Uni Lausanne

Uni Lausanne
Universität Lausanne
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Gründung 1537 (seit 1890: Université de Lausanne)
Trägerschaft staatlich
Ort Lausanne, Schweiz Schweiz
Rektor Dominique Arlettaz
Studenten 11'500 (WS 2008/09)
Mitarbeiter 3'723 (31. Dezember 2008)
davon Professoren 452 (31. Dezember 2008)
Jahresetat 374,9 Mio. SFr.
Website www.unil.ch


Die heutige Universität Lausanne (französisch: Université de Lausanne, kurz: UNIL) wurde 1537 als theologische Académie de Lausanne gegründet und erhielt 1890 Namen und Status einer Universität. 1970 zog die Universität aus der Innenstadt auf den Campus in Dorigny in Nähe zum Genfersee. Dort bildet sie zusammen mit der École polytechnique fédérale de Lausanne (EPFL) das grösste Bildungs- und Forschungszentrum der Schweiz. Seit 2007 studieren mehr als 11'000 Studenten an der UNIL. Die Vorlesungen werden primär in französischer Sprache gehalten.

Inhaltsverzeichnis

Fakultäten

An der Université de Lausanne sind derzeit sieben Fakultäten vertreten.
(absteigend geordnet nach der Anzahl der Studenten)

Sozial- und Politikwissenschaftliche Fakultät

Gebäude der Geistes- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der UNIL am Campus in Dorigny

Sozial- und Politikwissenschaftliche Fakultät (französisch: Faculté des sciences sociales et politiques – SSP) mit den Teilbereichen:

  • Institut für angewandte Mathematik (Institut de mathématiques appliquées – IMA)
  • Observatorium für Politik und Gesellschaftswissenschaften (Observatoire Science, Politique et Société – OSPS)
  • Institut für Politik und Internationale Studien (Institut d’études politiques et internationales – IEPI)
  • Institut für Anthropologie und Soziologie (Institut d’anthropologie et de sociologie – IAS)
  • Institut für Soziologie und Massenkommunikation (Institut de sociologie des communications de masse – ISCM)
  • Institut für Sozialwissenschaften und Pädagogik (Institut des sciences sociales et pédagogiques – ISSP)
  • fachübergreifendes Institut für Studien des biographischen Werdegang (Institut interdisciplinaire d’étude des trajectoires biographiques – ITB)
  • Institut für Psychologie (Institut de psychologie – IP)
  • Institut für Sportwissenschaften und Leibeserziehung (Institut des sciences du sport et de l’éducation physique – ISSEP)
  • Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte (Institut d’histoire économique et sociale – IHES)
  • Dokumentationszentrum für die Politik der Welschscheiz (Centre de documentation sur la vie politique en Suisse romande)

Philosophische Fakultät

Philosophische Fakultät (französisch: Faculté des lettres) bestehend aus:

