Utah Beach

Utah Beach
Der Landungsplan für Utah Beach

Utah Beach war bei der Landung der Alliierten in der Normandie im Zweiten Weltkrieg der Deckname für einen französischen Küstenabschnitt von knapp fünf Kilometern Länge zwischen Pouppeville und La Madeleine am Fuß der Halbinsel Cotentin im Département Manche. Es war der am weitesten westlich gelegene Landungsabschnitt, in dessen Gebiet nach den ersten Planungen keine Landung vorgesehen war. Da die Alliierten jedoch möglichst schnell nach Beginn der Landung einen Tiefwasserhafen benötigten – und Cherbourg an der Nordspitze der Halbinsel am geeignetsten erschien – wurde Utah Beach in den Invasionsplan aufgenommen.

Inhaltsverzeichnis

Planung

Landung am Utah Beach

In der Nacht vor der Landung wurden im Hinterland von Utah Beach Einheiten der 82. und 101. US-Luftlandedivision zur Flankensicherung der Landungsstrände abgesetzt. Die erste Phase der Landung auf Utah Beach umfasste vier Wellen. Mit der ersten Welle sollten in insgesamt 20 Landungsbooten, die mit je einem 30 Mann starken Kampfteam des 8. Infanterieregiments der 4. US-Infanteriedivision besetzt waren, zwei Landeköpfe etabliert werden. Die 10 Boote der rechten Flanke hatten die Aufgabe den Strandabschnitt Tare Green zu nehmen, der genau gegenüber dem starken deutschen Verteidigungsbereich in den Dünen bei Vareville liegen sollte. Die Boote der linken Flanke waren für den Strandabschnitt Uncle Red vorgesehen, der rund 900 m weiter südlich lag.

Die komplette Operation baute auf der ersten Landungswelle auf, die für 6:30 Uhr am Morgen vorgesehen war. Etwa zur gleichen Zeit sollten auch acht mit je vier Schwimmpanzern bestückte Landungsboote auf den Weg geschickt werden.

Die zweite Welle bestand laut Plan aus weiteren 32 Landungsbooten mit Kampfgruppen, Pionieren und Sprengkommandos, die die Unterwasserhindernisse beseitigen sollten.

Nach weiteren 15 Minuten sollte die dritte Welle mit Panzern an Land gehen. Sie wurde unmittelbar von der vierten Welle gefolgt, die aus zwei Pionier-Bataillonen bestand. Ihre Aufgabe war die Säuberung des Strands bis zur Hochwassermarke.

D-Day

Vorbereitung der Landung

Vor Beginn der Landung erfolgte eine massive Bombardierung der deutschen Küstenstellungen durch Schiffsartillerie und Luftangriffe. Um 5:30 Uhr, eine Stunde vor Landungsbeginn, begannen amerikanische und britische Schlachtschiffe, Kreuzer und Zerstörer sowie das niederländische Kanonenboot Soemba mit dem Beschuss der deutschen Küstenbefestigungen und Artilleriestellungen. Zu den Schiffen gehörte unter anderem das Schlachtschiff USS Nevada, das beim japanischen Angriff auf Pearl Harbor schwer beschädigt worden war. Um 6:00 Uhr griffen 269 Mittelstreckenbomber vom Typ B-26 Marauder sieben deutsche Verteidigungsstellungen mit insgesamt 4.404 Bomben an.

Durch den Beschuss von Utah Beach wurden – anders als auf Omaha Beach – viele der deutschen Verteidigungsstellungen zerstört oder schwer beschädigt. Zudem waren viele der überlebenden Verteidiger durch das einstündige Bombardement so stark mitgenommen, dass sie keinen ernsthaften Widerstand leisten konnten.

Zwei Stunden vor dem Beginn der Landung besetzten Einheiten der 4. und der 24. US-Kavallerie-Schwadron die – dem Utah Beach vorgelagerten – Saint-Marcouf-Inseln, auf denen ein deutscher Vorposten vermutet wurde. Entgegen den Erwartungen fanden die Angreifer keine deutschen Truppen vor, erlitten durch Minen jedoch trotzdem einige Verluste. Bis 5:30 Uhr waren die beiden Inseln vollständig in alliierter Hand. Vor Beginn des Angriffs auf die Inseln ging ein Voraustrupp von vier nur mit Messern bewaffneten Männern an Land, um die Landungszonen zu markieren. Diese Männer waren wahrscheinlich die ersten alliierten Soldaten, die am 6. Juni 1944 französischen Boden von See aus betraten.

