Bataillon Tschapajew

Bataillon Tschapajew
Flagge der Interbrigaden

Die Internationalen Brigaden waren von der Komintern rekrutierte und ausgebildete Freiwilligenverbände, die im spanischen Bürgerkrieg auf der Seite der Spanischen Republik mit ihrer gewählten Regierung gegen die von Franco angeführten aufständischen Verbände (nationalspanische Koalition) kämpften.

Inhaltsverzeichnis

Überblick

Denkmal für die deutschen Spanienkämpfer von Fritz Cremer

Die Interbrigaden wurden ab dem 9. Oktober 1936 aufgestellt. An diesem Tag erreichten die ersten 650 Freiwilligen mit dem Dampfer „Ciudad de Barcelona“ den Hafen von Alicante. Die Höchststärke der fünf mit XI. bis XV. bezeichneten Brigaden lag bei 18.000 Mann, welche aber durch die anhaltenden Verluste nie erreicht wurden. Mehr als die Hälfte der insgesamt 40.000 Interbrigadisten kam ums Leben.

Ein Viertel dieser Brigadisten kam aus Frankreich (Bataillon „Commune de Paris“), von welchen 3.000 fielen. Es waren aber auch 5.000 Deutsche (von denen 2.000 fielen, Thälmann-Bataillon, Bataillon Edgar André in der XI. Brigade) und 1.400 Österreicher (Bataillon 12. Februar ), 4.000 Italiener (Garibaldi-Bataillon), 1.500 Kanadier (Mackenzie-Papineau-Bataillon, XV. Brigade), 3.000 US-Amerikaner (Abraham Lincoln Bataillon und Georg Washington Bataillon, XV. Brigade), 800 Schweizer[1] und 1.500 bis 2.000 Tschechoslowaken in den Brigaden vertreten. Auch aus zahlreichen anderen Ländern stießen Freiwillige zu den Internationalen Brigaden, so etwa aus Irland[2] oder sogar eine Gruppe chinesischer Kombattanten.[3]

Mäßig bis schlecht ausgerüstet und zusätzlich durch das Sprachenproblem beschränkt, machen die Interbrigadisten, die sich als Elitetruppen begriffen, viele Unzulänglichkeiten durch Enthusiasmus wett. Bereits am 5. November 1936 griff das 1. Bataillon der Interbrigaden erfolgreich in den Kampf um Madrid ein. Am 3. März 1937 brachten die Interbrigaden dem von Mussolini nach Spanien geschickten Expeditionskorps bei Guadalajara eine vernichtende Niederlage bei.

Zusammensetzung im Sommer 1937

Nummer gegründet Name Bataillone überwiegende nationale Zusammensetzung
XI Oktober 1936 Thälmann 1. Thälmann
2. Edgar André
3. Hans Beimler
4. 12. Februar
deutsch
skandinavisch
österreichisch
XII November 1936 Garibaldi 1. Garibaldi
2.-4. spanisch-italienische Bataillone ohne Namensgebung
italienisch
XIII Dezember1936 Dombrowski 1. Jaroslaw Dombrowski
2. Tschapajew
3. Mathias Rakosi
4. Adam Mickiewicz
polnisch/russisch
bulgarisch
ungarisch
jugoslawisch
XIV Dezember 1936 Marseillaise 1. Commune de Paris
2. Henri Viulemin
3. Henri Barbusse
4. Pierre Brachet
5. 6 de febrero
französisch
XV Juli 1937 Lincoln/Washington 1. Abraham Lincoln
2. George Washington
3. Mackenzie-Papineau
US-amerikanisch
kanadisch
britisch
irisch

Interne Strömungen und „Genossenmord“

Ein dunkles Kapitel der Interbrigaden sind die stalinistischen Säuberungen, an denen die Internationalen Brigaden als Täter wie als Opfer beteiligt waren. Waren die Interbrigaden zu Anfang eine Sammlung von Antifaschisten unterschiedlichster politischer und religiöser Einstellung, wurden sie mit der Zeit durch die materielle und vor allem die ideologische Aufrüstung durch die Sowjetunion zu einem außenpolitischen Werkzeug Stalins. Anfang Mai 1937 begann der Kampf zwischen stalinistisch-kommunistischen Gruppen und Anarchisten um die Vorherrschaft in der Spanischen Republik. Die Stalinisten gingen gegen die sogenannten „Linksabweichler“ (darunter nicht allein Anarchisten, sondern auch Trotzkisten etc.), deren sie habhaft werden konnten, vor und führten Exekutionen durch. Dieses als „Genossenmord“ in die Geschichte des spanischen Bürgerkriegs eingegangene Kapitel wurde bei der von antifaschistischem Heldenpathos geprägten DDR-Darstellung der Interbrigaden verschwiegen, die Erinnerung daran fast vollkommen ausgelöscht. Für den Westen hingegen wurde spätestens seit dem Koreakrieg Diktator Franco ein militärischer und wirtschaftlicher Partner. Das schlug sich auch auf die ohnehin antikommunistisch orientierte offizielle Gedenkpolitik der BRD nieder.

