- Untergegangene Wörter
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Als Archaismus (latinisiert vom altgriechischen ἀρχαῖος archaĩos „alt, ehemalig“) wird in der Lexikologie ein Wort bezeichnet, dessen Gebrauchshäufigkeit abnimmt und das von den Sprechern einer Sprachgemeinschaft als altmodisch empfunden wird. Archaismen werden aber noch von einigen (vor allem älteren) Sprechern verwendet und sind vielen Sprechern geläufig, sie gehören zu deren passivem Wortschatz.
Untergegangene Wörter sind lexikalische Einheiten, die aus dem Vokabular der Gegenwartssprache ganz verschwunden sind oder nur noch in einigen erstarrten Redewendungen weiterexistieren (z. B. Kegel = 'uneheliches Kind', heute nur noch in der Wendung mit Kind und Kegel gegenwärtig).
In der Rhetorik wird mit Archaismus die bewusste Verwendung altertümlicher Wörter oder Wendungen bezeichnet. Die bewusste Verwendung archaischer Wörter kann stilistische oder ideologische Gründe haben.
Inhaltsverzeichnis
Ursachen für das Verschwinden von Wörtern
Das Veralten und schließliche Verschwinden eines Wortes kann die folgenden Gründe haben:
- Sprachinterne Gründe. Das Wort wird durch ein anderes, moderner klingendes Wort ersetzt, das aber das gleiche Objekt oder den gleichen Sachverhalt beschreibt (sintemal --> weil; Oheim --> Onkel); Verdrängung durch Homonymie: Verbindungen mit "after" (hinter, nach), wie Afterrede, Aftersatzung, Aftergeburt und viele andere, wurden gemieden wegen Homonymie zu After (Anus).
- Sprachexterne Gründe. Der Gegenstand, den dieses Wort bezeichnet, verschwindet aus unserer Alltagswelt (Lehnsherr, Lochkarte, Lure). Diese Wörter werden auch Historizismen genannt. Sie müssen zum Beispiel immer dann verwendet werden, wenn über den mit dem Wort bezeichneten Sachverhalt gesprochen oder geschrieben werden soll.
Bei vielen Archaismen kann kein genauerer Grund für ihr Verschwinden angegeben werden.
Das Veralten kann sowohl ein Wort als Ganzes betreffen (Beispiel: Barbier --> Frisör) oder nur eine Bedeutung des Wortes oder aber nur einen bestimmten Aspekt: die Schreibweise (Roulleau --> Rollo), die Flexion (die Finale --> die Finals), Konjugation (schnöbe --> schnaubte) etc.
Manche Archaismen überleben länger in Dialekten oder im Hochdeutschen eines bestimmten Landes (z. B. Velo in der Schweiz, Patenkind in Deutschland). Deshalb ist die Einstufung eines Wortes als Archaismus auch abhängig von der Sprachvarietät, die man betrachtet.
Lexikografische Behandlung von Archaismen
Archaismen werden in Wörterbüchern, die den Wortschatz einer Sprache in ihrem gegenwärtigen Gebrauch kodifizieren, als veraltend oder veraltet markiert. Dies sind Kandidaten für die Tilgung in zukünftigen Auflagen des Wörterbuchs. Sie werden immer wieder mit in Wörterbücher aufgenommen, um Kompetenzen für die Rezeption zeitlich zurückliegender Texte zu bewahren und auszubilden. Mit Osman, 2003 (s. u. Literatur, erstmals 1971) liegt für das Deutsche ein Spezialwörterbuch dieses pragmatisch markierten Lemmatyps vor.
Pragmatischer Wert von Archaismen
Der pragmatische oder rhetorische Wert der Verwendung von Archaismen in einem gegenwartssprachlichen Kontext liegt darin, ein bestimmtes Zeitkolorit zu erzeugen (z. B. in literarischen Werken), oder auch darin, eine Person durch ihre Sprechweise zu charakterisieren.
Literatur
- Nabil Osman (Hg.): Kleines Lexikon untergegangener Wörter, Wortuntergang seit dem Ende des 18. Jahrhunderts. 13., unveränderte Auflage, München 2003, ISBN 3-406-45997-8
- Oskar Reichmann: Wörterbücher archaischer und untergegangener Wörter. In: Hausmann / Reichmann / Wiegand / Zgusta (eds.), Wörterbücher. Dictionaries. Dictionnaires. Ein internationales Handbuch zur Lexikographie. Teilband 2, Berlin/New York:de Gruyter, 1990, S. 1153-1158
- Bodo Mrozek, Lexikon der bedrohten Wörter, Reinbek: Rowohlt 2005. ISBN 3499620774
Weblinks
- Rote Liste der bedrohten Wörter
- Lutherdeutsch.de Wörter aus alten Bibelübersetzungen
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