Zauberin

Zauberin

Als Zauberer oder Magier werden Menschen bezeichnet, deren Fähigkeiten aus der Perspektive des Beobachters nicht in Einklang mit dessen bisheriger Interpretation der Umwelt stehen und sich von ihm auch nicht religiös deuten lassen.

Zauberer

Inhaltsverzeichnis

Ursprung des Begriffs Zauberer/zaubern

Der Begriff „zaubern“ stammt von dem mittelhochdeutschen zouber, dem althochdeutschen zaubar und wohl dem mittelniederländischen tover für „Zauberei“ ab, was sich vermutlich von dem altenglischen/altsächsischen Wort teafor für "rote Farbe, Ocker, Rötel" ableitet, die für das Schreiben von Runen verwendet wurde. Da der Begriff „Runen“ etwa „geheimes Wissen“ bedeutet, ist ein Zauberer daher ein „Wissender“. In früheren Kulturen unterschied man bei der Wahrnehmung der Umwelt nicht zwischen profanem und spirituellen, sondern interpretierte alles magisch, so dass einem Wissenden stets auch magisches Wissen beigemessen wurde. Die Bedeutung des Begriffs „Zauberer“ als „Wissender“ ist identisch mit der bei den persischen Magiern, dem lateinischen vates, den keltischen Druiden (Drui), den Derwischen und den englischen wizards und witches. Auch der altägyptische Gott Toth war gleichermaßen für Schrift, Wissenschaft und Magie zuständig. Zauberer waren also ursprünglich Wissenschaftler und Intellektuelle. Während die Begriffe „Zauberer“, „zaubern“ und „Zauberkunst” auch für Zauberei im magischen Sinne stehen, verwendet man die Bezeichnung Zauberkünstler ausschließlich für täuschende Unterhaltungskünstler.

Verhältnis von Zauberern zu religiösen Wundertätern (abwertender Zaubererbegriff)

Zauberer und Riese

Den meisten Religionen sind Berichte von Wundern und wundertätigen Menschen zu eigen; auch werden alltägliche Geschehnisse wie Glück, Genesung von Krankheiten usw. oft der Religion zugeschrieben. Beanspruchen Menschen Heilerfolge etc. für sich, ohne dabei im Namen der herrschenden Religion aufzutreten, werden deren Fähigkeiten in vielen Kulturen nicht als religiös, sondern als etwas anderes, eben Zauberei interpretiert. Bereits im Codex Hammurabi wurde Zauberei verboten, woraus folgt, dass Zauberei etwas von der Religion verschiedenes war. Auch in der ägyptischen Mythologie wurde zwischen Religion und Zauberei unterschieden, wobei Priester jedoch durchaus gleichzeitig auch Zauberer sein konnten wie etwa Imhothep.

Im religiös toleranten Rom wurden die Dienste keltischer Seher bis ins vierte Jahrhundert akzeptiert, bis schließlich eine staatliche Verfolgung gegenüber allem einsetzte, was der Staatsreligion widersprach. Die römische Kirche übernahm dieses Konzept, diskreditierte andere Religionen als Aberglaube und Zauberei. Insbesondere bei der Christianisierung der keltischen Gebiete wurden zwar vorgefundene Strukturen übernommen, jedoch in christliche umdefiniert und die druidischen Wurzeln verbrämt. So machte die christianisierte Geschichtsschreibung aus dem Druiden Myrddin den heidnischen Zauberer Merlin, der sich nur scheinbar dem Christentum unterordnete. Aus den bei den Kelten selbstverständlichen Druidinnen wurden Hexen.

Die unterschiedliche Bewertung ähnlicher Sachverhalte wird besonders deutlich beim biblischen Wettstreit zwischen Simon Magus und Petrus, von denen identische Taten berichtet werden. In christlich geprägten Kulturen sind Hellseher, Astrologen und Geisterbeschwörer stark verbreitet, was in der Bevölkerung oft nicht als unüberwindlicher Widerspruch empfunden wird. Dennoch wird die Bezeichnung „Zauberer“ in diesem Zusammenhang stets abwertend verwendet, zumal die Bibel Zauberei verbietet (Exodus 22,17 Denn die Zauberer sollst du nicht am Leben lassen.). Der Gott der Bibel beansprucht als Schöpfer alleinige Macht über alles Übernatürliche. Er beruft durch seinen (Heiligen) Geist Menschen mit übernatürlichen Gaben (im Neuen Testament oft: Geistesgaben). Alle anderen übernatürlichen Gaben und Fähigkeiten werden abgelehnt.

Naturwissenschaftler mit teilweise christlicher Prägung und Techniker wie Albertus Magnus, Nostradamus oder Gutenberg wurden von ihrer unverständigen Umwelt häufig der Zauberei verdächtigt.

