Vendôme

Vendôme
Vendôme
Wappen von Vendôme
Vendôme (Frankreich)
Vendôme
Region Centre
Département Loir-et-Cher
Arrondissement Vendôme
Kanton Vendôme-1 und Vendôme-2
Koordinaten 47° 48′ N, 1° 4′ O47.7927777777781.065555555555678Koordinaten: 47° 48′ N, 1° 4′ O
Höhe 78 m (76–141 m)
Fläche 23,89 km²
Einwohner 16.669 (1. Jan. 2008)
Bevölkerungsdichte 698 Einw./km²
Postleitzahl 41100
INSEE-Code

Die Altstadt von Vendôme, von der Promenade de la Montagne bei der Burg aus gesehen

Vendôme ist eine französische Kleinstadt mit 16.669 Einwohnern (Stand 1. Januar 2008) im Département Loir-et-Cher in der Region Centre. Sie liegt am Fluss Loir, der die Altstadt mit zwei Armen umgibt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Vendôme war als Vindocinum eine gallorömische Ansiedelung, die im 10. Jahrhundert Grafschaft wurde. 1035 wurde hier unter dem Grafen Gottfried II. Martel eine Benediktiner-Abtei gegründet. Die vom Grafen aus Konstantinopel mitgebrachten Reliquien, eine Träne Jesu und ein Arm des hl. Georg (seit der Säkularisierung des Klosters im Vatikan), begründeten die Bedeutung Vendômes als Station des Jakobsweges und als religiöses Zentrum, das im Hoch-Mittelalter erheblich zur Entwicklung der Stadt beitrug.

Stadt und Burg waren häufig umkämpft. Im 12. Jahrhundert wurde das Vendômois Austragungsort des Machtkampfes der Plantagenets mit dem französischen Königshaus. Im Jahr 1188 nahm König Philipp II. von Frankreich die Burg Vendôme ein, die aber wenig später von Richard Löwenherz zurückerobert wurde. 1194 besetzte Philipp die Stadt Vendôme erneut und belagerte wiederum die Burg. Mit dem von Löwenherz herbeigeführten Entsatzheer lieferte sich Philipp am 3. Juli des Jahres die Schlacht bei Fréteval (nordöstlich von Vendôme), in der Löwenherz ihn besiegte.

1515 wurde Vendôme von König Franz I. zugunsten Karls von Bourbon zum Herzogtum erhoben und mit der Pairswürde ausgestattet. 1562 wurde Karls Enkel Heinrich von Bourbon, der spätere König Heinrich IV., Herzog von Vendôme. Als Protestant in einem stark katholischen Herzogtum, musste er zusehen, wie sich die Stadt mehr und mehr der Katholischen Liga annäherte. 1589, jetzt als König und Lehnsherr, musste Heinrich Vendôme zurückerobern, wobei mehrere Burgen, darunter die von Vendôme und Lavardin, zerstört wurden. 1598 machte Heinrich IV. seinen Sohn César, zum Herzog von Vendôme. Die Stadt blieb bis 1712 bourbonisches Herzogtum.

Sehenswürdigkeiten

Gotische Abteikirche (Dreifaltigkeitskirche; Eglise de la Trinité)

Westfassade im Flamboyant-Stil
Porte Saint-Georges
Place St-Martin mit dem Turm der ehemaligen Kirche Saint-Martin

Die erste Abteikirche wurde von den Mönchen des Klosters Marmoutiers erbaut und im Jahr 1040 geweiht. 1063 erfolgte der Anschluss der Abtei an Rom; ihr Abt erhielt die Kardinalswürde. Von dem Bauwerk aus dem 11. Jahrhundert, das schon dieselben Ausmaßen wie die heutige Kirche hatte, sind noch das romanische Querschiff und die vier Pfeiler der Vierung erhalten.

