Urua

Urua
Karte der Region um 1900

Urua war ein Königreich der Luba im Südosten der heutigen Demokratischen Republik Kongo.

Es wurde vom 6° südlicher Breite durchschnitten und im Westen vom Luvua (Luapula), dem Oberlauf des Eongo, im Osten vom Tanganjikasee begrenzt. Dieses Reich der Luba soll der Überlieferung nach im 16. Jahrhundert von Ilonga Mbili begründet worden sein.

Es war an flächenmäßiger Ausdehnung etwa Großbritannien gleich und besaß große landschaftliche Schönheiten, dazu eine Fülle von Bodenprodukten, welche die Händler von der Ost- wie von der Westküste anzogen. Elfenbein, Kupfer und Sklaven waren die Hauptausfuhrprodukte.[1] Der Herrscher über die meisten Distrikte von Urua war in den 1870er Jahren ein König namens Kasongo. Berühmt im ganzen südlichen Afrika waren die unterirdischen Wohnungen Uruas, die nach den Angaben des britischen Forschungsreisenden Verney Lovett Cameron, der sich Ende 1875 längere Zeit in Urua aufhielt, zu Mkanna am Lusira (9° südl. Br.) lagen und selbst unter diesem Flusse sich hinzogen. Hoch und trocken, wurden sie von natürlichen Säulen und Bogen aus weißem Stein (Stalaktiten) getragen; kleine Bäche durchrannen sie, und es hatten sich dort viele der Bewohner – Warua genannt – mit ihren Ziegen angesiedelt.

Die Organisation dieses Reiches glich teilweise der des Himareiches in Uganda: Eine regelrechte Hauptstadt existierte nicht, da der König jeweils frei einen neuen Sitz für seinen Hof wählte und dabei in der Gestaltung seines Hauses sich nicht über die der übrigen Bevölkerung erhob.

Ende des 19. Jahrhunderts wurde diese Dynastie durch belgische Truppen vertrieben und Urua in Belgisch-Kongo eingegliedert. Eine Liste der Könige ist dennoch überliefert.

Siehe auch

Literatur

  • Pierre Bertaux (Hrsg.): Afrika. Von der Vorgeschichte bis zu den Staaten der Gegenwart, (= Weltbild Weltgeschichte, Bd. 32, NA der Fischers Weltgeschichte), Augsburg 1998, S. 118ff.
  • Verney Lovett Cameron, Quer durch Afrika, Bd. 2 (deutsch, Leipzig 1877, engl. Across Africa, 1876)
  • Paul Reichard: Bericht über die Reise nach Urua und Katanga; in: Globus 48. Band, 1885, Illustrierte Zeitschrift für Länder- und Völkerkunde mit besonderer Berücksichtigung der Anthropologie und Ethnologie. Begründet von Karl Andree. In Verbindung mit Fachmännern herausgegeben von Dr. Richard Kiepert. Braunschweig, Druck und Verlag von Friedrich Vieweg und Sohn, S.23-26

Einzelnachweise

  1. Joel Tyler Headley: The achievements of Stanley and other African explorers. Comprising all the late and really great achievements won in the exploration of the vast unknown region of equatorial Africa, Philadelphia, Springfield, Mass. 1878, S. 359

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Urua — (Rua, Kassongos Reich), Landschaft im südöstlichen Kongostaat, zwischen 6–11° südl. Br. und 26–29° östl. L., durchflossen vom Lualaba, Lufira und Luapula, stand früher unter dem grausamen Herrscher Kassongo, in seinem größern südlichen Teile dann …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Urua — Caranx ignobilis Carangue à grosse tête …   Wikipédia en Français

  • Uruapan del Progreso — Uruạpan del Progrẹso,   Stadt im Bundesstaat Michoacán, Mexiko, auf der Südabdachung der Cordillera Neovolcánica, 1 610 m über dem Meeresspiegel, 219 500 Einwohner; Volkskunstmuseum; Zentrum eines Agrargebietes, Herstellung von Lackarbeiten;… …   Universal-Lexikon

  • Ibibio (Sprache) — Ibibio (auch Ibibi) Gesprochen in Nigeria Sprecher 5.000.000 Linguistische Klassifikation Niger Kongo Sprachen Volta Kongo Sprachen Benue Kongo Sprachen Cross River Sprachen Delta Cros …   Deutsch Wikipedia

  • Ibibio language — Infobox Language name=Ibibio states=Southern Nigeria region=Akwa Ibom State speakers=1,5 to 2 million familycolor=Niger Congo fam2=Atlantic Congo fam3=Benue Congo fam4=Cross River fam5=Lower Cross fam8=Obolo fam9=Efik iso2=bnt|iso3=ibbIbibio… …   Wikipedia

  • Veney Cameron — Verney Lovett Cameron (* 1. April 1844 in Radipole nahe Weymouth (Dorset); † 27. März 1894 in Soulsbury (Leighton Buzzard)) war ein britischer Afrikaforscher. Der Sohn eines Vikars trat mit 13 Jahren in die englische Marine und verschaffte sich… …   Deutsch Wikipedia

  • Verney Cameron — Verney Lovett Cameron (* 1. April 1844 in Radipole nahe Weymouth (Dorset); † 27. März 1894 in Soulsbury (Leighton Buzzard)) war ein britischer Afrikaforscher. Der Sohn eines Vikars trat mit 13 Jahren in die englische Marine und verschaffte sich… …   Deutsch Wikipedia

  • Calibella — Ouistiti nain Ouistiti nain …   Wikipédia en Français

  • Calibella humilis — Ouistiti nain Ouistiti nain …   Wikipédia en Français

  • Callibella — Ouistiti nain Ouistiti nain …   Wikipédia en Français

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”