VC20

VC20
Commodore VC 20

Der Commodore VIC 20, im deutschsprachigen Raum zur Vermeidung der zweideutigen Aussprache Commodore VC 20 genannt, war der erste Heimcomputer von Commodore. Er besaß in der Grundausstattung 5 KB RAM, wovon 3583 Bytes unter BASIC zur freien Verfügung standen, sowie eine 6502-CPU. Der Name kommt von seinem Videochip, dem VIC, und der Größe seines ROMs, nämlich 20 KB. Im Aussehen glich ihm, mit Ausnahme der Farbgebung, der spätere C64 (sog. Brotkasten-Gehäuse). Als Betriebssystem diente Commodore-BASIC V2.0, das schon vorher in den PET/CBM-Modellen und später auch im C64 zum Einsatz kam.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Firma Commodore hatte den VIC (Video Interface Chip) entwickelt, einen Videochip für Computerterminals und Spielkonsolen, konnte aber keine Abnehmer finden. Gleichzeitig verfügte die Firma über einen Überschuss an 1-KB-RAM-Chips. So ordnete Commodores Präsident Jack Tramiel im April 1980 die Entwicklung eines Computers an, der die Überproduktion auffangen und weniger als 300 US-Dollar kosten sollte. Zuerst sollte er Vixen (Füchsin) heißen, doch dieser Name war im deutschen Sprachraum, Commodores zweitwichtigstem Markt, aufgrund seiner Zweideutigkeit nicht zu vermarkten. Im darauffolgenden Juni kam so der VIC 20 auf den amerikanischen Markt. Zum Ärger von Commodore war auch dieser Name im Deutschen etwas zweideutig, sodass er im deutschen Sprachraum als VC 20 eingeführt wurde, wobei VC oft als Abkürzung für "Volkscomputer" gedeutet wurde. Zuerst wurde er als VIC-1001 in Japan eingeführt. Er war dort der erste Heimcomputer unter 10.000 Yen.

In Europa wurde der VC 20 im Januar 1981 eingeführt. Im Gegensatz zu den für den professionellen Markt gedachten Modellen der Pet- bzw. CBM-Linie wurde der VC 20 nicht von autorisierten Händlern, sondern v. a. von normalen Kaufhäusern, Discount-Ketten und Spielwarengeschäften vertrieben und konkurrierte somit mehr mit den Videospielen aus dieser Zeit.

Trotz seiner eher mageren Hardware-Ausstattung wurde der VC 20 ein voller Erfolg. Er überschritt als erster Computer die Produktionsmarke von 1 Mio. Stück, war 1982 der meistverkaufte Computer und bis zum Produktionsende 1985 wurden über 2,5 Millionen Exemplare hergestellt.

Technische Daten

Screenshot Commodore-VC20-Startbildschirm
  • Prozessor: MOS Technology 6502 mit einer Taktfrequenz von 1,02 MHz (NTSC-Version, USA) oder 1,10 MHz (PAL-Version, Europa)
  • Speicher: 5 KB RAM (davon 3583 Bytes zur freien Verfügung), 20 KB ROM
  • Anschluss an den Antenneneingang eines Fernsehers mittels eines mitgelieferten externen HF-Modulators oder (ohne Modulator) an einen Video-Monitor mit Composite-Anschluss oder einen Fernseher mit SCART-Buchse.
    • Textmodus: 22 × 23 Zeichen, 8 Farben aus 16
    • Grafik:
      • Pseudo-Grafik, zweifarbig, mit 176 × 184 Pixeln über selbstdefinierte Zeichen
      • Pseudo-Multicolor-Grafik über selbstdefinierte Zeichen, mit etwa 88 x 170 Pixeln, wobei die 4 Farben (ähnlich wie beim Commodore 64) aus der Rahmenfarbe, Hintergrundfarbe, der Zeichenfarbe aus dem Farb-RAM und einer Zusatzfarbe bestehen. Die Rahmenfarbe und die Zeichenfarbe aus dem Farb-RAM können aus 8 Farben (ähnlich denen, die beim ZX Spectrum zur Verfügung stehen) gewählt werden. Die anderen 2 Farben werden aus den 16 Multicolor-Farben gewählt.
      • Farben: 8 Standard-Farben + 8 zusätzliche Farben für den Multicolor-Modus. Der VC 20 ist wohl der einzige Computer, der mehr als 8 Farben kennt, dem aber kein einziges Grau zur Verfügung steht.
      • Die genaue Auflösung kann man mittels einiger Tricks in gewissen Grenzen verändern, je nachdem, wieviel man gerade an RAM zur Verfügung hat.
  • Sound: 4 Stimmen mit je 128 möglichen Tönen, davon drei Stimmen mit Rechteckwellen und eine Stimme Weißes Rauschen. Programmierbare Gesamtlautstärke. Die drei Rechteckstimmen haben je unterschiedliche Frequenzumfänge ("Sopran", "Tenor" und "Bass"). Inzwischen ist es möglich, andere Wellenformen mit Hilfe einiger Tricks zu generieren, die vorher als bloße Fehler des VIC-Chips galten.
  • Tastatur mit 66 Tasten (QWERTY), die mehrfach belegt waren.