  • dem Teilbereich Philosophie (Section de philosophie)
  • dem Teilbereich Geschichtswissenschaft (Section d’histoire)
  • dem Teilbereich modernes Französisch (Section de français moderne)
  • dem Teilbereich Italienisch (Section d’italien)
  • dem Teilbereich Spanisch (Section d’espagnol)
  • dem Teilbereich Deutsch (Section d’allemand)
  • dem Teilbereich Englisch (Section d’anglais)
  • dem Teilbereich slawische Sprache und Kultur (Section de langues et civilisations slaves)
  • dem Teilbereich orientallische Sprache und Kultur (Section de langues et civilisations orientales)
  • dem Teilbereich allgemeine Linguistik (Section de linguistique générale)
  • dem Teilbereich Kunstgeschichte (Section d’histoire de l’art)
  • dem Teilbereich Geschichte und Ästhetik des Filmtheaters (Section d’histoire et esthétique du cinéma)
  • dem Teilbereich Informatik und mathematische Methoden (Section d’informatique et méthodes mathématiques – IMM)
  • Institut für Archäologie und Altertumswissenschaften (Institut d’archéologie et des sciences de l’Antiquité – IASA)
  • dem Zentrum für welschscheizerische Literatur (Centre de recherches sur les lettres romandes – CRLR)
  • dem Zentrum für literarische Übersetzung (Centre de traduction littéraire de Lausanne – CTL)
  • dem Zentrum für Geschichts- und Kulturwissenschaften (Centre des sciences historiques et de la culture – SHC)
  • dem Zentrum für Sprachforschung und Vergleichung europäischer Literatur (Centre de recherche en langues et littératures européennes comparées – CLE)
  • dem Zentrum für interdizplinäre Doktorenausbildung (Centre de formation doctorale interdisciplinaire – FDi)
  • dem Benjamin-Constant-Institut (Institut Benjamin Constant – IBC)
  • dem Institut für Linguistik und Sprachwissenschaften (Institut de linguistique et des sciences du langage – (ILSL)
  • der Schule für Französisch als Fremdsprache (Ecole de français langue étrangère – FLE)
  • den Ferienkursen (Cours de vacances)
  • dem Zentrum für mittelalterliche Studien (Centre d’études médiévales)
  • dem Multimediazentrum (Centre multimédia)
  • der welschschweizerische Kommission der Literatur des 3. Jahrhunderts (Commission romande des 3èmes cycles de Lettres)
  • der Abteilung für fakultätsübergreifende Geschichtswissenschaft (Département interfacultaire d’histoire)
  • der Revue des études de Lettres
  • dem Schweizerisches Institut für Kunstwissenschaft – SIK (Institue suisse pour l’étude de l’art – ISEA)
Hauptgebäude des Universitätshospitals Lausanne (CHUV) im Stadtteil Bugnon

Biologische und Medizinische Fakultät

Biologische und Medizinische Fakultät (französisch: Faculté de biologie et de médecine – FBM):

Siehe Hauptartikel: Biologische und Medizinische Fakultät der Universität Lausanne.

Die Biologische und Medizinische Fakultät besteht aus zahlreichen Forschungseinrichtungen und liegt am Campus im Stadtteil Bugnon.

Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät

L’Extranef, Hauptgebäude der Executive-Ausbildung der HEC
L’Internef, Hauptgebäude der HEC und Sitz der rechts- und wirtschaftswissenschaftlichen Bibliothek (BDSE) am Campus in Dorigny
Siehe Hauptartikel: HEC Lausanne.

Die Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät (französisch: École des hautes études commerciales – HEC) mit folgenden Teilbereichen:

Rechts- und Kriminalwissenschaftliche Fakultät

Rechts- und Kriminalwissenschaftliche Fakultät (französisch: Faculté de droit et des sciences criminelles) aufgeteilt in:

Geo- und Umweltwissenschaftliche Fakultät

Geo- und Umweltwissenschaftliche Fakultät (französisch: Faculté de géosciences et de l’environnement – GSE) bestehend aus:

  • dem Teilbereich Mathematik (Unité de mathématiques)
  • dem Institut für Geologie und Paleonthologie (Institut de géologie et paléontologie – IGP)
  • dem Institut für Geophysik (Institut de géophysique – IG)
  • dem Institut für Mineralogie und Geochemie (Institut de minéralogie et géochimie – IMG)
  • dem Institut für Geoinformatik und Risikoanalyse (Institut de géomatique et d’analyse du risque – IGAR)
  • dem Institut für Geographie (Institut de géographie – IGUL)
  • dem Institut für Territorialpolitik und menschliche Umwelt (Institut de politiques territoriales et d’environnement humain – IPTEH)

Theologische und Religionswissenschaftliche Fakultät

Theologische und Religionswissenschaftliche Fakultät (französisch: Faculté de théologie) aufgeteilt in:

