Vance-Owen-Friedensplan

Vance-Owen-Friedensplan

Der Vance-Owen-Plan (auch: Vance-Owen-Friedensplan) war ein Vorschlag zur Beilegung des Bosnienkriegs. Er wurde Anfang Januar 1993 von den beiden Vorsitzenden der Genfer Jugoslawienkonferenz, Cyrus Vance und David Owen vorgelegt. Der Plan hielt formal an der Eigenstaatlichkeit von Bosnien und Herzegowina fest, sah aber einen dezentralisierten Staat vor, in dem die meisten Regierungsfunktionen von zehn weitgehend autonomen Provinzen ausgeübt werden.

Jede der drei Ethnien würde in je drei Provinzen die demographische Mehrheit bilden, während die Hauptstadt Sarajevo den Status eines ethnisch gemischten, entmilitarisierten Bundesdistrikts mit Sitz der Zentralregierung haben sollte. Die Bundeskompetenzen sollten jedoch auf Verteidigung, Äußeres und Handel eingeschränkt werden. Eine Präsidentschaft als höchstes Staatsorgan sollte aus je drei Vertretern der großen Volksgruppen bestehen.

Im Vance-Owen-Plan vorgesehene territoriale Aufteilung. Rot: serbisch, Blau: kroatisch, Grün: bosniakisch

Neben dem Plan der Aufteilung in Provinzen war ein Abkommen über einen gemeinsamen Verfassungsrahmen und ein Friedensabkommen vorgesehen. Da über die Grenzziehung zwischen den Provinzen keine Übereinkunft erzielt werden konnte, strich man diesen Teil des Plans zunächst wieder. Über die anderen Bestandteile des Plans wurde weiter verhandelt. Im April 1993 lehnte jedoch das selbst ernannte Parlament der bosnischen Serben den Plan ab. Diese Ablehnung wurde in einem Referendum am 15./16. Mai von der serbischen Bevölkerung bestätigt. Cyrus Vance gab seine Aufgabe als UNO-Vermittler zurück und wurde von Thorvald Stoltenberg abgelöst. Am 17. Juni 1993 erklärte David Owen den Plan offiziell für gescheitert.

Eine der Folgen des Plans war der Ausbruch der kroatisch-bosniakischen Auseinandersetzungen in Bosnien und Herzegowina, da die Grenzen der Provinzen nicht festgelegt worden waren. Dies führte besonders in Teilen Zentralbosniens, wo eine gemischte bosniakisch-kroatische Bevölkerung lebte, zu schweren Kämpfen und so genannten „ethnischen Säuberungen“.

Literatur

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