- Unterschwarzach (Bad Wurzach)
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Wappen Deutschlandkarte Basisdaten Bundesland: Baden-Württemberg Regierungsbezirk: Tübingen Landkreis: Ravensburg Höhe: 654 m ü. NN Fläche: 182,26 km² Einwohner: 14.420 (31. Dez. 2007)[1] Bevölkerungsdichte: 79 Einwohner je km² Postleitzahl: 88410 Vorwahl: 07564 Kfz-Kennzeichen: RV Gemeindeschlüssel: 08 4 36 010 Adresse der Stadtverwaltung: Marktstraße 16
88410 Bad WurzachWebpräsenz: Bürgermeister: Roland Bürkle Bad Wurzach ist eine kleine Kurstadt in Oberschwaben und ältestes Moorheilbad Baden-Württembergs. Seit 1950 trägt die Stadt das Prädikat Bad. Der Fläche nach ist Bad Wurzach nach Stuttgart und Baiersbronn die drittgrößte Gemeinde des Bundeslandes.
Inhaltsverzeichnis
Geographie
Geographische Lage
Bad Wurzach liegt in einer weiten Niederung zwischen dem Allgäu und Oberschwaben am Rande des Wurzacher Rieds in 650 bis 800 Meter Höhe.
Stadtgliederung
Die Stadt Bad Wurzach besteht aus den Ortsteilen
- Bad Wurzach (5399 Einwohner)
- Arnach (1436)
- Dietmanns (791)
- Eintürnen (735)
- Gospoldshofen (619)
- Haidgau (972)
- Hauerz (1128)
- Seibranz (1219)
- Unterschwarzach (1385)
- Ziegelbach (925)
Nachbargemeinden
Die Stadt grenzt an zwei Gemeinden im Landkreis Biberach sowie zwei Städte und vier Gemeinden im Landkreis Ravensburg. Diese sind, im Norden beginnend, im Uhrzeigersinn: Eberhardzell und Rot an der Rot im Kreis Biberach sowie Aitrach, Aichstetten, Leutkirch im Allgäu, Kißlegg, Wolfegg und Bad Waldsee im Landkreis Ravensburg.
Geschichte
Erstmals urkundlich erwähnt wurde der Ort am 13. Juni 1273 als „Oppidum Wurzun“. Am 27. Mai 1333 verlieh Kaiser Ludwig der Bayer Hans Truchsess von Waldburg für die „Stadt Wurzun“ das Memminger Stadtrecht (mit dem Stadtrecht erhielt Wurzach das Recht der niederen Gerichtsbarkeit, das Marktrecht und das Recht und die Pflicht der Ummauerung). 1514 wurde die Leinwandschau (Prüfung) eingerichtet. Ab 1515 begann die Errichtung des Frauenklosters Maria Rosengarten. Am 14. April 1525 kam es im Rahmen des Bauernkrieg zur Schlacht beim Leprosenberg in Wurzach. Im Jahr 1637 lebten durch die Einwirkungen des Dreißigjährigen Kriegs und Seuchen nur noch 19 Bürger in Wurzach. 1675 entstand die Herrschaft Waldburg-Zeil-Wurzach. 1806 kam die Herrschaft Wurzach unter württembergische Landeshoheit und wurde dem Oberamt Leutkirch zugeordnet. 1813 und 1814 wurden während des Befreiungskrieges in Wurzach insgesamt 35.301 Soldaten verpflegt, das Leprosenhaus diente für 4.003 Mann als Lazarett. 1903 erlosch die herrschaftliche Linie Waldburg-Zeil-Wurzach.
1904 wurde die Bahnlinie Roßberg–Wurzach eröffnet. Ab 1936 kam es zur Abgabe der ersten Moorbäder in Maria Rosengarten. Mit Auflösung des Kreises Leutkirch kam die Stadt 1938 zum Landkreis Wangen. 1950 wurde dem Ort das Prädikat Bad sowie die Kurwürde zugesprochen. Mit der Gemeindereform 1972 wurden die in der Stadtgliederung genannten Ortsteile in die Stadt Bad Wurzach eingemeindet. Seit 1996 wurde der Ort umfangreich im Rahmen der Stadtsanierung restauriert und erneuert.