Weitere Institute und Stiftungen der UNIL

  • Institut de hautes études en administration publique – IDHEAP (Hochschulinstitut für öffentliche Verwaltung)
  • Institut Universitaire Kurt Bösch – IUKB
  • Fondation Jean Monnet pour l’Europe
  • Institut suisse de droit comparé – ISDC
  • Centre du droit de l’entreprise – CEDIDAC
  • Fondation Edouard Fleuret – FEF
  • Institut Suisse de Bio-informatique
  • Swiss Vaccine Research Institute
  • Biopôle

Lehrangebot und Abschlüsse

Französischkurse

Während der Sommer und Wintersemesterferien, bieten die Ferienkurse (Cours de vacances) der Philosophischen Fakultät (Faculté des lettres) Kurse für Anfänger bis Fortgeschrittene in Französischer Sprache, Literatur und Kultur für Studenten an. Die Kurse sind auch für Studenten geeignet, die zuvor keine Französischkenntnisse hatten; es bestehen daher keine Vorbedingungen. Diese Kurse empfehlen sich besonders für zukünftige UNIL-Studenten, deren Muttersprache nicht Französisch ist. Die Kosten für diese Kurse müssen von den Studierenden selbst getragen werden.

Die Schule für Französisch als Fremdsprache (Ecole de français langue étrangère) bietet während des laufenden Semesters Kurse in Französischer Sprache, Literatur und Landeskunde an, aber auch Trainingskurse für Sprachlehrerinnen und Sprachlehrer. Für diese Kurse werden in der Regel minimale französische Sprachkenntnisse vorausgesetzt.

Die UNIL initiiert außerdem in jedem Semester ein Tandem-Programm (Programme Tandem) zur Verbesserung fremdsprachiger Sprachkompetenzen. Das Programm basiert darauf, dass zwei Sprecher unterschiedlicher Muttersprachen übereinkommen, sich regelmässig zu treffen und sich gegenseitig kostenlos in ihrer Muttersprache zu unterrichten. Die Partner arbeiten völlig autonom, zumal sie selbst entscheiden, wo und wie oft sie sich treffen, wie sie diese Treffen gestalten, und auf welche Art und Weise sie sich gegenseitig korrigieren wollen.

Bachelor, Master und Promotion

Seit dem Inkrafttreten des Bologna-Abkommens ist das Studium an der UNIL in zwei Teile gegliedert: das dreijährige Bachelor-Studium und das anschliessende drei- bis viersemestrige Master-Studium mit der Möglichkeit der Spezialisierung in einem bestimmten Studiengebiet oder eines interdisziplinären Abschlusses. Darüber hinaus werden so genannte Nachdiplomstudiengänge mit dem Abschluss Master of Advanced Studies und Promotionsstudiengänge angeboten.

Partneruniversitäten

Partneruniversitäten der Universität Lausanne sind:

Ende des 20. Jahrhunderts wurde ein umfangreiches Kooperations- und Entwicklungsprojekts zwischen den Universitäten Lausanne, Genf und der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne (EPFL) in Leben gerufen. 2001 wurde die Convention Sciences – Vie – Société (SVS) von den Universitäten Lausanne, Genf und der Eidgenössischen Polytechnischen Hochschule Lausanne unterzeichnet. Dieses Projekt regelt die Zusammenlegung von Forschungs- und anderen Aktivitäten zwischen den Institutionen. Ihr Ziel ist es, mit Hilfe neuer Forschungs- und Unterrichtsmethoden insbesondere dort, wo sich mehrere Fachbereiche überschneiden, eine gemeinsame wissenschaftliche Dynamik zu entwickeln.

Zudem unterzeichneten die Universitäten Lausanne, Genf und Neuenburg (so genannte Triangle Azur) 2004 eine Vereinbarung zur Föderation ihrer theologischen Fakultäten und gründeten die Fédération des facultés de théologie de Genève, Lausanne et Neuchâtel. In Umsetzung der Bologna-Reform wurde damit ein gemeinsamer Bachelor- und Masterstudiengang in Theologie geschaffen.