Beschreibung

Inneres einer 8-KB-Speichererweiterung mit DIP-Schaltern, ca. 10 × 6,5 cm

Der VC 20 hatte einen proprietären Anschluss für Erweiterungssteckmodule (Expansions- oder Modulport), einen Datasette-Port, eine serielle Version des IEEE-488-Busses (CBM-Bus) für Diskettenlaufwerke und Drucker und einen User-Port, der mit entsprechendem Zubehör u. a. als RS-232- oder Centronics-Schnittstelle benutzt werden konnte. Es gab einen Ausgang für Audio und FBAS-Video, ein Signal für die Antennenbuchse (damals der einzige Eingang der meisten Fernsehgeräte) konnte mit einem mitgelieferten externen Modulator erzeugt werden.

Dazu kam ein Anschluss für ein Paar Paddles, einen Lichtgriffel oder einen digitalen Joystick, wie sie auch für Atari-Videospiele und später den C64 üblich waren. Von den 5 KB RAM standen 3,5 KB für BASIC-Programme zur Verfügung. Der Rest war für das Betriebssystem und den Videochip reserviert. Da das BASIC praktisch unverändert vom PET übernommen worden war, bot es keine Befehle, um die neuen Grafik- und Soundfähigkeiten des VC 20 anzusprechen; dies war nur durch direktes Manipulieren der Hardware mittels POKE-Befehlen oder per Maschinensprache möglich.

Als Diskettenlaufwerk stand die speziell für den VC 20 entwickelte VC1540 mit Commodore DOS zur Verfügung, es konnten jedoch später auch die meisten neueren Modelle der VC15xx-Linie angeschlossen werden (VC1541, 1570/71 und VC1581, nicht aber die VC1551). Die VC1540 war nur zum VC 20 kompatibel.

Spiele-Steckmodul für den VC 20 (ca. 5 cm breit und 10 cm lang)

Über den Modulport konnte der Computer mit Steckmodulen aufgerüstet werden. Es gab Speichererweiterungen von 3 KB bis 32 KB, BASIC-Erweiterungen, IEEE-488-Karten und vieles mehr. Mittels einer Erweiterungsbox konnten auch mehrere Steckmodule gleichzeitig angeschlossen werden.

Die Nutzung von Speichererweiterungen war nicht immer ganz einfach, da das RAM je nach Ausstattung in unterschiedlichen Adressräumen organisiert wurde. So liefen manche Programme nur bei einer ganz bestimmten Speichergröße. Deshalb war bei vielen Speichererweiterungen von Drittherstellern die gewünschte RAM-Größe einstellbar. Commodore selbst bot nur Erweiterungen der Größen 3 KB, 8 KB und 16 KB an.

Basic-Programme konnten maximal 24 KB RAM benutzen, weiterer RAM-Speicher wurde vom VC 20 wie das ROM von Erweiterungssteckmodulen interpretiert. So war es möglich, die Daten von Spielesteckmodulen auf Kassette oder Diskette zu speichern und weiterzugeben. Die Kopie wurde dann in den oberen 8-KB-Bereich der 32-KB-Speichererweiterungen geladen.

Während die Besitzer anderer Heimcomputer auf das vergleichsweise ärmliche BASIC herabblickten, dessen Listings durch grafische Symbole, die z. B. Farbwechsel und Cursorpositionierungen symbolisierten, unleserlich und unübersichtlich waren, sorgte die vergleichsweise professionelle Tastatur für Neid. Direkte Konkurrenten des VC 20 in Deutschland waren u. a. der Sinclair ZX81 und dessen größerer „Bruder“ Spectrum.