Geschichte der 1972 eingemeindeten Ortsteile
Arnach: um 950 wird in einer Schenkungs-Urkunde ein Ritter Berngarius de Arnanc erwähnt. Bis 1806 wurde der Zehnte an das Collegiatsstift Wolfegg bezahlt, nach dessen Mediatisierung an den Fürsten von Waldburg-Wolfegg-Waldsee. Bis 1938 war es eine selbständige Gemeinde des Oberamts Waldsee, danach bis 1972 des Landkreises Wangen Dietmanns, vormals zur Grafschaft Wolfegg gehöriges Pfarrdorf, das von 1806 bis 1938 zum Oberamt Waldsee zählte und danach bis 1972 dem Landkreis Biberach angegliedert war. Eintürnen, seit ca. 1500 zur Grafschaft Wolfegg gehörig und 1824 zu einer selbständigen Gemeinde des Oberamts Waldsee erhobenes Dorf, das ab 1938 dem Landkreis Wangen angehörte Gospoldshofen, 1823 aus der Stadtgemeinde Wurzach ausgegliedertes und zur selbstständigen Gemeinde des Oberamts Leutkirch erhobenes Dorf. 1938 kam es zum Landkreis Wangen Hauerz: Grundherr war einst der Fürst von Waldburg zu Zeil-Wurzach. Hauerz wurde eine selbständige Gemeinde des Oberamts Leutkirch und kam 1938 zum Landkreis Wangen Haidgau, früher auch Heidgau geschrieben, gehörte zur Grafschaft Wolfegg. Erste Erwähnung erfolgte bereits 797 in einer Urkunde des Klosters Sankt Gallen. Bis 1938 war es eine selbstständige Gemeinde im Oberamt Waldsee, danach des Landkreises Ravensburg Seibranz, einst größtenteils dem Fürsten von Waldburg-Zeil zehntpflichtig. Bis 1938 Gemeinde des Oberamts Leutkirch, dann des Landkreises Wangen Unterschwarzach, einst den Grafen von Waldburg-Wolfegg-Waldsee gehöriges kleines Pfarrdorf, bis 1938 Gemeinde des Oberamts Waldsee, danach des Landkreises Biberach Ziegelbach, einst zur Grafschaft Wolfegg gehörig, bis 1938 Gemeinde im Oberamt Waldsee, dann im Landkreis Ravensburg. Siehe hierzu auch Oberamt Waldsee bzw. Leutkirch, jeweils Volltext in Wikisource.
Religionen
Der römisch-katholische Kartäuserorden betreibt in Bad Wurzach mit der Kartause Marienau ein Kloster.
Politik
Gemeinderat
Die Kommunalwahl vom 13. Juni 2004 brachte folgendes Ergebnis:
Städtepartnerschaften
Die Stadt unterhält partnerschaftliche Beziehungen zu:
- Luxeuil-les-Bains in den südlichen Vogesen in Frankreich (seit 1988)
- Wallingford in der englischen Grafschaft Oxfordshire, Großbritannien (seit 2000)
- Popielów in der Woiwodschaft Oppeln in Polen (seit 2000)
- Saint Helier auf der Kanalinsel Jersey (seit 2002)
Wappen
Das Bad Wurzacher Stadtwappen zeigt einen Flusskrebs. Der Sage nach muss dieses damals in der Wurzacher Ach heimische Tier den Bewohnern so gut gefallen haben, dass es als Wappentier übernommen wurde.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Wurzach liegt an der Schwäbischen Bäderstraße und an der Oberschwäbischen Barockstraße, die beide an vielen Sehenswürdigkeiten vorbeiführen. Außerdem führt der Schwarzwald-Schwäbische-Alb-Allgäu-Weg durch die Stadt.
Museen
- Leprosenhaus, ehemaliges Leprosorium, Geburtshaus des Malers Sepp Mahler, Museum zur Geschichte des Hauses und Sepp-Mahler-Galerie.
- Museum für klösterliche Kultur
- Oberschwäbisches Torfmuseum mit Lehrpfad „Auf den Spuren der Torfstecher“
- Torfbahn im Wurzacher Ried: Sonderfahrten mit der Feldbahn (600 mm Spurweite) ab dem Zeiler Torfwerk (direkt an der Bundesstraße 465) zum Torfwerk Haidgau finden an jedem zweiten und vierten Sonntag im Monat statt.