Kantons- und Universitätsbibliothek

Palais de Rumine, Hauptgebäude der KUB
Siehe Hauptartikel: Kantons- und Universitätsbibliothek Lausanne.

Die Kantons- und Universitätsbibliothek Lausanne (KUB) besteht aus vier Standorten:

  • Die Dorigny-Bibliothek am Campus in Dorigny im Gebäude der so genannten Unithèque (Bibliothèque de Dorigny)
  • Die Rechts- und Wirtschaftsbibliothek im Internef, dem Hauptgebäude der HEC am Campus in Dorigny (Bibliothèque de Droit et Sciences Economiques – BDSE)
  • Die Riponne-Bibliothek im Palais de Rumine am Place de la Riponne im Stadtzentrum Lausannes (Bibliothèque de la Riponne)
  • Die Cèdres-Bibliothek (Bibliothèque des Cèdres)

Studentenwohnheime

Ein Gebäude des Studentenwohnheims Bourdonette

Die FMEL (Fondation Maisons pour Etudiants) der UNIL und der EPFL Lausanne stellt insgesamt 1'062 möblierte Zimmer und 175 möblierte Einzimmerappartements in sieben Studentenwohnheimen zur Verfügung. Die Stiftung wurde 1961 von der Stadt Lausanne, dem Kanton Waadt und der Universität Lausanne ins Leben gerufen, um dem wachsenden Bedürfnis an Unterkünften für Studenten gerecht zu werden. 1982 traten die Schweizerische Eidgenossenschaft und die EPFL der Stiftung bei. Die Wohnheimverwaltung befindet sich im Gebäude des Wohnheims Rhodanie.

Namen, Lage und Kapazitäten der Wohnheime:

  • Bourdonette, in der Nähe der UNIL (239 möblierte Zimmer und 25 möblierten Einzimmerappartements)
  • Cèdres, nahe dem Genfer See und dem Hafen in Ouchy (144 möblierte Zimmer und 37 möblierten Einzimmerappartements)
  • Falaises, oberhalb des Stadtzentrums in Bugnon, nahe des CHUV (125 möblierte Zimmer und 28 möblierten Einzimmerappartements)
  • Marcolet, außerhalb, bei Crissier (118 möblierte Zimmer und vier möblierten Einzimmerappartements)
  • Ochettes, nahe der UNIL und EPFL (114 möblierte Zimmer und 21 möblierten Einzimmerappartements)
  • Rhodanie, in der Nähe des Genfer Sees, 15 Minuten Fussweg nach Ouchy (120 möblierte Zimmer und zwölf möblierten Einzimmerappartements)
  • Triaudes, nahe der EPFL (202 möblierte Zimmer und 48 möblierten Einzimmerappartements)

Geschichte

Gründung im 16. Jahrhundert

Théodore de Bèze (1519–1605)

Die Universität Lausanne geht aus der Schola Lausannensis hervor, die die Berner Machthaber kurz nach der Eroberung des Waadtlandes gründet hatten. Als das Gründungsjahr der UNIL gilt das Jahr 1537, in dem sie als theologische Académie de Lausanne, zur Ausbildung von Pastoren ins Leben gerufen worden ist. 1552 wurde der Theologe und Reformator Théodore de Bèze zum Rektor der Lausanner Académie ernannt, welche sich zu jener Zeit als einzige französischsprachige Hochschule für protestantische Theologie, eines hohen Bekanntheitsgrades erfreute. Zu den ersten Lehrern zählte auch der berühmte Naturforscher Conrad Gesner, welcher seit 1537 Professor der griechischen Sprache und ab 1541 Professor der Physik gewesen ist.

1547 wurde das erste Reglement der Hochschule (Leges Scholae Lausannensis) erlassen und die Hochschule bestand aus einer Lateinschule und vier Lehrstühlen:

  • dem Lehrstuhl für Theologie
  • dem Lehrstuhl für Freie Künste
  • dem Lehrstuhl für Griechische Philologie
  • und dem Lehrstuhl für Hebräische Philologie.

