Ullamaliztli

Ullamaliztli
Ballspieler auf einer Maya-Vase, ca. 650–800. Dieser gut gekleidete Spieler trägt eine großzügige Halskette, einen bemalten und gefransten Hirschleder-Hüftschutz und eine extrem aufwendige Kopfbedeckung.

Das Mesoamerikanische Ballspiel war sowohl Spiel als auch Ritual für die mesoamerikanischen Völker der präkolumbischen Zeit. Die ersten bekannten Spieler sind Olmeken, ob sie auch die Erfinder sind, ist nicht gewiss. Die enge Verbindung zwischen Ritual, Schlichtungsinstanz und Spiel/Sport hatte bis zur Eroberung des Kontinentes durch die Europäer (1492) und der weitgehenden kulturellen Zerstörung eine bedeutende Rolle inne. So gelangte auch dieses Ballspiel als Sport nach Europa. Es wird berichtet, dass Kaiser Karl V von Hernán Cortés eine aztekische Ballspielmannschaft vorgeführt bekam.[1] Auch heute noch werden Varianten des Mesoamerikanischen Ballspiels gespielt. In Mexiko ist dies beispielsweise das Ulama-Ballspiel.

Inhaltsverzeichnis

Die Schreibung

Aztekisches Schriftzeichen tlachtli für Ballspielplatz

Erst seit dem letzten Viertel des 20. Jahrhunderts wurde es möglich verschiedene mesoamerikanische Schriften zu lesen. Das ist noch kein gesichertes Wissen, so dass es immer wieder zu Neubewertungen einzelner Schriftzeichen kommt. Dies gilt im besonderen für die Grammatik, so dass die Darstellung hier nur als vorläufig betrachtet werden darf.

Azteken

In der aztekischen Schrift steht die Glyphe tlachtli für einen Ballspielplatz. Der Ball heißt olli oder ulli. Genau wie sein Material, wo das spanische Wort für Gummi hule herstammt. Es ist ein Naturprodukt, welches heute Latex genannt wird und wahrscheinlich von der Gummibaumart Castilla elastica produziert wurde. Das Spiel heißt Ullamaliztli, was eine Kombination von ulama (dem Verb ballspielen) und olli ist.

Maya

Maya-Glyphe pitzal für Ballspieler.
Maya Übersetzung verwendete Glyphe
pitzah- Ball zu spielen (intr. Verb) pi-tza-ha
pitzal Ballspieler pi-tzi-la
pitzil ballspielend (Adj.) pi-tzi-li
pitzil schön, bewundernd (Adj.) pi-tzi-li
pitzi Ballspiel (Sub.) pi-tzi
alaw, halab',
halaw
Platz zum Ballspielen 'a-la-wa
kab'al pitzal[2] Titel:„Earth-like Ballplayer“ ka-b'a-la-pi-tzi-la

Die Glyphe pi-tzi-li (rein syllabische Schreibweise) wird, wie es für Maya typisch ist, sowohl für das Adjektiv ballspielend als auch für schön, bewundernd verwendet. Der nicht nur profane Charakter des Spiels zeigt sich darin, dass das Substantiv pi-tzi-la in Titeln vorkommt und das Ballspielen im mystischen Buch der Maya, dem Popol Vuh eine große Bedeutung hat.

Die Bauten

Ein "Tor"-Ring in Chichén Itzá. Benutzt von 400 - 1300

Bisher konnten in den mesoamerikanischen Ruinenstädten mehr als 1500 Ballspielplätze entdeckt werden. Die am besten noch erhaltenen Bauten sind heute in Copán, Iximche, Monte Albán, Uxmal, Zaculeu und in Chichén Itzá zu finden. Wobei das letztere Gebäude mit einer Breite von 166 Meter und einer Tiefe von 68 Meter am größten ist. Das Ziel des Spieles besteht darin, einen Ball durch einen an der Längsseite in einiger Höhe (2,5 bis 3,5 Meter) angebrachten Ring hindurch zu befördern. Das Spielfeld ist an den Rändern mit jeweils einer Mauer begrenzt. Bei einigen Ballspielplätzen ist diese Mauer nicht senkrecht, sondern mit einem Winkel von z. B. 75° ausgeführt. Andere Plätze haben dagegen eine Zweiteilung, aus einem flach ansteigendem Teil, mit einer Steigung von vielleicht 20°, und einer senkrechten Mauer. Anhand von Plastiken kann man sehen, dass die Mauern an beiden Längsseiten zu einigen Metern tiefen Sitzgelegenheiten für Zuschauer ausgebaut waren.

Das Spiel

Während der drei Jahrtausende, in denen das Spiel gespielt wurde, änderten sich die Regeln immer wieder: Die Zahl der teilnehmenden Spieler, die Körperstellen mit denen der Ball berührt werden durfte, die Folgen eines verlorenen Spieles. Die gesellschaftliche Bedeutung des Spiels änderte sich ebenfalls. So gibt es Berichte wonach mit einem Spiel der Ausgang von Kriegen entschieden wurde, Kriegsgefangene um ihr Überleben spielten, um große Werte gewettet wurde oder dass es der Mittelpunkt von Volksfesten war.

Sonstiges

Im Rahmen des Kunst- und Kulturprogramms zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006 wurden „pok ta pok“-Spiele in mehreren deutschen Städten von der mexikanischen Regierung in traditioneller Bekleidung in nachgebauten Sportanlagen nach Art des Mesoamerikanischen Ballspieles aufgeführt.

Literatur

  • Gerard W. van Bussel: Der Ball von Xibalba. Das mesoamerikanische Ballspiel. Kunsthistorisches Museum mit Museum für Völkerkunde und Österreichisches Theatermuseum, Wien 2002.
  • Michael D. Coe: Das Geheimnis der Maya Schrift. Reinbek 1995, ISBN 3-499-603462 .
  • V. Scarborough, D. Wilcox: The Mesoamerican Ballgame. University of Arizona Press, 1993, ISBN 0-816-513600.

Einzelnachweise

  1. http://www.motecuhzoma.de/cort-karl.html
  2. Ballgame.org Eine sehr schöne flash-Seite (mit Auszeichnung), welche das Thema anschaulich für den Schulunterricht aufbereitet (englisch).

Weblinks


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