- Verbalmagie
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So genannte Wortzauber umfassen alle magischen Praktiken, die eine magische Wirkkraft von gedachten und gesprochenen Worten annehmen. Konkrete Formen können der Namenszauber, oder bestimmte Aspekte des Segens oder Fluchs sein; implizite Formen lassen sich im Gedankenzauber finden.
Die Annahme von der Wirkkraft von Worten beruht auf der Vorstellung, dass ein Wort mit dem entsprechenden Gegenstand partizipiere. Das heißt, Worte werden als wesensidentisch mit dem Objekt gedacht, das beeinflusst werden soll bzw. zumindest stellt das Wort ein materiales Attribut des Gegenstandes dar. Jemand, der die Worte verwendete, konnte so angeblich einen Einfluss auf die dazugehörigen Objekte und Personen nehmen.
Eine damit parallel laufende Form der magischen Wortvorstellung ist, dass die Rezitation eines Wortes einen Zauber unterstützt, indem man etwa große Götter anruft, ohne dass der Gott selbst Opfer des Zaubers ist.
Den populärsten Fall von Wortzauber stellen die Zaubersprüche dar; aber auch jedes andere Ritual, das Gesang und Namensnennungen verwendet, bedient sich des Wortzaubers.
Wortzauber besitzen eine gewisse Wesensüberschneidung zu dem allgemeinen Prinzip des Analogiezaubers. Fälle von Verbalanalogie sind z.B. Praktiken, die Regen aufgrund des Erzählens eines Mythos, der eine dazu passende Geschichte thematisiert, herbeiführen sollen.
Literatur
Müller, Klaus E.: Wortzauber. Eine Ethnologie der Eloquenz, Lembeck 2001, ISBN 3-87476-380-3
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