Im Jahre 1708 kam jeweils ein Lehrstuhl für Rechtswissenschaften und Geschichte hinzu.

Gebäude der alten Académie de Lausanne

Im Jahre 1558, in dem ungefähr 700 Studenten an der Académie eingeschrieben waren, tratt Théodore de Bèze zurück und ging nach Genf, um an der Seite seines Mitstreiters Johannes Calvin, dem Begründer des Calvinismus, wirken zu können. Die ebenfalls Calvin nahestehenden Lausanner Theologen gerieten wenig später in einen Streit mit den Berner Landesherren, welche wiederum Anhänger des Züricher Reformators Ulrich Zwinglis gewesen sind. Im darauffolgenden Jahr erlebte die Hochschule ihre erste tiefe Krise. Aus theologischen sowie politischen Gründen erhob sich Pierre Viret, Lausanner Pfarrer und treibende Kraft der Institution, mit seinen Kollegen gegen die Regierung in Bern. Viret wurde seines Amtes enthoben und seine Kollegen verliessen daraufhin Lausanne. Schließlich ersetzte die Berner Regierung 1570 die Professoren, welche die Schola Lausannensis gegründet hatten und inzwischen zurückgetreten waren, umgehend durch Berner und französische Lehrer.

Im April 1587, 50 Jahre nach den Anfängen der Schola Lausannensis, fand die Einweihung des Gebäudes der Académie statt. Das Gebäude in seiner damaligen Form ist auf dem Buttet-Plan (1638), der ersten getreuen Abbildung der Stadt Lausanne, zu sehen.

17. Jahrhundert

1602 erfolgte eine Reihe von Reformen. Es wurde das Livre du Recteur eingeführt. Durch ihre namentliche Eintragung in dieses Register erkannten die Studenten die Gesetze und Reglements der Akademie an. 1616 erfolgte die Einsetzung eines akademischen Rats in Bern mit dem Auftrag, alle Fachbereiche zu überwachen und jedes Jahr einen Rektor zu bestimmen. Die Studienzeit wurde auf drei Jahre im Fachbereich Philosophie und zwei Jahre im Fachbereich Theologie festgelegt. Ausserdem die Professorentätigkeit eingegrenzt und festgelegt. Ein souveränes Mandat der Gnädigen Herren von Bern gestand der Akademie 1621 das Recht auf Ausbildung von Theologen zu und auch die Weihe von Pfarrern der Reformierten Kirche wurde gestattet. Ein Vorrecht, von dem die Académie bis 1838 Gebrauch machte. 1640 wurde ein akademisches Gesetz erlassen, welches die Reformen von 1616 erneuerte und bekräftigte. 1699 wurde der Philosoph und Mathematiker Jean-Pierre de Crousaz Rektor und Professor für Philosophie und Mathematik an der Académie.

18. Jahrhundert

Jean Barbeyrac (1674–1744), Rektor und Professor für Geschichte und Zivilrecht

Das akademische Reglement vom 26. Januar 1700 bekräftigte vorangegangene Reglemente und sah auch die Ernennung einer Schutz- und Kontrollinstanz vor, welche aus 4 Kuratoren, die unter den Berner Ratsmitgliedern ausgewählt wurden, bestanden.

