Kloster Marmoutier (Tours)

Kloster Marmoutier (Tours)
Marmoutier

Das Kloster Marmoutier über der Loire bei Tours ist der Klostertradition nach vom hl. Bischof Martin von Tours 372/375 gegründet worden, also kurz nachdem er 371 Bischof wurde. Zuvor hatte er sich in die dortigen Höhlen als Einsiedler zurückgezogen, worauf sich um ihn ein Schülerkreis gebildet hatte.

Um 420 stirbt in der Abtei der Mönch Sulpicius Severus, der der Nachwelt unter anderem eine Auseinandersetzung zwischen dem hl. Martin und dem Bischof Brictius von Tours, der vom hl. Martin im Kloster aufgezogen worden ist und in der Gemeinschaft der Mönche gelebt hatte, berichtet. Nachdem Brictius nämlich zum Priester geweiht worden war, achtete er als Teil des weltlichen Klerus von Tours die mönchische Lebensweise nicht mehr, woran der hl. Martin als Bischof heftige Kritik übte. Dennoch wurde er nach dem Tod des hl. Martin 397 sein Nachfolger als Bischof und erbaute zu Ehren des hl. Martin vor den Toren von Tours die erste Kirche.

852 wird Robert IV. der Tapfere († 866), Graf von Paris, Laienabt des Klosters.

853 wurde das Kloster durch die Normannen verwüstet.

860 konnten sich die Kanoniker des Hl. Martin von Tours in Marmoutier etablieren. Sie wurden aber 982 von Mönchen aus Cluny unter dem Abt Mayeul ersetzt.

996 wird Graf Odo I. von Chartres und Tours in der Abtei begraben, der das Kloster Mitte der 980er-Jahre in den cluniazensischen Verband entlassen hatte.

Um 1044 trat Gaunilo, ehedem Graf von Montigni, nach mehreren Unglücksfällen bei Fehden in das Kloster Marmoutier ein, nachdem er Frau und Kinder verlassen hatte. Er führte mit Anselm von Canterbury eine schriftliche Auseinandersetzung um dessen Gottesbeweis.

Im Jahre 1096 erhielt das Kloster eine neue Kirche, ein Heiligtum und weitere Klostergebäude wurden bis 1312 errichtet. Während der Französischen Revolution wurden die Gebäude als Militärhospital genutzt, danach begann man, das Kloster systematisch zu demontieren. Von den ursprünglichen Gebäuden sind nur noch das Portal mit dem Bischofsstab, das Haus des Priors und die Ringmauer erhalten. Hügelwärts, im Westen der Ringmauer, sieht man ein großes Portal aus dem 18. Jahrhundert, direkt in der Achse der Eingangshalle der Kirche.

Die Kapelle der Siebenschläfer ist eine Grotte im Hügel, im Westen des Glockenturmes. Hier waren die sieben Jünger des heiligen Martin, die alle am gleichen Tag gestorben sein sollen, begraben. Die Gräber wurden aus dem Fels geschlagen, 1562 wurden sie zerstört; heute sind sie leer.

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Kloster Marmoutier — Als Kloster Marmoutier bezeichnen sich folgende Klöster: das Kloster Marmoutier im Elsass das Kloster Marmoutier bei Tours Diese Seite ist eine Begriffsklärung zur Unterscheidung mehrerer mit demselben Wort bezeichneter Begriffe …   Deutsch Wikipedia

  • Marmoutier (Begriffsklärung) — Marmoutier ist der Name der elsässischen Gemeinde Marmoutier des Kantons Marmoutier im Elsass eines Klosters in der Gemeinde Marmoutier, siehe Kloster Marmoutier (Elsass) eines vom hl. Martin gegründeten Klosters bei Tours, siehe Kloster… …   Deutsch Wikipedia

  • Klöster — Ein Kloster ist eine Anlage, in der Menschen (meist Mönche oder Nonnen) in einer auf die Ausübung ihrer Religion konzentrierten Lebensweise zusammenleben. Die Klosteranlage besteht in der Regel aus Kult , Wohn und Wirtschaftsgebäuden und… …   Deutsch Wikipedia

  • Kloster — Ein Kloster ist eine Anlage, in der Menschen (meist Mönche oder Nonnen) in einer auf die Ausübung ihrer Religion konzentrierten Lebensweise zusammenleben (Vita communis). Die Klosteranlage besteht in der Regel aus Kult , Wohn und… …   Deutsch Wikipedia

  • Kloster Moutier-Grandval — Das Kloster Moutier Grandval (deutsch: Münster Granfelden) ist eine ehemalige Benediktinerabtei in Moutier im Berner Jura, Schweiz. Um 630 drangen einige Boten von Columban in die Wildnis des Grand Val vor, liessen sich hier nieder und begannen… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Klöster (chronologisch) — Folgende Liste der Klöster stellt einen Beitrag zur Klostergeschichte dar und ist in der Entstehungsphase. Daher bittet der Ersteller um Mithilfe nach vorgegebenem Schema (Datum, Kloster/Abtei, in Klammern: Orden, Diözese, Region/Land, Gründer,… …   Deutsch Wikipedia

  • St. Martin von Tours — Ikone des Hl. Martin im Kloster der Muttergottes und des Hl. Martin in Cantauque, Frankreich. Martin von Tours (Lateinisch Martinus, * um 316/317 in Sabaria, römische Provinz Pannonien, heute Szombathely, Ungarn; † 8. Nove …   Deutsch Wikipedia

  • Tours — Tours …   Deutsch Wikipedia

  • Saint-Martin de Tours — Am Ende der Straße die Tour de Charlesmagne, Rest der zerstörten Basilika …   Deutsch Wikipedia

  • Martin von Tours — Der Heilige Martin am Basler Münster. Martin von Tours (Lateinisch Martinus, * um 316/317 in Savaria, römische Provinz Pannonien, heute Szombathely, Ungarn; † 8. November 397 in Candes bei …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”