Die Auseinandersetzungen innerhalb der auf republikanischer Seite kämpfenden Gruppen sind vor dem Hintergrund unterschiedlicher Strategien im Kampf gegen den europäischen Faschismus zu sehen. Während die Kommunistische Partei Spaniens und die Sowjetunion auf ein partielles Bündnis auch mit bürgerlichen oder sozialdemokratischen Kräften setzten (Volksfrontpolitik), stand für anarchistische, linkssozialistische und trotzkistische Gruppen eine soziale Revolution im Vordergrund.

Rechtlicher Status

1938 zwangen Briten und Franzosen die spanische Republik, diese Freiwilligenverbände aufzulösen. Die Kämpfer erhielten darum pro forma die spanische Staatsbürgerschaft und wurden in die reguläre spanische Armee aufgenommen.

Flucht und Schicksal der „Spanienkämpfer“

Viele von ihnen, vor allem auch Deutsche und Österreicher, flüchteten vor den Massakern der Franco-Faschisten über die Grenze nach Frankreich. Dort wurden sie in auf die Schnelle bzw. improvisiert eingerichteten Internierungslagern entlang der französischen Mittelmeerküste (u.a. in Saint-Cyprien (Pyrénées-Orientales), Agde und Argelès-sur-Mer) eingewiesen, wo sie zunächst auf dem blanken Erdboden schlafen mussten. Die französischen Behörden stellten sie vor die Wahl, im Internierungslager zu bleiben oder nach Deutschland zurückzukehren. Viele wurden nach der deutschen Besetzung Frankreichs im Juni 1940 gemäß § 19 Waffenstillstandsvereinbarungen über das Durchgangslager Drancy an Deutschland ausgeliefert. Im Deutschen Reich wurden sie in Konzentrationslager, ins KZ Dachau und nach Auschwitz, verbracht, das viele von den roten Spaniern nicht überlebten.

An den in Spanien in Francos Konzentrationslagern internierten Brigadisten wurden ab 1938 – mit nationalsozialistischer Unterstützung – rassenideologisch motivierte medizinische Versuche durchgeführt, die angebliche körperliche und psychische Deformationen, die bei Anhängern des „Marxismus“ vorkämen, erforschen sollten.[4]

Bekannte Persönlichkeiten

Briefmarke zum Gedenken an die Interbrigaden

siehe auch: Kategorie:Person im Spanischen Bürgerkrieg

Lied der Internationalen Brigaden

Wir, im fernen Vaterland geboren, / nahmen nichts als Hass im Herzen mit.
Doch wir haben die Heimat nicht verloren, / uns’re Heimat ist heute vor Madrid.
Doch wir haben die Heimat nicht verloren, / uns’re Heimat ist heute vor Madrid.
Spaniens Brüder steh’n auf der Barrikade. / Uns’re Brüder sind Bauer und Prolet.
Vorwärts, internationale Brigade! Hoch die Fahne der Solidarität!
Vorwärts, internationale Brigade! Hoch die Fahne der Solidarität!
Spaniens Freiheit heißt jetzt uns’re Ehre. / Unser Herz ist international.
Jagt zum Teufel die Fremdenlegionäre, / jagt ins Meer den Banditengeneral.
Jagt zum Teufel die Fremdenlegionäre, / jagt ins Meer den Banditengeneral.
Träumte schon in Madrid sich zur Parade, / doch wir waren schon da, er kam zu spät.
Vorwärts, internationale Brigade! …
Mit Gewehren, Bomben und Granaten / Wird das Ungeziefer ausgebrannt.
Frei das Land von Banditen und Piraten, / Brüder Spaniens, denn euch gehört das Land!
Frei das Land von Banditen und Piraten, / Brüder Spaniens, denn euch gehört das Land!
Dem Faschistengesindel keine Gnade, / keine Gnade dem Hund, der uns verrät!
Vorwärts, internationale Brigade! ...

(Melodie nach Rafael Espinosa und Carlos Palacio, Text von Erich Weinert)

Literatur

Angela Berg: Die internationalen Brigaden im Spanischen Bürgerkrieg 1936-1939. Essen 2005

Hans Landauer, in Zusammenarbeit mit Erich Hackl: Lexikon der österreichischen Spanienkämpfer 1936-1939. Theodor Kramer Gesellschaft; Wien 2003, ISBN 3-901602-18-6

Florian Legner(Hg.): Solidaridad. Deutsche im Spanischen Bürgerkrieg. 2006, ISBN 3966024551

Patrik von zur Mühlen: Spanien war ihre Hoffnung. Die deutsche Linke im Spanischen Bürgerkrieg, 1936 bis 1939. Bonn 1983

Weblinks

Einzelnachweise

  1. "...dass Friede und Glück Europas vom Sieg der spanischen Republik abhängt." Schweizer im Spanischen Bürgerkrieg, Limmat Verlag 1986, ISBN 3857911077
  2. The Irish Times, 24.1.2009 [1]
  3. El Publico, 25/01/2009: [2]
  4. Javier Bandrés, Rafael Llavona: La psicología en los campos de concentración de Franco, in: Psicothema, ISSN 0214-9915, Vol. 8, Nº. 1, 1996 , pags. 1-11.

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