- Utricularia albocaerulea
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Utricularia albocaerulea Systematik Asteriden Euasteriden I Ordnung: Lippenblütlerartige (Lamiales) Familie: Wasserschlauchgewächse (Lentibulariaceae) Gattung: Wasserschläuche (Utricularia) Art: Utricularia albocaerulea Wissenschaftlicher Name Utricularia albocaerulea Dalzell Utricularia albocaerulea ist eine fleischfressende Pflanzenart aus der Gattung der Wasserschläuche in der Sektion Oligocista. Sie kommt ausschließlich in Indien in den Westghats vor.
Inhaltsverzeichnis
Beschreibung
Utricularia albocaerulea ist eine kleine, vermutlich einjährige, terrestrisch wachsende Art. Sie hat nur wenige fadenförmige Rhizoide, die vom Ansatz der Blütenstandsachse aus wachsen, am Ansatz bis zu 0,5 Millimeter verdickt sind, sich zur Spitze hin auf rund 0,1 Millimeter verjüngen und ein bis zwei Zentimeter lang werden. Es gibt nur wenige, verzweigte Ausläufer. Sie sind kapillar, rund 0,2 Millimeter dick und mehrere Zentimeter lang.
Blätter werden nur wenige gebildet, zumeist während der Blütezeit. Sie entspringen dem Ansatz der Blütenstandsachse sowie den Knoten der Ausläufer und sind gestielt. Die Spreiten sind umgekehrt-eiförmig mit abgerundeter Spitze, dreinervig, bis zu fünf Millimeter lang und rund einen Millimeter breit.
Auch Fallen gibt es nur wenige, sie sitzen an den Ausläufern sowie den Blättern, sind rund und haben einen Durchmesser von rund zwei Millimetern. Die Fallenöffnung weist zum Fallenansatz, unter ihr sitzen zwei einfache Anhängsel.
Blütezeit ist zwischen September und November. Die aufrechte, einzelne Blütenstandsachse ist 8 bis 15 Zentimeter lang, 0,5 bis 1 Millimeter dick, kahl und fadenförmig. An ihr sitzen wenige, den Tragblättern ähnliche Schuppenblätter. Die Tragblätter sind bis zu 1,5 Millimeter lang, spitz zulaufend und breit eiförmig-dreieckig. Die Vorblätter sind wesentlich kürzer, nur rund 0,15 Millimeter breit und ahlenförmig. Der Blütenstand ist eine lockere Traube aus zwei bis fünf duftenden, 0,9 bis 1,5 Zentimeter langen Blüten; der Abstand zwischen ihnen kann bis zu drei Zentimeter betragen. Die Blütenstiele stehen während der Blüte aufrecht, sind schmal geflügelt, fadenförmig und bis zu acht Millimeter lang. Die Kelchblätter sind ungleich gelappt, breit eiförmig, der obere Lappen ist spitz zulaufend, der untere schmaler und am Ende gespalten-elliptisch. Die Kronblätter sind 1,2 bis 1,5 Zentimeter lang, blassblau, die Oberlippe vier Millimeter breit, weiß und oberhalb eines quadratischen Ansatzes annähernd kreisförmig, ihre seitlichen Ränder zurückgebogen und das obere Ende abgerundet. Die Unterlippe ist liegend elliptisch, bis zu 1,5 Zentimeter breit, am Ansatz gabelig verdickt, mit zurückgebogenen seitlichen Rändern und eingekerbtem Ende, der Schlund ist bewimpert. Der ahlenförmige, spitz zulaufende Sporn ist gerade oder schwach aufgebogen, steht zur Unterlippe in einem Winkel von annähernd 90° und ist rund sechs Millimeter lang. Die Staubbeutel sind gebogen und rund einen Millimeter lang, der Griffel ist kurz, die Oberlippe der Narbe halbkreisförmig, die Unterlippe kürzer. Die Pollen sind drei-, vier- oder fünfcolporat, zwischen 20 und 25 Mikrometer lang und 28 bis 33 Mikrometer breit.
