Bataillon der Verlorenen

Bataillon der Verlorenen
Filmdaten
Deutscher Titel Bataillon der Verlorenen
Originaltitel Uomini contro
Produktionsland Italien, Jugoslawien
Originalsprache Italienisch
Erscheinungsjahr 1970
Länge 97 Minuten
Altersfreigabe FSK 16
Stab
Regie Francesco Rosi
Drehbuch Tonino Guerra
Raffaele La Capria
Emilio Lussu
Francesco Rosi
Produktion Marina Cicogna
Luciano Perugia
Francesco Rosi
Musik Piero Piccioni
Kamera Pasqualino de Santis
Schnitt Ruggero Mastroianni
Besetzung

Bataillon der Verlorenen, italienisch Uomini contro, ist ein Antikriegsfilm, der zur Zeit des Ersten Weltkriegs 1916 an der österreichisch-italienischen Gebirgsfront spielt. Der Regisseur und Autor Francesco Rosi ist durch seine sozialkritischen Filme bekannt. Der Film stellt die Vorgänge auf der italienischen Seite dar.

Einem marxistischen Schema folgend (der Film entstand 1970 noch während des Vietnamkriegs und kurz nach "1968") stellen die Generäle die herrschende Klasse dar, die einfachen Soldaten sind sozusagen die Unterklasse, während die Offiziere die intellektuelle Mittelschicht bilden, die anfangs überzeugt den Generälen folgen, dann die Wahrheit über den Krieg erkennen und die Soldaten gegen ihre Generäle anführen wollen, um so dem Wahnsinn ein Ende zu bereiten. Das ist jedoch leichter gesagt als getan, denn, wie Karl Marx feststellte, die Ideen der herrschenden Klasse sind die herrschenden Ideen. Am Schluss haben die Generäle wieder alles unter Kontrolle, gegen die Soldaten wird ein blutiges Strafgericht gehalten, die linksgewendeten Offiziere kommen etwas vornehmer vor ein Kriegsgericht und werden standrechtlich erschossen.

Kritisch kann man dem Film das kautskyanische Revolutionsschema vorhalten, wonach die einfachen Menschen unfähig sind die Verhältnisse zu ändern, sondern Intellektuelle benötigen, die sie aufklären. Im Film scheitern allerdings die Mittelschicht-Offiziere kläglich, gegen die abgefeimten Generäle haben sie keine Chance. Bemerkenswert ist auch, dass die Generäle in Verteidigung ihrer Macht durchaus auch einen dreisten Mut zeigen. In einer Schlüsselszene steigt ein General aus dem Schützengraben, die feindlichen Kugeln pfeifen heran ohne ihn allerdings zu treffen. Nach kurzer Zeit steigt er wieder zurück in den Schützengraben und fragt: "Welcher Soldat will dem mutigen Beispiel seines Generals folgen?" Ein junger Soldat meldet sich. Vergeblich reden die Offiziere auf ihn ein: "Die österreichischen Scharfschützen haben jetzt nachkorrigiert, du bist in Lebensgefahr!" Tatsächlich wird der Soldat nach kurzer Zeit tödlich getroffen. Seine Kameraden stecken dem Sterbenden noch nach antikem Brauch eine Münze zwischen die Zähne, damit er die Überfahrt über den Todesfluss Styx bezahlen kann. Des Weiteren wird die Sinnlosigkeit eines Frontalangriffes gegen Maschinengewehre dargestellt; einige italienische Soldaten werden mit behelfsmäßigen Rüstungen ausgestattet, zu denen der General anmerkte sie sähen wie römische Legionäre aus, und beim Angriff niedergemäht.

Auch als die Soldaten schließlich doch meutern und einige hohe Offiziere töten, stellt sich der General "mutig" vor die Mannschaften, hält eine Rede mit falschen Versprechungen und Lügen und kann so die Lage für die Herrschenden retten. Der Aufstand ist gescheitert, das Strafgericht, die Dezimierung, beginnt.

Insgesamt handelt es sich nicht um einen jener so genannten Antikriegsfilme, die letztlich doch der Faszination des Krieges erliegen. Kritik am Krieg wird mit Gesellschafts- und politischer Kritik verbunden und so der Gefahr begegnet, doch nur einen weiteren spannenden Abenteuerfilm zu bringen.

Inhaltsverzeichnis

Literarische Grundlage

Dem Film liegt der Roman von Emilio Lussu "Un anno sull'Altipiano" (dt. "Ein Jahr auf der Hochebene") zugrunde, der 1938 im Exil in Paris erstmals veröffentlicht wurde. Zwischen der literarischen Grundlage und dem Film existieren neben Übereinstimmungen (z.B. Angriff der gepanzerten Soldaten) auch deutliche Unterschiede, die die politische Aussage des Films verstärken. Im Buch, beispielsweise,

  • steht der General nicht außerhalb des Grabens, sondern im Graben auf einer Unterlage, um besser beobachten zu können. Der es ihm nachmachende Soldat wird nicht getötet, sondern durch einen Brustschuss verwundet und überlebt. Folglich wird dem Soldaten keine Münze zwischen die Zähne gesteckt, sondern der General schenkt ihm eine Silberlira, um seine Tapferkeit zu belohnen.[1]
  • töten die meuternden Soldaten keine hohen Offiziere.
  • wird die Dezimierung nicht von den Generalen, sondern durch den vom Artilleriebeschuss irrsinnig gewordenen Major und Bataillonskommandeur ad hoc aus nichtigem Anlass heraus und damit rechtswidrig angeordnet. Wochen zuvor hatte derselbe Major meuternde Kompanien seines Bataillons auf dieselbe Weise bestrafen wollen und dies förmlich auf dem Dienstwege bei seinen Vorgesetzten beantragt, was ihm jedoch untersagt worden war.[2]
  • findet eine Dezimierung nicht statt. Das Exekutionskommando feuert über die Köpfe der Verurteilten hinweg. Der irrsinnige Major beginnt daraufhin selbst, mit seiner Pistole Soldaten hinzurichten. Nachdem er bereits drei Mann getötet hat, erschießt ihn das Exekutionskommando quasi in Notwehr.[3]

Kritiken

  • Lexikon des internationalen Films: Keine spektakuläre Schlachtenmalerei, vielmehr - an Hand einer authentischen Episode aus dem Ersten Weltkrieg - eine scharfe und parteiliche Analyse der Militärhierarchie als Spiegel gesellschaftlicher Machtverhältnisse, verbunden mit der Aufforderung zur Solidarität der Soldaten gegen die Unmenschlichkeit der Führer. Rosis erste und einzige Großproduktion, die dennoch in ihrer konsequenten moralischen Haltung fast intimen Charakter besitzt.[4]

Literatur

Emilio Lussu, Ein Jahr auf der Hochebene, Wien 2006. Der Titel der italienischen Originalausgabe ist Un anno sull'Altipiano, Paris 1938.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. vgl. Lusso (2006), S. 52ff
  2. vgl. Lusso (2006, S. 212
  3. vgl. Lussu (2006), S. 213f
  4. Bataillon der Verlorenen im Lexikon des Internationalen Films

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