. Diese Trasse wird heute von der U-Bahnlinie U6 genutzt.

Die Straßenbahnlinie 60 verkehrt zwischen den Stationen Anton-Krieger-Gasse und Kaiser-Franz-Josef-Straße ebenfalls als Schnellstraßenbahn auf eigener Trasse.

Einzelnachweise

  1. Stadtplan mit historischen Stationen (Text ungarisch)
  2. Linie U2 Schottenring–Karlsplatz
  3. Brauner: 11 Millionen Euro für die Unterpflasterstraßenbahn
  4. Unterirdische Bim-Stationen werden saniert (ORF Wien, 17. April 2009)
  5. Dt.-österr. Küchenlexikon
  6. Kapitel Schnellstraßenbahn 64 nach Siebenhirten

Literatur

  • Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Band 5. Verlag Kremayr & Scheriau, Wien 1997, ISBN 978-3-218-00547-0, S. 495.
  • Tunnelpremiere: Wien von Ustraba begeistert. Arbeiter-Zeitung vom 9. Oktober 1966, S. 1 (online)
  • Heute 9 Uhr: Gürteltunnel fertig. Fest in Wiens größtem unterirdischem Verkehrsbauwerk Matzleinsdorfer Platz. Arbeiter-Zeitung vom 11. Januar 1969, S. 5 (online)

Weblinks


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