Unterengadinische Sprache

Unterengadinische Sprache
Verbreitungsgebiet der einzelnen romanischen Idiome im Kanton Graubünden

Unterengadinisch (rät. Vallader, betont auf der langgesprochenen mittleren Silbe) ist ein rätoromanisches Idiom und wird im Unterengadin zwischen Martina und Zernez wie auch im Val Müstair im Kanton Graubünden gesprochen.

Inhaltsverzeichnis

Einordnung

Unterengadinisch ist eine Variante des Ladin. Der Begriff Ladin bezeichnet in der Schweiz die rätoromanischen Varianten des Engadins und des Münstertals; nebst dem Vallader sind dies Oberengadinisch (Putér) und Jauer; letzterer Dialekt besitzt jedoch keine schriftsprachliche Tradition (in den Münstertaler Schulen wurde bis 2008 Vallader als Schriftsprache unterrichtet, seitdem Rumantsch Grischun). Das Ladin in der Schweiz ist Teil des Bündnerromanischen und ist trotz der irreführenden Bezeichnung klar von den Ladinischen Sprachen im Südtirol zu unterscheiden.

Sprachbeispiele

Zum Abschluss ein Text in Unterengadinisch, Rumantsch Grischun sowie Deutsch.

Unterengadinisch

La vuolp d’eira darcheu üna jada fomantada. Qua ha’la vis sün ün pin ün corv chi tgnaiva ün toc chaschöl in seis pical. Quai am gustess, ha’la pensà, ed ha clomà al corv: „Che bel cha tü est! Scha teis chant es uschè bel sco tia apparentscha, lura est tü il plü bel utschè da tuots.“

Rumantsch Grischun

La vulp era puspè ina giada fomentada. Qua ha ella vis sin in pign in corv che tegneva in toc chaschiel en ses pichel. Quai ma gustass, ha ella pensà, ed ha clamà al corv: „Tge bel che ti es! Sche tes chant è uschè bel sco tia parita, lura es ti il pli bel utschè da tuts.“

Deutsch

Der Fuchs war wieder einmal hungrig. Da sah er auf einer Tanne einen Raben, der ein Stück Käse in seinem Schnabel hielt. Das würde mir schmecken, dachte er, und rief dem Raben zu: „Wie schön du bist! Wenn dein Gesang ebenso schön ist wie dein Aussehen, dann bist du der schönste von allen Vögeln.“

Literatur

  • Gion Tscharner: Dicziunari – Wörterbuch vallader-tudais-ch/deutsch-vallader Lehrmittelverlag Graubünden 2003
  • M. Schlatter: Ich lerne Romanisch. (Vallader), 9. Auflage 2003.
  • G. P. Ganzoni: Grammatica ladina. Uniun dals Grischs und Lia Rumantscha 1983 (zweisprachige Grammatik unterengadinisch/französisch).

Literatur auf Vallader wird unter anderem von der Lia Rumantscha in Chur herausgegeben.


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Rätoromanische Sprache — Die Rätoromanischen Sprachen (im weiteren Sinne), zum Teil auch Alpenromanische Sprachen genannt, bilden – nach einigen Forschern, aber durchaus umstritten – eine Gruppe von romanischen Sprachen und Dialekten, die noch in wenigen Alpentälern in… …   Deutsch Wikipedia

  • Untercalven — Südtirol mit markiertem Vinschgau Der obere Vinschgau Unter dem Begriff Vinschgau (ursprünglich Vintschgau, it. Val Venosta) versteht man den westlichen Teil von Südtirol beziehungsweise den obersten Teil de …   Deutsch Wikipedia

  • Val Venosta — Südtirol mit markiertem Vinschgau Der obere Vinschgau Unter dem Begriff Vinschgau (ursprünglich Vintschgau, it. Val Venosta) versteht man den westlichen Teil von Südtirol beziehungsweise den obersten Teil de …   Deutsch Wikipedia

  • Vintschgau — Südtirol mit markiertem Vinschgau Der obere Vinschgau Unter dem Begriff Vinschgau (ursprünglich Vintschgau, it. Val Venosta) versteht man den westlichen Teil von Südtirol beziehungsweise den obersten Teil de …   Deutsch Wikipedia

  • Alpenromanisch — Die Rätoromanischen Sprachen (im weiteren Sinne), zum Teil auch Alpenromanische Sprachen genannt, bilden – nach einigen Forschern, aber durchaus umstritten – eine Gruppe von romanischen Sprachen und Dialekten, die noch in wenigen Alpentälern in… …   Deutsch Wikipedia

  • Alpenromanische Sprachen — Die Rätoromanischen Sprachen (im weiteren Sinne), zum Teil auch Alpenromanische Sprachen genannt, bilden – nach einigen Forschern, aber durchaus umstritten – eine Gruppe von romanischen Sprachen und Dialekten, die noch in wenigen Alpentälern in… …   Deutsch Wikipedia

  • Bündner — Kanton Graubünden Basisdaten Hauptort: Chur Fläche: 7 105 km² (Rang 1) Einwohner: 188 762 (2007) (R …   Deutsch Wikipedia

  • Bündnerland — Kanton Graubünden Basisdaten Hauptort: Chur Fläche: 7 105 km² (Rang 1) Einwohner: 188 762 (2007) (R …   Deutsch Wikipedia

  • CH-GR — Kanton Graubünden Basisdaten Hauptort: Chur Fläche: 7 105 km² (Rang 1) Einwohner: 188 762 (2007) (R …   Deutsch Wikipedia

  • Graubünden — Kanton Graubünden Basisdaten Hauptort: Chur Fläche: 7 105 km² (Rang 1) Einwohner: 188 762 (2007) (R …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”