Der Fruchtknoten ist eiförmig. Während der Fruchtzeit biegen sich die Blütenstiele herab, die Kelchblätter vergrößern sich nach der Blüte und sind häutig. Die Frucht ist eine rund drei Millimeter lange, breit-elliptische, zusammengedrückte Kapsel mit häutiger Außenhaut und wird von den Kelchblättern vollständig umschlossen; zur Reife öffnet sie sich längs. Die Samen sind eiförmig und 0,3 bis 0,35 Millimeter lang, die Außenhaut weist ein Muster aus länglichen, annähernd drei- bis rechteckigen Zellen auf, deren Abgrenzungen stark erhöht sind.
Verbreitung und Standortbedingungen
Utricularia albocaerulea kommt ausschließlich in den Westghats vor, einer Gebirgslandschaft im Südwesten des indischen Bundesstaates Maharashtra rund 150 Kilometer südöstlich von Mumbai (ehemals Bombay). [1]
Sie besiedelt feuchte Böden und nasse Felsen auf weitläufigen, flachen Plateaus in niedrigen bis mittleren Höhenlagen. Vegetation findet sich dort ausschließlich zur Monsun-Zeit – zumeist Arten der Familien der Poaceae, Cyperaceae und der Gattung Eriocaulon. In der zweiten, nur vier bis sechs Wochen dauernden Hälfte der Monsunzeit bildet Utricularia albocaerulea gemeinsam mit anderen Wasserschläuchen (Utricularia reticulata, Utricularia purpurascens) außerordentlich große Bestände aus, die sich über mehrere Quadratkilometer hinziehen können. Der gesamte Bestand blüht – bis auf einige Nachzügler am Ende der Saison – synchron; aufgrund der Dichte der Bestände stehen dabei 300 bis 600 Blüten pro Quadratmeter gleichzeitig in Blüte. [1]
Während der Monsunzeit herrschen starke Regenfälle, die die roten bis schwarzen, teilweise sehr sauren (pH 4,5–6,0) Laterit-Böden auswaschen, so dass sich keine Nährstoffe ansammeln können, dazu kommen starke Winde und dichte Nebel. Zum Ende der Monsun-Zeit häufen sich heiße und trockene Phasen, auf den Oberflächen der Felsen können Temperaturen bis über 50°C vorkommen. In dieser Zeit stirbt die krautige Vegetation auf den Plateaus vollständig ab. [1]
Systematik
Utricularia albocaerulea wurde 1851 von Nicol Alexander Dalzell erstbeschrieben. Das Art-Epitheton „albocaerulea“ bedeutet übersetzt „weiß-blau“ und verweist auf die Farbe der Blüten. Es existieren weder Synonyme noch infraspezifische Taxa. Sie zählt innerhalb der Wasserschläuche zur Sektion Oligocista. [2]
Utricularia albocaerulea ähnelt stark der ebenfalls in Indien endemischen Utricularia lazulina, zu der Taylor eine enge Verwandtschaft vermutet. Die Arten unterscheiden sich allein in ihrer Samengestalt und der Breite der Unterlippe der Krone. Eng verwandt sind auch die Arten Utricularia purpurascens und Utricularia reticulata [1]. [2]
Kulturgeschichte
Im indischen Volksmund heißt die Pflanze „Sitáchi A'sre“, zu deutsch „Sita's Tränen“. Dies verweist auf ihren legendären Ursprung: Sita, Gemahlin von Rama, wird von einem Dämon entführt. Nachdem Rama sie befreit hat, zeiht er sie unberechtigterweise der Treulosigkeit, ihre Tränen fallen auf das südliche Konkan und verwandeln sich dort in die blühenden Pflanzen. [3]
Nachweise
- Peter Taylor: The Genus Utricularia - A Taxonomic Monograph. London 1989, ISBN 0947643729
Einzelnachweise
- ↑ a b c d N. Hobbhahn, H. Küchmeister, S. Porembski: Pollination Biology of Mass Flowering Terrestrial Utricularia Species (Lentibulariaceae) in the Indian Western Ghats. In: Plant Biology, 2006, 8, S. 791-804
- ↑ a b Peter Taylor: The Genus Utricularia - A Taxonomic Monograph. London 1989, ISBN 0947643729
- ↑ Alexander Kyd Nairne: History of the Konkan, 1894, Reprint 1988 Asian Educational Services, S. 28, ISBN 8120602757
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