Vakuumtherapie

Vakuumtherapie
V.A.C.-Verband.jpg

Die Vakuumtherapie (auch Vakuumversiegelung, Vacuum Assisted Closure-Therapy (VAC), Negative pressure wound therapy (NWPT)) zur Wundheilung besteht aus einem Wundverschluss (Okklusion) in Kombination mit einem Abtransportsystem (Vakuum). Durch Ausübung eines Unterdruckes auf die Wunde wird möglicherweise der Wundverschluss erleichtert bzw. beschleunigt.[1]

Inhaltsverzeichnis

Aktives Wirkungsprinzip

Mittels einer Pumpe wird ein kontrollierter, örtlich begrenzter negativer Druck in einer Wunde erzeugt und dadurch der Heilungsprozess in chronischen als auch akuten Wunden beschleunigt. Dies geschieht durch das Absaugen von Wundsekret und der damit einhergehenden Säuberung der Wunde. Ein bestehendes Wundödem wird verkleinert, sowie die Durchblutung in der Wunde gefördert. In weiterer Folge bildet sich Granulationsgewebe, und eine feuchte Wundbehandlung ohne den Stau von Wundexsudat ist gegeben. Der Unterdruck kann kontinuierlich, intermittierend oder konstant sein.

Einsatzgebiete

  • Akute Wunden: Weichteildefekte, infizierte Wunden nach chirurgischem Debridement, Fixierung von Hauttransplantaten.
  • Akute – Subchronische Wunden: Wundkonditionierung, Lymphfisteln, sternale Wundinfektion, Thoraxwandfenster.
  • Chronische Wunden: Dekubitus, Ulcus cruris, chronische Wundheilungsstörungen, Strahlenulkus etc. (vgl. Willy 2005, S. 18f).

Weitere spezielle Anwendungsgebiete sind das Abdominelle Kompartmentsyndrom, septisches Abdomen und die Versorgung enteraler Fisteln.

Kontraindikationen

Im Rahmen der Konsensuskonferenz zur Vakuumtherapie einigten sich die Vertreter der Wundheilungsgesellschaften aus Österreich und Deutschland auf folgende Kontraindikationen.

  • Starke Blutgerinnungsstörungen mit erhöhter Blutungsgefahr,
  • freiliegende Blutgefäße, welche der Gefahr unterliegen durch die Vakuumtherapie geschädigt zu werden. In diesem Zusammenhang kam es im März 2011 zu einer Warnung der FDA nach einer Serie von Todesfällen.[2]
  • nekrotischer Wundgrund,
  • unbehandelte Osteomyelitis,
  • maligner Wundgrund (Willy 2005)
  • Wunden, die sich in der Nähe des Nervus vagus befinden

Bewertung

Da das System geschlossen agiert, kann das System mehrere Tage auf der Wunde bleiben, es entstehen theoretisch zumindest keine täglichen Verbandswechsel. Durch die geschlossene Wundheilungsumgebung soll das das Wundvolumen verringert, überschüssige Flüssigkeit sowie behinderndes Exsudat entfernt und die Granulation gefördert werden. Zudem wird eine Komfortsteigerung für den Patienten (Geruch, Exsudat etc.) angegeben.

Den selteneren Verbandswechseln (je nach Wundzustand) stehen die Leasingkosten des Therapiesystems und der Preis der Verbandstoffe gegenüber. Der Verbandswechsel ist deutlich aufwändiger. Die Pumpen benötigen prinzipiell einen Anschluss an das Stromnetz. Für mobile Patienten werden aber auch Systeme mit Akkubetrieb (z. B. Acti V.A.C.) angeboten, so kann der Betroffene beinahe ungehindert (je nach Lokalisation) seinen täglichen Tätigkeiten und Bedürfnissen nachkommen.

Eine systematische Übersichtsarbeit randomisierter, kontrollierter Studien kommt zu dem Schluss, dass die Vakuumtherapie möglicherweise einen positiven Effekt auf die Wundheilung hat, aber letztlich Belege für Vor- oder Nachteile gegenüber der konventionellen Wundtherapie fehlen. Insbesondere herrschten große Heterogenität und Verzerrungseffekte bei den publizierte Studien. Auffällig sei auch, dass offenbar eine große Zahl an Studien abgebrochen wurde.[1] Zu einem ähnlichen Ergebnis kamen auch ein Cochrane-Review [3] (2008) und eine IQWiG-Beurteilung (2006).[4]

Belege

  1. a b Frank Peinemann; Stefan Sauerland: Vakuumtherapie von Wunden: Systematische Übersicht randomisierter kontrollierter Studien. Dtsch Arztebl Int 2011; 108(22): 381-9
  2. Unterdruck-Wundtherapie: FDA warnt vor tödlichen Risiken. Deutsches Ärzteblatt, Dienstag, 1. März 2011
  3. Ubbink DT, Westerbos SJ, Evans D, Land L, Vermeulen H: Topical negative pressure for treating chronic wounds. Cochrane Database Syst Rev. 2008 Jul 16;(3):CD001898. Review. PMID 18646080
  4. IQWiG-Bericht N04-03: Vakuumversiegelungstherapie von Wunden, 2006

Literatur

  • Willy, Ch.: Die Vakuumtherapie: Grundlagen, Indikationen, Fallbeispiele, praktische Tipps. Anne Lindqvist Verlag, Ulm 2005, ISBN 3000162194
  • Wundauflagen, A. Vasel-Biergans; W. Probst, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH Stuttgart 2003, ISBN 3-8047-2003-X
  • Furniss D., Banwell P.E., Fleischmann W., Surgical Wound Infection: The Role of Topical Negative Pressure Therapy, Oxford Wound Healing Society, 2005

Links

 Commons: Negative pressure wound therapy – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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