Bauwerke
- Schloss Bad Wurzach, Barocktreppenhaus von 1728. Das Schloss wurde nach der Auflösung des katholischen Priesterseminars ab Anfang des Zweiten Weltkrieges als Kriegsgefangenenlager für französische Offiziere genutzt. Nach der Besetzung der britischen Kanalinseln wurden von dort Zivilisten als Internierte bis zum Kriegsende im Schloss untergebracht. In den ersten Nachkriegsjahren gab es nur wenig Kontakte der ehemaligen Deportierten nach Oberschwaben. 1970 kam die erste Besuchergruppe zum 25. Jahrestag der Befreiung nach Wurzach. Seither gibt es viele Begegnungen, 2002 kam es zu einer Städtepartnerschaft zwischen Saint Helier und Wurzach.[2]
- Kloster „Maria Rosengarten“, Rokoko-Hauskapelle von 1763
- Gottesberg, Wallfahrtskirche von 1709; Heilig-Blut-Reliquie; Reiterprozession „Blutritt“ am zweiten Freitag im Juli.
- Kartause Marienau, einziges Kartäuserkloster im deutschsprachigen Raum. Die Kartause kann nicht besichtigt werden.
Naturdenkmäler
- Das Naturschutzgebiet Wurzacher Ried ist eines der größten noch intakten Hochmoorgebiete Europas. Der Torfabbau wurde 1997 vollständig eingestellt.
- Wachbühl, 791 Meter hoher Aussichts- und Wanderberg
Friedrich-Schiedel-Literaturpreis
Seit 1983 verleiht die Stadt Bad Wurzach alle zwei Jahre den Friedrich-Schiedel-Literaturpreis. Die Veranstaltung findet jeweils im Barocktreppenhaus des Bad Wurzacher Schlosses statt.
Freizeit- und Sportanlagen
- Thermalbad mit neuer Saunalandschaft
- Hallenbad
- Freibad in Hauerz
- Zahlreiche Rundwanderwege im Wurzacher Ried
- Skaterplatz
- Mehrere Sportplätze, darunter auch ein Kunstrasenplatz
Wirtschaft und Infrastruktur
Verkehr
Bad Wurzach liegt an der B 465 (Kirchheim unter Teck - Leutkirch im Allgäu). Die Stadt ist mit einigen Buslinien u. a. mit Bad Waldsee und Leutkirch verbunden und gehört dem Bodensee-Oberschwaben Verkehrsverbund (bodo) an.
Die Bahnlinie Roßberg - Bad Wurzach wurde 1904 als Stichstrecke zur Württembergischen Allgäubahn eröffnet. Nach der Stilllegung 2002 durch die DB Cargo AG kaufte die Stadt Bad Wurzach die Güterverkehrsstrecke am 1. Oktober 2004, um den Betrieb der Roßbergbahn in eigener Regie mit der Connex Cargo Logistics weiterzuführen.
Ansässige Unternehmen
Größter Arbeitgeber ist die Glasfabrik Saint-Gobain Oberland AG. Die Firma (heute ist hier auch der Sitz der Hauptverwaltung Deutschland) wurde 1946 als Oberland Glas GmbH gegründet. Die vier Werke in Deutschland produzieren unter dem Namen der französischen Konzernmutter Saint-Gobain.
Bildungseinrichtungen
Mit dem Gymnasium Salvatorkolleg gibt es eine private Schule, die zum Abitur führt. In städtischer Trägerschaft bestehen eine Realschule, eine Hauptschule mit Werkrealschule, die als Ganztagesschule geführt wird, eine Grund- und Hauptschule, sechs reine Grundschulen und eine Förderschule. Für die jüngsten Einwohner bestehen sechs römisch-katholische und fünf städtische Kindergärten.
Kurbetrieb Bad Wurzach
Der städtische Kurbetrieb Bad Wurzach wurde im Jahr 1948 gegründet und ließ die Stadt schnell zu einem bedeutenden Kurort herangewachsen.