Simon-Auguste Tissot (1728–1797)

1708 wurde ein Lehrstuhl für Rechtswissenschaften und Geschichte geschaffen und der Stadtrat der Stadt Lausanne beteiligte sich am akademischen Leben und übernahm einen Teil der Bezahlung des Professors der Rechtswissenschaften. Seit 1711 gab Jean Barbeyrac, Professor für Geschichte und Zivilrecht und von 1714 bis 1717 Rektor, erstmals das traditionell übliche Latein als Vorlesungssprache auf und hielt seine Einführungsvorlesungen in französischer Sprache ab. Im Jahre 1741 wurden die Lehrveranstaltungen für Geschichte allerdings wieder eingestellt und am Lehrstuhl für Rechtswissenschaften wurden Vorlesungen nur noch zum Natur- und Zivilrecht angeboten. In dieser Zeit gehörten der Académie de Lausanne bereits 7 Lehrstühle verschiedener Fachrichtungen an:

  • zwei Lehrstühle für Theologie (Dogmatik und Polemik),
  • ein Lehrstuhl für Hebräisch und Katechese,
  • ein Lehrstuhl für Griechisch und Sittenlehre,
  • ein Lehrstuhl für Philosophie, Mathematik und Physik,
  • ein Lehrstuhl für Rhetorik und Belletristik und
  • ein Lehrstuhl für Rechtswissenschaften.

Nach einer Inspektion der Schule im Jahre 1757 durch den Berner Kurator Albrecht von Haller, einem bekannten Naturforscher und Mediziner wurde ein neues Reglement erlassen. 1758 wurde die Lehre der exakten Wissenschaften vorläufig vom Lehrstuhl der Philosophie getrennt und Louis de Treytorrens wurde zum außerordentlichen Professor der Mathematik und Experimentalphysik ernannt. Im Jahre 1766 wurde der berühmte Simon-Auguste Tissot zum Medizinprofessor der Académie berufen. Er unterrichtete zwar nicht regelmäßig, spielte jedoch dank seines reichhaltigen Briefwechsels mit dem Kurator der Akademie, Albrecht von Haller, eine bedeutende Rolle für die Institution.

Am 24. Januar 1798 wurde das Waadtland unabhängig und die Berner verliessen endgültig den Kanton.

19. Jahrhundert

Der Charakter der Institution wurde durch das Gesetz vom 21. Dezember 1837 über die öffentliche Bildung im Kanton Waadt grundlegend verändert: Sie sollte Menschen für Berufe ausbilden, die eine höhere Bildung erforderten, sowie die literarische und naturwissenschaftliche Kultur im Land pflegen. Zum ersten Mal seit ihrer Gründung war die Akademie nicht mehr hauptsächlich eine Schule für Theologie. Sie wurde säkularisiert, verlor ihren kirchlichen Charakter und damit auch die Machtstellung, die sie über fast drei Jahrhunderte innegehabt hatte.

Als Unterrichtssprache wurde im selben Jahr an der geistes- und naturwissenschaftlichen, der theologischen und der rechtswissenschaftlichen Fakultät die französische Sprache eingeführt. An allen drei Fakultäten konnten Lizentiate erworben werden und die Anzahl der Lehrstühle wurde auf insgesamt siebzehn Lehrstühle erweitert: drei für Geisteswissenschaften, drei für Philosophie, Geschichte und Politikwissenschaften, drei für Mathematik und Physik, vier für Theologie und fünf für Rechtswissenschaften.

1853 wurde die Ecole spéciale de Lausanne, als technische Fachschule der Académie de Lausanne nach dem Modell der Pariser Ecole Centrale auf Initiative von fünf in Paris ausgebildeten Waadtländer Fachschultechnikern, Professoren für Mathematik- und Chemie der Akademie gegründet. Aus ihr ging die spätere Eidgenössische Technische Hochschule Lausanne (École polytechnique fédérale de Lausanne – EPFL) hervor.

Siegel der Université de Lausannne: Sigillum universitatis Lausoniensis semen ortum faciet fructum centuplum

Das am 12. Mai 1869 verabschiedete Gesetz über höhere Bildung (Loi du 12 mai sur l’enseignement supérieur) verlieh der Akademie den legalen Status, durch den sie einige Jahre später zur Universität wurde. Fortan gab es vier gleichberechtigte Fakultäten für Geisteswissenschaften, Naturwissenschaften und Mathematik, Rechtswissenschaften und Theologie. Die Technische Fachschule wird der Akademie als technische Fakultät angeschlossen. Neben den akademischen Graden des Lizenziats und des Ingenieurs, welche an den fünf Fakultäten erworben werden konnten, kam nun auch der Doktorgrad hinzu. 1873 wurde zudem ein Fachbereich für Pharmazie eingerichtet.