H-Hour

Kurz vor 6:30 Uhr näherten sich die ersten Sturmtruppen mit 20 Booten dem Südrand von Utah Beach. Als diese noch 250 bis 350 Meter von der Küste entfernt war, wurden auf den Booten Rauchsignale abgefeuert, um den Marineeinheiten zu signalisieren, den Beschuss des Strandes einzustellen. Die 300 Mann des 2. Bataillons des 8. Infanterieregiments erreichten um 6:31 Uhr als erste die Küste, wobei sie die letzten 100 Meter bis zum Strand zu Fuß zurücklegen mussten. Nördlich davon ging kurze Zeit später auch das 1. Bataillon an Land.

Schwimmpanzer rollen an den Strand

Einige Minuten darauf erreichten auch 28 der 32 schwimmfähigen Sherman-DD-Panzer des 70. US-Panzer-Bataillons die Küste und nahmen die verbliebenen deutschen Verteidigungsstellungen unter Beschuss. Die anderen vier Panzer gingen verloren, als ihr Landungsfahrzeug auf eine Mine lief und sank. Die effektive Panzerunterstützung der ersten Landungswelle war ein weiterer bedeutender Unterschied zu der Landung auf Omaha Beach und trug ebenfalls dazu bei, die alliierten Verluste gering zu halten. Anders als am Omaha Beach wurden die Panzer nur drei Kilometer vor der Küste von den Landungsbooten ausgesetzt und kamen mit dem ruhigeren Seegang in Küstennähe problemlos zurecht.

Zu dieser Zeit begannen Pioniere und Spezialeinheiten der Marine, Utah Beach von Minen und Strandhindernissen zu säubern, damit die nachfolgenden Einheiten gefahrlos und ohne Verzögerung landen und ins Landesinnere vorstoßen konnten.

Die erste Welle ging jedoch 1800 Meter südlich des geplanten Landeabschnitts an Land. Dies war die Folge einer starken seitlichen Strömung, die die Landungsboote nach Süden abdrängte. Da die Küstenlinie infolge des vorangegangenen Beschusses von Rauchwolken verdeckt war, fehlten den Besatzungen der Landungsboote Orientierungspunkte für eine Kurskorrektur.

Brigadegeneral Theodore Roosevelt, Jr.

Der falsche Landeort hätte eigentlich zu großer Verwirrung führen können, die aber nicht eintrat. Zwar ließen sich die einzelnen Befehle nicht im Detail ausführen, aber Brigadegeneral Theodore Roosevelt, jr., der stellvertretende Kommandeur der 4. US-Infanteriedivision, hatte die Lage im Griff und ließ die erreichbaren starken deutschen Stellungen angreifen. So konnten die Amerikaner schnell zu den Hauptstraßen im Hinterland vorstoßen und die Deutschen von dort aus attackieren.

Den Soldaten schlug nur relativ wenig Gegenwehr entgegen, so dass die Verluste mit 197 Männern als sehr gering bezeichnet werden konnten. Einige deutsche Artilleriestellungen beschossen die Schiffe auf See, konnten dort aber keine Schäden anrichten. Am Ende des Tages hatten mehr als 20.000 Soldaten mit 1.700 Fahrzeugen am Utah Beach französischen Boden betreten.

Weitere Landungsabschnitte während der Invasion waren Omaha-, Gold-, Juno- und Sword-beach sowie Pointe du Hoc.

Literatur

  • Joseph Balkoski: Utah Beach: The Amphibious Landing and Airborne Operations on D-Day, June 6, 1944, Stackpole Books, 2005, ISBN 0-8117-0144-1
  • Mark R. Henry: D-Day 1944 (2): Utah Beach & U.S. Airborne Landings (Campaign), Motorbooks International, 2004, ISBN 1-84176-365-9
  • James Arnold: Operation Overlord: Utah Beach & the U S Airborne Divisions 6 June 1944: 004 (Order of Battle, 4), Ravelin, 1994, ISBN 1-898994-03-X
  • Anthony Beevor: D-Day – Die Schlacht in der Normandie, C. Bertelsmann, Gütersloh, 2010, ISBN 978-3-570-10007-3.

Weblinks

 Commons: Operation Overlord – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien


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