Bad Wurzach gilt als das älteste Moorheilbad Baden-Württembergs, es existiert seit 1936 und ist das Einzige im Allgäu. Seit der Eröffnung des Vitaliums im Jahr 1999 ist Bad Wurzach außerdem Thermalbad. Zu Beginn wurden im Kloster Maria Rosengarten in Bad Wurzach die ersten Moorbäder zur Behandlung chronischer Erkrankungen des Bewegungsapparates angeboten, zunächst nur an Frauen, ein Jahr später auch an Männer. Diese erste Kureinrichtung betrieb der Schwesternorden Arme Schulschwestern. Die Mooranwendungen fanden aufgrund ihrer heilenden Wirkung über die Jahre hinweg immer größere Beliebtheit, so wurden bis 1942 schon 7.000 Moorbäder an 2.800 Gäste abgegeben. Mittlerweile werden jährlich über 20.000 Moorbehandlungen durchgeführt. Aufgrund von Kapazitätsproblemen und steigender Nachfrage nach den Moorbädern wurde 1948 das Kurmittelhaus in der Parkstraße in Bad Wurzach eröffnet.
1950 erhielt die Stadt Wurzach das Prädikat Bad. Dieser Bestandteil des Ortsnamens weist auf das Vorhandensein eines Bades, insbesondere eines Heilbades hin. In Bad Wurzach ist es das Moorheilbad. Als geschütztes Prädikat dürfen in der Bundesrepublik Deutschland nur staatlich anerkannte Heilbäder den Städtebeinamen Bad tragen. 1968 wurde das Kurmittelhaus in der Parkstraße wiederum zu klein, daraufhin wurde das Kurmittelhaus am Reischberg gebaut. 1977 wurde das Moorsanatorium Kurhotel Reischberg eröffnet und konnte 2007 sein 30jähriges Bestehen feiern. Mit dem Bau des Vitaliums, einer Gesundheits- und Wellness-Einrichtung, wurde 1999 das gesamte touristische Gesundheits- und Erholungsangebot erweitert und die Attraktivität des Moorheilbades Bad Wurzach gesteigert. Das Vitalium wurde 2007 im Rahmen von Umbauarbeiten um ein Thermalwasseraußenbecken, eine großzügige Saunalandschaft und ein „Wohlfühlhaus“ für Wellnessanwendungen erweitert. Der städtische Kurbetrieb Bad Wurzach wird als Eigenbetrieb der Stadt Bad Wurzach geführt. Insgesamt besteht er aus dem Gesundheitszentrum mit dem angeschlossenen Wellness-Zentrum Vitalium, dem Kurhotel Moorsanatorium Reischberg, dem Kurhaus am Kurpark, dem Hallen- und Moorfreibad und der Kurverwaltung. Die zentrale Verwaltung des Gesamtbetriebs übernimmt die Kurbetriebsverwaltung.
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Stadt
- Franz Xaver Schnizer (1740–1785), Komponist und Organist
- Clemens Högg (1880–1945), SPD-Politiker, MdL in Bayern
- Carl Joseph Leiprecht (1903–1981), Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart
Personen, die vor Ort wirkten
- Pater Agnellus Schneider (1913-2007), Schriftsteller und Umweltschützer, lebte und arbeitete in Bad Wurzach und kämpfte für den Erhalt des Wurzacher Rieds
Literatur
- Hans-Peter Biege: Italienischer Himmel über der Kur. Bad Wurzach bietet seinen Gästen seit siebzig Jahren das Moor; in: Kult-Bäder und Bäderkultur in Baden-Württemberg, hg. v. W. Niess, S. Lorenz, Filderstadt 2004, ISBN 3-935129-16-5
- Otto und Maria Frisch: Bad Wurzach in alten Ansichtern; Europäische Bibliothek - Zaltbommel / Niederlande MCMLXXVIII; 3 Bände
- R. Schneider, R. Kempter: Bad Wurzach, Geschichte und Denkmäler; 1963
- I.O. Beck: Gottesberg Bad Wurzach, München-Zürich 1989
- August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Leutkirch, 1843 Volltext in Wikisource
Einzelnachweise
- ↑ Statistisches Landesamt Baden-Württemberg: Bevölkerungsstand
- ↑ Oswald Burger: Bad Wurzach im Krieg. Oberschwäbische Historie. In: Südkurier vom 6. November 2008
Weblinks
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