Ab 1886 hielt Heinrich Erman, seit 1883 Professor in Lausanne, deutschsprachige Vorlesungen zum römischen Recht und es wurde im Jahre 1897 ein Lehrstuhl für deutsches Recht eingerichtet, an dem Erman Vorlesungen zum neuen deutschen Zivilrecht hielt.

Gabriel de Rumine (1841–1871)
Gaspard André (1840–1896)

Der aus Russland stammende Aristokrat Gabriel de Rumine (1841–1871), dessen Mutter Lausannerin war, hinterliess 1871 der Stadt Lausanne 1'500'000 Franken für die Errichtung eines öffentlichen Gebäudes. Die Stadt Lausanne beschloss daraufhin, am Fuss des Altstadthügels am Place de la Riponne eine neue Universität zu erbauen und führte 1889 einen Architekturwettbewerb durch, den der französische Architekt Gaspard André (1840–1896) gewann. Dies führte zum Bau des Palais de Rumine, welches 17 Jahre später fertiggestellt wurde und mehrere Dienste der Académie beherbergte.

Durch das Gesetz über die öffentliche höhere Bildung vom 10. Mai 1890 (Loi sur l’instruction publique supérieure) erhielt die Akademie den Status und Namen einer Universität. Der amtierende Rektor Alexandre Maurer, Professor für Vergleichende Literaturwissenschaften war damit gleichzeitig letzter Rektor der ehemaligen Akademie und erster Rektor der neuen Universität Lausanne. Im gleichen Jahr wurde zudem die medizinische Fakultät eingerichtet. Die Universität zählte zu dieser Zeit 300 eingeschriebene Studenten.

1893 wurde der Fachbereich Physik und Chemie am Place du Château eingerichtet und seit 1895 gibt es Ferienkurse für Nicht-Französischsprachige, welche von der philosophischen Fakultät angeboten werden.

20. Jahrhundert

Palais de Rumine (Standort der Universitätsbibliothek)

Im 20. Jahrhundert wurde die Universität stark ausgebaut, und es kamen zahlreiche weitere Fachberieche hinzu. In dem 1906 eingeweihten Palais de Rumine am Place de la Riponne waren der allgemeine Dienst der Akademie, die Aula, die wissenschaftlichen Gesellschaften, die technische Fakultät und die Universitätsbibliothek untergebracht. Im Palais de Rumine befinden sich heute mehrere Museen sowie einer der vier Standorte der Kantons- und Universitätsbibliothek Lausanne. 1901 wurde der Fachbereich Politik- und Sozialwissenschaften (SSP) geschaffen, 1902 der Fachbereich Modernes Französisch (Ecole de français moderne) eingerichtet und der Faculté des Lettres (Philosophische Fakultät) angegliedert. 1909 wurde das Institut für Forensische Wissenschaften und Kriminologie (IPSC) ins Leben gerufen und der rechtswissenschaftlichen Fakultät angegliedert. 1910 waren insgesamt 1'000 Studierende an der Université de Lausanne eingeschrieben. Diese Zahl wurde bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs nicht überschritten. 1911 wurde der Fachbereich Betriebswirtschaftslehre (HEC) eingerichtet. 1943 wurde der Ingenieursschule eine Schule für Architektur angeschlossen.

1946 wurde die Ingenieursschule zur Technischen Hochschule der Universität Lausanne (EPUL) umgewandelt und erhielt Autonomiestatus.

1960 zählte man 1'700 eingeschriebene Studenten.

1969 wurde die EPUL zur EPFL (Eidgenössische Technische Hochschule Lausanne) umgewandelt.