Spiele

Zwar war der VC 20 als Spiel- und Arbeitscomputer gedacht, aufgrund des kleinen Speichers und der geringen Videoauflösung gewann aber doch der Spielebereich die Oberhand. Es gab aber durchaus auch Finanz- und Kalkulationsprogramme für den Rechner. An kommerzieller Software waren ca. 300 Titel auf Steckmodulen verfügbar (davon nur 40 von Commodore selbst), weitere 500 Titel auf Cassette, dazu kamen noch zahlreiche Veröffentlichungen zum Abtippen in Zeitschriften (Listings). Zum Vergleich: Für den Atari 2600, die meistverkaufte Spielkonsole dieser Zeit, gab es ca. 900 Titel.

Spielmodule (Auszug)

Weitere Hersteller von Modulen waren u. a. CBS, HES, Sierra, Thorn EMI, UMI und Xonox (mit doppelseitigen Enden, mit jeweils einem Spiel an jedem Ende)

Kassettenspiele (Auswahl)

Ein frühes Commodore-Spiel auf Cassette: Luftkampf, etwa 1981

Es wurden nur wenige Spiele direkt von Commodore auf Cassetten für die Datasette angeboten, darunter Car Chase, Vic-Synthesizer und Vic 21 casino style Blackjack. Weitere Spiele von Fremdherstellern waren:

Diskettenspiele

Es gibt zahlreiche Spiele auf Disketten, die wenigsten davon BASIC-Spiele für den unerweiterten VC 20. Die meisten sind in Maschinensprache programmiert und benötigen meist die 3-KB- oder 8-KB-Erweiterung. Eines der umfangreichsten Spiele ist Oldorfs Castle und benötigt insgesamt 32 KB.

Selbst heutzutage werden noch Spiele und vor allem Demos (für Emulatoren) programmiert.

Literatur

  • Norbert Treitz: Besser programmieren mit dem VC 20. Das Buch zum Handbuch; 1983; ISBN 3-544-53001-5
  • Günter O. Hamann: Lerne BASIC mit dem COMMODORE 64 / VC 20. Programmierte Unterweisung; 1984; ISBN 3-88640-016-6
  • John Heilborn, Ran Talbott: VC 20 Anwenderbuch; 1983; ISBN 3-89028-004-8
  • Peter Holmes: Beginner's Assembly Language Programming for the Commodore Vic-20; 1983; ISBN 0-907792-10-3
  • Howard Adler: 101 Programming Tips and Tricks for the Vic-20 and Commodore 64; 1983; ISBN 0-86668-030-6
  • Michael Angerhausen, Rolf Brückmann, Lothar Englisch: VC-20 intern. Betriebssystem und Technik des VC-20; 1985; ISBN 3-89011-002-9
  • Jones, A. J.; Coley, E. A.; Cole, D. G. J.: Mastering the VIC-20. Chichester, UK: Ellis Horwood Ltd. and John Wiley & Sons, Inc. (1983). ISBN 0-471-88892-3
  • Winfried Hofacker: Programme für VC-20. Spiele, Utilities, Erweiterungen. Verlag: W. Hofacker, ISBN 3-921682-94-0
  • Ramon Zamora, Don Inman, Bob Albrecht: BASIC mit dem VC 20 (MT 649). Grafik, Color, Sound, Verlag: Pearson Education Deutsch, ISBN 3-922120-86-5
  • Michael Angerhausen, Paulissen, Axel Riedner, Wolfgang Schellenberger: "VC-20 Tips und Tricks. Eine Fundgrube für den VC-20 Anwender", Verlag: Data Becker, 1985, ISBN 3-89011-003-7
  • Anders Andersson, Arne Kullbjer: Messen, steuern, regeln mit dem VC-20 und Commodore 64, Verlag Hugo Haller, 1984, ISBN 3-924028-03-6

Über die Entwicklung des VC 20

  • Brian Bagnall: On the Edge: the Spectacular Rise and Fall of Commodore. Variant Press, 2005, ISBN 0-9738649-0-7.
  • Boris Kretzinger: Commodore. Skriptorium-Verlag, Morschen 2005, ISBN 3-938199-04-0
  • Tomczyk, Michael: The Home Computer Wars: An Insider's Account of Commodore and Jack Tramiel.(1984) COMPUTE! Publications, Inc. ISBN 0-942386-75-2

Weblinks


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