Am Ende des 13. Jahrhunderts, in der Blütezeit der Abtei, wurde die Apsis hochgotisch erneuert, und Mitte des 14. Jahrhunderts wurden die beiden östlichen Joche des Hauptschiffes errichtet. Nach einer langen Unterbrechung durch den Hundertjährigen Krieg kamen die Arbeiten wieder in Gang, und 1492 waren das dritte und vierte Joch fertiggestellt. Die übrigen entstanden Anfang des 16. Jahrhunderts zusammen mit der grandiosen Eingangsfront im Flamboyant-Stil.

Aufgrund der langen Bauzeit sind heute im Kirchenschiff mehrere unterschiedliche Baustil „versammelt“, was am Wechsel in der Gestaltung der Pfeiler und am Wandel der Profilarten und Ornamente abzulesen ist.

Hinsichtlich der Ausstattung sind die vier farbig gefassten romanischen Vierungssäulen zu beachten. Auch die Glasmalereien aus dem 16. Jahrhundert gehören zu den Besonderheiten des Kirchenbauwerkes. Das Chorgestühl, ebenfalls aus dem 16. Jahrhundert, ist geschmückt mit Grotesken, Tierfiguren und Szenen von den im Jahreslauf anfallenden Arbeiten.

Außen kontrastiert der romanische Glockenturm aus dem 12. Jahrhundert zur Flammenzier des Maßwerks an der Westfassade. Das Abteigebäuden auf der Südseite der Kirche beherbergte lange ein Kavallerieregiment. Vom Kreuzgang des 14. Jahrhunderts blieb der Südflügel erhalten. Ein Teil der ehemaligen Klostergebäude wird heute als Museum genutzt; ausgestellt sind Wandmalereien aus dem Loirtal sowie regionale religiöse Kunst aus dem Mittelalter und der Renaissance.

Porte Saint-Georges

Die Porte Saint-Georges aus dem 14. Jahrhundert ist mit ihren dicken Flankierungstürmen und der Renaissance-Zier aus dem 16. Jahrhundert ein markantes Relikt der ehemaligen Stadtbefestigung. In Revolutionszeiten musste der Durchgang verbreitert werden, damit Napoleons Truppen mit ihrem Kriegsgerät durchmarschieren konnten.

Stadtzentrum

Im Zentrum um Place St-Martin herum fällt zuerst der einzeln stehende Turm auf dem Platz selbst auf. Er gehörte zur 1857 abgerissenen Renaissance-Kirche Saint-Martin und blieb alleine übrig. Einen mindestens ebenso eleganten Turm hat die Kirche La Madeleine von 1474, die ein hölzernes Tonnengewölbe vorweisen kann. Unterkunft fanden die Pilger auf dem Weg nach Santiago de Compostela in einem Hospiz, zu dem die Kapelle Saint-Jacques aus dem 15. Jahrhundert gehörte.

Das benachbarte ehemalige Oratorianerkolleg aus dem 17./18. Jahrhundert (heute Rathaus) ist bekannt für seinen berühmten Zögling Honore de Balzac, der 1807, als achtjähriger, unter die Fuchtel dieser Gemeinschaft geriet. Die für ihn trostlose, bis 1813 währende Zeit hat der Dichter in seinem Roman „Louis Lambert“ verarbeitet.

Söhne und Töchter der Stadt

Städtepartnerschaft

Vendôme steht in einer Städtepartnerschaft zu Gevelsberg.

Literatur

  • Wilfried Hansmann: Das Tal der Loire. Schlösser, Kirchen und Städte im «Garten Frankreichs». 2. Auflage. DuMont, Köln 2000, ISBN 3-7701-3555-5, S. 247–251 (online).
  • Schlösser und Städte der Loire. Valoire-Estel, Florenz 2006, ISBN 88-476-1863-0, S. 108.
  • Schlösser an der Loire. Der grüne Reiseführer. Michelin Reise-Verlag, Landau-Mörlheim 1997, ISBN 2-06-711591-X, S. 318.
  • Meyers Enzyklopädisches Lexikon; Bibliographisches Institut, Lexikonverlag, Mannheim/Wien/Zürich 1975, Band 24, S. 397.

Weblinks

 Commons: Vendôme – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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