Mit Beginn der Neuzeit setzte die Hexenverfolgung ein. Nicht zuletzt deshalb sind in den Märchen Hexen und Zauberer meist auf der Seite des Bösen zu finden (z.B. bei Hänsel und Gretel).

Verhältnis von Zauberern zur Politik („Hofmagier“)

In vielen Kulturen haben sich Machthaber auf Druiden, Medizinmänner und Schamanen gestützt, um ihren Machtanspruch religiös zu festigen. Druiden waren daneben auch als Kundschafter und Berater tätig und ersannen Kriegslisten wie das Einnebeln von Kampfplätzen durch Verbrennung von Eschenholz. Auch nach Christianisierung der ehemals keltischen Gebiete fuhren viele Fürsten zweigleisig, indem sie die Heilkünste, Horoskope und Prophezeiungen der Druiden in Anspruch nahmen. Da die Druiden sehr gelehrt waren, die schönen Künste wie etwa Musik pflegten und im Volk nach wie vor Ansehen genossen, vermittelten sie nunmehr als Barden ihrem jeweiligen Mäzen hohen Status. Selbst Karl der Große hielt sich einen Hofastrologen, obwohl er konform mit der Kirche seinen Untertanen Astrologie verbot. Das französische Synonym für Zauberer, enchanteur (english: enchanter), erinnert an deren kulturelle Funktion. Prominentestes Beispiel für einen Zauberer als politische Integrationsfigur ist Merlin, dessen Mythos im 12. Jahrhundert in der Artussage dazu benutzt wurde, um den Inhaber des walisischen Drachenthrons zu legitimieren und der Nation eine identitätsstiftende Nationalgeschichte zu bieten.

Bis ins 17. Jahrhundert erwarteten Adelige auch von christlichen Wissenschaftlern Zukunftsvorhersagen etwa mittels der an sich unchristlichen Astrologie. In den letzten Jahrhunderten bewegten sich einzelne Zauberer im Dunstkreis der Macht wie Cagliostro, Rasputin und Hanussen. Noch im 20. Jahrhundert versprachen sich Staatslenker westlicher Nationen etwa von Astrologen taktisch verwertbare Informationen.

Verhältnis von Zauberern im magischen Sinn zu Täuschungskünstlern

Da Zauberern und insbesondere religiös akzeptierten Wundertätern sowie Priestern eine hohe soziale Stellung zuteil wird, ist die Versuchung naheliegend, sich diesen Status durch Täuschungsmanöver zu erschleichen. Antike Tempelmagier, Fakire und Hellseher arbeiteten oft mit Tricks oder nutzten ihren Wissensvorsprung über Naturgesetze. Der berühmteste Scharlatan war „Graf“ Cagliostro. Um der Hexenverfolgung mit Aufklärung zu begegnen, verfasste Reginald Scot 1584 A Discovery of Witchcraft, das erstmals die Tricks der Gaukler offen legte, um wenigstens diese zu schützen. Unterhaltsam auftretende Zauberkünstler, die bis ins 19. Jahrhundert durchaus offen ließen, welcher Natur ihre Fähigkeiten waren, fühlten sich traditionell zur Enthüllung ihrer Meinung nach betrügerischer Wundermenschen herausgefordert: An dem viktorianischen Geisterbeschwörer Daniel Dunglas Home rieben sich die prominenten Illusionisten John Henry Anderson und John Nevil Maskelyne. Starzauberkünstler Harry Houdini machte die Enttarnung von betrügerischen Spiritisten zu seiner Lebensaufgabe. Auch Fredo Marvelli demaskierte mit Vorliebe falsche Hellseher. New Age-Magier Uri Geller sieht sich seit über drei Jahrzehnten mit dem Illusionisten James Randi konfrontiert, der die Existenz echter Zauberer bezweifelt und zum Begründer der Skeptiker-Bewegung wurde. Manchen getarnten Zauberkünstlern gelang es, in Laborversuchen Parapsychologen von ihren zauberischen Fähigkeiten zu überzeugen, siehe Projekt Alpha. Zu den klassischen Streitfragen unter den Zauberkünstlern gehört die Diskussion, inwieweit es ethisch vertretbar ist, zu Unterhaltungszwecken als echter Gedankenleser oder Hellseher zu posieren (Mentalisten) und hierdurch irreführende Referenzen für insoweit Aufgeschlossene zu schaffen.