Im Jahre 1970 wurde die Universität nach und nach vom Stadtzentrum Lausannes nach Dorigny umgesiedelt. 1998 wurde umfangreiches Kooperations- und Entwicklungsprojekt zwischen den Universitäten Lausanne, Genf, Neuenbug und der EPFL (Eidgenössische Technische Hochschule Lausanne) gestartet. Im Jahre 2003 entstanden zwei neue Fakultäten: die Biologische und Medizinische Fakultät sowie die Geo- und Umweltwissenschaftliche Fakultät.

Berühmte Persönlichkeiten

Jean-Pierre de Crousaz (1663–1750) Philosoph, Rektor der Académie
Jean Barbeyrac (1674–1744) Jurist und Philosoph, Rektor der Académie

Forschende und Lehrende

Léon Walras (1834–1910) Ökonomieprofessor, Begründer der Lausanner Schule

16. Jahrhundert

  • Théodore de Bèze, Theologe und Reformator, Rektor und Lehrer der griechischen Sprache an der Acedémie de Lausanne
  • Conrad Gesner, schweizerischer Arzt, Naturforscher und Altphilologe, Professor der griechischen Sprache und Physik an der Acedémie de Lausanne

17. Jahrhundert

  • Jean-Pierre de Crousaz, Philosoph, Rektor und schweizerischer Professor für Philosophie und Mathematik und an der Académie de Lausanne

18. Jahrhundert

19. Jahrhundert

20. Jahrhundert

  • Francesco Alberoni, italienischer Soziologe, Journalist und Soziologieprofessor
  • Orhan Aldıkaçtı, türkischer Staatsrechtsprofessor und Mitautor der türkischen Verfassung
  • Ernesto Buonaiuti, italienischer katholischer Theologe, bedeutender Vertreter des italienischen Modernismus
  • Pierre Gilliard, Erzieher und Hauslehrer für Französisch am Hof des letzten russischen Zaren, Nikolaus II.
  • Corneille Heymans, belgischer Pharmakologe, Nobelpreisträger für Physiologie oder Medizin (1938)
  • Mohammad Mossadegh, Premierminister des Iran (1951–1953)
  • Archibald Reiss, Forensik-Pionier, Publizist, Chemiker und Kriminologie-Professor
  • Otto Riese, deutscher Jurist, ehemaliger Senatspräsident des BGH in Karlsruhe, Richter am EuGH und Dekan der rechtswissenschaftlichen Fakultät der Université de Lausanne
  • César Roux, schweizerischer Chirurg, Entwickler der nach ihm benannte Roux-Y-Anastomose
  • Ahmed Zewail, ägyptischer Chemiker, Nobelpreisträger für Chemie (1999)
  • Rolf Zinkernagel, schweizerischer Mediziner und experimenteller Immunologe, Nobelpreisträger für Medizin (1996)

Studenten

Geschichte

  • Erika Fuchs, deutsche Übersetzerin der amerikanischen Micky-Maus-Comics

Medizin

Hans Fischer, Nobelpreisträger für Chemie (1881–1945)

Philosophie, Politikwissenschaft und Sprachwissenschaften

Pädagogik

  • Benito Mussolini, faschistischer Diktator Italiens, 1937 als Ehrendoktor der Universität gewürdigt

Physik

  • Claude Nicollier, Schweizer Militär-, Linien- sowie NASA-Testpilot und Astronaut

Psychologie

Rechtswissenschaften

Pierre-Maurice Glayre als Mitglieds des Direktoriums der Helvetischen Republik

Theologie

Wirtschaftswissenschaften

  • Jacques Poos, luxemburgischer Politiker, Finanzminister und Mitglied des Europaparlaments
  • Sepp Blatter, Präsident des Weltfussballverbandes FIFA

Bilder

Weblinks

46.52256.57944444444447Koordinaten: 46° 31′ 21″ N, 6° 34′ 46″ O; CH1903: (534072 / 152717)


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