Zaubersprüche

Während praktisch in allen Kulturen magische Beschwörungsformeln praktiziert wurden, spielte bei den Kelten das gesprochene Wort eines Druiden eine besonders gewichtige Rolle. So konnten Druiden auf einem Kampfplatz eine drohende Schlacht durch ein entsprechend autoritäres Wort verbieten. Flüche von Druiden waren eine sehr ernstzunehmende Strafe, und die Verbannung vom gemeinsamen Opfer (dem Vorläufer der Exkommunikation) das Ende der jeweiligen gesellschaftlichen Existenz. Der geheimnisvolle Nimbus der druidischen Verbalmagie rührte auch von dem Umstand her, dass die Druiden keinerlei Schrift verwendeten, es sich also um Geheimwissen handelte. (Die Druiden selbst benutzten auch nicht etwa Runen, was nicht ausschließt, dass diese „für den Privatgebrauch“ für magische Zwecke benutzt wurden.) Wie Tacitus schreibt, verfehlten die eindrucksvollen Verfluchungen des Gegners vor Schlachten durch furiose Druidinnen nicht ihre einschüchternde Wirkung.

Siehe auch: Merseburger Zaubersprüche

Zauberpraktiken

Tracht des Zauberers beim bolivianischen Tanz Tobas

Von Zauberern wurde stets die Erfüllung primärer Bedürfnisse verlangt wie Heilung von Krankheiten, Vorhersage und Beeinflussung des Wetters, Prophezeiungen aller Art und Begünstigung in jeder Lebenslage. Hierzu war oft ein Opfer erforderlich. Neben ihren magischen Fähigkeiten betätigten sich Zauberer aller Kulturen als Ratgeber, Lehrer, Richter, Wissenschaftler und Künstler. Viele Praktiken waren Zauberern vorbehalten, setzten etwa eine abgeschlossene Druidenausbildung voraus, während andere Praktiken wie die Verwendung von Amuletten und ähnlichem auch von Laien durchgeführt werden konnten.


Rolle der Zauberer in Literatur und Film

Während Zauberer in der christlichen Geschichtsschreibung stets negativ bewertet wurden und ihnen dementsprechend in den Märchen meist die Rolle des bösen Zauberers zugewiesen wurde, erfuhren die europäischen Zauberer-Sagen in der Epoche der Romantik eine positive Beachtung. Insbesondere am Zauberer-Archetyp Merlin zeigte die Literatur großes Interesse. Die beliebte Figur dieses meist als weißbärtig dargestellten Zauberers, der als weiser Lehrer den Waisenjungen Artus auf seine Mission als Auserwählter vorbereitet, kehrt in den populären Geschichten unserer Tage wieder in Form der meist nordischen Zauberer Gandalf, Miraculix und Albus Dumbledore. Literarische Zauberer sind meistens gebildet und technikverständig, zeichnen sich jedoch wie die Druiden durch ein hohes Maß an Naturverbundenheit aus. Sie stehen in einem fundamentalen Widerspruch zur aufgeklärten und technologisierten Welt, der in den Menschen eine verloren gegangene Sehnsucht nach Spiritualität und Übersinnlichem anspricht. Insbesondere mit dem Aufkommen der Fantasy-Literatur im 20. Jahrhundert hat sich das negativ geprägte Verhältnis zu Zauberern nahezu umgekehrt. Gandalf und Miraculix als Vertreter der (guten) „weißen“ Magie sind freundliche ältere Herren. Die Ausübung der Magie wird in der Fantasy oft an eine mengenmäßig begrenzte Energie (z.B. Mana) geknüpft. In Rollenspielen sind die Magier eine beliebte Charakterklasse.

Zauberer im Sinne von Täuschungskünstlern

Umgangssprachlich werden seit dem 18. Jahrhundert auch Zauberkünstler, Illusionisten, und Taschenspieler als Zauberer oder Magier bezeichnet, siehe jeweils dort. Zauberkunst in diesem Sinn ist die Kunst, Illusionen entstehen zu lassen, die durch Tricks und Kommunikation mit dem Betrachter zustande kommen.

Berühmte Zauberer

Merlin
Kirke

Zauberer in Sagen und Überlieferungen

Historische Zauberer (Personen, die von vielen als echte Zauberer betrachtet wurden bzw. werden)

Zauberer in klassischer Literatur

Fiktive Zauberer des 20. Jahrhunderts

Literatur

Literatur (historische Zauberer)

  • Jochen Zmeck: Wunderwelt Magie (1966)
  • Nicolai Tolstoy: Auf der Suche nach Merlin - Mythos und geschichtliche Wahrheit (1985)
  • Lásló Kákosy: Zauberei im alten Ägypten (1989)
  • Richard Kickhefer: Magie im Mittelalter (1992)
  • Baigent, Michael/Leigh, Richard: Verschlusssache Magie (1997)
  • Marie Theres Fögen: Die Enteignung der Wahrsager – Studien zum kaiserlichen Wissensmonopol in der Spätantike (1997)


Siehe auch

Weblinks


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